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Alt 11.09.2003, 11:52
Gast
 
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Standard Was kann ich für meine Mutter tun?

Hallo,

seit Monaten schon lese ich im Forum alle möglichen Seiten, aber jetzt muss ich auch mal schreiben. Leider schon auf der Seite für die Hinterbliebenen (auch kein schönes Wort, oder), weil mein Papa letzte Woche an seinem Lungenkrebs gestorben ist. Ja, es ging sehr schnell zum Schluß, ja, wir sind froh, dass er nicht lange leiden musste und doch ist es schlimmer als ich gefürchtet hatte. Trotz der 14 Monate Vorbereitungszeit (wir wussten seit letztem Sommer darum) haut es einem die Beine weg.

Wie Euch auch allen, sorge ich mich sehr um meine Mutter. Sie ist nicht gesund und kann sich schlecht bewegen wegen einem Rückenleiden. Jetzt ohne Auto ist sie ganz eingeschränkt. Meine Eltern waren 42 Jahre verheiratet, ein ganzes Leben. Ich wohne zwar nur 5 Kilometer von zu Hause, aber trotzdem werde ich ab nächste Woche, wenn die Schule wieder losgeht, nicht jeden Tag für längere Zeit hinfahren können. Meinen Brüdern geht es genauso, da sie auch noch weiter weg wohnen. Meine Mutter weiß das alles und sagt ja auch, sie muss da alleine durch. Das ist sicher richtig, das riesige Loch kann keiner von uns oder auch Freunde nicht, stopfen. Alle gehen irgendwann wieder in ihr zu Hause zurück und meine Mutter bleibt alleine in der Wohnung mit den ganzen Erinnerungen. Die Anziehsachen von meinem Vater haben wir schon weggeräumt in seinen Schrank, damit sie sie wenigstens nicht jeden Tag mehrfach sieht, aber wirklich helfen tut das auch nicht. Es sind ja nicht nur die Anziehsachen, sie haben in dieser Wohnung über 30 Jahre lang zusammengelebt.

Für uns Kinder ist es auch schlimm und ich habe ziemlich nah am Wasser gebaut. Wie auch bei Euch, versteht mich mein Mann nicht wirklich um nicht zu sagen, eigentlich ziemlich wenig. Sein eigener Vater ist vor vielen Jahren auch gestorben, aber das hat er, typisch männlich, höchst erfolgreich verdrängt, so wie das ganze Thema Krankheit und Sterben. Eine Hilfe ist er mir nicht.

Klar, wir telefonieren viel und das werden wir auch weiter immer tun. Aber was mache ich, wenn sie am Telefon weint? Wenn ich zu Hause bin, kann ich mitweinen oder nur einfach da sein, aber am Telefon im Büro oder so ist das schlimm. Und womit füllt sie ihre jetzt endlosen Tage? Sie war immer Hausfrau und Mutter und nicht berufstätig. Die ganzen letzten Monate haben sich für sie nur um die Erkrankung gedreht und das alles ist jetzt mit einem Schlag weg. Sie handarbeitet viel, aber ja auch nicht 20 Stunden am Tag.

Ich weiß von meiner Schwiegermutter und überhaupt, es geht immer weiter und irgendwann wird es besser. Nur bei der eigenen Mutter kommt ja jetzt noch die Angst dazu, dass ihr auch noch was passiert und dann gar keine Eltern mehr da sind.

Vielen Dank fürs Zuhören (oder lesen, wie auch immer).

b.
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