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Alt 02.10.2008, 16:06
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Die Sanduhr läuft langsam ab! (Glioblastom VI)

Liebe Eva.....

Auch ich kann deine Gefühle leider nur zu gut nachempfinden......
Ich drück dich mal .....

Es ist eine schwere und doch sehr intensive Zeit für dich und deine Familie.....
Ich selber habe meinen Papa auf dem Weg in die Unendlichkeit begleiten dürfen....Er hat in seinem Leben immer alles für seine Familie gegeben ,so das es mein letzter Dienst an meinem Vater war, ihm zur Seite zu stehen .
Wir haben Ende Jan. die Diagnose Blasenkrebs erhalten .....und am 16.6.2008 hat sein Körper aufgehört gegen diese schreckliche Krankheit anzukämpfen....

Letztendlich hat seine Sterbephase eine Woche gedauert....
Montags ist er hingefallen und konnte aus eigener Kraft nicht wieder aufstehen.Mein Bruder hat ihn dann in sein Ehebett getragen,und er wollte auch nicht mehr aufstehen.Zu dem Zeitpunkt konnten wir noch miteinander sprechen,und er hat sich noch ein Eis gewünscht.
Als wir ihn am nächsten Morgen animieren wollten aufzustehen bat er uns einfach nur, ihn doch liegen zu lassen.Schweren Herzens haben wir ihn dann natülich nicht mehr weitergequält...Dienstags nachmittags hat er dann auch angefangen,sich seine Sachen vom Leib zu reissen und auch sein Stoma.Es war schwer ihn davon abzuhalten ....und er hat auch noch mit uns geschimpft....An diesem Dienstag nachmittag ist uns klar geworden das wir es alleine nicht mehr schaffen würden,ihn zu pflegen und haben einen Pflegedienst beauftragt.Ich hab mit der Krankenkasse telefoniert und uns wurde ein Pflegebett bewilligt....
Mittwoch morgen kam dann der Pflegedienst das erste Mal und wenig später kam auch das Pflegebett.
Mein Bruder hat ihn ins Pflegebett getragen ,und wir alle spürten,das es sein Todesbett werden würde...Mir war klar,das Papa nie wieder aufstehen würde....
Ab Mittwoch hat er auch aufgehört zu sprechen und wenn er es versuchte ,kamen nur ein paar wenige, unverständliche Dinge aus seinem Mund.
Ebenfalls ab Mittwoch hat er auch jegliche Nahrung verweigert und wir flösten ihm nur noch Flüssigkeit ein.
Es war der Wunsch meines Vaters nichts mehr zu unternehmen,und das haben wir ihm erfüllt....Wir haben zu keinem Zeitpunkt den Notarzt gerufen....
Ein Cousin der Familie ist Arzt und er unterstütze uns in dem Wahnsinn ,den wir durchlebten....
Donnerstags war mein Mann mit meinem 9-jährigem Sohn noch bei ihm und es war waren auch die letzten Menschen ,die er erkannte und von denen er sich bewußt verabschiedete....
Freitags hat er noch getrunken und nach einem Bier verlangt.....Wir haben auf ihn angestoßen....Prost Papa.....
Samstag und auch der Sonntag waren dann die sclimmsten Tage in denen er uns nicht mehr erkannte ,anfing Dinge zu sehen ,die nicht da waren und zunehmen unruhiger wurde...Er fing wieder an sich mit letzter Kraft ausziehen zu wollen...
Sonntags morgens kam ich zu meinen Eltern und mein geliebter Vater schien schon nicht mehr bei uns zu sein.Wenn er die Augen mal aufschlug schaute er nur wirr um sich .Er erkannte mich nicht mehr und schien auch nicht zu hören was ich sagte...Aber das ich da war hat er gespürt.Flecken hatte mein Vater nicht,aber sein Gesicht ist einzufallen, es bildete sich ein Dreieck,um das Kinn und die Nase herum,das ganz typisch ist.Seine Haut war grau.....Und er schlief die meiste Zeit...Wir befeuchteten nur noch seinen Mund....Unser Arzt sprach von der Präfinalen Phase....
Da sein Puls noch stabil war und er immer ein starkes Herz hatte verabschiedete ich mich gegen 22.30 mit den Worten:Schlaf gut Papa, bis morgen.....
Es sollten die letzten Worte sein, die ich zu meinem Vater sprach.......
Montags morgen bin ich auf die Arbeit gefahren um ein paar Dinge zu erledigen.Ich wollte um 10 schon wieder fahren....
um 8.40 kam der Anruf.....
Mein Papa ist im Beisein seiner geliebten Frau ,die ihn über 50 Jahre begleitet hat, und seines ältesten Sohn friedlich eingeschlafen....
Und das ewige Licht möge ihm immer leuchten....
.....

Liebe Eva ,ich wünsche dir Kraft und Mut die Dinge zu erkennen und diesen letzten Weg gemeinsam mit deinem Papa zu gehen.....Gott sei mit dir und deiner Familie.....

Mich hat das alles jetzt sehr aufgewühlt,und mir laufen die Tränen.....
Aber hätte ich damals gewußt,was in etwa auf mich zukommt,ich wäre dankbar gewesen.....Deswegen habe ich mich entschieden ,dir zu schreiben.....

Alles Gute
Regina
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Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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