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Alt 30.09.2008, 13:01
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Die Sanduhr läuft langsam ab! (Glioblastom VI)

Zitat:
Zitat von eva2104 Beitrag anzeigen
... "Wie kannst dir nur wünschen das dein Vater stirbt?" Es kann keiner verstehen der diese Situation noch nie erlebt hat. Ich liebe diesen Mann über alles! Er ist Papa, Bester-Freund und Begleiter durch alle Zeiten für mich!!!! Aus Liebe und und Achtung wünsche ich mir für Ihn diese Qual beenden zu dürfen! Er ist ein Mann der nie Hilfe in Anspruch nehmen musste der immer nur Hilfe anbot und sie gegeben hat. Und nun ist er ohne die Hilfe von uns machtlos und hilflos. Er bekommt das Essen angereicht, wird gewickelt und ist nicht im geringsten der stolze Mann, der er mal war! Nicht nur, dass die Krankheit so schlimm ist, nein sie bricht jegliche Ehre, die der Mensch hatte und zwingt sie zu dem zu werden, was sie nie wollten! ...
Liebe Eva.
Was du fühlst, kenne auch ich zu gut. Leider.
Mein Papa war immer mein treuer Begleiter, mein bester Freund, mein Berater, mein Arzt und Anwalt, mein Tröster und mein Witze-Erzähler, mein Schmuse-Papa... mein Papa eben... so, wie ich es mir nie anders hätte vorstellen können.
Als er seine letzten Tage in einem wundervollen Hospiz zubrachte, musste wir auch mit ansehen, wie seine Kraft zusehend immer mehr schwand. Das tat so unglaublich weh und auch ich habe ihm gewünscht, er möge endlich von seiner Qual und seinem Schmerz befreit werden.
Ich habe mich dafür nicht geschämt, denn das war das Beste, was ich ihm in diesen Tagen wünschen konnte.
Es war so traurig und schmerzhaft, mitansehen zu müssen, wie mein stolzer, starker Papa, der sich immer um alles gekümmert und für alles eine Antwort hatte, immer weniger wurde und immer weniger leisten und bewältigen konnte.
Als er 3 Monate vor seinem Tod noch einmal das Autofahren versuchte, war er so unendlich stolz und berichtete mir sofort am Telefon darüber. Ich habe sein Glücksgefühl in seiner Stimme gehört und wusste ganz genau, wie sehr er beim Erzählen strahlte. Ich habe geweint und war so unglaublich stolz auf ihn, weil er sich unter seinen Schmerzen diesem Wagnis gestellt hat, weil das so wichtig für ihn war. Das hat ihm nochmal etwas Auftrieb gegeben und er bekam das Gefühl zurück, doch noch etwas leisten zu können.

Alle, die einen solchen Verlust erleben mussten, können deine - für andere seltsamen - Gedanken teilen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, damit du deinem lieben Papa weiter so stark beistehen kannst. Ihm wünsche ich eine wunderbare Reise hinter den Horizont und hoffe, dass euer Doc mehr auf Zack ist, damit dein lieber Papa keine Schmerzen mehr erleiden muss - das ist nämlich völlig unnötig.

Ich nehme dich in den Arm und hoffe, du kannst etwas von meiner und unser aller Kraft für dich in Anspruch nehmen - berichte von dir und deinem Papa, wenn es möglich ist, damit wir dich durch unsere Teilnahme für dein Heute, Morgen und Übermogen unterstützen können.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (05.10.2008 um 17:40 Uhr)
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