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Alt 25.07.2009, 19:27
summersky summersky ist offline
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Registriert seit: 27.06.2009
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Standard AW: und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Hallo,

ich bin von einer Angehörigen zu einer Hinterbliebenden gewechselt. Meine Mutter ist nun schon 8 Wochen tot und ich vermisse sie mit jeder Phase meines Körpers.
Der Krebs kam 1997 im Unterleib (OP und Bestrahlung),
2001 Zungengrundkarzinom (inoperable, gerettet durch Chemo und Bestrahlung),
2006 Speiseröhrenkrebs (inoperable, gerettet durch Chemo und Bestrahlung), gestorben an einer doppelseitigen Lungenentzündung und Metastasen im Gehirn- keine Rettung mehr möglich.
Ich habe sie immer begleitet, mit ihr die Entscheidungen getroffen und als ihr Wille schwächer die Verantwortung mit für sie übernommen. Ich war sehr oft alleine mit allem und es war schwer. Mein Bruder 500 km weit weg und nicht dafür geeignet gewesen und einfach überfordert damit. Ich habe es ihm lange übel genommen, im nachhinein kann ich ihn verstehen. Es ist unvorstellbar was wir leisten und selten fragt man uns wie es uns dabei geht. Man erntet Bewunderung und Aufmerksamkeit, man möchte aber lieber mal in den Arm genommen werden und das man uns sieht und nicht nur die Kranken oder die Krankheit. Ich habe mich um sie gekümmert und mir wäre es nie in den Sinn gekommen es nicht zu tun. Meine Mutter hat sich in jungen Jahren um mich gekümmert und da war es selbstverständlich es auch für sie zu tun. Ich trug sie und sie trug mich. Doch nach 9 Jahren intensiver Zuwendung bin ich am Ende und am Ende meiner Kraft, emotional und körperlich. Das hat nichts damit zutun, dass ich nie Hilfe wollte und angenommen habe. Auch ich hatte Unterstützung, doch ich war für sie der Ansprechpartner und habe alles für sie gemacht. Ich habe keine eigenen Familie oder einen Mann und meine Freundinnen waren für mich da wenn ich sie brauchte und doch merkte ich wie überfordert sie damit waren. Ich bin froh und stolz darauf wie ich alles geschafft habe. In den letzten Jahren wurde es zwar schwieiriger, weil ihre Krankheit auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen ist, aber ich würde vieles wieder so machen. Wichtig ist, das man es so macht wie man es selbst für richtig hält und manches was von außen kommt ignoriert. Von sogenannten Freunden, die einem sagen, ach du mußt mal an dich denken und geb sie in ein Heim, mach ne Kur und und und. Für mich waren über die Jahre tiefe Enttäsuchungen dabei und sogar nach ihrem Tod ist eine Person beleidigt gewesen, weil sie mal nicht an erster Stelle stand. Auf solche Menschen kann man verzichten. Was nichts daran ändert das es einen sehr schmerzt. Man gibt alles kämpft an allen Fronten, doch man es nicht allen recht machen. Irgendwas bleibt auf der Strecke und das ist man am Schluß selbst.
Ich bin froh, dass ich meine Mutter bis zum Schluß begleiten durfte und alles gemacht habe, was wir uns vorgenommen haben, z.B. wie letztes Jahr 3 mal in Urlaub fahren. Nicht alles war schlecht oder schlimm, es gibt auch schöne Zeiten und glaubt mir, die Hoffnung stirbt wirklich zuletzt.
Ich bin im Moment tieftraurig einsam und allein, ich weiß aber auch es wird irgendwann anders sein. Jetzt tut alles noch weh, aber mit der Zeit wird es besser werden.
Ich ziehe vor allen Angehörigen und Hinterbliebenden den Hut und wünsche uns allen
LIEBE - HOFFNUGN UND ZUVERSICHT
In Liebe eine im moment sehr traurige summersky
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Meine Eltern sind wieder vereint
meine Vater 27.09.1930 - 07.12.1999
meine Mama 07.10.1934 - 30.05.2009
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