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Alt 11.12.2010, 11:03
undine undine ist offline
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Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana,

es tut weh zu lesen, wie es deinem Vater geht und dass er niemanden an sich heran lässt.
Ich habe mir überlegt, wie ich mit solch einer Situation umgehen würde, (aus der emotionalen Distanz ist das natürlich leichter.)
Ich glaube, ich würde meinem Vater einen Brief schreiben. Würde ihm schreiben, wie sehr ich ihn liebe, wie sehr die Familie ihn liebt. Und weil wir ihn so lieben, würden wir alles tun, damit es ihm besser geht, er seinen Frieden schließen kann, wie auch immer dieser aussähe. Es ist ja auch ein riesengroßer Liebesbeweis von deiner Mutter, ihn zu Hause zu pflegen. Auch das dürfte er wissen.
Ich würde ihm sagen, dass, wenn er auch mich liebt, er mich nicht ausschließen sollte. Wenn er aufgibt und sterben will, dann möchte er mir erlauben, ihn zu begleiten. Ich würde ihm sagen, dass ich ihn und seine Gegenwart brauche, um die Zukunft ohne ihn ertragen zu können. Und keine Pampers dieser Welt könne etwas daran ändern, dass er mein geliebter Papa ist, der mich mein Lebtag beschützt und auf mich aufpasst. Und dass ich erwarte, dass er später, wenn er die Dimension gewechselt hat, weiterhin auf mich aufpassen wird. Deshalb muss er mir jetzt erlauben, auf ihn aufzupassen und bei ihm zu sein, damit er seinen neuen Aufgabe als zukünftiger Schutzengel gewappnet ist.

Das würde ich schreiben. Aber natürlich denke ich daran, was ich meinem Vater schreiben würde. Vielleicht ist es aber auch eine Möglichkeit für dich. Dein Vater kann dann selbst entscheiden, wann er den Brief liest und ob und wie er reagiert. Er hätte die freie Wahl und vielleicht kann ein Brief ihm ja auch helfen, wieder etwas Nähe zuzulassen.

Alles Liebe für Euch!
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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