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Alt 25.06.2002, 14:03
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hallo,
ich melde mich auch mal wieder. Ich finde es echt super, dass es nun endlich ein Forum gibt, in dem Betroffene und Angehörige sich austauschen können. So hört endlich das hin und hergehoppel auf. Irgendwie ist man da echt durcheinander gekommen.
Die Idee mit dem Boxsack ist echt prima.
Liebe Tina - keine Bange. Du wirst deinen Pa bald wieder besuchen können. Scharlach ist zwar ansteckend - aber nur die ersten Tage.
Hoffentlich fühlst du dich dann auch wieder besser. Im Internet gibt es auch Seiten über alle möglichen Krankheiten, leider habe ich die genaue Internetadresse nicht (aber z. B. über yahoo - Krankheiten). Hier kannst du auch nähere Infos über Scharlach bekommen.

Tja - ich habe viele Fragen an Angehörige und vor allem Betroffene.
Manchmal fühlt man sich so hilflos - man möchte helfen, nur wie. Geht es euch auch so. Man möchten den Kranken nicht wie ein rohes Ei behandeln.
Aber wie macht man es richtig?
Momentan versuche ich, ihr das Gefühl zu geben, dass ich sie total lieb habe und brauche. Dass ich sie nicht im Stich lasse...
Aber reicht das?

Am letzten Wochenende hatte meine Schwester Besuch von einer Freundin (die sich vorher auch sehr rar gemacht hat - aber wir sind froh, dass sie überhaupt wieder Kontakt aufgenommen hat). So hatte ich lediglich per SMS und Brief Kontakt.
Es war ungewohnt - ein freihes Wochenende. Vor lauter Frust (ich war in einem total tiefen Tal - keiner konnte mich rausholen) habe ich meine Wohnung gecleant. So sauber war sie noch nie. Kampf dem Staub, Dreck ...
Krieg der Wollmäuse...
Ich brauchte es für die Seele. Kein Fitzelchen wurde ausgelassen
danach ging es mir etwas besser - aber leider nicht für lang.
Meine Schwester scheint sich selbst aufzugeben. Wir - der Rest der Family - hatte ja die ganze Zeit noch Hoffnung. Am letzten Wochenende sah es noch so gut aus. Aber momentan - echt sch... Es tut sich gar nichts. Sie kommt nicht auf die Füsse. Sie ist immer noch viel zu schwach, noch immer kann sie ihr Zimmer nur für kurz verlassen. Es ist sehr selten, dass sie mit uns zusammen isst.
Aber sie braucht doch die Kraft. Wie gern würde ich sie mal schütteln und aufstumpen, ihr sagen, wenn sie so weiter macht, dass es keine Chance gibt, für einen Neuanfang. Das es der Anfang vom Ende ist. Die Ärzte meinen, dass es ihr wesentlich besser gehen könnte. Aber sie wohl nicht mehr Lust dazu hättte. Kann man da jemanden zwingen...
Wenn sie wenigstens ein bisschen in die frische Luft käme, ein bisschen Normalität in ihr Leben bekäme...
Ich kann sie doch nicht auf die Terrasse schleifen (Park oder ähnliches ist z. Z. leider undenkbar)
Solange es ihr körperlich nicht besser geht, kann sie keine neue Chemo bekommen. Die wiederum bräuchte sie dringend.
Es ist eine Teufelsspirale.
Wie kann man die nur stoppen?
Ich fühle mich so nutzlos. Dann kam noch der Kommentar, weil meine älteste Schwester und ich uns in den letzten Wochen mit dem Fahren abwechseln (sie wochentags - 1 - 2 Tage ich am Wochenende) sie könnten den Beerdigungstourismus nicht ertragen, ob wir uns schon die schönsten Stücke aussuchen würden, die wir vielleicht erben könnten.
Ich war so sauer, auf sie. Konnte ihr nur sagen, dass es mir um sie ging und ich wünsche, dass ich mich noch in 40 Jahren mit ihr streiten könne.


Liebe Jana - ich kann dich gut verstehen. Meine Eltern sind in einer ähnlichen Lage. Meine Mutter macht sich total die Schuldvorwürfe. Es sei alles ihre Schuld... wenn sie so weiter macht, ist sie die nächste, die schlapp macht.
Mein Vater blockt. Er will es nicht an sich rankommen lassen. Lässt es nicht zu, in seiner Gegenwart von meiner Schwester zu sprechen. Es ist eine blöde Situation.
Hast du ggf. einen guten Draht zu seiner Hausärztin / Hausarzt? Den könnte man ggf. einschalten.
Oder hat dein Vater einen guten Freund.
Oft hilft es, wenn er seinen Kummer wenigstens ein Stück loslassen kann.
Wir Töchter sind leider nicht immer die richtigen Ansprechpartner.
Ich weiss nur aus eigener Erfahrung, dass es keinen Zweck hat, jemandem zu einem Therapeuten / Selbsthilfegruppe zu zwingen. Diese Entscheidung muss aus ihm selbst herauskommen.
Wichtig wäre allerdings, wenn er mit jemandem (einer Person seines Vertrauens) über die ganze Sch... reden könnte.

Liebe "krasse" Brigitte - Ärzte sind wohl überall gleich.
Ob in Deutschland, Österreich, Schweiz oder sonstwo auf der Welt - sie meinen, sie wären Halbgötter in Weiss". Die Realität sieht jedoch anders aus.
Am besten alle Ärzte in den wohlbekannten Boxsack und alle aus dem Forum draufgehübt, ich bin sicher, wir treffen garantiert den richtigen.
Ein Kommentar eines Arztes über die Situation bei meiner Schwester, "Ja wir tappen da gerade mal im Nebel.
Wir wissen auch nicht so genau, was wir machen sollen. Vielleicht mal ein neues Medikament oder vielleicht auch nicht. Klar, machen müssten wir schon was. Nur was? Sie haben doch im Internet nachgeschaut, wissen Sie vielleicht noch eine Möglichkeit" O-Ton zum Lebensgefährten meiner Schwester... Da fehlen einem die Worte
Ist ja prima, wenn die Ärzte ihre Unfähigkeit zugeben, aber muss es gerade auf die Art und Weise geschehen - haben die keine Nerven / Fingerspitzengefühl?
Mir ist es auch schon so gegangen. Ich habe auch eine Behinderung und muss deshalb zu Routineuntersuchen öfters in die Uniklinik. Da wurde ich auch schon mal kurzerhand mit einem Patienten verwechselt. Solte gleich stationär eingeliefert werden und es sollten schon Gespräche wegen OP erfolgen.
Auch schon mal sitzen gelassen (nach einer Stunde fragte ich dann mal nach, wie es mit der MRT wäre... was - sie sind immer noch da, war die erstaunte Antwort.)

Ihr Lieben - ich bräuchte auch für mich bwz. meiner älteren Schwester einen Rat.
Da Krebs scheinbar in unserer Familie liegt (Oma, Tante und Schwester BK, Vater Blasenkrebs), geht mein Frauenarzt und auch mein Internist davon aus, dass wir den sog. Krebsgen hätten.
Sie haben mir nahegelegt, mich (bzw. auch meine älteren Schwester) darauf untersuchen zu lassen.
Da ich aus diversen Gründen ziemlich häufig bei allen möglichen "Weißkitteln" bin, habe ich bislang keine regelmässige Vorsorgeuntersuchungen machen lassen.
Auch der Genanalyse stehe ich sehr kritisch gegenüber.
Was nutzt mir es denn, wenn ich weiss, ich habe diesen Gen?
Beide Ärzte haben mir ganz schön eine Standpauke gehalten (meinem Gyni hatte ich gar nichts von meiner Schwester erzählt und von dem leidigen Thema, aber durch meinen Internisten hat er davon erfahren-gggrrgmbh wie konnte ich denn ahnen, dass die sich mal austauschen)

Wie würdet ihr euch verhalten? Bringt es etwas, zu wissen, man hat das Gen? Wenn ja - was nutzt es einem. Macht man sich dann nicht viel eher verrückt. Hat Angst...
Ich brauche doch meine Kraft für meine Familie - vor allem für meine Schwester!!!
Ich möchte hier nicht bedauert werden oder so was... nicht dass ihr auf so Schnapsidee kommt
aber über eine ehrliche Antwort, wie ihr darüber denkt, was ihr machen würdet, wäre ich echt froh!
Alles Liebe
Lisa

P.S. In Hessen fangen die Ferien ab Donnerstag an.
Seid ihr auch alle so fussballverrückt - die Kollegen sind z. Z. alle total süchtig danach. Denen ihre Köpfe sind schon ballförmig...
P.S. Noch ein Tipp - auch ein Hometrainer eignet sich hervorragend um Frust abzubauen - Vollgas!!!
Nur aufgepasst, wenn die Schrauben und Muttern durch die Gegend spritzen, habt ihr irgendwas falsch gemacht.
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