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Alt 09.10.2009, 17:25
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Registriert seit: 09.04.2008
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Thessa,

Zitat:
Es fehlt mir wirklich oft dieses: was soll ich schreiben?
Versteh ich gut. Der eigentliche Grund, wegen dem man sich registriert hat, ist nicht mehr da. Zumindest nicht für diejenigen die einem "zulesen". So denkt man . Genau genommen, habe ich immer Dich hier gelesen. Nun haben sich die Dinge zwar geändert,aber nach wie vor lese ich Dich hier. Schreibe einfach weiter von Dir, und auch von Deiner Mama. Nicht so viel denken vorher *knuff* !

Zitat:
Das, dass sie nie wieder kommt. Das ist immer noch nicht gelandet bei mir. Mein Gott. Wann realisiert man? Die Strasse zu ihrer Wohnung: GANZ grosser Bogen.
Ach Britta - ich weiß nicht, ob unser Verstand das überhaupt so zulassen will, das zu begreifen. Ich war kürzlich bei Mama im Haus...es ist eben ihr zu Hause - alles riecht nach ihr, ist noch nach ihr, sieht so aus, als wäre sie nur kurz zum Bäcker Brötchen holen. Was spricht denn dagegen, wenn wir zeitweise in der Lage sind, den Kopf nicht immer zum rationalen Denken zu bewegen? Ich bin froh, wenn ich Zeit meines Lebens nie wirklich realisieren kann, was mir da passiert ist. Es reicht, wenn es sich in Bruchteilfetzen immer wieder in mein Alltagsgeschehen mischt und mir weh tut. Und ich bin froh, wenn ich "Eckpunkte" habe, an denen ich mich gedanklich umdrehen kann, um in eine andere Richtung zu denken. Ich glaube das ist eine gewisse, vielleicht sehr egoistische Form von Selbsterhalt. Andernfalls würd ich durchdrehen und dran kaputtgehen.

Weißt Du.....meine gesunde Mama, die von vor 3 Jahren, die fehlt mir ungemein. Und dann fordere ich von mir aber ganz realistisch zu denken, und auch das zu sehen, was eben, in der Gesamtheit ihrer Lebensjahre, einen nicht allzu großen Teil ausgemacht hat. Die Erkrankung! Und die hat viel gemacht. Und zum Ende hin, da war es nicht mehr lebenswert. So schmerzlich es ist, mir das vor Augen zu führen, aber es tröstet dann auch wieder für einen Sekundenbruchteil - so, dass ich eben sagen kann: Sie ist jetzt erlöst.

Ich entdecke an mir oft Eigenschaften, die ich übernommen habe. Oder wenn mir Leute sagen:"Ganz die Mama!", dann freue ich mich darüber. Ein Teil bleibt doch immer. Der Austausch fehlt ungemein. Kein Wort mehr, dass man wechseln kann. Wie oft möchte ich ans Telefon rennen und anrufen. Und dann wähle ich die Nummer und spreche mit ihrem Mann manchmal. Und dann trauern wir gemeinsam oder trösten einander. Je nachdem.

Zitat:
Ihr seht, ich bin ein paar Schritte rückwärts gegangen auf dem Weg. Irgendwann gehe ich auch wieder vorwärts. Aber es hat eben alles seine Zeit.
Ich glaube Du bist vorwärts gegangen, aber es kommt Dir anders vor. Ich glaube das ist eine Entwicklung, die im Trauerprozess normal ist. Gönn Dir doch Dein Weinen, und auch Deine Traurigkeit. Das was uns da passiert ist, ist ein riesiges Dilemma. Es ist furchtbar. Und alles hat seine Zeit. Auch die ganz tiefe Traurigkeit. Ich glaube wir dürfen alles nicht immer so "bewerten" und uns die Dinge schwarz ankreiden. Sie fehlt Dir und Du weinst um sie. Und Deine Seele hat Schaden genommen. Wir mussten jetzt sooo schnell erwachsen werden - da ist doch erlaubt zu weinen und zu hadern.

Konntest Du unterdessen den Friedhof besuchen?

Ich habe noch keine Stelle, an die ich gehen kann. Aber bald. Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich einen Ort haben werde, an dem ich meine Mama weiß. Auf der anderen Seite ist es auch so trostlos, weil die Endgültigkeit dann wieder einmal ersichtlich ist. Ich weiß nicht...werde mich dann rantasten und sehen, wie ich damit umgehe.

An Omas Grab war ich nun öfter. Ich hatte keine "Mama-Stelle" und habe meine Traurigkeit nun öfters dort gelassen. Es ist schwer - aber wiegesagt....ich lese Dich nach wie vor hier und es hilft mir. Ist ne schwere Zeit - gemeinsam weinen macht leichter.

Umarm Dich

Annika
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