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Alt 19.03.2014, 08:15
Phoenix1989 Phoenix1989 ist offline
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Standard AW: Todesursache???

(Hoffentlich) guten Morgen, Traurige-Tochter,

Du denkst ganz und gar nicht egoistisch!! Ich kann mich noch erinnern, als die Schwester im Hospiz mir gesagt hat, dass ich loslassen muss. Meine Oma war schon seit mehreren Tagen nicht mehr richtig aufgewacht und sie erklärte uns, dass sie noch irgendetwas hier auf Erden hält. Sie bat uns, ihr zu sagen, dass sie loslassen könne, dass es okay sei, uns hier zurückzulassen. Erst dann würde sie fürimmer gehen können. Und obwohl ich sah, wie sie litt, konnte ich es ihr nicht sagen. Ich brachte es nicht über die Lippen, obwohl ich wusste, dass es unbedingt notwendig war!! Tief in mir wusste ich nämlich, dass sie dann wirklich sterben würde! Das ist aber nicht egoistisch, das ist das normalste auf der Welt! Du hast deinen Vater sehr geliebt, wie hättest du da jemals sagen können, dass es in Ordnung ist, aufzugeben?! Das zeigt doch nur, wie stark das Band zwischen Dir und ihm war und zeugt von inniger Liebe!!

Was du bezüglich des Aufgebens gesagt hast, kann ich nur bestätigen!! Die Schwester im Hospiz hat gesagt, dass der Körper noch so schwach sein kann, er gibt erst nach, wenn das auch der Geist tut, der ihm innewohnt! Ich habe dieses Phänomen, wenn man so will, auch bei meiner Oma beobachtet. Sie lebte jeden Tag mit Atemnot, Erstickungsangst und Schmerzen. Sie fühlte sich beklemmt, und blieb dennoch frei. Eines Tages aber hat sie gesagt, sie will nicht mehr, schlief ein und flog fünf Tage später zu den Engeln.

Dass du nicht Abschied nehmen konntest, ist sicher sehr schwer für Dich. Aber sag ihm doch einfach jetzt, was dich bewegt, ich bin sicher, er hört dich. Ich weiß leider nicht, ob du an Übersinnliches glaubst, aber achte auf Zeichen. Nach dem Tod meiner Oma passierten viele Wunder, die uns wissen ließen, dass sie noch irgendwo da draußen ist!!

Wegen den Depressionen kann ich dir nur raten, Hilfe zur Trauerbewältigung in Anspruch zu nehmen!! Meine Mama leidet seit Jahren an genau derselben psychischen Belastung und musste dann auch noch den Tod meiner Oma, ihrer Mutter, wegstecken. Was ihr gut getan hat, war, dass sie viel arbeiten musste. Sie wollte das natürlich nicht, wollte sich eine Pause vom Leben gönnen und sich zurückziehen. Aber das Leben wartet nicht, es geht einfach weiter. Das kommt ein alles so ungerecht, so unbarmherzig vor. Letztendlich zwingt es uns aber genau dann weiterzumachen, wenn wir eigentlich aufgeben würden!! Wir müssen einfach funktionieren, oder? Auch wenn wir das im Moment vielleicht gar nicht wollen!! Meine Mama könnte sich durch die Arbeit sogar zerstreuen, und hat wie du, immer erst am Abend geweint! Aber das hat ihr gut getan, auch wenn es eine schmerzvolle Erfahrung war. Meine Mama kann den Verlust nach all diesen Monaten mittlerweile viel besser verarbeiten. Natürlich fehlt sie jeden Tag, aber wir haben immer noch uns und halten ganz fest zusammen!! Vielleicht hilft es dir ja, zu wissen, dass meine Mama es geschafft hat, obwohl sie seit länger Zeit schon Antidepressiva braucht. Du kannst das auch schaffen!! Weine einfach, wenn dir danach ist, sprich darüber, wann immer du das Bedürfnis dazu hast, und manchmal ist es sogar in Ordnung, es ein Stückchen von sich wegzuschieben, und sich einen Moment der Unbeschwertheit zu gönnen!!

Fühl dich gedrückt und vergiss nie, du bist nicht allein!!!


Alles Liebe,

Rafaela
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