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Alt 24.07.2014, 23:17
Charl0tte Charl0tte ist offline
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Standard AW: Nabelmetastase - wer hat Erfahrungen damit?

Hallo liebe Filou, hallo liebe Mucki,

@ Filou: Vielen Dank für Deine Nachricht hier "bei mir". Habe Dich leider erst heute "entdeckt", ich sollte mich nicht so sehr auf den Fettdruck der Threads verlassen, oft findet sich was Neues und es wird gar nicht "fett" angezeigt, deshalb sehe ich "Dich" hier erst heute. Verzeih, war keine Absicht! Danke der Nachfrage wegen der Reha! Ich habe mich erstmal dagegen entschieden und habe jetzt Anfang Juli direkt die Rente beantragt und warte jetzt erstmal ab, was da kommt. Wenn die mich dann noch in eine Reha schicken wollen, dann muss ich nochmal versuchen, was zu suchen, was mir auch "bekommt". Aber drei Wochen mich mit Terminen scheuchen zu lassen, das ist im Moment nichts für mich. Mir geht es zwar körperlich sehr gut, aber ich brauche trotzdem sehr viel Ruhe. Ruhe nicht im körperlichen Sinne von Ausruhen, im Gegenteil ich mache viel Sport und bewege mich draußen und drinnen usw., da fühle ich mich irgendwie lebendig, spüre meinen Körper, spüre, dass ich noch "da" bin. Aber ich kann Menschenansammlungen, oder Gespräche in einer größeren Tischrunde oder zu viele Fragen, all solche Dinge, die für Gesunde pipifax sind, überhaupt nicht mehr ertragen. Ich glaube ich entwickle schon so eine Art Phobie vor allem, was irgendwie gesellschaftliches Benehmen erfordert. Ich fühle mich dann immer wie ein Alien unter Erdlingen. Eigentlich müsste das in einer Onko-Reha ja anders sein, da sind wir "Aliens" ja unter uns. Aber meine Erfahrung aus meiner Reha nach der OP ist mir noch in guter (oder eher schlechter) Erinnerung. Ich fühlte mich so verloren, so abgeschoben ins "Krebsghetto", weggesperrt, damit ich niemanden belästigen kann. Sorry, ich weiß, die haben sich dort alle sicher Mühe gegeben. Aber Mühe allein genügt eben nicht. Für mich war es am Ende eine totale psychische Belastung. Ich habe mich dann für die Wochenenden beurlauben lassen und bin nachhause geflüchtet. Mein Mann musste mich zweimal abends "notfallmäßig" besuchen, weil ich nur ins Telefon geheult habe. Auch die Psychotherapeuten waren mir keine Hilfe. Ich war mehrmals bei Terminen, habe meinen erbärmlichen Zustand beschrieben und im Entlassbericht stand dann "kein Anhalt für eine Depression". Haha, selten so gelacht. Man macht einen Seelenstriptease und dann sowas. Ehrlich, ich will nicht wissen, wie die Leute sich fühlten, die dann von denen eine Depession attestiert bekommen, das mag ich mir echt nicht ausmalen.

Es geht mir heute psychisch besser, das liegt aber meiner Ansicht hauptsächlich daran, dass ich mich seit meiner Diagnose sehr intensiv mit allem Möglichen auseinandersetzte und Bücher zu vielen medizinischen, psychologischen Themen gelesen habe und am Ende habe ich mir etliche meiner Probleme selber erklärt, besser als jeder Psychologe, der mir bis dahin begegnet ist. Im Herbst 2013 habe ich dann noch einen "Versuch" mit professioneller Hilfe gemacht, und siehe da, auch der Psychologe für mich wurde schon geboren. Seit April bin ich nun wieder regelmäßig in Behandlung und es ist mir eine große Stütze. Schon deshalb will ich nicht drei Wochen weg, das müsste ich dann ja unterbrechen, das kommt nicht in Frage.

Ob meine Art der wait and see-Strategie mutig ist, weiß ich nicht zu sagen. Eigentlich ist es auch ein Stück "Feigheit vor dem Feind". So zu tun, als sei er nicht da, sich die Augen zuhalten und zu denken, der andere könnte einen auch nicht sehen. Aber im Moment fühlt es sich so einfach "richtiger" für mich an. Auf meinem allerersten längeren Beitrag im allgemeinen Vorstelllungs-Tread (der aktuell irgendwie nicht mehr so intensiv benutzt wird) hatte ich ähnliche Reaktionen, weil ich die Chemo seinerzeit abgelehnt hatte. Aber auch hier empfinde ich das nicht so. Ich wollte ganz einfach die Nebenwirkungen nicht in Kauf nehmen, so einfach war das. Ich sagte mir, wenn ich sterbe, dann an einer Krankheit, nicht an einer der Nebenwirkungen, denn da stand in dem Studienprotokoll bei jeder zweiten NW "auch mit tödlichem Ausgang".

@Mucki: Danke für die Zahnglückwünsche! Es heilt weiter gut ab, ich übe noch das Kauen mit meinem fehlenden Zahn rechts unten. ist noch sehr ungewohnt. Weiche Sachen gehen schon. Die Lücke fühlt sich mit der Zunge riesig an, obwohl es ja nur ein einziger Zahn ist, der fehlt. Jetzt freue ich mich mal auf ein paar Wochen ohne Arzttermine. Herrlich.

So Ihr Lieben, jetzt bin ich aber ins Erzählen gekommen.
Wünsch Euch eine gute Nacht, schlaft gut.
Charl0tte