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Alt 26.06.2008, 01:32
Babs1957 Babs1957 ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Alle Lieben hier im Forum,
heute melde ich mich nach langer langer Zeit wieder einmal bei euch. Ich habe keinen von euch vergessen NEIN wirklich nicht. Habe auch in den vergangenen Monaten immer wieder einmal kurz herein geschaut, um nachzulesen wie es den einzelnen geht. Hatte allerdings auch nicht den Kopf frei, um immer mal wieder kurz Laut zu geben. Heute nun bin ich seit 1 1/2 Stunden hier und jetzt MUSS ich euch einfach schreiben:
Es ist so viel passiert in den vergangenen Monaten. Das Schlimmste geschah dann vor 4 Wochen: Meine mom ist nach einer Woche Hospizaufenthalt von uns gegangen. Wir haben sie auf ihrem letzen Weg im Friedwald im Odenwald begleitet. Und nun ist ein so riesen großes Vakuum entstanden, dass ich es kaum beschreiben kann. Ich funktioniere nach wie vor und es kommen dann kurze Momente, in denen ich glaube, dass die Welt doch jetzt sofort stehen bleiben muss. Und dennoch dreht sie sich weiter.
Wir hatten alle noch ein relativ schönes Weihnachtsfest (und doch immer im Hinterkopf: Es ist das letzte), meine mom wurde allerdings ab Januar dann immer immer weniger. Zum Ende hin hat sie nur noch Hippgläschen und Yoghurt gegessen. Bis zum Schluss habe ich ihr versucht das Essen so schmackhaft wie möglich zu machen. Ich konnte und will es noch immer nicht aktzeptieren, dass sie so früh aufhörte zu kämpfen. Ich kann es noch immer nicht verstehen.
Sie verweigerte dann ab Pfingsten jegliche Nahrung und wollte nur noch ins Hospiz. Da konnte ich sie dann am darauffolgenden Mittwoch hinbringen und dort starb sie 1 Woche später in meinem Beisein. Obwohl ich ihr die Ruhe so sehr gönne, sie keine Schmerzen mehr hat (und die kamen noch bis am Abend vorher immer wieder, wurden aber im Hospiz wundervoll gelindert) verzweifele ich daran, dass sie nun nicht mehr hier ist. Obwohl das so auch nicht stimmt, sie ist in manchen Augenblicken so stark präsent, dass ich sie sogar höre wie sie meinen Namen ruft.
Seit 8 Wochen bin ich in Therapie, da ich fast an meiner Machtlosigkeit gegenüber dieser Krankheit zerbrochen wäre. Es hat mir bis jetzt ganz gut geholfen und nun beginne ich mit der Trauerarbeit.
Liebe Daniela, habe viel heute Abend von dir gelesen. Auch wir haben Urlaub gebucht, wir fahren am 28. an den Gardasee. Das ist übermorgen und es ist für mich im Augenblick so unrealistisch, ich kann es mir nicht vorstellen. Und dennoch weiß ich im Kopf, dass wir dringend - mein Mann und unser 12jähriger Sohn - raus müssen. Wir haben alle so sehr gelitten und hoffen jetzt, dass wir auch ein wenig Abstand gewinnen von der schlimmen Zeit, die hinter uns liegt. Meine mom hat nun ihren Frieden und wir, die wir zurück bleiben, müssen lernen ohne sie zu leben.
Ich grüße euch alle ganz lieb und werde auch ab heute in die Hinterbliebenengruppe wechseln. Ihr, die ihr noch hier seid, drücke ich beide Daumen ganz fest, gebt die Hoffnung NIE auf, denn diese stirbt wirklich zu aller letzt.
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Herzliche Grüße
Barbara

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Adieu
Als Trost bleibt uns nur die Gewissheit,
dass auch dieser Schmerz vergänglich ist
wie der Winter, die Nacht und die Stille.
Nur unsere Erinnerung, unsere Sehnsucht
und unsere Liebe ist unsterblich.

Meine Mom *07.05.1941 - + 21.05.2008

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