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Alt 09.07.2014, 06:33
schnaddi schnaddi ist offline
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Standard AW: Novaminsulfon + Tramadol

Ihr Lieben,

es geht so lala.......ja irgendwie geht der Alltag und alles ganz normal weiter, und das tut auch gut, andererseits sind die Gedanken noch fast den ganzen Tag bei ihr. Es ist halt nur nicht so, dass man den ganzen Tag heult, aber so leicht fühl ich immer noch die "Dunstglocke" über mir. Das war in den ersten Tagen deutlich schlimmer, da fühlte ich mich draußen wie isoliert.......ganz seltsam zu beschreiben dieses Gefühl.

Ich glaube, ich hatte Mausi gegenüber halt einen großen Vorteil, wir hatten viel länger Zeit, wir haben lange mit der Krankheit gelebt, 2 Jahre vier Monate, und ab Januar konnte man sehen, wie es immer mehr bergab geht....ab März wars dann ständig die Hölle, weil Mom ständig mit Schmerzen zu tun hatte, und das zu Hause mit der Schmerzstillung nicht immer ganz so fix lief, wie nachher im Hospiz. Im Nachhinein weiß ich, Mom hätte da schon ins Hospiz gehört, da hatte sie eine Lebenserwartung von noch 3,5 Monaten. Ich weiß von den Hospizmitarbeitern, dass sie es natürlich sehr gerne sehen, wenn sie ihre Patienten ein wenig länger pflegen dürfen, und bemängeln, dass die meisten viel zu spät kommen und dann nur noch kurze Zeit im Hospiz verbringen. Ja, das haben wir zu spät entschieden, Mom hätte sich nicht ganz so viel quaelen muessen. Aber zu dem Zeitpunkt hätte keiner von uns beiden gedacht, dass sie in 3 Monaten nicht mehr da sein wird, obwohl es sich abzeichnete, aber man hofft bis zuletzt auf noch mehr Zeit. Letztlich haben auch alle Ihre Ärzte ihr wesentlich mehr Zeit zugebilligt als sie letztlich noch hatte.

Aber es hat mir geholfen, jetzt besser damit zurecht zu kommen. Ich habe gesehen wie sie gelitten hat, und ich habe auch gesehen, wie sie am Ende mit allem Frieden geschlossen hat und völlig mit sich im Reinen quasi auf den Tod gewartet hat. Meine Mom sagte noch in den ersten Tagen, es soll jetzt hier aber nicht mehr so unendlich lange weiter gehen. Und das hat sich erfüllt. Und da Mom einverstanden war, konnte auch ich das besser annehmen. Und das hilft mir ungemein.

Ich danke Dir dafür, Mama!

Der Abiball war sehr schön, ich hab mal wieder getanzt, und es hat so gut getan, Ich hab ja so lange nicht mehr gelebt durch die Krankheit. Ich hatte gar keine Lust mehr. Und es ist auch ein bißchen schwierig, so richtig ausgelassen zu feiern, aber es kommt wieder.

Gestern ist Deutschland ins Finale gezogen
Hab noch zu Mama gesagt, vielleicht erlebst du noch einmal dass wir Weltmeister werden, leider ist ihr das nicht mehr vergönnt, aber es wäre schön, wenns dieses Jahr passiert...........hey und wir werden Weltmeister


Einen schönen Tag für Euch
Liebe Grüße
TAnja
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!
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