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Alt 30.11.2013, 19:52
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Ein liebes Hallo an Alle.

Und nein, ich kann meine Klappe nicht halten, geht nicht und so möchte ich dir, lieber Chris, meine Gedanken zu deinen Gedanken sagen.

Ja, ich weiß, wie es einen umhaut, wenn negative Befunde offen gelegt werden. Dabei habe ich einen Vorteil dir gegenüber, denn ich höre nur „das Grobe, Unausweichliche“ und will und wollte keine Details wissen. Aber sie galt es zu verdauen, aufzunehmen, ja noch besser anzunehmen.
Dann hatte ich ja die Wahl mich in diese Situation fallen zu lassen und mich wieder dem Kopfkino hinzugeben oder aber nach wie vor das Kopfkino auszuschalten, aus diesem Karussell auszusteigen. Stopp zu sagen. Die Notbremsen ziehen, um im Hier und Jetzt bewusst zu leben.

Weißt du, keiner, wirklich keiner weiß, was morgen passieren wird und wenn ich heute schöne Dinge erlebe, mich an einem Geruch, einem Bild, einem Buch, einem Gespräch, einer Person, einer Situation erfreuen kann, dann freue ich mich.

Das mit den Angehörigen ist ein anderes Ding. Ja, es tut weh, sie leiden zu sehen und zu wissen, sie leiden wegen mir. Meine Tochter ist immer so wütend, wenn es mir schlecht geht, weil sie dann stets ohnmächtig und hilflos ist/war. Anfangs hat uns diese Situation sprachlos gemacht, ein jeder hat für sich getrauert und auch geweint. Bis wir offen darüber gesprochen haben und uns das Loslassen des Anderen gegönnt haben.
Auch der Gedanke an meinem Lebenspartner, ihn alleine zurücklassen mit all der Bürde und der Ungewissheit, der Angst, schafft er es finanziell überhaupt? Wie wird er weiter leben? Das hat mich total fertig gemacht, ja verzweifelt und leer. Auch hier hat mir, hat uns ein offenes Gespräch geholfen und dann meinte er: „Mach dir mal keine Sorgen um mich, ich komme zurecht und alles wird gut. Mach dir doch deine Last nicht noch schwerer mit meinen Angelegenheiten, die du sowieso nicht ändern oder gar lösen kannst. Und wenn du etwas für mich tun möchtest, dann erledige es jetzt, hier: Schmeiße all den Ballast ab und lebe, genieße deine Zeit mit mir, dann kann ich doch auch diese Zeit genießen und mich freuen und gar frei sein, dann leben wir. Was kommen mag, das wissen wir beide nicht. Es zählt doch für uns das Heute, was wir einfach feiern werden!“ Und das haben wir dann auch getan.

Chris, du fragst:
Zitat:
"Was ist es, was uns in einer solchen, uns existenziell bedrohenden Situation so denken lässt? Wenn das Kämpfen/ Bemühen um das Überleben über die erste Person hinaus geht und das Wohlergehen der geliebten Menschen dermaßen wichtig wird.“
Angst, würde ich meinen, einfach nur Angst. Angst um das eigene Leben und Angst um die Angehörigen, wir wollen sie nicht verletzten, ihnen weh tun, sie leiden sehen und schon gar nicht um unsertwegen. Oder?

@ Conquerer, du fragst:
Zitat:
Bei mir ist es oft so, das ich denke, lohnt sich das für mich noch. Geht das Euch auch so?
Nein, gar nicht. Im Gegenteil, ich gönne mir das, was ich mir gönnen kann und es lohnt sich doch alle male, Freude zu haben, glücklich zu sein, das Leben zu spüren, das bin ich mir Wert. Ja, ich bin es wert zu leben und mir etwas zu gönnen. Da gibt es so einen schönen Spruch, finde ihn leider nicht und sage ihn so aus den Gedanken heraus:

„Und wenn ich wüsste, ich würde morgen sterben, so pflanzte ich heute noch einen Baum!“

Diese Aussage finde ich sehr schön und für mich und meine Einstellung treffend, denn das Leben geht weiter, immer weiter.

So wünsche ich allen einen schönen ersten Advent.
Alles Liebe
Evelyn
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