Thema: unheilbar?
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Alt 10.09.2002, 16:01
Gast
 
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Standard unheilbar?

Hallo Alice,
ja, irgendwie sind wir 2 miteinander verbunden. Ich habe auch keine Geschwister, bin glücklich verheiratet (leider kann ich nicht ganz so offen mit meinem Schatz über das Thema reden, da es ihn auch total aus der gewohnten Bahn wirft)und seit 2 Wochen habe ich die 32 überschritten.
Erst einmal, das mit Deiner Mum tut mir leid und ich bin immer wieder erschrocken, wie viele diese Krankheit haben und ich bin verzweifelt, dass wir nichts machen können. Manchmal reicht mir das Kämpfen oder das Positiv-Stimmen meines Paps nicht aus und ich möchte mehr machen, aber man ist so machtlos. Aber mein Paps meint immer, dass das schon viel ist, was ich so leiste.
Das Deine Mum momentan so reagiert, ist nichts ungewöhnliches, genau das habe ich auch schon erlebt und es haut mich immer wieder um. Ich heule dann nur im Büro rum, mache mir Vorwürfe und stelle mir ständig irgenwelche WARUM-Fragen. Einen Tag später sieht es dann schon wieder anders aus. Aus meiner Sicht und meinem bis jetzt Erlebten weiß ich, dass es immer wieder so kommt und es jeden Tag ein Wechselbad der Gefühle ist. Deine Mum macht es nicht absichtlich, es hat Dich erwischt, weil Du momentan die einzige Starke bist und weil Du im falschen Augenblick am falschen Ort warst. Es läuft so bei fast jedem so, das wirst Du sehen, wenn Du diese Berichte hier ließt.
Du willst wissen, wie man sich verhalten soll, ob man zurück schreien soll, es ignorieren soll, einfach aufhören soll, weiter zu helfen. Ich ignoriere es meinem Paps gegenüber, aber sobald ich weg von ihm bin oder nicht mehr telefoniere, heule ich, schreie ich oder lese hier im Forum oder schreibe es mir hier alles von der Seele. Ja, manchmal gehe ich bestimmt als Nervmonster durch, aber hier im Forum sind alle total hielfsbereit und meine Kolleginnen im Büro sind auch super - ohne diese lieben Menschen weiß ich nicht, wo ich jetzt wäre.
Zurückbrüllen, das habe ich übrigens auch schon gemacht. Mein Paps und auch meine Mum habe am Anfang immer vergessen, mich von irgend etwas zu informieren oder mit mir zu telefonieren, sämtliche Bekannte wußten besser über den Zustand meines Paps Bescheid als die eigene Tochter. Tja, da habe ich erst meine Mum und dann meinen Paps im KH angerufen und jeden im selben Wortlaut angeschrien, dass sie mich mal könnten und ich bereit bin, jetzt alles abzubrechen und ich nichts mehr von den beiden wissen will und es mir egal ist, wie es meinem Paps geht oder was Sache ist. So sollten sich jetzt entscheiden, ob wir eine Familie sind und das zusammen durchstehen oder ob sie ihren Weg gehen und ich meinen. Auch habe ich gesagt, dass ich die nächsten 30 Jahre kein Bock meht auf Familie habe. - So, das hatte gesessen und schon lieg alles besser zwischen uns und ich werde regelmäßig informiert bzw. mein Paps redet jetzt erst mit mir und ich gebe es an meine Mum weiter, auch sind die Gespräche ernster geworden und wir reden auch über das Thema Krebs. Meinem Paps geht es dadurch besser, aber trotzdem kommen auch die ungerechten Momente. Würdest Du immer gleich bleiben? Ich nicht. Ich verstehe ihn und versuche, damit umzugehen, hart, aber machbar.
Es wäre schön, wieder von Dir zu hören, vielleicht konnte ich Dir ein wenig helfen, mir hast Du geholfen und auch Mira war heute eine Hilfe für mich. Es tat gut, mal alles von den letzten 4 Monaten rauszulassen und sich neu zu sammeln. Auch ich lerne dadurch, mit der Situation besser umzugehen.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft - die wirst Du brauchen - und für Deine Mum wünsche ich nur ganz viel Erfolg beim Kampf gegen den Krebs.

Alles Liebe
Silke
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