Einzelnen Beitrag anzeigen
  #7  
Alt 16.05.2007, 17:19
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard AW: Psychische "Spätfolgen"

Hallo Barbara,

Zitat:
Zitat von BarbaraH Beitrag anzeigen
Nach Abschluß der Behandlung geht es aber psychisch immer mehr bergab mit mir. Ich gehe zwar regelmäßig zur Psychotherapie und bekomme auch Antidepressiva, aber anstatt besser fühle ich mich immer schlechter. Mittlerweile habe ich Probleme das Haus zu verlassen, kann mich zu nichts mehr aufraffen und seit kurzem habe ich manchmal regelrechte Panikattacken. Ich fühle mich wie gelähmt. Eigentlich müßte es doch jetzt nach 2 Jahren besser gehen. Andere Frauen arbeiten längst wieder und führen ihr Leben fast ganz normal weiter.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder spinne ich total?
Ich bin keine Frau und habe keinen Krebs - aber Panikattacken und Depressionen kenne ich seit 25 Jahren. Und deswegen finde ich es gar nicht erstaunlich, dass du gerade jetzt in dieses Loch fällst. Bei mir stellen sich Angstzustände auch meist als langfristige Folge von dauerhaftem Stress ein. Z.T. so langfristig, dass ich gar nicht mehr genau sagen kann, was jetzt genau die Ursache war. Aber zumindest die Wirkung ist klar: wenn man vor Angst die Wohnung nicht mehr verlassen kann, zwingt einen das ganz effektiv, einen Schritt kürzer zu treten :-( Ich habe, um das zu begreifen, mal ein Vierteljahr in meiner Wohnung gehockt, ohne mich auch nur noch die drei Treppen zum Briefkrasten runter zu trauen.

Du spinnst nicht, keine Sorge. Du reagierst nur auf eine lange andauernde Belastung. Auf deine Art. Andere tun das auch - und sie führen nur scheinbar ein 'ganz normales' Leben. Das kommt einem bei anderen Menschen immer so vor, weil man von deren Seelenkrisen halt nichts genaueres weiss. Wenn die anderen z.B. längst wieder arbeiten, heisst das gar nichts. Sie scheinen zwar zu funktionieren. Aber du weisst nicht, ob die das vielleicht nur schaffen, indem sie keine Nacht länger als 2 Stunden schlafen und morgens erstmal ausgiebig kotzen müssen, bevor sie sich zur Arbeit trauen... (doch, sowas gibt es öfter, als man denkt - nur spricht man halt normalerweise nicht darüber).

Dass du frühzeitig merkst, was passiert, ist der erste Schritt zur Besserung. Das meine ich Ernst, gerade bei Panikattacken. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn die so lange unbehandelt bleiben, dass sie chronisch werden. Und das wird dir nicht passieren.

Zur Behandlung: Antidepressiva helfen nicht nur gegen diesen mangelnden Antrieb und die Lustlosigkeit, sondern auch gegen Panikattacken. Allerdings wirkt nicht jedes Medikament bei jedem gleich. Entweder hast du das falsche AD, oder du hast eine zu geringe Dosierung. Da hilft nur, mit Präparat und Dosis zu experimentieren (wenn ein AD wirkst, sollte sich diese Wirkung nach spätestens 4 Wochen merklich einstellen). Dafür ist ein guter Psychiater sehr wichtig - ich hoffe, du hast so einen. Im Notfall (aber wirklich nur im Notfall und ausnahmsweise!) kann dir auch ein Tranquilizer wie Tavor helfen, kurzfristig situationsbedinge Ängste abzubauen. Die Gefahr an solchem Zeug ist aber, dass es so 'gut' wirkt, dass sich schnell eine Abhängigkeit (seelisch wie körperlich) einstellt. Deshalb sowas wirklich nur im akuten Notfall, nicht dauerhaft.

Von der Psychotherapie würde ich mir da (aus meiner Erfahrung) eher weniger erhoffen. Ich kenne - abgesehen von Verhaltenstherapien, die bei ganz konkreten Phobien (wie z.B. Höhenangst) wirken - keine Psychotherapie, die kurzfristig gegen solche 'generalisierten Angstzustände' (und um die handelt es sich, wenn du angst hast, das Haus zu verlassen) wirkt.

Viele Grüße,
Stefan
Mit Zitat antworten