Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 18.05.2007, 01:47
Norma Norma ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.11.2005
Beiträge: 1.157
Standard AW: Psychische "Spätfolgen"

Hallo Barbara,

hattest du Chemo?
Nicht immer steckt eine psychische Erkrankung hinter so einem Verhalten. Es können durchaus noch Nebenwirkungen der Chemo sein (bis zu 3 Jahre und... eventuell sogar länger... nach dem letzten Zyklus).
Dieses "Loch" nach Ende der Therapien scheint bei ganz vielen Krebskranken aufzutreten; mir ging es ebenfalls so und im Forum gibt es sie auch zuhauf.

Das Haus wollte ICH nicht verlassen, weil ich ganz genau wusste, dass ich bei der Rückkehr so sehr erschöpft sein würde, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekam. Also blieb ich gerne zu Hause, damit die wenige vorhandene Kraft für den Haushalt reichte (und selbst DEN schaffte ich oftmals nicht -sogar heute noch nicht regelmäßig- ). Und noch heute bin ich unsagbar erschöpft, wenn nur der Wocheneinkauf erledigt werden muss.

Klar ist die Psyche angeschlagen... aber eine ausgeprägte Fatigue hat ganz ähnliche Symptome.
Der Unterschied ist, dass diese grottenhässliche Müdigkeit nach der kleinsten Anstrengung eher Fatigue-bedingt ist.
Bei einer psychischen Erkrankung kann man sich zwar auch zu nichts aufraffen, ist aber nicht gleichzeitig saumüde und könnte pausenlos schlafen.

Panikattacken kennen wir wohl alle. Behandlungsbedürftig sind sie dann, wenn sie täglich mehrmals auftreten und du gleichzeitig das Gefühl hast, keine Luft mehr zu bekommen (war bei mir nie so). Die Angst sprang mich plötzlich und unerwartet an und ich wartete jahrelang darauf, aus diesem Albtraum endlich zu erwachen (das hat aufgehört).

Du solltest mal deine Schilddrüse untersuchen lassen und zwar nicht nur mit einem ganz normalen Bluttest. Bei mir wurde eine latente Unterfunktion festgestellt... aber erst dann, als ein zweiter, gründlicher Bluttest gemacht wurde. Seitdem ich nun ein SD-Medikament einnehme, ist die Müdigkeit etwas weniger geworden; zumindest habe ich nicht mehr das überstarke Bedürfnis, überall und nirgens schlafen zu müssen.
Müde bin ich aber immer noch sehr schnell...

Ein Hausmittel gegen deine Beschwerden wird es kaum geben. Mir tut Ablenkung in jeder Form gut; Hauptsache, ich muss nicht weit laufen (geht nicht) und in meiner Umgebung befinden sich keine hektischen Menschen (vertrage ich nicht).
Versuche mal herauszufinden, was du schon immer tun wolltest und noch nie Zeit dazu hattest. Und dann machst du das, so weit deine Verfassung das zulässt. Ich handarbeite gerne, merke aber, dass ich oft keine Geduld für ein Stück habe und fange etwas Neues an. Irgendwann mache ich dann das erste Stück dann doch fertig und freue mich, etwas geschafft zu haben.

Lass dich ein bisschen treiben... bist du müde, dann schlafe... bist du gut drauf, dann gehe in den Park... ist dir danach, in die Ferne zu blicken und nichts zu tun, dann tue das und tue nichts... einfach so, wie dir zumute ist.

Ich finde, du brauchst noch Zeit für die Verarbeitung der Diagnose und die solltest du dir gönnen; ohne schlechtes Gewissen und ohne den Gedanken an andere Betroffene zu verschwenden, die "schon wieder" arbeiten gehen.

DU bist DU und wenn DU nicht kannst, ist das völlig in Ordnung.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
-berentet seit Juli 2002-
Mit Zitat antworten