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Alt 27.11.2012, 23:29
Ka-Ramba Ka-Ramba ist offline
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Standard AW: Überlebens Chancen ohne Behandlung für mein Vater

Hey Choco,

Irgendwie lässt mich dein "Fall" nicht mehr los... deshalb muss ich dir einfach nochmal was schreiben... Vielleicht kannst du es auch deinem Vater zeigen oder vorlesen... vielleicht bringt es ja was...

also... erstmal finde ich es echt bewundernswert, dass du dich mit deinen 16 Jahren schon so mit der Thematik befasst und offensichtlich schon etwas unternimmst, deinen Vater zum Richtigen zu bewegen. Ich weiss nicht ob ich mit 16 so "weit" gewesen wäre... Echt: Respekt !! Mach weiter !!

Dann:
Also von wegen Sympthome usw. Ich kann dir da auch aus eigener Erfahrung berichten... Man(n) neigt relativ schnell dazu, Sympthome, die man irgendwo mal gelesen hat, auf sich selbst zu münzen.

z.B. sind Rückenschmerzen Volkskrankheit Nr. 1 und bedeuten nicht zwangsläufig, dass dein Vater bereits in einem fortgeschritteneren Stadium ist... Das kann auch ganz banale Gründe haben... wie z.B: bei mir. (Zu) wenig Sport, Faulheit, usw...

Und ohne böse sein zu wollen, aber ich vermute, dass gesteigerter Alkohol-Konsum nicht gerade bei Spitzensportlern vorkommt... Das ist aber ein anderes Thema und gehört nicht hierher...

Und mal ganz ehrlich: wer weiss schon genau, wann eine Brustdrüse "schmerzhaft" ist... bei mir zumindest ist das stark vom Druck abhängig ;-) Kurz nach der Diagnose hatte ich auch auf einmal das Gefühl meine Brustwarzen tun mehr weh als sonst... Ob es wirklich so war kann ich noch nicht mal genau sagen...

Die Schwellung und ein Knötchen sprechen zwar schon eher dafür als dagegen... dennoch: Nur ein Arzt kann das mit Sicherheit sagen.

Dann zur OP:
Wenn es um die reine Entnahme/Amputation/Entfernung/Wieauchimmer des Hodens geht: Das ist komplett harmlos. Echt. Ich hatte selbst das "Vergnügen" und bin am nächsten Tag nach der OP nach Hause, und am 3. Tag danach wie gewohnt rumgelaufen usw. Du findest im Forum irgendwo "meine Geschichte"... Die Angst kannst du deinem Vater damit vielleicht nehmen.

Klar kann auf deinen Vater mehr zukommen, mit weiterer OP, Bestrahlung, Chemo-Therapie (vermutlich nur eines oder 2 der Möglichkeiten)... Es MUSS aber nicht sein. Aber es KANN. Dessen sollte man sich schon bewusst sein.

Dennoch:

Selbst im fortgeschrittenen Stadium ist HK noch sehr gut heilbar. Und klar kommt da mit Sicherheit eine beschissene Zeit auf einen zu, (Ich selbst kann dazu nichts sagen, da der Kelch (bisher ?!) glücklicherweise an mir vorbei gegangen ist) aber auch all das steht man durch.

Und ebenfalls aus eigener Erfahrung: lass dich/euch nicht vom Internet verrückt machen. Man liest sich die Augen wund bis man irgendwann gar nicht mehr weiss, was man jetzt glauben soll oder nicht... Und natürlich liest man hauptsächlich die Fälle, in denen es nicht ganz easy war... oder hast du schonmal irgendwo im Internet gepostet, dass du total happy in der Schule bist? Eben. Man schreibt (meistens) nur die Kacke ins Internet. Folglich hat man als Leser das Gefühl, dass alles immer echt kompliziet und schwierig usw. ist.

Also kann ich deinem Daddy wirklich nur eines raten:
Geht zum Arzt.

Die Untersuchung ist, milde gesagt, ein Witz. Das tut weder weh, noch ist es unangenehm. Der Arzt macht das täglich und für ihn ist das wie für andere Brötchen verkaufen.

Er muss das auch nicht alleine tun, kein Arzt hat etwas dagegen, wenn eine Begleitperson (Frau und/oder Du) bei der Untersuchung dabei ist.

Überhaupt ist das in meinen Augen der Schlüssel zum Erfolg. Leute ins Boot holen. Und zwar früh, gleich, viele. Leute helfen einem da exterm durch die beschissene Zeit. Ich habs gemacht und habe nichts bereut. Das ist weder peinlich oder sonstwas. Und wer da blöde Witze macht oder sich gar darüber lustig macht der hat es eh nicht verdient als "Freund" bezeichnet zu werden.

Und schlussendlich noch die Frage, ob es besser ist die Sache "abzuwarten" und irgendwann garantiert (!!) an der Scheisse zu sterben, oder ob es sich nicht lohnt, für die Familie diesen Kampf aufzunehmen und diesen Dreck einfach zu besiegen. Das geht. Und zwar zu 95%.

In vielen Fällen ist die Sache nach 1 Jahr durchgestanden (je nach Anzahl der Chemos oder Bestrahlungen) und das Leben ist wie vorher. Gut, man(n) hat ein Ei weniger, aber hey... alles funktioniert wie vorher auch... Alles. ALLES. ;-)

...ja, auch DAS... ;-)

Und irgendwelche Geschichtchen von wegen "kurz nach der Dignose eine OP und kurz darauf gestorben..." Das gehört in den Bereich des Konjunktivs... Könnte...hätte...würde...müsste...eventuell...viel leicht... Klar, alles sicher schonmal irgendwo vorgekommen... aber...

Vergiss es!! Alles scheisse.

Fakt ist: man weiss es nicht, und wenn einem auch nur ein Funken an seiner Familie liegt, dann sollten man verdammt nochmal den Kampf aufnehmen. Wenn schon nicht für einen selbst, dann für die Personen die man liebt und die einen lieben. Alles andere wäre egoistisch.

So. jetzt hab ich mir aber echt die Finger wund getippt...Ich hoffe es waren brauchbare Sachen dabei und ich drücke dir die Daumen, dass dein Vater das einzig richtige tut und zum Arzt geht. Alles andere ist dumm.

Lieber Vater von Choco, falls du das jetzt gerade vorgelesen bekommst oder gar selber liest:

Lohnt es sich nicht ein kleines bisschen, für die Person die dir das gerade vorliest/zum Lesen gegeben hat den Kampf aufzunehemen?! Willst du dir irgendwann sagen lassen: Er hat es nichtmal probiert?!... Eben !! Also mach einen Termin und geh zum Arzt! Tut auch nicht weh !! Echt nicht !! Was danach kommt weiss keiner. Sicher ist nur eins: Tust du NICHTS, wirst du daran sterben. Und das IST sicher!

Viele Grüße, ich drück euch die Daumen!!

Ka-Ramba
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