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Alt 26.06.2006, 14:22
Andrea2908 Andrea2908 ist offline
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Standard AW: Ich habe Angst um meine Mama!

Vielen Dank für eure aufmunternden Worte!

Es ist auch so, dass ich Schuldgefühle habe, weil ich meine Mama nicht eher dazu gedrängt habe zum Arzt zu gehen. Sie ist eben einfach der Typ Mensch, der immer auf alle anderen schaut und nicht auf sich selber und vielleicht, wenn ich sie gleich an dem Tag wo die Gelbsucht aufgetreten ist, zum Arzt geschleppt hätte, wäre ihr Körper nicht so geschwächt. Außerdem mache ich mir Vorwürfe, dass gerade zu Hause wieder die Schmerzen gekommen sind.

Mit meinem Papa kann ich das alles nicht bereden, weil er vor 5 1/2 Jahren einen schweren Schlaganfall hatte und seitdem selbst auf Hilfe angewiesen ist. Hilfe, die bisher meine Mama geleistet hat und nun ich übernommen habe. Ich meine, er kann schon rumlaufen und so, aber ich muss immer darauf achten, dass er seine Medikamente pünktlich nimmt und alles was mit sprechen zu tun hat (Behörde, etc.) kann er selber nicht, weil beim Schlaganfall seine Sprachzentrum betroffen war. Außerdem leidet er an einer Herzschwäche! Ich muss aber sagen, dass ich echt stolz auf ihn bin, denn als Mama jetzt zu Hause war, hat er mitgeholfen und sich wirklich liebevoll um sie gekümmert!

Geschwister habe ich auch und zwar drei, aber zwei davon sind mir nicht wirklich eine große Hilfe. Meine ältere Schwester fährt zwar hin und wieder mit ins Krankenhaus, aber sie ist so keine Stütze im Alltag, weil für sie offensichtlich manchmal andere Dinge wichtiger sind und somit ist sie absolut unzuverlässig. Meine älteste Schwester ist mir gott sei dank eine große Hilfe, sie hilft überall mit und ist immer für mich da, wenn ich sie brauche und wenn ich vor irgendwelchen Entscheidungen stehe, steht sie voll hinter mir. Vielleicht auch deshalb, weil sie selbst weiß, wie schwer das alles ist. Sie hat ihre Schwiegermutter (litt an Alzheimer) bis zu ihrem Tode zu Hause gepflegt. Das größte Problem ist mein Bruder. Er wohnt mit 30 Jahren immer noch zu Hause, ist finanziell nicht abgesichert (arbeitslos) und meine Mama hat immer alles für ihn gemacht. Außerdem hat er ein Alkoholproblem und er will halt der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen. Er sagt immer, dass er von all dem nichts hören will und das Mama noch einige Jahre leben wird, usw.! Er geht einfach zur Tagesordnung über! Seinen Kummer (den er sicher hat, aber eben nicht zeigt) ertränkt er dann eben in Alkohol!

Ich hingegen weiß, dass meine Mama nicht mehr so lange hat und wir dankbar für jeden Tag sein müssen, den wir noch haben! Die Verzweiflung und die Machtlosigkeit sind furchtbar und bringen mich manchmal wirklich an das Limit meiner Kräfte, aber der Alltag muss auch bewältigt werden! Mein Leben sieht seit ein paar Wochen so aus, dass ich 40 Stunden in der Woche arbeite (abgesehen von ein paar Tagen Urlaub, wenn gar nichts mehr ging), den Haushalt meiner Eltern und meinen Haushalt führe (gott sei dank wohne ich gleich neben meinen Eltern) und meine Mutter im Krankenhaus besuche bzw. zu Hause umsorge, damit es ihr wirklich an nichts fehlt. Tja und wenn ich bei ihr bin, versuche ich stark zu sein, sie aufzuheitern, auch wenn mir selbst zum Heulen ist! Nachts liege ich dann wach und mache mir Gedanken und grüble dahin bis ich irgendwann in einen komaähnlichen Schlaf falle! Immerhin war meine Mama immer für mich da, sie ist meine wichtigste Bezugsperon, ich habe fast alles mit ihr zusammen gemacht und für vieles, was wir machen wollten, bleibt uns jetzt wahrscheinlich nicht mehr die Zeit! Das ist so traurig!

Es ist auch so, dass ich mir wünschen würde, dass meine Mama zu Hause sterben könnte. Ich möchte nicht, dass das im Krankenhaus passiert! Egal, ob nun auf der Palliativstation (Danke für den Link, Sylvia!) oder nicht! Ich möchte sie einfach gerne zu Hause haben. Könnt ihr das verstehen?!

Wisst ihr was auch schlimm ist, dass ich sie anlügen muss! Immerhin glaubt sie, dass der Tumor operativ entfernt werden kann und immer, wenn sie zu mir im Krankenhaus gesagt hat, ich soll ihr die ganze Wahrheit sagen, habe ich es nicht geschafft, weil ich Angst hatte, dass sie sich dann komplett aufgibt!

Ich hätte auch noch eine psychologische Frage: Meine Mama klammert sich immer an irgendwelchen Sachen fest: Glas, Bettdecke, etc.! Kann mir vielleicht jemand sagen, ob das irgendwas zu bedeuten hat!

Ich weiß nicht, wie wir das alles durchstehen sollen und ob wir die richtigen Entscheidungen treffen, aber wir müssen da durch, dass sind wir unserer geliebten Mama schuldig!

Liebe Grüße

Andrea

@Sylvia: Man versucht, die Schmerzen nun mit einem Cocktail aus Novalgin und noch einem Schmerzmittel (habe leider den Namen vergessen!) zu lindern! Wirken diese auch nicht, dann soll sie Morphium bekommen, aber Mama meinte gestern zu mir, sie will kein Morphium haben, zumindest noch nicht!

@Nadine: Ich wünsche deiner Familie und dir auch alle erdenkliche Kraft dies durchzustehen und natürlich auch das dein Papa keine großen Schmerzen hat. Fühl dich auch von mir gedrückt! Bin im Gedanken bei dir!
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