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Alt 08.03.2005, 21:47
Gast
 
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Standard Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Liebe Marion,

das sind ja wirklich keine guten Nachrichten. Nur zu gut kann ich nachvollziehen, wie ihr euch jetzt fühlt. Vor nicht allzu langer Zeit waren wir in einer ähnlichen Situation. Eure Worte haben mir immer Mut und Hoffnung gemacht. Diese Worte möchte ich nun an euch zurückgeben. Seit bitte voller Zuversicht und Hoffnung das es bald wieder aufwärts geht.

Eike kennt seine Situation, du kennst sie und wir kennen die unsere ... inoperabler BSDK lässt leider keine Heilung zu. Es ist eine limitierte Krankheit, mit viel Glück bei guter Lebensqualität. Wie oft habe ich mir beim aufwachen gewünscht nur geträumt zu haben, die Realität hatte mich dann leider sehr schnell wieder. Dabei bin ich "nur" als Tochter betroffen, nicht als Ehefrau. Kinder lernen beim groß werden die Eltern loszulassen, sowie Eltern lernen müssen ihre Kinder loszulassen ... das ist der normale Lauf der Dinge. In einer Ehe/Partnerschaft liegen die Dinge aber ganz anders. Man hat sich gefunden und ist zusammen, weil man sich liebt und zusammen alt werden möchte. Wobei hier die Betonung auf alt liegt, Anfang 60 ist für mich noch kein Alter zum sterben und vor allen Dingen nicht an einer so schrecklichen Krankheit. Deswegen ist es auch für mich als Tochter absolut grausam, das mein Daddy diese furchtbare Krankheit im Alter von 64 Jahren hat.

Du schreibst, das es schrecklich ist abends aus dem KH in ein leeres Haus zu kommen. Das kenne ich auch von meiner Mutter, bei ihr war es genau so. Mein Bruder und ich waren dann jeweils noch ein wenig bei ihr. Entweder in aller Stille oder um über alles zu reden. Habt ihr Kinder, die dir/euch in dieser Situation zur Seite stehen?

Bei uns ist Fakt, das mein Daddy uns mal eben so zwischendurch Bescheid gegeben hat, wie er sich denn seine Beerdigung vorstellt. Das ganze hat zwei Minuten gedauert. Meine Mutter und ich haben es zur Kenntnis genommen und ihm versprochen, das es genau so sein wird. Und so wird es auch sein, ohne wenn und aber. Da gibt es aus meiner Sicht auch nichts zum diskutiereren. Sein "letzter" Wunsch ist uns Befehl. Andere materielle Dinge sind glücklicherweise schon vor seiner Erkrankung geregelt worden.

Das zwischenmenschliche Abschiednehmen geht meiner Meinung nach nicht. Ich werde wahrscheinlich immer das Gefühl haben nicht alles gesagt/getan zu haben, obwohl ich meinem Daddy noch nie so nahe stand wie in den vergangenen zwei Monaten. Wir standen uns schon immer sehr nah, aufgrund seiner Erkrankung sind wir uns aber noch ein Stück näher gekommen.

Liebe Marion, du ziehst mich mit deinen Worten nicht herunter. Ja, ich habe auch Sorgen, wer hat die aber nicht. Außerdem bin ich ein Mensch dem Ehrlichkeit sehr sehr wichtig ist.

Ich hoffe und wünsche mir von Herzen, das du in deiner nächsten Nachricht positives berichten kannst.

Liebe Grüße und die allerbesten Wünsche an Eike und dich von
Britta OWL