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Alt 30.09.2004, 22:02
Gast
 
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Standard Was kann ich noch tun?

Hallo Petra, hallo Monika, hallo Thekla,
danke für Euer Mitgefühl. Wenn ich so lese, wieviel ähnliche Fälle es gibt, erschreckt mich das sehr. Warum muss es diese schreckliche Krankheit geben und warum müssen unsere Angehörigen so furchtbar sterben? Ich habe am Anfang zu Gott gebetet und um Gnade für Uli gebeten, später habe ich mit ihm gehadert, aber es hilft alles nichts.
Einen Pflegedienst möchte ich einfach nicht zur Unterstützung dazunehmen, ich möchte ihn bis zum Schluss selbst pflegen, denn ich finde, nach 35 Ehejahren bin ich es ihm einfach schuldig und es gibt mir auch ein besseres Gefühl wenn ich weiss, dass ich alles Menschenmögliche für ihn getan habe. Allerdings haben wir hier einen ambulanten Palliativdienst, der mich mindestens einmal in der Woche anruft und bei Bedarf auch vorbeikommt. So z.B. wenn Uli mal wieder unter starker Verstopfung leidet und ein Einlauf gemacht werden muss oder um nachzusehen, wie sich seine wunde Stelle über dem Steißbein entwickelt. Diese Krankenschwester nimmt sich viel Zeit, spricht auch lange mit mir und versucht mir Mut zu machen, aber es hilft mir nicht sehr. Natürlich ist da noch unsere Tochter, die direkt neben uns wohnt. Aber sie und ihr Mann sind beide berufstätig und haben einen kleinen Sohn von 3 1/2 Jahren. Sie ruft zwar jeden Tag an und sieht auch mal eben für einige Minuten vorbei aber sie ist selbst so eingespannt, dass sie keine Hilfe sein kann (oder will). Heute abend habe ich ihr gesagt, dass sie jetzt in der nächsten Zeit öfter einmal bei ihrem Vater bleiben müsse, damit ich die nötigen Besorgungen erledigen kann. Sie hat mich ganz verständnislos angesehen. Sie hat in ihren 34 Jahren es noch nie erlebt, dass ihre Eltern sie brauchten, wir waren immer nur für sie da. Um so bitterer ist es für mich wenn ich merke, dass es ihr jetzt nicht einmal selbst einfällt, auch einmal für ihren Vater da sein zu müssen. Nur finanziell hilft sie uns sehr, denn ich bin von der Arbeit freigestellt, Uli wartet seit vielen Wochen auf sein Krankengeld, was auch noch immer nicht ausgezahlt worden ist und die Einstufung in die Pflegestufe und damit das Pflegegeld werden wohl auch noch eine Weile auf sich warten lassen. Da wir nicht von Luft und Liebe leben können, unterstützt uns z.Zt. unsere Tochter und unser Schwiegersohn. Damit hat sich aber ihre Hilfe. Vielleicht will sie es einfach nicht wahr haben, dass ihr Vater so krank ist, ich weiss es nicht. Sei es wie es sei, ich fühle mich furchtbar einsam.
Aber jetzt Schluss mit dem Selbstmitleid. Heute Abend ist ein guter Abend. Uli sitzt im Bett, sieht sich das Fussballspiel im Fernsehen an und schimpft darüber wie in alten Zeiten. Das ist ein schönes Gefühl ihn zu hören und entschädigt mich für die ganze Angst, die ich heute über Tag hatte.
Liebe Grüße an Alle Beatrix
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