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Alt 24.07.2011, 20:46
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Standard Mama hat es geschafft!

Hallo Ihr Lieben!

Meine Mama hat es geschafft! Gestern Abend ist sie nach 6 Tagen absoluter Quälerei für immer über die Regenbogenbrücke gegangen!

Die letzten Tage waren die Hölle, doch jetzt ist sie erlöst!

So stark ich die letzten Wochen auch war, die letzten Tage haben mein Herz endgültig zerrissen und mir meinen Glauben an Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für immer genommen!

Ich konnte es kaum länger als ne halbe Stunde an ihrem Bett aushalten. Mir kamen immer wieder die TRänen, weil sie so leiden musste und dann musste ich raus. Sie saß fast den ganzen Tag total erschöpft auf der Bettkante, weil sie in der Stellung besser atmen konnte. Sie hat nicht mehr gegessen, getrunken geschweigedenn geschlafen. Ihr war so schlecht und schwindelig und ich wußte überhaupt nicht, was ich tun sollte.

Am Donnerstag ging es ihr dann noch schlechter und der Oberarzt hat mich zu sich gerufen. Er hat davon abgeraten, sie nochmal auf die Intensivstation zu bringen, weil dies nicht mehr als vielleicht ein paar Tage bringt und sie sich dort nur weiter quälen müsste. Ich müsse mich darauf einstellen, dass meine Mama das Krankenhaus nicht mehr verlassen wird. Stattdessen würde er raten, ihr mit Morphium die Schmerzen, Angst und Luftnot zu nehmen und ihr so die letzten Stunden/Tage zu erleichtern. (saures Blut, metabolisch?)

Obwohl ich eigentlich die ganze Zeit damit rechnen musste, hat es mir in dem Moment den Boden unter den Füßen weg gerissen. Dass es so schnell gehen würde, hab ich nicht geglaubt oder glauben wollen. Diese Endgültigkeit und die Tatsache, dass es mal wieder an mir hängt, irgendwas zu entscheiden, hat mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht.

Habe dem erstmal zugestimmt, weil ich natürlich nicht will, dass meine Mama sich unnötig quält! Da meine Mama an dem Abend aber geistig noch klar war, habe ich sie gefragt, was sie möchte oder auch nicht!

Ihre Reaktion war für mich so dermaßen entsetzlich,.. sie guckte mich mit angesterfüllten Augen an und sagte:"so schlimm steht es schon um mich?"
Habe ihr dann erzählt, dass dies nichts heißen muss und dass sie sich genauso gut wieder erholen kann. Dies wäre nur wichtig, falls es schlimmer würde. Sie stimmte meiner Entscheidung aber eindeutig zu.

Seit diesem Abend hat sie Morphium bekommen. Sie konnte sich dann zwar endlich hinlegen und die Augen zu machen, doch sie wurde immer wieder wach, riß die Augen voller Angst und trotzdem leer auf und stöhnte... In diesem Moment habe ich mir zum ersten Mal gewünscht, sie möge bitte schnell erlöst werden. Bin noch in die Kapelle gegangen und habe gebetet und eine Kerze für sie angezündet.
Eigentlich doof, weil ich eigentlich nicht gläubig bin, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dies tun zu müssen!!!
Gestern kam dann der Pfarrer und gab ihr die letzte Salbung. Alle sind gekommen, haben sie gestreichelt, ihr Mut gemacht, gesagt, wie sehr wir sie lieben und dass sie gehen kann. Wir haben uns verabschiedet!

Trotz des Morphiums konnte ich meiner Mama ihre Todesansgt ansehen. Der Auftritt vom Pfarrer hat es glaube ich noch schlimmer gemacht.
Irgendwann ist sie dann doch endlich zur Ruhe gekommen und das Morphium hat endlich Wirkung gezeigt. Da der Arzt sagte, dieser Zustand könnte noch Tage andauern, sind wir am Abend nach Hause gefahren um Kraft für die nächsten Tage zu sammeln. Naja, wenige Stunden später ist sie dann eingeschlafen. Sie sei auch vorher nicht mehr aufgeschreckt und ganz ruhig gewesen.

Ich hätte nicht gehen dürfen. Ich habe zugelassen, dass sie alleine stirbt. Ich fühle mich jetzt so schuldig, aber ich konnte wirklich nicht mehr. Ich habe fast durchgängig geweint, gezittert,.... Ich hätte mich zusammen reißen müssen,... aber nun ist es zu spät!

Im Moment bin ich wohl in einer Art Schockstarre. Habe mich heute um meinen Stiefpapa gekümmert und war beim Bestattungsinstitut. Ich habe einfach nur funktioniert. Irgendwie kann ich nicht weinen. Eine unheimliche innere Ruhe hat sich ausgebreitet! Ich bin so froh, dass sie diese Quälereien nicht länger ertragen musste und es hoffentlich nun endlich gut hat, da wo sie jetzt ist!

Ich hoffe so, dass es Euren Liebsten und Euch besser ergehen wird und verabschiede mich nun ins Forum für Hinterbliebene!

Danke für Eure Worte und alles Gute!

Michaela
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