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Alt 04.12.2005, 11:44
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: Vater hat Darmkrebs im Endstadium

Hallo Tomas,

zur Behandlung kann ich Dir leider nix sagen, kenne mich nicht aus, ich weiss nur noch dass mein Vater auch eine kombinierte Chemo bekommen hatte.

Mein Vater ist im letzten Jahr an Darmkrebs gestorben. Ich kann mich noch gut an die Gefühle der Hilflosigkeit erinnern, auch dass man versucht nach aussen stabil und hilfreich zu sein und innerlich bricht einem der Boden unter den Füssen weg. Leider (denke ich jetzt) habe ich das viel zu lange gemacht, also diesen Spagat zwischen dem "nach aussen handeln" und dem inneren Erleben. Erst in den letzten Wochen meines Vaters und dann nach seinem Tod habe ich mich (und dann sehr intensiv) mit dem Tod und Sterben und Verlust und all dem ausseinander gesetzt. Ich habe viele Bücher gelesen (wenn Du magst sage ich dir gern welche, bzw. hier im KK gibt es ja auch viele Buchtipps, das meiste habe ich auch hier gefunden), sehe jetzt im TV bevorzugt Beiträge zum Thema Krankheit und Tod (was ich früher STRIKT vermieden habe, immer schon, war auch in unserer Familie immer ein Tabu).

Ich nehme an, keiner muss Dir sagen, dass Alkohol als "Schlafmittel" nicht wirklich hilfreich ist. Ich habe mich auch lange Zeit abends damit ruhiger gestellt weil ich extreme Einschlafprobleme bekam, leider verschlimmert Alkohol Schlafprobleme auf Dauer eher noch weil es die Schlafphasen stört. Habe ich dann auch gemerkt. Hat lange gedauert bis ich davon wieder wegkam, aber es ging. U.a. mit Hilfe meines Psychotherapeuten. In der Zeit habe ich auch viele neue Ängste entwickelt, bzw. vorhandene haben sich dramatisch verschärft. Mir hat geholfen, Entspannungsübungen zu machen. Vielleicht versuchts Du mal sowas?

Natürlich ist das jetzt eine aufreibende und schlimme Zeit für Euch. Ich denke, am besten versucht man mit sich selbst nicht so streng zu sein, auch Hilfe von aussen suchen und annehmen (muss man vielleicht auch erst lernen).

Kannst Du Deinen Vater denn regelmässig sehen? Wenn es irgendwie geht, verbring soviel Zeit es geht noch mit ihm, zeige (und wenn Du kannst, sag es auch...) wie sehr Du ihn liebst und dass Du für ihn da bist. Das ist am Ende alles was zählt... natürlich musst Du auch kucken wo Du mit Deinen Gefühlen und Deinen Ängsten bleibst, vielleicht kannst Du Dir jemand zum reden suchen der nicht direkt betroffen ist, einen Therapeuten z.B., man meint ja oft dass man die anderen die einem nahe stehen schützen will, und für sowas sind solche Leute ja da, wenn einem alles zu entgleiten droht und man eine schwere Zeit durchmachen muss.

Wünsche Dir viel Kraft.
Kerstin

Geändert von Kerstin63 (04.12.2005 um 11:46 Uhr)
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