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Alt 23.04.2007, 22:05
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo ihr Lieben!

@ flyyy: Mein Bruder sollte am Wochenende mehr zu Hause sein als bei seiner Freundin, weil meine Eltern verreist waren. Wir hatten besprochen, was wir zu Mittag essen und das habe ich eingekauft. Samstag hat er ewig gehantelt, aufgräumt und schließlich gebadet, als wir eigentlich kochen wollten. Nach über einer Stunde habe ich mir was anderes gekocht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich genervt war. Er war im Stress, weil um 15 Uhr immer seine Freundin kommt und er bis dahin fertig sein wollte. Hätte er mir aber auch gleich sagen können und mich nicht stundenlang hinhalten. Sonntag abend sind die beiden überraschend abgehauen und ich fand es schade am Sonntag alleine zu frühstücken. Eigentlich kommt mein Bruder auch sonntags immer zum Mittagessen auch wenn er bei seiner Freundin ist. Er kam abends wieder, wobei wir ja das Essen vereinbart hatten. Ich hätte es ja nicht schlimm gefunden, wenn er es mir gesagt hätte, dass er nicht kommt. Meine Eltern hatten ihm auch gesagt, dass er mehr da sein soll, damit ich hier nicht alleine hocke wie schon die ganze Woche. Außerdem hat er mir nicht im Haushalt geholfen, was wir früher immer zusammen gemacht haben, wenn meine Eltern verreist waren. Meine Mama hat mir aber in diesem Fall beigestanden. Sie ist nach Hause gekommen und hat meinen Vater klar gemacht, dass es nicht gerechtfertigt war.

Ich habe schon immer Probleme mit meinem Vater. Was er heute gesagt hat, war echt heftig. Ich habe meinem Bruder ein Diktiergerätmitschnitt vorgespielt. Er fand es toll, dass ich so geistesgegenwärtig war, das aufzunehmen. Er will das Band haben, um einigen Mitmenschen zu zeigen wie krass mein Vater mit seiner krebskranken Tochter umgeht. Mein Vater hat auch gefragt, warum ich mich nicht wie ein richtiges Kind verhalte und das ich ein bösartiges Kind bin und das über bösartige Kinder noch kein Buch geschrieben wurde. Früher ist mein Vater viel öfter so ausgerastet. Ich habe auch jahrelang eine Psychoanalyse gemacht, weil ich deswegen Depressionen hatte. Inzwischen fühle ich mich aber viel selbstbewusster und weiß, dass es nicht an mir, sondern an meinen Vater liegt.

@Mel: Am Freitag bin ich sowieso wieder in der Klinik. Am Tage habe ich zuhause auch meine Ruhe. Eben hatten wir auch ein ruhigeres Gespräch. ich finde mein Vater könnte schon lange unabhängig von meiner Erkrankung eine Therapie gebrauchen, damit er merkt, dass nicht alles nach seiner Nase gehen kann und er nicht das Opfer von allen ist. Er berichtet immer von irgendwelchen Widrigkeiten, die ihn behindern. Ich glaube, ich habe da eine größere Widrigkeit zu bieten. Bei ihm sind das blöde Angestellte, Wurstverkäufer, Kunden etc.

Langsam habe ich mich ein bisschen vom Ausraster erholt. Außer die kaputten Gegenstände ist mein Zimmer wieder hergestellt.
Gute Nacht!
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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