#1
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total niedergeschlagen
Hallo zusammen,
wenn ich hier lese, wie hart es viele getroffen hat, trau ich mich kaum was zu schreiben, da mein "Problem" vergleichsweise milde ist. Trotzdem weiss ich nicht, wen ich fragen soll. Mein Vater (74) weiss seit November 06, dass er Darmkrebs hat. Das gute daran ist, das er nicht gestreut hat. Das schlechte ist, mein Vater ist ein Typ, bei dem das Glas immer halbleer und nie halbvoll ist. Also er geht immer vom schlimmsten aus. Leider gehört zu den Menschen, die ausser dem Sportteil nichts lesen und sich informieren. Für ihn heisst Krebs=Tod. Nun hat er eine mehrwöchige Bestrahlung und Chemo hinter sich gebracht, und das alles fast ohne Nebenwirkungen. Mitlerweile ist er zuhause und soll sich erholen, am 14.02. folgt noch eine Untersuchung und dann soll die OP folgen. Seit er zuhause ist lässt er sich extrem hängen. Bis zur Diagnose war er topfit, hat regelmässig Sport gemacht. Jetzt ist nur müde, mag nicht viel essen oder trinken, geht nicht vor die Tür. Nun ist es auch so, dass seine Darmflora ziemlich durcheinander ist, dadurch ist er zusätzlich verunsichert, was das weggehen betrifft. Natürlich kriegt er unzählige gute Ratschläge aus allen Richtungen, aber die gehen ihm mehr oder weniger nur noch auf die Nerven. Seine Laune kriegt dann überwiegend meine Mutter ab, der geht das natürlich auch an die Substanz. Wenn ich lese, wie sich hier andere anstrengen gesund zu werden, könnt ich bei meinem Vater verzweifeln. Seine Voraussetzungen sind doch nicht die schlechtesten, aber wie baut man ihn auf ? Wie kriegt man das in seinen Kopf ? Kennt Ihr das ? Vielen Dank nixnutz |
#2
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AW: total niedergeschlagen
Hallo "nixnutz"!
Ich bin auch Betroffene, 39 Jahre alt und Mama von vielen Kindern. Ich kann nur aus meiner Sicht schreiben, wie ich das gefühlsmäßig empfunden habe: Jeder Mensch geht seinen ganz eigenen Weg. Wenn Dein Vater nun erstmal in sich gekehrt ist, dann solltet Ihr das einfach akzeptieren. Mich hat zB sehr gestreßt, wenn man gesagt hat "Du mußt positiv denken" Ich habe das dann so verstanden, daß ich nicht gesund werden kann, wenn ich nicht positiv denke. Aber dem ist natürlich nicht so. Ich fühlte mich nur unter Druck gesetzt. Diese Diagnose war für mich der Hammer- und ist es immer noch. Aber ich habe eine Familie, die einfach da ist, mein Mann, der mich in den Arm nimmt, wenn der Sturm über mich fährt. Ich darf weinen und wütend sein. Er nimmt das alles hin. So kam es dann mit der Zeit, daß die Lebenslust und die Kampfbereitschaft wieder aufkeimten. Ich kann auch heute, nach fast 9 Monaten Therapien und OP´s, nicht sagen, daß ich es schaffen werde. Ich traue mich nicht. Vielleicht geht es Deinem Vater auch so. Er hat ja gute Aussichten, zumal er die anstrengende erste Zeit gut überstanden hat. Das ist schön. Mein "Rat": Laß ihn sein, wie er ist im Moment. Er ist sicherlich der schlimmsten Zeit seines Lebens ausgesetzt; er hat Angst. Wenn Du ihm das Gefühl gibst, es ist ok so, wie es ist, dann wird es ihm leichter fallen, den Mantel der Angst abzulegen. Ich wünsche ihm alles Gute für die OP und sag´doch mal Bescheid, wie es ihm dann geht. Dir viel Kraft für diese Zeit, hope |
#3
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AW: total niedergeschlagen
hallo Hope,
vielen Dank für Deine Antwort. Es klingt alles so vernünftig und logisch wenn man es liest und dann steht man zuhause wieder da wie "Ochs vorm Berg" Vom Befinden her ist er ja auch kein Einzelfall, das hab ich hier oft gelesen, was mich auf der einen Seite auch ein wenig beruhigt. Ich würde ihn nur selber gerne auch irgendwie aufbauen, weiss aber nicht wirklich wie. Er hat ja Chemo und Bestrahlung hinter sich und soll sich eigentlich erholen, weil die OP ja erst noch bevorsteht. Aber wenn ich so zurückblicke gings ihm während der Behandlung besser als jetzt. Und dann soll noch eine OP kommen ? Wo er alles andere als erholt ist ? |
#4
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AW: total niedergeschlagen
Liebe(r) nixnutz!
Klar kann ich verstehen,wie hilflos Du Dich fühlst. Ja, ich weiß es, weil ich es jeden Tag hier spüre. Jeden Tag stehe ich erneut auf, frage mich manchmal in der Dunkelheit des Morgens, was mir dieser Tag bringen wird? Frage mich, wenn ich in den Spiegel schaue, ob es wahr ist, daß ich so krank bin. Frage mich, ob ich die Kraft habe, mich mit Butterbroten und Müsli, Tischdecken und abräumen, zu befassen. Schaffe ich es, alle Kinder rechtzeitig loszuschicken? Schaffe ich diesen Tag? Habe ich die Kraft???? So wird es Deinem Vater auch gehen. Ich habe die Bestrahlung und Chemo vorher und dann die große OP ja schon hinter mir. Bin ja jetzt in der LETZTEN CHEMOWOCHE*freu! Ich habe mich gut erholt, es hat aber nach der OP gedauert. Und auch nach der Bestrahlung und Chemo sah es so aus: Ich lag immer am Boden, konnte mich ab und zu aufraffen. Ich spürte eine ganz schwere Last auf mir. Ich konnte kaum atmen, ich konnte kaum aufstehen. Es hat immens viel Kraft gekostet. Und dann kam die OP und ich war erstmal nur froh, daß ich den Tumor raus hatte. Er war weg. Aber trotzdem hat es lange gedauert, bis ich wieder fit war. Wenn ich mir jetzt vorstelle, daß ich nur duschen konnte, um mich dann mit dem Handtuch erstmal wieder hinzulegen, weil es so anstrengend war... Aber ich habe das hinter mich gebracht. Und nun sehe ich mich so: Ich stehe hier, hocherhobenen Hauptes! Ab und zu, manchmal ganz oft, haut man mir die Beine weg. Da laufen die Tränen, da schluchze ich, bin verzweifelt und böse- aber ICH STEHE HIER!!! Was will ich Dir sagen? Dein Vater braucht Euch einfach um sich. Ohne Worte! Einfach nur da sein! Klar, daß Du helfen willst- aber das tust Du dann ja auch. Er wird Euch zeigen, wie Ihr ihn begleiten könnt. Ich bin mir ganz sicher! Alles erdenklich Gute, hope |
#5
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AW: total niedergeschlagen
Hallo zusammen,
mein Papa ist tatsächlich wieder aus seinem Tief rausgekommen. Er war ja nach chemo und bestrahlung fast 4 wochen zuhause um sich für die folgende op zu erholen. die ersten zwei wochen dieser phase waren wirklich nicht gut, er bekam auch ein antidepressiva. mit der zeit ging es aber bergauf. er hat nichtmehr nur geschlafen, im und ums haus rum hat er sich auch bewegt und im haushalt geholfen, nur spaziegänge hat er sich nicht zugetraut. dafür wurde sein appetit auch wieder besser, kurz bevor er zur op ins krankenhaus kam, hatte er bereits wieder ein kilo zugenommen. bei der untersuchung vor der op kam heraus, dass der tumor soweit zurückgegangen ist, dass er nichtmehr sichtbar ist. vorgestern war nun die op, laut arzt ist alles gut verlaufen. gestern haben wir meinen vater besucht, er schläft fast nur aber er kriegt alles mit was man erzählt, das sieht man ihm schon an. und er hat noch vor mir gerochen, dass es irgendwo kaffee gab. er hat unheimlich durst, darf aber nichts trinken. dafür darf er sich aber mit einem tupfer den mund mit kamillentee austupfen. das macht er auch ganz alleine, da besteht er drauf. ich hoffe, dass es jetzt zügig bergauf geht, er will nachhause viele grüsse nixnutz |
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