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  #1  
Alt 12.09.2005, 11:10
Benutzerbild von Caroline3
Caroline3 Caroline3 ist offline
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Registriert seit: 02.05.2005
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Unglücklich Was nun?

Hallo!
Im Februar bekam ich die Diagnose BK, habe inzwischen 8 Chemos hinter mir und bin vor 3 Wochen Brusterhaltend operiert. Im Großen und Ganzen habe ich alles gut überstanden, habe jetzt noch 6 Wochen Bestrahlung vor mir.
Meine Partnerschaft war bis jetzt in Ordnung, mein Freund war liebevoll und hat immer zu mir gestanden.
Nun aber habe ich das Gefühl, er kann nicht damit umgehen, dass ich mich durch die Erkrankung verändert habe. Er findet mich plötzlich zu empfindlich, meint, dass ich jedes Wort auf die Goldwaage lege und ich doch "krank" sei. Ich glaube, er will mich wieder so haben, wie ich vor der Diagnose war. Dass ich so nie wieder sein werde, will er nicht akzeptieren. Ich bin natürlich sensibler geworden, habe natürlich meine Lebensgewohnheiten geändert, aber ich habe das Gefühl, er kommt damit nicht mehr klar. Gestern hat er mir gesagt, ich solle mich trennen, wenn ich ihn nicht so nehmen würde, wie er wäre, denn er wäre immer so gewesen, und früher wäre ich ja auch damit klar gekommen.Ich hab ihn echt lieb, bin aber sehr traurig, weil er z.Zt. richtig verletzend ist. Ich will mich doch gar nicht trennen, aber warum kann er nicht nachvollziehen, dass ich mich durch diese Erkrankung verändert habe?
Habt ihr Ähnliches erlebt? Caroline
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  #2  
Alt 12.09.2005, 11:51
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Standard AW: Was nun?

Hallo Caroline,
lass dich mal ordentlich drücken. Es tut mir sehr leid, dass du nun, nach überstandenen Therapien und auf einem Weg zurück in eine Normalität, mit solchen Problemen konfrontiert bist. Leider machen viele diese Erfahrungen. Oftmals denkt der Partner, dass nun alles wieder 'normal' läuft und es ist schwer, dem anderen auch begreiflich zu machen, dass eine Normalität, wie vor der Erkankung, einfach nicht mehr machbar ist. Dazu sind die Erfahrungen, die wir als Erkrankte gemacht haben, einfach zu massiv, zu lebensbedrohend, als das wir nach Ende der Therapien einfach wieder zur alten Tagesordnung übergehen können. Diese Erfahrungen können wir ganz einfach nicht ignorieren und Tatsache ist eben auch, dass die Ängste zwar weniger werden, aber eben nie ganz verschwinden, denn die Erkrankung wird uns den Rest unseres Lebens begleiten. Und natürlich machen diese Erfahrungen uns sensibler in vielerlei Hinsicht, verändern Sichtweisen auf bestimmte Dinge und lassen uns andere Dinge wichtig erscheinen als vor der Erkrankung. Die frühere Unbeschwertheit und Leichtigkeit des Seins geht manchmal verloren und es dauert einige Zeit, bis ein Teil davon zurückkehrt. Bei allem liebevollen und unterstützendem Umgang mit dir während der akuten Erkrankung und der Therapie hat dein Partner sich vielleicht nicht wirklich mit der Krankheit und ihren Folgen auseinandergesetzt. Ganz wichtig ist, dass du die Schuld jetzt nicht bei dir suchst -du hast dir die Erkrankung nicht ausgesucht und du kannst deine Erfahrungen und die damit einhergehenden Veränderungen nicht rückgängig machen. Ich habe G'tt sei Dank so etwas nicht erlebt, aber ich habe Frauen in meinem Bekanntenkreis, denen es wie dir ergangen ist. Eine Patentlösung gibt es sicherlich nicht, vielleicht hilft euch eine Paartherapie, vielleicht auch eine Trennung auf Probe. Und vielleicht solltest du dir auch die Frage stellen, ob du zukünftig die Beziehung weiterführen willst, in der du mit deinen veränderten Bedürfnissen nicht so akzeptiert wirst, wie du es dir wünschst. Auf alle Fälle wünsche ich dir alles Gute.
Liebe Grüße
__________________
Birgit64

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  #3  
Alt 12.09.2005, 13:56
Delfine1 Delfine1 ist offline
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Standard AW: Was nun?

Liebe Caroline,

auch in unserer Ehe gab es viel Streit, denn wir haben beide emotional die ganze Palette erlebt: Angst, Verzweiflung, Wut, Hoffnung......Oft war wir nicht beide gleichzeitig im gleichen Stadium. Oft hat mein Mann (ohne es zu wollen) mich dafür verantwortlich gemacht, dass wir nicht ein "normales" Leben führen, wie andere auch. Er wollte zu mir halten, aber oft war ich es,
die gesagt hat, dann trenn Dich doch von mir, wenn Du es nicht aushälst. Ich habe keine Wahl! Am Ende mit sehr viel Durchhaltewillen, Respekt und Liebe füreinander haben wir es geschafft und diese Krankheit als Chance begriffen. Unsere Beziehung ist nun besser als vorher, denn wir gehen anders miteinander um. Uns ist klar geworden, dass das Leben nicht unendlich ist, und dass wir behutsam miteinander umgehen müssen, weil wir uns lieben und nicht ohne einander leben wollen. Uns ist klar geworden, dass wir unsere Zeit zusammen besser nutzen wollen.

Aber der Weg dahin war für uns beide hart. Ich glaube, der Partner braucht Zeit, um die Veränderungen des Anderen nachvollziehen zu können und "hinterher zu kommen". Vielleicht helfen Euch wirklich Partnergespräche bei einer guten Therpeutin.

Ich wünsche Euch alles Gute !

Liebe Grüße
Delfine
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  #4  
Alt 12.09.2005, 14:01
Benutzerbild von Caroline3
Caroline3 Caroline3 ist offline
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Unglücklich AW: Was nun?

Hallo ihr zwei Birgits!

Danke für Eure Beiträge!
Ich will meinem Freund ja Zeit geben, sich an die "neue" Caroline zu gewöhnen. Aber er verletzt mich dauernd. Wenn ich z.B. nichts trinke, fragt er mich fast verächtlich, ob ich darauf stolz sei, nüchtern zu bleiben. Oder er macht sich lustig darüber, dass ich manche Sachen vergesse oder nicht gleich kapiere. (Seit der Chemo bin ich etwas zerstreut). Das macht mich traurig. Ich war während der Therapie fast immer stark, optimistisch und mir ging es auch recht gut. Ich habe Angst davor, mich auf Probe zu trennen, denn ich liebe ihn doch!
Caroline
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  #5  
Alt 12.09.2005, 14:11
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Beiträge: 4.043
Standard AW: Was nun?

Hallo Caroline,
diese Defizite, von denen du sprichst, Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen, einhergehend mit Müdigkeit, sind völlig normal und können auch noch Monate andauern. Mein Therapienende ist knapp 2 Jahre her und ich leg mich heute noch mittags hin, wenn ich abends weggehen will, habe auch heute noch gelegentlich Konzentrations- und Konditionsprobleme.
Auch deine Aversion gegen Alkohol ist völlig normal, ich kenne jede Menge Frauen, auch in diesem Forum, denen das Glas Wein einfach nicht mehr schmeckt. Mir geht es auch so, die Gläser Alkohol, die ich in diesem Jahr getrunken habe, kann ich an den Fingern einer Hand abzählen. Wenn sich dein Freund darüber lustig macht und dich dadurch verletzt, dann ist das, in meinen Augen, ein Ausdruck von Dummheit (entschuldige den harten Ausdruck) und zeugt von einer ziemlichen Ignoranz dir und deinen Problemen gegenüber. Willst du dir das antun?
Knuddelgruß
__________________
Birgit64

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  #6  
Alt 12.09.2005, 15:53
Elke8 Elke8 ist offline
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Beiträge: 370
Standard AW: Was nun?

Hallo Caroline,

das was Birgit geschrieben hat, kann ich bestätigen. Mein Therapieende liegt nun schon 4Jahre zurück. Ich bin heute noch etwas vergesslich, auch muss ich mich mittags hinlegen(wenn ich denn mal Zeit habe).Ja gut, Alkohol habe ich nie getrunken, aber von anderen weiß ich, das sie so gut wie nichts mehr trinken. Einige vertragen den geruch von Alkohol nicht mehr. Ich finde es nicht OK wenn Dein Freund sich darüber Lustig macht. Hast Du mal versucht mit ihm darüber zu reden wieDu dich fühlst? Oder will er sich nicht damit auseinander setzen? Also das musst Du Dir wirklich nicht antun.
Liebe Grüße
Elke
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  #7  
Alt 12.09.2005, 17:45
Benutzerbild von Rubbelmaus
Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Beiträge: 1.720
Standard AW: Was nun?

Hallo Caroline,
das was dir die Mädels geschrieben haben, kann ich nur voll bestätigen. Selbst nach über 5 Jahren bin ich nicht mehr so konzentriert wie vor meiner Krankheit. Ich ermüde schneller vergesse immer noch viel und habe mich auch sonst sehr verändert. Aber ein liebevoller Partner sollte dafür Verständnis haben und dich unterstützen wo du Hilfe brauchst. Entweder ist es von deinem Freund Hilflosigkeit, die er durch blöde Bemerkungen zu überspielen versucht oder nur einfach bodenlose Dummheit. Hilflosigkeit kann man verlernen, Dummheit bleibt ein Leben lang.
Ich selbst bin seit 38 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Einer ist für den Anderen da, in guten wie in schlechten Zeiten. Wenn dein Freund das nicht kapiert, ist er ein grenzenloser Egoist.

Ich wünsche dir alles Liebe und das wieder schöne Zeiten für dich kommen,
Rubbelmaus
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  #8  
Alt 12.09.2005, 18:55
Benutzerbild von Caroline3
Caroline3 Caroline3 ist offline
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Beiträge: 211
Rotes Gesicht AW: Was nun?

Hallo Ihr alle!
Erstmal danke für Eure Antworten.
Inzwischen hat sich mein Freund entschuldigt, er sagt, er liebe mich und wäre nicht mehr nüchtern gewesen, als er mich so verletzte.
Ich kann seine Worte allerdings nicht so schnell vergessen.
Manchmal kotzt es mich schon an, wie es so läuft, ich werde abwarten und mich zurückhalten!
Caroline
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  #9  
Alt 12.09.2005, 23:26
Benutzerbild von Karin B.
Karin B. Karin B. ist offline
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Ort: wilder Süden BW
Beiträge: 1.376
Standard AW: Was nun?

Hallo Caroline,
ich bin 45 Jahre alt und mein mann und ich sind seit 32 Jahren ein Paar.
Tenagerliebe!!!!!!!!
Mit Sicherheit kann ich sagen, daß wir wirklich alle Höhen und Tiefen durchgemacht habe und das waren einige.
Eigentlich müßte man meinen, daß er mit meiner Brustkrebserkrankung gut umgehen müßte. Mittlerweile ja, aber das hat 2 jahre gedauert.
Am Anfang war noch viel Sorge, zweimal OP dann die Chemo, genau in dieser Zeit wurde mein mann auch krank. Wer gerannt ist und sich gekümmert hat, war ich, nicht das ich es nicht gerne getan hätte, aber im Nachhinein denke ich, er hätte sich wahrscheinlich nicht kübelnd ins Auto gestzt um zur Notapotheke zu fahren.
Dann kam die Bestrahlung, mir ging es eigentlich gut, die Haare kamen wieder, er und leider auch die Außensehenden denken dann immer, nun ist wieder alles ok, das schlimmste ist geschafft, das alte Leben geht weiter.
Aber dem ist nicht so.
Ich habe das Empfinden gehabt, es geht erst los.
Nichts war mehr so wie früher. Mein altes Leben konnte und wollte ich nicht mehr aufnehmen. Umso mehr ich körperlich in meine Schranken gewiesen wurde und unzufrieden war, umso mehr Fehler entdeckte mein Mann an mir.
Ich weiß nicht wie das bei dir ist, aber mein Tumor war Hormonabhängig und die Tabletten, die frau dann nehmen "darf" sind auch nicht ohne.
Das schlimmste von den Knochenschmerzen mal abgesehn, war, daß die Libido auf der Strecke bleibt.
Die Diskusionen waren für mich furchtbar, denn er konnte nicht verstehen, daß er plötlich mit einer ganz anderen Frau verheiratet war.
Ich weiß es noch ganz genau, er wollte mir sagen, daß er mich liebt, aber er sagte zu mir, daß er mich anschaut und ich nicht die Frau bin die er aus Liebe geheiratet hat.
Dieser Satz war so verletzend für mich und am liebsten hätte ich die Tür hinter mir zu gemacht.
Aber er hatte Recht, ich war nicht mehr die Frau die ich mal war.
Gib deinem Freund Zeit, er muß von dir die Gelegenheit bekommen, das neue in dir und an dir kennenzulernen, das geht nicht von heute auf morgen.
So wie du Zeit brauchst, um mit der Situation klar zu kommen.
Redet, aber zerredet nichts.
Wenn eure Beziehung vor der Erkrankung stabil war, dann schafft ihr das.
Erzähle ihm deine Ängste, aber vergiss nicht nach seinen Ängsten zu fragen.
Und das wichtigst, vergeßt das Lachen nicht. Weinen und Lachen gehören für mich zusammen, eins geht ohne das andere nicht.
Ich wünsche dir alles Glück und Vertrauen in dich und deinen Freund.
Karin B.

Übrigens wir feiern nächstes Jahr Silberne Hochzeit
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