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  #1  
Alt 11.05.2009, 14:57
Brautprinzessin Brautprinzessin ist offline
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Registriert seit: 11.05.2009
Beiträge: 2
Standard Naivität oder positive Einstellung???

Hallo zusammen,

ich lese nun seit so vielen Monaten in diesem Forum - heute habe ich mich endlich angemeldet.
Mein Papa weiss seit November, dass er SPK hat, T3....
Der Tumor ist ca. 10 cm lang, so weit oben am Kehlkopf, dass er inoperabel ist. In den vergangen Monaten gab es - wie Ihr alle kennt - viele Höhen und Tiefen,
5 Wochen Radio-Chemotherapie, Magensonde, Port (über den er auch ambulant ernährt wird).
Nach einer 2. Chemorunde ist mein Papa nun wieder zuhause, kann ein wenig besser schlucken,
hat ein Kilo (von 15kg) zugenommen und versucht, im Garten zu arbeiten, soweit es seine Kraft zulässt.

Vielleicht fördert positives Denken eher eine Heilung - zumindest bringt es mehr Lebensqualität.
Was mich jedoch sehr verwirrt hat, ist, daß mein Vater mir am Wochenende erzählt hat, dass der Tumor weg ist und er wieder gesund sei.
Weder meine Mama noch meine Schwester wirssen davon irgendetwas... Mein Papa scheint den Ernst der Lage völlig zu verkennen und - wahrscheinlich aus Selbstschutz - glaubt, er ist nun bald wieder ganz gesund, weil die Thearpie nun beendet ist.
Ich weiss nicht recht, wie ich mit seiner Herangehensweise umgehen soll.
Im Internet wird bei solch inoperablen Tumoren eine nicht gerade sehr positive Lebenserwartung geschildert - mein Papa benimmt sich ein einer sehr positiven oder vielleicht naiven Haltung so, als hätte er einen Schnupfen... Leider hat er jetzt wieder stark mit dem Rauchen angefangen
Ich möchte ihm natürlich auf keinen Fall sein Bild einreissen, habe aber Angst, dass irgendwann in nächster Zeit - spätestens bei den Abschlussuntersuchungen - gewaltsam aus seiner kleinen Welt gerissen wird. Kennt jemand von Euch solch einen verdrängenden Umgang mit der Krankheit?


Viele Grüße,

Brautprinzessin
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  #2  
Alt 11.05.2009, 22:33
ulla46 ulla46 ist offline
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Registriert seit: 17.07.2006
Ort: Mettmann
Beiträge: 986
Standard AW: Naivität oder positive Einstellung???

Hallo Brautprinzessin,
jeder geht mit der Krankheit unterschiedlich um. Wenn dein Vater z.Zt. alles verdrängt, ist das jetzt sein Weg, das zu verkraften. Das wäre sicher nicht schlimm, wenn er im Glauben gesund zu sein, nicht wieder mit dem Rauchen angefangen hätte, denn Rauchen ist ja ein Auslöser für SPK, der sowieso dazu neigt, schnell wieder zu kommen. Ich hoffe, dass dein Vater diese Phase schnell überwindet und der Krankheit ins Auge sehen kann. Für dich ist es ja sicher schwer, sein Verhalten zu akzeptieren, aber meine Erfahrung ist, dass es nichts bringt, jemanden zu seinem "Glück" zu zwingen. Der stellt sich dann erst recht auf stur. Auf der anderen Seite wirst du dir evtl. Vorwürfe machen, nichts gesagt zu haben, wenn der Krebs wiederkommen sollte. Das ist eine echte Zwickmühle. VIelleicht können dir die Erfahrungen anderer weiterhelfen. Ich wünsche es dir!
Ulla
__________________
SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
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  #3  
Alt 11.05.2009, 22:50
Benutzerbild von _Viola_
_Viola_ _Viola_ ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
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Beiträge: 816
Standard AW: Naivität oder positive Einstellung???

Liebe Brautprinzessin,

herzlich willkommen hier im Forum, auch wenn der Anlass kein schöner ist.

Ich weiß ja nicht, was die Ärzte Deinem Vater nach der OP gesagt haben. Bei meinem Vater wurde von allen Ärzten (damals in der Uniklinik Magdeburg) gesagt, dass er davon ausgehen kann, dass er geheilt ist. Ich kann heute noch nicht verstehen, wie ein Arzt so eine Aussage machen kann. Da mein Vater nach der OP auch schnell wieder fit war, ist er auch davon ausgegangen, dass das Thema Krebs sich für ihn erledigt hat. Ich war da gleich skeptisch, habe ihn und auch meine Mutter aber in diesem Glauben gelassen. Ich glaube aber jetzt noch, dass es gut war. Er hatte wenigstens ein ganzes unbeschwertes Jahr. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch die Hoffnung, dass er den Krebs besiegt hat. Ihm ging es richtig gut. Leider hielt dieser euphorische Zustand nur 1 Jahr an, dann hatte er eine Lymphknotenmetastase. Der Schock war sehr groß. Aber wie ich schon geschrieben habe, er war 1 Jahr lang unbeschwert. Die Lebensqualität war demzufolge auf jeden Fall besser.

Wenn ich lese, dass Dein Vater wieder im Garten arbeitet, dann muss ich an meinen Vater denken. Nach der Reha ging es ihm so gut, dass er den ganzen Tag draußen gearbeitet hat. Wir hatten oft Angst, dass er sich übernimmt. Das war auch manchmal der Fall, dann war er ein paar Tage außer Gefecht gesetzt. Als es ihm wieder besser ging, dann war er wieder den ganzen Tag draußen in seiner Garage. Aber das war sein Leben und ich bin froh, dass er das konnte. Deshalb lasst ihn ruhig machen. Es wird immer Höhen und Tiefen geben. Die wird Dein Vater auch erkennen müssen.

Mein Vater hat sofort nachdem er die Diagnose bekommen hat, mit dem Rauchen aufgehört. Sterben musste er trotzdem. Klar ist es nicht gut, dass er raucht, aber ob es letztendlich ausschlaggebend für den Krankheitsverlauf ist, glaube ich nicht. Ich habe hier im Forum schon öfter zu diesem Thema geschrieben. Bei uns im Ort gibt es jemanden, der hatte schon Magen-, Speiseröhren- und Prostatakrebs. Das seit vielen Jahren. Er raucht und ist schon vormittags betrunken. Aber er lebt.

Wie es letztendlich kommt, kann Euch sowieso niemand sagen. Also denkt positiv und geht davon aus, dass Dein Vater wieder ganz gesund wird. Ich wünsche es Euch von ganzem Herzen.

Liebe Grüße
Viola
__________________
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  #4  
Alt 12.05.2009, 17:59
Brautprinzessin Brautprinzessin ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2009
Beiträge: 2
Standard AW: Naivität oder positive Einstellung???

Liebe Ulla, liebe Viola,

vielen Dank für Eure spontanen Antworten. Ich muss nun nochmal klarstellen, dass mein Papa nicht operiert wurde. OP ist laut Ärzten nun doch nicht möglich, weil der Tumor viel zu weit oben sitzt und zu groß ist. Einzige Therapie waren mehrere Durchläufe an Radio-Chemo, ein endgültiges Abschlussergebnis folgt in wenigen Wochen. In den Zwischenberichten waren Begriffe wie "Einsatz von Kinderbesteck" bei Spiegelungen aufgeführt, aber keine Eindeutigen Hinweise auf merkliches Anschlagen der Therapie.

Leider wohne ich 400 km entfernt von meinen Eltern, bin also auf regelmäßige Telefonate mit "emotional gefilterten" Schilderungen angewiesen. Bei Besuchen zuhause wird wenig über die Krankheit gesprochen, sondern eher versucht, Normalität und Alltag zu leben.
Leider haben die Ärzte zu Beginn nicht nur Alkohol und Nikotin, sondern auch heiße und scharfe Speisen als Risikofaktor genannt - mein Papa blendet Dinge, die er nicht hören möchte, gerne aus...Da einer der Ärzte auch mal sagte, er dürfe weiter rauchen - es macht eh keinen Unterschied mehr, hat er das als willkommenen Einladung angenommen...
Da kann ich aus der Entfernung leider wenig Einfluß nehmen.

Dennoch freue auch ich mich, wenn ich ihn in Garten oder Garage beim Basteln beobachten kann. Da er seine Nahrung über den Port nur Nachts bekommt, kann er sich tagsüber schwach aber frei im Garten bewegen und das ist gut so.
Nun müssen auch wir uns noch einige Wochen in Geduld üben, bis wir nähere Ergebnisse erhalten.

Ich danke Euch vielmals für Eure Schilderungen.

Liebe Grüße,

Brautprinzessin
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  #5  
Alt 21.05.2009, 14:39
Benutzerbild von ela68
ela68 ela68 ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 880
Standard AW: Naivität oder positive Einstellung???

Hallo,

bei meinem Vater war es genau wie bei Viola`s Papa,man sagte uns nach der OP wäre er geheilt,es ging ihm auch 1,5,Jahre ganz gut,dann kam das Rezidiv.

Ich hab mich manchmal auch gefragt,ob er das alles nich wahr haben wollte oder ob er wirklich so naiv ist?

Man stelle bei ihm Lungenmetas fest,wir wußten davon.....man fragte ihm in einem anderen KH nach den Lungenmetas,er sagte er hätte keine....

als er ein paar Monate Blut spuckte,sagte er zu uns er würde den Krebs jetzt rausbrechen und dann wäre alles ok.Er tat auch oft so als wenn er nur einen Schnupfen hätte.

Wenn eine Untersuchung anstand,war ich ein Nervenbündel....mein Papa ging ganz etspannt zur Untersuchung.


Vielleicht hat er auch so reagiert um uns zu beruhigen? Wir wissen es nicht,er hat nie mit uns über seine Krankheit noch über den Tod geredet.

Mein Vater hatte nach der Op auch mit dem Rauchen aufgehört,gesund ist es ja wirklich nicht aber ob es bei deinem Vater jetzt noch mehr Schaden anrichtet?

Ich wünsche Dir mit deinem Vater noch eine schöne lange Zeit und alles Gute

LG
Ela
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