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  #1  
Alt 27.04.2009, 22:20
Benutzerbild von Nika88
Nika88 Nika88 ist offline
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Registriert seit: 27.04.2009
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Standard Meine Mama....

Hey...
ich bin heute Abend per Zufall auf diese Seite gestoßen... Ich hoffe, dass hier vielleicht einige Menschen Ratschläge für mich haben, denn so langsam weiß ich einfach nicht mehr weiter...

Letztes Jahr im September wurde überraschenderweise Brustkrebs bei meiner Mama festgestellt... dazu Metastasen in Lunge und Leber... Noch dazu ist es ein sehr aggressiver Krebs, so dass die Ärzte schon von Anfang an sagten, dass eine komplette Heilung ausgeschlossen werden kann...
Ende September hatte sie ihre erste Chemo-Sitzung... Gott sei dank verkraftete ihr Körper dies ganz gut.... Die Ärzte waren überwältigt von dem positiven Krankheitsverlauf... Nach den geplanten 4 Chemo-Sitzungen wurden nochmal 2 drangehängt, um die Stelle in der Brust so klein wie möglich zu bekommen, da anschließend eine Operation geplant war... Wir sind hier jetzt ca. im Februar diesen Jahres, meine Mama hatte sich wieder einigermaßen gefangen und neuen Lebensmut geschöpft... es lief ja auch alles so gut....
Bis zu dem Zeitpunkt, als sie dann ins Krankenhaus zur besagten OP musste... einen Tag vorher wurde ihr mitgeteilt, dass sich der Krebs trotz Chemo auch noch auf die andere Brust ausgebreitet hätte und die starke Chemo zum Schluss nichts mehr gebracht hätte... außerdem konnten sie nicht operieren, da die Brust so sehr angeschwollen und von Hautmetastasen übersät war, dass es einfach nicht möglich war...
Meine Mama - und auch unsere Famile - wieder am Boden...

Bis jetzt hat meine Mama ihren Lebensmut noch nicht wiedergefunden... sie hält alles für ziemlich hoffnungslos und hat die Lust auf alles verloren...

Ich würde ihr so gerne helfen, nur weiß ich nicht, wie... Ich bin 20 Jahre alt, arbeite den ganzen Tag... habe einen Bruder, 23, der auch erst abends wieder da ist und bei meinem Vater genau das gleiche...
Die Hausarbeit bleibt an mir hängen, und ich bin wirklich langsam mit den Kräften am Ende... Ich möchte mich nicht beschweren, nur ich weiß, dass ich das alles alleine einfach nicht schaffe... aber hier bei uns sind einfach alle der Meinung, dass die Hausarbeit "Frauensache" sei... und dann kommt es noch dazu, dass meine Mutter und ich uns oft streiten, meist nur wegen Kleinigkeiten... Ich lege es wirklich nicht darauf an, sie zu provozieren oder so... es scheint mir so, alswäre es egal, was ich mache, es ist eh irgendwie falsch oder nicht gut genug.... Dabei will ich doch einfach nur helfen...

Seit gestern ist bei mir alles vorbei... da hat meine Mama mir und meinem Bruder eröffnet, dass sie, wenn sie Glück hat, noch ein Jahr zu leben hätte... ich will das einfach nicht wahrhaben - vor allem sagte sie uns das zwischen Tür und Angel.... haben die Ärzte das wirklich zu ihr gesagt, oder ist das "nur" ihre eigene Überzeugung?

Ich weiß wirklich nicht mehr weiter... die Krankheit, das alles hier zuhause und dann auch noch meine Ausbildung... ich weiß wirklich nicht, wie ich das alles schaffen soll...

Liebe Grüße,
nika
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  #2  
Alt 27.04.2009, 22:52
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Meine Mama....

Hallo Nika,

ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen. Vor jetzt fast 5 Jahren war ich in genau derselben Situation. Ich war damals 17.
Meine Mutter bekam die Diagnose Brustkrebs, Verzweiflung pur auf allen Seiten, Prognose der Ärzte sehr schlecht, Vater war den ganzen Tag arbeiten und hat Abends seinen Kummer im Alkohol ertränkt und mein Bruder hat total zu gemacht. Mama verlor ihren Lebensmut, ihr Lachen, ihre Pläne. Und ich? Plötzlich stand ich da, völlig verzweifelt und musste doch funktionieren. Das habe ich auch! Schule beendet, Ausbildung gemacht, all das was Menschen in meinem Alter tun und zu Hause meine Mama gepflegt und den Haushalt gemacht. Oh was war ich oft wütend auf diesen scheiss Krebs. Hat mir alles genommen. Und das fühlte ich, dass schlimmste war zu wissen wie schlimm sich meine Mama als Betroffene gefühlt haben muss. Man kann so wenig tun, nur da sein. Ich habe mich so oft mit meiner Mutter gestritten - das war das schlimmste ich wollte ihr helfen und durch meine Angst und ihre Angst unsere Verzweiflung und Hilflosigkeit sind wir ständig aneinander geraten.
Ich kann dir gar keinen Ratschlag geben wie es besser wird, es wird einfach irgendwann besser...ganz ganz wichtig, nie die Hoffnung aufgeben. Und NICHTS auf Prognosen geben. Siehe meine Mam. Ihr geht es heute gut, sie ist Tumorfrei!!

Und versuche nicht es alleine zu schaffen. Die Last ist zu schwer. Ich habe professionelle Hilfe in Anspruch genommen und es hat mir gut getan. Und dieses Forum hat mir sehr geholfen. Ich war nicht mehr alleine mit meinen Ängsten, mit meinem Schmerz! Endlich hat mir jermand zugehört.

Schreibe Dir alles von der Seele. Ich kann Dir zwar nur anbieten zuzuhören aber vielleicht ist das schon ein kleines bisschen was..

Lass Dich mal drücken,
Ylva
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  #3  
Alt 28.04.2009, 22:27
Benutzerbild von sternchen2190
sternchen2190 sternchen2190 ist offline
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Beiträge: 392
Standard AW: Meine Mama....

Hallo Nika
Erst mal herzlich willkommen hier, auch wenn es kein schöner Anlass ist!
Auch ich kann dich gut verstehen, weil meine Mama im letzten Dezember ebenfalls an Krebs erkrankt ist! Als wir die Diagnose bekamen ist für mich eine Welt zusammen gebrochen, zumal ich ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mama habe!
Es tut mir sehr leid für Dich, vor allem da du noch so jung bist und schon so eine Last tragen musst! Aber gib die Hoffnung nicht auf!
Vor allem kannst Du nicht die ganze Last nur auf deinen Schultern tragen....versuche mit deinem Vater und Bruder zu reden, denn Du kannst nicht alles allein bewältigen (Mama, deine Ausbildung und Haushalt)....jetzt muß alles Hand in Hand gehen und alle müssen gemeinsam kämpfen!

Ich bin auch im Dezember durch Zufall auf diese Seite gestossen, und hätte nie gedacht das ich hier mal meinen eigenen Thread eröffne, aber mittlerweile bin ich wirklich sehr dankbar das ich hier meinen Gedanken freien Lauf lassen kann....vor allem gibt es hier Menschen die unser Schicksal teilen und unseren Schmerz nachvollziehen können

Ich drück dich mal ein bisschen....
Liebe Grüße Anja
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  #4  
Alt 29.04.2009, 01:09
Sterni3 Sterni3 ist offline
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Beiträge: 17
Standard AW: Meine Mama....



Hallo Nika,

ich bin zwar nicht mehr so jung wie du, dennoch trifft mich die Krankheit meiner Mutter genauso hart. Und es ist mir sehr schwer gefallen, es so zu akzeptieren, wie es ist. Das Leben ist nicht gerecht.

Ich habe es am Donnerstag nach Karneval erfahren - und die Prognose war: mit Glück noch einige Monate. Sie hat immer gesagt, sie will kämpfen. Aber ich kenne sie zu gut, um nicht herauszuhören, dass sie nur noch einmal alle sehen wollte - ihre Geschwister und uns alle. Dieser Wunsch ist ihr erfüllt worden - zumal das Familientreffen ja lange geplant war. Inzwischen liegt sie im KKH, und es geht ihr sehr schlecht, aber sie war nochmal richtig glücklich.

Ich weiss, man soll die Hoffnung niemals aufgeben - aber der Betroffene spürt selber sehr genau, was mit ihm los ist. Vielleicht ist es das, was deine Mama gereizt reagieren lässt. Ich bin sicher, dass sie dich sehr liebt und sich Gedanken macht, was werden soll, und einfach nur versucht, für euch stark zu sein. Denk mal drüber nach, ob es nicht besser ist, wenn sie weiss, dass du ihr nicht böse bist, wenn sie geht, wenn es soweit ist. Schließlich wird es ihr dann "dort" besser gehen. Und irgendwann findet ihr euch dann dort wieder. Ganz bestimmt. Und vielleicht kann sie dann deine Hilfe leichter annehmen.

Auch ich bin der Meinung, dass du unbedingt etwas dagegen tun musst, dass alles an dir hängen bleibt. Frag mal deine beiden Männer, ob ihnen geholfen ist, wenn du in ein paar Wochen zusammenbrichst, weil sie dir nicht helfen. Letztlich läuft es genau darauf hinaus. Niemand hat unendlich viel Kraft und es ist leichter, wenn alle zusammen halten und sich gegenseitig unterstützen.

Ich wünsche dir viel Kraft, das durchzustehen, und die Hilfe und das Verständnis deiner Familie. Nutzt die Zeit, die euch bleibt.

LG Sterni3


Geändert von Sterni3 (29.04.2009 um 01:13 Uhr)
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  #5  
Alt 12.08.2009, 21:33
Benutzerbild von Nika88
Nika88 Nika88 ist offline
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Ort: Oldenburg
Beiträge: 18
Standard AW: Meine Mama....

Es ist ja schon eine Weile her, dass ich hier geschrieben habe...
meiner Mutter geht es mittlerweile gar nicht gut... Vor 3 Tagen war sie wegen der starken Schmerzen beim Arzt, wo sie auch prompt untersucht wurde... Diagnose: wieder Metastasen in der Leber und Wasser in der Lunge... Ich weiß nicht mehr weiter... ich würde ihr so gerne helfen... aber das schlimmste sind für sie die Schmerzen, die sie ertragen muss. Sie hat zwar Schmerzmittel (Morphium), aber die helfen einfach nicht... Sie kann inzwischen auch nicht mehr auf sein, weil sie so kurzatmig ist und nicht aufrecht stehen kann...

Ich versuche hier zu Haus alles, was ich tun kann, um ihr das Gefühl zu geben, dass alles "okay" ist, versuche, stark zu sein... Aber wenn ich dann hier oben in meinem Zimmer sitze und daran denke, wie sehr sie leidet und doch auch kämpft, da bricht bei mir alles zusammen... Vor allem, weil ich auch nicht weiß, wie es weitergehen soll... Die Chemo wurde nun schon 6 mal umgestellt, aber wie man sieht, keine Erfolge... Die Ärzte tappen im Dunkeln und versuchen jetzt alle paar Wochen eine neue Chemo aus... Aber wenn nun schon Wasser in der Lunge ist und sich das noch weiter ausgebreitet hat, wie stehen dann die Chancen? Ich hoffe natürlich nur das beste, aber bei so vielen Rückschlägen weiß ich einfach nicht mehr weiter...

Hier zu Hause bekommen wir bald übrigens eine Arbeitshilfe, damit wir alle entlastet werden, da wir (mein Vater, Bruder und ich) im Moment immer sehr lange arbeiten müssen... Manchmal kann ich früher gehen, damit meine Mama nicht so lange allein ist und ich die Hausarbeit noch machen kann... Aber das ist eben nur manchmal und es muss eine Lösung auf Dauer gefunden werden.

Ich bin aber auch schon soweit, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich den ganzen Tag nicht da bin. Ich würde so gerne zu Hause sein, weil ich immer Angst habe, dass irgendwas sein könnte wobei meine Mama Hilfe braucht. Und natürlich auch, damit sie nicht den ganzen Tag alleine ist....


Ich danke euch auch noch für eure netten Worte....

Liebe Grüße,
Annika
__________________
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

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  #6  
Alt 12.08.2009, 22:04
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Registriert seit: 08.04.2009
Beiträge: 2.243
Standard AW: Meine Mama....

Liebe Annika, besteht die Möglichkeit dass Du Deine Ausbildung für eine gewisse Zeit unterbrichst und Deine Mutti pflegst? Bekommt Ihr die Arbeitshilfe von der Krankenkasse bezahlt?
Das Pflegezeitgesetz ermöglicht seit 1.Juli 2008 Angehörigen für die Betreuung von pflegebedürftigen Familienmitgliedern eine unbezahlte Freistellung von der Arbeit bis zu 6 Monaten. Die Sozialabgaben werden dabei von der Pflegekasse übernommen. Die Arbeitslosenversicherung kann man selbst weiterbezahlen.
Hat Deine Mutti eine Pflegestufe?

Elisabethh.
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