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  #1  
Alt 15.02.2012, 09:10
Nicole85 Nicole85 ist offline
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Unglücklich Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Ich habe eine Liebe Oma, sie hatte anfang der 90iger Brustkrebs. Vor etwas 4 Jahren wurden dann metastasen in Lunge und Knochen festgestellt. Damit konnte sie eigentlich gut leben. Im August 2011 erhielten wir dann die schlimme Diagnose Lebermetastasen. Sie hab dann eine richtige Chemo bekommen. Nach drei Monaten die ernüchternde Resultate... mehr Metastasen. Die Behandlung wurde abgebrochen. Sie können nichts mehr machen
Mitte Januar ist sie ins Krankenhaus, weil sie ein paar mal zu Hause umgefallen ist und mein Opa große Angst hatte. Seit letzten Dienstag ist sie nun wieder zu Hause und meine Opa pflegt sie ganz liebevoll. Sie kann leider gar nichts mehr alleine machen und liegt den ganzen Tag.
Ihr Morphiumpflaster wurde auf 75mg erhöht. Seit Samstag reicht das ne mehr. Als ich am Sonntag bei Ihr war, ist mir himmelangst geworden. Sie hat vor Schmerzen gewimmert. Habe dann am Montag dem Arzt die Hölle heiß gemacht, dass er was machen soll. Hat er dann zum Glück auch. Sie bekommt jetzt noch extra Tabletten und so sind die Schmerzen erträglicher für sie.
Was mich nur wundert, sie ist jetzt geistig wieder fit obwohl sie mehr Opiate bekommt.
Ist das normal?
Gibt es noch andere Möglichkeiten oder Dinge die ich anschieben kann, damit ich schneller helfen kann, wenn die Schmerzen wieder merh werden?

Viel Grüße
Nicole
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  #2  
Alt 15.02.2012, 09:26
LauraS LauraS ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Hallo Nicole,

wirklich schlimm, wenn man so machtlos zuschauen muss, wie jemand den man so lieb hat so leiden muss...tut mit leid für dich/euch.

Zum Thema Opiate: mein Papa hat auch in der letzten Phase Morphium bekommen und meine Mutter hat sich anfangs auch Sorgen gemacht, dass mein papa dann nur noch in einer Art Dämmerzustand ist. Aber die Ärzte haben uns erklärt, dass man sich die Wikung von Morphium nicht so vorstellen darf, wie bei einem gesunden Menschen. Vielmehr haben Patienten (egal an welcher Art Schmerzen sie leiden) Schmerzrezeptoren die das Morphium quasi aufnehmen um die Schmerzen zu bekämpfen, daher hat es auch nicht mehr so viele andere Nebenwirkungen. Deswegen ist deine Oma auch noch geistig topfit.

Bei meinem Papa hatten wir einen Perfusor, eine Art Spritzpumpe die immer gleichmäßig Medikamente abgibt. Wenn mein Papa dann Schmerzspitzen hatte, wurde quasi aus dem Perfusor ein wenig mehr gegeben um diese Schmerzen abzufangen. Das hat ganz gut geklappt, mein Vater war dann so gut wie schmerzfrei. Vorteil ist auch, dass deine Oma dann keine Tabletten mehr nehmen muss. Falls ihr einen palliativ-dienst habt, können die das sicherlich einleiten. Weil Schmerzen müssen echt nicht sein...

Ich wünsch euch viel kraft für die nächste zeit
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  #3  
Alt 15.02.2012, 09:38
Nicole85 Nicole85 ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Danke für deine Anteilnahme, es ist schön, wenn man ein paar Tipps bekommt. Bin manchmal bissl ratlos teilweise auch ein wenig überfordert mit der Situation. Man streichelt der Oma über den Kopf und weiß genau, dass sie sterben wird ... darf gar nicht dran denken

Am Anfang wo sie die höheren Morphiumpflaster bekommen hat, von 50mg auf 75mg war sie wie benebelt und fern ab der Realität. Wunder mich nur, dass das nícht mehr der Fall ist. Gewöhnt sich der Körper daran?
Wir haben einen ambulanten Hospizdienst der immer mal kommt. Ich möchte auch gerne noch einen Palliativmedizinischen Dienst einschalten aber da will unser Hausarzt ne so richitg hin. Von der Morphiumpumpe hab ich nämlich auch schon gehört. Ich kann mir nur nicht so richtig vorstellen, wie man merkt dass man eine Schmerzspitze hat?!
Ich möchte aber versuchen unseren Hausarzt am Donnerstag zu überzeugen, dass er mir das Formular gibt, damit ich das Brückenteam bestellen kann.

Darf ich frage, was dein Papa hatte?

VG Nicole
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  #4  
Alt 15.02.2012, 10:43
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Liebe Nicole,

auch ich befinde mich gerade in einer ähnlichen Situation. Nach einem Monat Krankenhausaufenthalt ist mein Papa nach Haus gekommen. Er hat Lungenkrebs und Knochenmetastasen im Schulterblatt, im Oberschenkel und an den Lendenwirbeln. Sein Zustand ist ähnlich dem deiner Oma. Er ist sehr abgemagert, mag eigentlich so gut wie keine Nahrung mehr zu sich nehmen und kann kaum mehr aufstehen. Auf der Palliativstation wurde er eingestellt, so dass er keine Schmerzen mehr leiden muss. 125 mg Morphin über Plaster, zusätzlich Morpihtabletten, unterschiedliche Schmerztropfen wie Novalgin, Tropfen gegen Übelkeit, und und und.
Ich kann dir nur empfehlen, den Arzt eindringlich um die SAPV Verordnung zu bitten, so dass eine Palliativschwester zu deiner Oma kommt. Die PAlliativkräfte überwachen den Zustand und können dann nötigenfalls die Dosis der Schmerzmedikamente (auch des Morphiums) erhöhen, damit deine Oma wenigstens keine oder wenig Schmerzen hat. Außerdem sind sie menschlich großartig und helfen auch den Angehörigen, hier in erster Linie deinem Opa. Muss er deine Oma allein betreuen? Das ist nämlich unglaublich anstrengend!!! Ich habe heute NAcht wieder am Bett meines Vaters gesessen, meine mutter übernimmt den Tag. HAbt ihr für deine Oma eine Pflegestufe beantragt, damit zusätzlich ein Pflegedienst kommen kann, der deinen OPa entlastet? Der Pflegedienst könnte beispielsweise deine Oma waschen, wenn das deinem Opa körperlich schwer fallen sollte. Das ist meines Erachtens sehr, sehr wichtig, deinem Opa auch Unterstützung an die HAnd zu geben, der er wird ja auch nicht mehr der Jüngste sein und muss jetzt so viel leisten. Wegen der Pflegestufe musst du die Krankenkasse deiner Oma kontaktieren, wegen der SAPV den behandelnden Arzt. Wenn der so stur ist, dann wende dich unbedingt an das Palliativnetzwerk. Du musst das mal eingeben im Internet und schauen, wo in der Gegend deiner Oma eines ist. Sonst frage im Krankenhaus deiner Oma nach! Die wissen weiter, wenn sie eine Palliativstation haben. Und die sind unglaublich engagiert und tun, was sie können, um deine Oma und euch zu unterstützen.
Viel Erfolg damit und alles Liebe für dich, deine Oma und deinen Opa,
Miriam
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  #5  
Alt 15.02.2012, 11:10
Nicole85 Nicole85 ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Hallo Miriam,
wenn ich das von deinem Papa lese, tut mir das sehr leid und gleichzeitig macht es mir Angst, das mir das auch noch blüht. Wie lange reichen die Dosierungen der Schmerzmittel ehe man wieder mehr bekommt bzw. neu eingestellt wird?
Wie hoch ist eigentlich das höchste Schmerzplaster was es gibt? Unser Arzt meinte, dass 75mg schon ganz schön viel ist!?

Mein Opa hat Unterstützung, der Pflegedienst kommt früh und Abends, zusätzlich haben wir mit dem ambulanten Hospizdienst in unserer Stadt Hilfe. Da kommt eine 2 mal die Woche und passt auf Oma auf, damit Opa mal raus kann. Zusätzlich bin ich und meine Mutti noch da. Meine Mutti kommt meistens nachmittags 2 Stunden 13-15 und abends nochmal je nachdem 1-2 Stunden. Wenn ich es beruflich einrichten kann komme ich dann nachmittags meistens von 15-18 Uhr. Ich kann aber leider nicht jeden Tag
ich hoffe, dass wir uns noch besser einspielen. Oma ist ja erst 1 Woche zu Hause. Trotzdem ist es wahnsinnig anstrengend für alle aber für Opa am meisten. Er ist noch so agil und ist eigentlich nur draußen. Ihm muss das wie ein Gefängnis vorkommen, obwohl wir ihm so oft wie nur möglich raus schicken. Er geht so gerne mit unseren Hunden spazieren

Wahnsinnig macht aber einen, dass man nur wartet... man schiebt sich von Tag zu Tag...
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  #6  
Alt 15.02.2012, 18:13
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Liebe Nicole,

ich weiß leider nicht, welches die höchste Dosierung der Morphin-Pflaster ist. Mein Vater hat 125 mg und das hält 72 Stunden. Zusätzlich hat er Novalgin, Effentora (das ist auch ein Opioid bzw. Morphin) und noch irgendetwas.

Er wurde auf der Palliativstation eingestellt, aber es ist wichtig, dass eine Palliativkraft ständig den Zustand kontrolliert, denn manchmal muss umgestellt werden. Das haben wir heute gehabt und nun müssen wir ausprobieren, ob die neue Zusammenstellung Erleichterung bringt.

Ich kann wirklich nur das Palliativnetzwerk empfehlen. Den Tipp hatte ich auch hier im Forum erhalten und ich bin dankbar, dass wir diesen Schritt gegangen sind und mein Vater die angedrohte dritte Chemo abgesagt hat. Die hätte er nicht überstanden. Zwar hat er auch so keine Chance mehr, aber ich denke, ihm bleibt der Stress erspart.

Du hast so recht, das Warten zermürbt einen und diese Hilflosigkeit. Ihr seid offensichtlich eine ganz tolle Familie, wenn du und deine Mutter deinen Opa und deine Oma so unterstützen. Das hilft ungemein, denn der Pfelgedienst ist ja meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bei uns schaut es jetzt so aus, dass wir eigentlich 24 Stunden da sein müssen, da mein PApa beginnt zu halluzinieren (kommt von den Medikamenten). Er ist so schrecklich unruhig und sieht irgendwelche Gestalten oder spricht mit jemandem, der nicht da ist. Schlimmer ist, dass er ständig aufstehen will, ihm jedoch die Kraft fehlt und wir befürchten, er können stürzen. Also muss auch nachts jemand an seiner Seite wachen.

Das ist eine sehr harte Zeit und auch bei uns sieht es so aus, dass mein Papa genau vor einer Woche heim gekommen ist. Seitdem hat sich sein Allgemeinzustand weiterhin verschlechtert. Massiv! Ich befürchte auch, dass diese innere Unruhe bereits ein weiteres Zeichen dafür ist, dass er bald von uns gehen wird.

Ich schicke dir ein riesiges Kraftpaket!!!! Alles Liebe
Miriam
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  #7  
Alt 16.02.2012, 07:57
Nicole85 Nicole85 ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Hallo Miriam,
ach das ist schon alles Sch...e

Ist das Hallizinieren denn "Normal"? Darf ich fragen, wie alt dein Papa ist?
Meine Oma bekommt jetzt zusätzlich zu den Pflastern noch Palexia... ganz furchtbar. Verträgt sie gar nicht. Sie übergibt sich nur. Aber ohne die Tabletten kommen die schmerzen wieder
Ich will heute Abend den Hausarzt das Formular für die SAPV aus dem Kreuz leiern. Unser Arzt fährt morgen in den Urlaub, er muss mir das einfach geben... sonst muss ich ihn übergehen. kann ich dann auch nicht mehr ändern.

Wie machst du das arbeitstechnisch, wenn du nachts bei deinem Vater wachst?
Meine Oma ist zu schwach, sie kann nicht alleine aufstehen... aber sie würde es tun, wenn sie könnte.

Hast du Angst davor, wenn es mit deinem Vater vorbei ist?
Ich habe manchmal ein schlechtes gewissen, denn meine Oma bettelt so nach ihrem Tod, dass ich ihr den Wünsche. Sie soll sich nicht mehr quälen.

.... ich drück dich... mach weiter so
Liebe Grüße
Nicole
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  #8  
Alt 16.02.2012, 08:51
LauraS LauraS ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Hallo Nicole!

Mein Papa hatte ein Adenokarzinom in der linken oberen Lungenhälfte. Sonst keine Metastasen in anderen Organen. Das Hauptproblem war, dass die zwei Hauptvenen vom Druck des Tumors thrombosiert waren und er dadurch eine obere Einflussstauung bekam (Kopf, Hals schwillen extrem an). Dies haben wir dann durch Bestrahlung und Chemo gut in den Griff bekommen. Jedoch kurze Zeit später hat mein Papa eine Lungenentzündung bekommen und die Therapie musste unterbrochen werden und da ist er dann wirklich köperlich zusammengebrochen von heute auf morgen. Das war so schlimm zu sehen, man kann das gar nicht in Worte fassen wie weh es tut...man ist einfach hilflos.

Jedenfalls wurde mein Papa zunächst auch mit Morphin-Pflastern und zusätzlichen Schmerz-Tabletten( auch Opiode) und Novalgin behandelt. Dies hat aber nicht wirklich geholfen. Zudem konnte mein Papa zum Ende hin diese Tabletten und Tropfen gar nicht mehr zu sich nehmen. Ich fand es als eine tolle Lösung mit dem Perfusor. Dort hat man dann alle Medikamente hinein ( Morphin, Rubinol etc.). Und wenn mein Papa über Schmerzen geklagt hat, durften wir quasi eine "extra Portion" geben, was dann auch relativ schnell gewirkt hat. Selbst wenn deine Oma nicht mehr ansprechbar wäre (so war es bei meinem Papa die letzten 2 Tage vor dem Tod) merkt man ob Schmerzen da sind. Mein Papa war dann viel unruhiger und atmete intensiver. Die Palliativschwester meinte zu uns, dass das ein Zeichen ist, das er Schmerzen hat. Wir waren mit dieser Behandlung wirklich zufrieden...mein Papa konnte ganz friedlich und ohne Schmerzen oder sonstigen Probleme einschlafen. Mehr konnten wir uns nicht wünschen.

Aber zu dem was du gesagt hast: dass man nur wartet, kann ich dir zustimmen. Ich fand das furchtbar, ich habe mich gefühlt als ob wir hier sitzen und quasi nur darauf warten, dass Papa stirbt. Ich fand das so bedrückend. Aber ich denke das lässt sich nicht ändern. Man hat ja auch keine Wahl: wenn ich meinen Papa gesehen habe wie dünn und kraftlos er war, konnte man ja auch keine Hoffnung haben, dass das Leben wieder wie früher wird...

Alles was wir für unsere Lieben tun können, ist sie spüren zulassen, dass sie nicht alleine sind. Ich glaube davor haben viele Sterbende Angst. Aber ich denke ihr bekommt das gut hin, bei dem was du erzählst. Aber ihr müsst auch an euch denken, ich weiß wie schwer das ist und man will das nicht. Aber so blöd es ist, das Leben geht weiter und den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten ist schwieriger als ich mir das vorgestellt habe.

Liebe Grüße und viel Kraft!

Gute Wünsch an deine Oma und Miriam auch an deinen Papa.
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  #9  
Alt 16.02.2012, 08:57
LauraS LauraS ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

@ Miriam:Zum Thema halluzinieren hab ich noch ne Frage an dich: was sieht dein Papa so?

Ich musste als ich deinen Thread gelesen habe so an meinen Papa denken. Ich musste richtig doll weinen.

Mein Papa hat auch unbedingt ein Bier trinken wollen. Das haben wir ihm dann auch gebracht, er hat aber nur daran genippt. Eingestehen, dass es ihm nicht schmeckt wollte er aber nicht, sondern hat immer wieder betont wie lecker es ist...aber mehr geht halt nicht in seinen Magen ;-) Solche Geschichten bleiben wirklich für immer in meinem Herzen.

Aber das was du über deinen Papa schreibst, ist sehr liebevoll. Man merkt richtig wie du für deinen Papa kämpfst. Das ist toll, er ist bestimmt stolz auf euch. Ich hoffe ihr könnt eure letzte Zeit intensiv miteinander verbringen. Aber ich denke auch, dass diese massive innere Unruhe ein Zeichen ist, dass dein Papa sich auf die Reise macht. Bei meinem war es ähnlich. Ständiges versuchen aufzustehen, er hat auch die Arme immer ziellos in den Himmel gestreckt, wollte immer seine Decke wegschieben...solche Dinge werden in der Sterbebegleitung oft beobachtet. Auch hab ich mal gelesen, dass diese halluzinieren auch dazu gehört und oft in die ferne gestarrt wird als ob man dort jemanden sehen würde.

Geändert von LauraS (16.02.2012 um 09:02 Uhr)
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  #10  
Alt 16.02.2012, 20:11
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

@Laura:
Ja, das ist schon drollig mit dem Bier, oder? Mein Papa sah gestern einen "dicken fetten Kerl auf einem Baumstamm". Meine Mama fragte dann: "Ist der Kerl dir wohlgesonnen oder ist er böse?" Er war wohlgesonnen und so meinte meine Mutter, dann dürfe er auf dem Baumstamm bleiben. Sie könne den Kerl zwar nicht sehen, aber wenn er gut sei, wäre es okay. Ansonsten würde sie ihn sofort verjagen. Ich denke, dass ist keine Sterbehalluzination sondern hat mit den Opiaten zu tun.
Allerdings "brabbelt" (spricht total unverständlich wie im Schlaf) mein PApa auch bisweilen vor sich hin und zeichnet mit dem Finger in der Luft oder schreibt etwas. Ich frage ihn aber dann nicht, weil ich davon ausgehe, dass er "nach innen" gerichtet ist und dass er für sich noch etwas klären muss.
Heute habe ich ihm etwas erzählt und er hat es nicht verstanden. Also habe ich es noch mal lamgsam und deutlich wiederholt. Da sagte er: "Siehst du, jetzt bin ich schon blöd im Kopf" Bist du nicht, lieber PApa, das sind die Nebenwirkungen der Medikamente und das habe ich ihm auch erklärt. Das hat er auch verstanden, denn er war ganz klar. Manchmal ist er aber auch schon in einer anderen Welt und dann erreiche ich ihn nicht. Aber das ist okay.
Danke für deine guten Wünsche!!! Das ist lieb!
Miriam
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  #11  
Alt 16.02.2012, 20:24
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Liebe Nicole,

mein Papa ist seit gestern 71 Jahre. Er war aber vor seiner Krebserkrankung topfit und kein bißchen senil oder so. Das Halluzinieren ist vollkommen normal, den Morphin und andere Opiate haben natürlich auch ihre Nebenwirkungen. Zum einen machen sie unheimlich müde. Anfangs schlafen die PAtienten dann nur, bis der Körper sich an den Wirkstoff gewöhnt hat. Außerdem erzeugen sie auch diese Wahrnehmungsstörungen bzw. HAlluzinationen. Dann sieht man offensichtlich Dinge, die ansonsten niemand sehen kann und teilweise kann es auch sein, dass man Stimmen hört. Davor brauchst du keine Angst haben. Wenn deine Oma davon erzählen sollte, dann höre ihr zu und frage vielleicht nach. Dann fühlt sie sich in ihrer Wahrnehmung angenommen. So handhaben wir das mit Papa.

Das ist ja schlimm, dass deine Oma dieses "Plexia" nicht verträgt. Da muss man unbedingt dran arbeiten. Toll, dass du dem Arzt die SAPV rausleiern willst! Ein Palliativarzt würde nämlich die Medikation ändern. Bei meinem Vater wurde die Schmerztropfen Novalgin ja jetzt umgehend abgesetzt.

Ich mache nicht jeden Abend Nachtdienst, meine Mutter will das nicht, weil ich arbeite. Ich habe mit meinem Arbeitgeber unter der Hand die Vereinbarung getroffen, dass ich in unserer jetzigen Situation nur 32 Stunden arbeite. Auf mehr Gehalt kann ich leider nicht verzichten, da ich auf mein Gehalt angewiesen bin (ich bin allein erziehend und habe eine knapp 14jährige Tochter). Den freien Tag stelle ich meiner Ma zur Verfügung, damit sie ihre Termine wahrnehmen kann oder einfach mal eine Verschnaufpause hat. Morgen Abend darf ich wieder NAchdienst machen;-) Da ich Samstag ja nicht arbeiten muss... Es ist schon heftig, weil mein VAter höchstens 30 Minuten schläft und dann muss er zur Toilette. Seit gestern haben wir zum Glück den Toilettenrollstuhl und damit kann er ganz gut leben (er hasst nämlich die Flasche... können eh nur Männer benutzen). So steht er jetzt auf und der Stuhl bzw. seine Toilette befindet sich direkt neben dem Bett. Dennoch ist es nachts heftig, da man niemals in die Tiefschlafphase kommt und immer hochschreckt, wenn man ein Geräusch hört. Außerdem schlaucht es mich psychisch derart, dass ich ohnehin immer müde bin. Meiner Mutter geht es ebenso. Aber irgendwie bekommen wir es hin. Mama hat eine großartige Nachbarin, die sich zur Hospizhelferin hat ausbilden lassen und die kommt tagsüber gelegentlich für 2 STunden vorbei, so dass MAma sich dann ausruhen und schlafen kann.
Aber du hast vollkommen recht, es ist grauenhaft! Und da sitzen wir und warten und warten. Aber jeder Mensch braucht seine eigene Zeit, um zu gehen und meine Mutter sagte mal: "So einfach stirbt es sich nicht." Wie wahr! Und es tut so weh, einen geliebten Menschen so leiden zu sehen. Und mein Papa war gestern auch richtig wütend und schimpfte sehr, weil er es hasst, dass er fast gar nichts mehr machen kann, selbst das Sprechen fällt ihm so schwer. Ich kann seinen Unmut so gut verstehen.
Du bist eine ganz großartige Enkelin!!! Dir weiterhin viel Kraft und ich finde es ganz wunderbar, dass du dich so für deine Oma einsetzt und für sie da bist!

Miriam
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  #12  
Alt 17.02.2012, 07:14
Nicole85 Nicole85 ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe heute wird ein schöner Tag
Mein Vater hat gestern den Arzt (welcher ein Freund meines Vaters ist) den Zettel aus dem Kreuz geleiert. Ich hatte meine Eltern vorgeschickt, weil ich recht ungehalten bin, wenn ich sehe, dass nicht viel passiert. Ich hatte sowas bei meiner anderen Oma schon (18.01.2010 gestorben). Ich gebe bis heute den Ärzten die Schuld am Tod meiner geliebten Oma... aber anderes Thema...
Jedenfalls habe ich nun den Wisch. Habe gestern Nachmittag gleich angerufen und man glaubt es kaum. Sie kommen heute früh schon die waren sehr nett und hilfsbereit und meinten wenn am Abend noch was ist, kommen sie gleich. Ich freu mich sehr. Habe viel Hoffnung in das Team vom Palliativmed. Dienst.
Meine Oma hat sich nämlich gestern auch nur übergeben

Seit gestern haben wir nun auch ein Babyphone in Gebrauch. Mein Opa steht sonst immer nachts drei bis viermal auf, dementsprechend scheiße sieht er auch schon aus. Hoffe, dass wird jetzt besser. Er müsste ja jetzt hören, wenn was ist.

Dafür muss ich jetzt sagen, habe ich ein ganz schönes Tief bin seit gestern irgendwie ganz dolle traurig und unzufrieden. Ich muss mich arg zusammen reißen, dass ich nicht alles an meinen Freund auslasse. Fühle mich von ihm allein gelassen, obwohl er sehr oft mit mir spricht und lieb ist und so aber trotzdem. Er hatte am WE 12std. Dienst und in der Woche Spätschicht, da wird bei uns immer ne viel und wenn ich nach 12 Stunden abends um sieben heim komme und sehe, dass nichts gemacht wurde, könnte ich kotzen
Ich habe mir am Valentinstag morgen frei genommen von der Arbeit, obwohl ich weiß Gott genug zu tun habe und er schätzt das nicht. Und gerade jetzt kann ich mit sowas gar nicht umgehen und wenn er abens von der Spätschicht heim kommt, bin ich so im tran, dass ich ne noch diskutieren will...
Ach Mensch.. jetzt ist das auch noch ein Beziehungsthread!
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  #13  
Alt 17.02.2012, 07:21
Nicole85 Nicole85 ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Ach und Miriam... habt ihr den Geb. ein wenig gefeiert... Liebe Grüße an deinen Papa und alles Gute... wenn man sowas wünschen darf!

Ach und mir ist grad nochwas eingefallen... meine Oma wollte diese Woche auch des öfteren Bier ;-) trinkt sogar ein großen schluck... aber gestern wollte sie Kaffee... naja was will man machen, man gibt es ihr, obwohl man weiß, dass es das Brechproblem verschärft.

Ich will mich auch noch bei allen bedanken. Ihr seid toll und ich freue mich jedes mal, wenn ich was von euch lesen darf. Mir tut das sehr gut
außerhalb hab ich immer das Gefühl, dass es niemanden interssiert und ich alle in meine Umfeld belaste... meine Freundinnen sehe ich auch zu wenig und die wissen zwar, dass meine Oma krank ist aber nicht, wie akut es ist.

Umso schöner finde ich es, euch zu haben, Danke... ich drück euch ganz doll!!!
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  #14  
Alt 17.02.2012, 07:48
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Liebe Nicole,

ich wollte Dir auch mal ein paar Zeilen schreiben, weil ich Deinen thread gelesen habe und mich Vieles an die Zeit mit meinem Papa erinnert.

Du hast geschrieben, dass Du Dir manchmal den Tod für Deine Oma wünscht und Dich deshalb auch schlecht fühlst. Mir ging es damals genauso. Auf der einen Seite wollte ich meinen Papa behalten und auf der anderen Seite habe ich gesehen, wie er leidet und jeden Tag mehr abbaut. Am vorletzten Tag konnte ich ihm dann sagen, dass es in Ordnung ist, wenn er jetzt geht und dass ich weiß, dass er dann nicht mehr leiden muss. Und dass er seinen Weg gehen soll, wie es für ihn richtig ist und ich ihn dabei begleiten werde, wenn er das möchte.
Und genauso ist es dann ja auch gewesen.

Als ich vorher beim ambulanten Hospizdienst darüber gesprochen hatte, dass ich mit der Situation so schlecht umgehen kann und mir gesagt wurde, dass das Herz einem schon die richtigen Worte geben wird, konnte ich mir das gar nicht vorstellen. Aber es war dann wirklich so.

Die letzten Stunden, als mein Papa schon auf seinem Weg war, hatte ich auch keine Angst mehr. Ich wußte, dass die Zeit gekommen ist und dann war es plötzlich ganz still und sehr friedlich. Es war eine ganz besondere Atmosphäre in dem Raum. Mein Sohn war auch mit da und hat das genauso empfunden.

Mach Dir bitte keine Vorwürfe, wenn Du Dir Erlösung für Deine liebe Oma wünscht. Du liebst sie und bist für sie da und Du kannst sie nur auf ihrem Weg begleiten.
Ich wünsche Dir viel Kraft und viele gute Momente mit Deiner lieben Oma.
Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #15  
Alt 17.02.2012, 08:35
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Meine Oma wird sterben und ich kann nur zusehen! :(

Liebe Nicole,

das ist doch großartig, dass ihr den "Wisch" bekommen habt und der Palliativdinest auch sofort reagiert. Du wirst sehen, allein deren Unterstützung bringt Erleichterung und sie kümmern sich auch sehr liebevoll um deine Oma, so dass sie optimal eingestellt wird und weniger Schmerzen hat.

Seltsam, das mit dem Bier, oder? Aber es schmeckt ihnen halt nicht mehr...

Wir haben geburtstag gefeiert, so gut es eben ging. Ich habe meinem Papa ein Plakat mit einem Apfelbaum gemacht, da wir ihm ja eine Baumpatenschaft geschenkt haben. Sein Baum steht nun auf einer Streuobstwiese bei Lübeck und im Frühjahr werde ich seinen Baum besuchen und ihm ein Schild um den "Hals" hängen mit dem Namen meines Papas. da hat mein Papa gelächelt und sich gefreut. Leider war ihm ausgerechnet an seinem geburtstag so übel, dass er mehrmals erbrochen hat und wir die Palliativärztin gerufen haben. Sie hat seine Medikamente umgestellt, aber ich habe gerade mit meiner Ma telefoniert vom Büro aus und sie meinte, die Wirkung der Morphintabletten lasse wohl nach. Hmmm, wir hatten auch ein Kuchenstück (Streuselkuchen, den mein Vater immer besonders gern mochte) mit Kerzen verziert, die er dann ausgepustet hat. Den Kuchen konnte er natürlich nicht essen, aber das ist ja völlig egal. Ich war den ganzen Tag bei ihm und Helli kam gegen 17 Uhr von der Schule mit einem Blumenstrauß und dem wunderbaren selbst gemalten Bild, das Papa und mich am Nordseestrand Drachen steigen lassend zeigt. Auch das hat ihn sehr gefreut. Na ja, wir haben es halt so gefeiert, wie es eben möglich war und das Beste daraus gemacht.

Liebe Grüße
Miriam
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