#1
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Guten Tag - ich, ein Neuer hier
Hallo und guten Tag,
ich hoffe, dass ich mit meinem Anliegen, Neueintrag hier überhaupt richtig bin. Ich wurde vor fast genau 2 Monaten 60 Jahre alt, aus dem Nichts kam dann e ine Hand und hat bei mir einige Schalter umgelegt. 1. Herzflimmern - im Augenblick weniger von Interesse. 2. Bandscheibenvorfall - müsste dringend behandelt werden, wurde zurückgestellt. 3. Lungenkrebs - die kleinen gemeinen Dinger. OP nicht möglich, Chemo oder Strahlung noch offen. Wird wohl Chemo werden. Am 09.09.13 - also vor 3 Tagen - wurde mir eröffnet, dass da die Sache mit dem Lungenkrebs ist. Die genaue Diagnose steht noch aus. Im Augenblick wandere ich durch alle möglichen Röhren auf der Suche nach Metastasen. Soweit mal der Einstieg in meine Problematik. Um jetzt mal auf die Feinheiten zu kommen: Die Diagnose Krebs ist ja schon eine gewaltige Eröffnung die einen Schock versetzt. Fast schlimmer jedoch ist die Reaktion der Familie. (Für meine Frau an dieser Stelle ein dickes Lob). Man steht mit dem Rücken zur Wand, kämpft gegen diesen Krebs und in zweiter Front gegen die gutgemeinten Ratschlägen der Familie. Sprüche wie: ich sehe dich nicht kämpfen - bauen richtig auf. Ich weiß es doch erst seit 3 Tagen. Ich kann noch nicht gegen den Krebs kämpfen weil ich mich noch gegen mein Umgeld wehren muss, kann noch nicht gegen den Krebs angehen weil ich noch nicht die Zeit hatte es in mir setzen zu lassen. Habt Ihr auch diese Erfahrung mit dem Einstieg in diese Krankheit? Ist das denn normal? Vielen Dank schon mal für Eure Geduld diesen Sermon bis hierher zu lesen. |
#2
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AW: Guten Tag - ich, ein Neuer hier
Hallo Volkerki,
herzlich Willkommen - auch wenn der Anlass kein Schöner ist. Ich kann dich vollkommen verstehen. Als ich meine Diagnose bekommen habe, saß mein Mann dabei, er hat geweint und ich musste ihn trösten und aufbauen. Mach dir erst mal keinen Kopf, das Verarbeiten einer solchen Diagnose dauert schon eine ganze Zeit lang. Mach das nicht alleine, rede, rede, rede. Auch löchere die Ärzte, erfrage alles, mach alles was möglich ist. Nun wünsche ich dir erst einmal alles, alles Gute für deine weiteren Untersuchungen und die Chemos. Es ist kein Zuckerschlecken, aber man schafft es! Liebe Grüße Andrea |
#3
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AW: Guten Tag - ich, ein Neuer hier
Hallo Volkerki,
ich möchte mich Andreas Willkommsgruß anschließen und kann Dir jetzt schon versichern, daß Du hier ganz sicher immer die Möglichkeit hast, über Deine Erkrankung, aber auch über Deine seelischen Nöte einen Austausch zu finden. Was den "Einstieg" in Deine Erkrankung anbelangt: Ich persönlich glaube nicht, daß es überhaupt den Einstieg gibt. Von so einer Diagnose wird man erst einmal erschlagen und die Gedanken kreisen um tausend Dinge, wie z.B. "ist die Diagnose sicher, vielleicht ist es doch etwas anderes" oder die existenzielle Frage "muß ich jetzt bald sterben" und und und..... Bei mir war es so, daß ich überhaupt nicht zum nachdenken kam, da die Maschinerie der Diagnostik mir dazu überhaupt keinen Raum ließ. Skelettszintigramm, CT, Lufu, Kopf-MRT, Blutauswertungen, Herzuntersuchungen, Bronchoskopie - die Tage waren nach der ersten Diagnose gefüllt, bis die genaue Tumorart feststand. Dann das Gespräch mit den Ärzten und erst dann sackten die Informationen soweit, daß ich die ganze Tragweite begriff. Von Verarbeiten war da immer noch nicht die Rede, da eine Operation anstand und mir schon das Procedere der Chemotherapie erklärt wurde. Ich glaube rückblickend sagen zu können, daß die Auseinandersetzung, das Begreifen bei mir erst nach der Operation einsetzte. Wie auch meine Vorschreiber bemerkt haben, "setzt" sich so eine Diagnose nicht nach drei Tagen. Gott sei Dank mußte ich mich nicht noch meiner Familie erklären, dafür bin ich heute noch dankbar. Es waren ganz schlichte Sätze, die mir weiterhalfen, so die Versicherung "egal wie du dich entscheidest, wir tragen es mit und unterstützen dich". Ich würde mich deshalb den Ratschlägen meiner Vorschreiberinnen anschließen: Sprich vertrauensvoll mit Deiner Frau. Sprich über Deine Unsicherheit, Deine Ängste. Mach aber bitte auch klar, daß letztendlich Du alleine die Therapien durchstehen mußt und bitte diesbezüglich um Verständnis und Hilfe. So lässt es sich eventuell leichter schultern. Zur Zeit finden bundesweit kostenlose Veranstaltungen zum Thema Lungenkrebs statt, vielleicht auch in der Nähe Deines Wohnortes? Schau bitte einmal hier: http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=60294 Vielleicht ist es Dir möglich, zusammen mit Deiner Frau, eine solche Veranstaltung zu besuchen. Falls das mit Deinem Therapieplan nicht konform geht, stehen Dir ganz sicher die User hier hilfreich zur Seite. Beste Grüße Anhe
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#4
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AW: Guten Tag - ich, ein Neuer hier
Vielen, vielen Dank für Eure Antworten auf meine Fragen und Bedenken.
Für mich besteht die Krankheit eben nicht nur aus der Krankheit an sich sondern eben auch aus dem Drumherum. Was noch wichtig für mich selber ist: Der Ausbruch ist nicht das Ende allen Seins sondern der Anfang von etwas neuem. Sozusagen eine zweite Geburt - egal wie lange dieses zweite Leben dauern wird. Bin ich so ein Querdenker, dass es anderen schwerfeld diesen Gedankengang in irgendeiner Form nachzuvollziehen? Ich hoffe ich nerve nicht zu sehr bei dem Versuch diese Krankheit etwas aus der emotionalen Ebene zu betrachten und etwas loszulösen von harten medizinischen Fakten. |
#5
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AW: Guten Tag - ich, ein Neuer hier
Hallo Volkerki,
wenn das Deine Sichtweise ist, so ist das so. Meine war es nicht und wird es auch nie sein. Ich war sehr glücklich vor meiner Erkrankung und habe diese nie als Neuanfang gesehen. Im Gegenteil - ich wollte unbedingt und mit aller Kraft mein altes Leben zurück. Der Pfad der Erkenntnis, daß dies nie wieder so sein wird, mußte von mir langsam und quälend erwandert werden. Aber jeder Erkrankte empfindet das anders....und sicherlich haben meine Empfindungen keine Allgemeingültigkeit. Beste Grüße Anhe
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#6
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AW: Guten Tag - ich, ein Neuer hier
Hallo Volkerki,
mir geht es da wie Anhe, auch ich wollte mein altes Leben wiederhaben und habe heute zumindest ein Stück weit davon geschafft. Natürlich weiß ich nicht wie lange das gut geht, ich hoffe ganz lange, denn ich möchte noch lange bei meiner Familie sein (obwohl sie oft gewaltig nervt), möchte die Sonnenstrahlen auf der Haut genießen, möchte im Schnee stapfen und in Urlaub fahren, genußvoll essen und trinken. Kein neues Leben, sondern das alte Leben eben ein bisschen verändert! Aber wenn du das anderst angehen willst, so ist das auch ok und für dich sicher das Beste! Alles Gute dabei. Hier fühlt man sich auf jeden Fall wohl, fühlt und leidet mit den "KollegInnen" mit, hier findest du Trost, wenn es dir schlecht geht. Liebe Grüße Andrea |
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