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  #1  
Alt 03.06.2005, 06:33
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Standard Brustkrebs, Baustellenstop auf der Lebensfahrt?

Halloooooo Ihr lieben Frühaufsteherleins, Langschläferleins .... und Normalaufsteherleins
sitze seit 4.30 Uhr am PC, weil ich eine Menge Kram zu machen habe. Ich war nämlich der absolute Chaot in den letzten 2 Wochen und vergeudete durch Suchen viel zu viel Zeit. Eigentlich hätte ich ja ein großes Organisationstalent, aber das setze ich immer erst ein, wenn es gar nicht mehr anders geht. Der Punkt war gestern gekommen. Nun ist alles gut sortiert.
Ich tanze nämlich derzeit auf vielen Hochzeiten (nein so kann ich es auch nicht bezeichnen, denn Hochzeiten sind ja ein schöner freudiger Tag).
Ich sehe z.B. meinen Bk als weiteren Stein auf meinem Lebensweg. Helfer müssen ihn sprengen und die Trümmer wegräumen .Meine Helfer heissen "Chemo" und "Op" und wenn sie es nicht schaffen holen sie sich noch einen dritten Mann: "Bestrahlungen" heisst er. Auch so ein unsympathischer Typ wie die andern beiden, aber arbeiten kann er, alle Achtung und das ist ja das wichtigste.
Diese Baustelle mit Sperrung der gesamten Fahrbahn erforderte einen Stop auf meiner Lebensfahrt. Nicht übel, denn plötzlich wird man quasi gezwungen anzuhalten, erst trommelt man nervös mit den Fingern, fügt sich irgendwann in das Schicksal des Wartens, guckt in die Landschaft und sieht plötzlich wieder Dinge, die man jahrelang vor lauter Hast und Eile nicht mehr gesehen hat: Dort ein Blümchen, dass sich durch die Asphaltdecke seinen Weg gebahnt hat, genießt das Vogelzwitschern, das man jahrelang überhörte. Plötzlich findet man das Leben an sich schon wunderschön und macht Pläne endlich wieder einen Spaziergang zu machen, mal wieder auf einen Berg zusteigen oder ähnliches. Den erzwungen Stop durch die Baustelle über den man sich erst noch maaaaßlos aufregte, hat man ganz vergessen.

Wer sieht sein Leben auch so ähnlich und sieht es eher als Chance für einen Neubeginn nach diesem „Baustellen-Stop“?
Schreibt doch hier im Forum oder per mail über Eure Erfahrungen. Ich würde mich sehr freuen.
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  #2  
Alt 03.06.2005, 08:47
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Standard Brustkrebs, Baustellenstop auf der Lebensfahrt?

Hallo Opti-Ruth,
ich kann Dir nur zustimen. Auch ich habe meine Erkrankung als einen Stein auf meinem Lebensweg betachtet. Eigentlich tue ich es auch heute noch.Als ich damals die Chemos bekommen habe und es ging mir zeitweise nicht so toll,habe ich mich immer an eine Bergwanderung erinnert.Vor vielen,vielen Jahren habe ich mit meinem Mann eine Wanderung in Österreich gemacht. Wir wollten zu einer Hütte.Der Weg war mit ca 3 Stunden angegeben. Das haben wir Flachlandtiroler natürlich nicht geschafft. Der Weg war sehr beschwerlich und es ging immer bergauf (klar in den Bergen).Oft wollte ich damals umkehren.Ich habe geheult und geflucht (ist zwar nicht ganz lady like-aber was solls).
Irgendwann,nach vielen Stunden,sahen wir dann unser Ziel. Nach der nächsten Biegung war es wieder verschwunden .Aber irgendwann kamen wir dan doch oben an. Und die Aussicht hat uns dann für die ganzen Strapazen entschädigt. Der Himmel strahlte in einem wunderschönen blau und im kristallklaren Bergsee spiegelten sich die schroffen Felsen.An dieses Bild erinnere ich mich noch heute. Und es zeigt mir,was ich alles schaffen kann.
Natürlich gab es auch weniger schöne Sachen. Zum Beispiel haben sich Menschen .die sich als unsere Freunde bezeichnet haben,sich vollkommen zurück gezogen .Sie kamen mit mir und meiner Krankheit nicht zurecht. Dafür habe ich neue Menschen kennengelernt. Die mit mir zusammen gelacht und geweint haben.
Ich habe mir damals vorgenommen intensiver zu leben und versuche auch meiner Krankheit etwas positives abzugewinnen.
Ohne meine Familie (meinen Mann und die Kinder) und unsere wirklichen Freunde,hätte ich es vermutlich nicht geschafft.
So habe ich damals in jedes freie Fleckchen Garten Blumen gespflanzt.Denn Blumen bedeuten für mich LEBEN.Ich habe immer Pläne gemacht und mache sich auch noch heute. Was ich jetzt nicht in die Tat umsetzen kann,wird halt nur verschoben auf später.
Die Krankheit hatte damals bei mir einen Platz in der ersten Reihe.Inzwischen ist sie ganz weit nach hinten verbannt.Manchmal will sie sich noch in den Vordergrund drängen
aber das lasse ich nicht zu. Ich will nicht das sie mich beherrscht.Das Leben ist einfach zu schön.Und ich habe nicht vor mich von ihr beherrschen zu lassen. Ich will den Rest meines Lebens genießen. Die Dinge tun die mir Spass und Freude machen.
Oft sitze ich mit meiner Familie im Garten und sehe Sachen und Dinge die vielleicht früher in der ganzen Hektik des Alltags übersehen wurden.Ich freue mich wenn meine Blumen blühen,meine Kinder mal eine super Note nach Hause bringen in eiem Fach das sie so gar nicht mögen (aber das tut vermutlich jede Mutter),ich freue mich das meine Freundin die ich jahrelang aus den Augen verloren habe mich anruft usw. usw. .
Alles Dinge die ich früher vielleicht nicht so wahrgenommen habe weil sie einfach zu selbstverständlich waren.
Kurz gesagt ich bin viel zufriedener geworden.
Das einzige was ich vielleicht noch lernen muss ist:einfach mal öfters NEIN zu sagen.Aber das kommt auch noch.
In diesem Sinne wünsche ich allen einen wunderschönen Tag.
Liebe Grüsse
Elli
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  #3  
Alt 03.06.2005, 10:09
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Registriert seit: 01.03.2004
Beiträge: 4.043
Standard Brustkrebs, Baustellenstop auf der Lebensfahrt?

Hallo Opti-Ruth,
hast die Situation einfach gut beschrieben. Denn mir geht es ähnlich. Ich hab zwar meine Therapien schon lange hinter mir und auch die Lebensfahrt geht weiter. Ich glaube aber auch, dass die Kunst darin besteht, alle diese wiederentdeckten und liebenswerten Kleinigkeiten, wie z. B. das Zwitschern eines Vogels oder das Herumwuseln eines Eichhörnchens usw., auf der weitergehenden Fahrt nicht zu verlieren. Also trotzdem immer mal wieder nach einer Parklücke Ausschau halten oder rechts ranfahren (im übertragenen Sinne) und sich die Zeit nehmen, all diese wiederentdeckten Dinge weiterhin zu geniessen.
Genau wie Elli denke ich auch, dass ich heute ausgeglichener und zufriedener bin mit mir und im Umgang mit anderen, vor allem vermeintlich schwächeren, duldsamer geworden bin. Für mich war das irgendwann eine ziemlich überraschende Erkenntnis, aber ich konnte den Verlauf meiner Entwicklung anhand meines Tagebuchs, was ich bei Diagnosestellung wieder begonnen hab, ganz gut nachverfolgen.
Liebe Grüsse und einen schönen Tag
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  #4  
Alt 03.06.2005, 10:21
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Standard Brustkrebs, Baustellenstop auf der Lebensfahrt?

Hallo, Ihr alle habt mir aus der Seele geschrieben. Mein BK war
2003 mit Chemo und OP und ich muß sagen, daß ich durch die Krankheit
in meiner Situation nur noch zu funktionieren, gestoppt wurde.
Ich bin unsagbar dankbar, denn durch diesen Stopp habe ich das
Leben neu entdeckt. All das was Ihr geschrieben habt, habe ich genau
so erlebt und gefühlt. Alles wird jetzt vielmehr genossen. Meine
Lieblingsbeschäftigung ist, mit dem Fahrrad durch den Wald fahren,
einfach die Natur zu genießen. Vor allem mich als Mensch mit meinen
Bedürfnissen wahrzunehmen, nicht nur für andere, sondern auch für
mich Zeit zu haben und diese auch zu genießen. Überhaupt innerlich
wieder Ruhe und das Gleichgewicht zu erlangen. Insgesamt kann ich
sagen, daß ich jetzt nach der Krankheit glücklicher bin. Hört sich
komisch an ist aber so. Also an alle einen schönen Tag, Eure Ilona
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  #5  
Alt 03.06.2005, 17:44
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Standard Brustkrebs, Baustellenstop auf der Lebensfahrt?

Genau wie ihr beschrieben habt, empfinde ich meine "neues, geschenktes Leben" auch.
Ich habe mich durch die Krankheit völlig verändert. Nehme mir für alles viel mehr Zeit. Erfreue mich an Kleinigkeiten, bin geduldsamer geworden, ruhiger und gelassener. Viele Dinge über die ich mich früher aufgeregt hätte, ignoriere ich heute einfach. Sie sind nicht mehr wichtig für mich. Und, ich denke mehr an mich und meine Wünsche, Bedürfnisse ect. Bin nicht mehr für alle zu jeder Zeit da. Viele Menschen haben mich enttäuscht während der schlimmen Zeit der Krankheit, haben mich gelehrt, dass man längst nicht alles zurück bekommt, was man gegeben hat.Aber ich habe auch neue, postive Erfahrunge gemacht. Habe tolle Frauen während der Behandlung kennen gelernt. Frauen mit Mut, die mir Hilfe und Freude gegeben haben. Einige dieser Frauen sind schon tot, doch in meinem Herzen werden sie immer bleiben. Ich habe einfach gelernt, Gesundheit ist nicht selbstverständlich, sie wird uns geschenkt. Man muss sie gut behüten wie ein zartes Pflänzchen. Ich weiss jetzt aber, dass ich stark sein und kämpfen kann. Die Krankheit ist da, ich muss notgedrungen mit ihr leben, aber sie ist nicht mein Lebensmittelpunkt. Dafür ist das Leben einfach viel zu schön!
Und ich weiss, dass ich einen wunderbaren, hilfsbereiten Ehemann an meiner Seite habe, den ich von ganzen Herzen liebe. Der immer für mich da war und noch ist. Nach mittlerweile 38 Ehejahren ist das auch ein sehr wertvolles Geschenk. Die Krankheit und die vielen Schicksalsschläge in den letzten Jahren, haben uns viel näher zusammen gebracht.
Ich wünsche euch Allen Licht, Liebe und Energie,Rubbelmaus
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  #6  
Alt 03.06.2005, 20:09
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Standard Brustkrebs, Baustellenstop auf der Lebensfahrt?

Hi Mädels,

Ihr sprecht mir aus dem Herzen und aus der Seele, beides gleichzeitig.

Habe zwar schon als Kind immer in der Blumenwiese gesessen und habe mich an jedem noch so kleinen Blümchen gefreut. Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang das Erwachen der Natur bewußt wahrgenommen, auch, wenn ich schon morgens um 5,30 Uhr mit dem Auto in die Arbeit gefahren bin, hab' ich mich zu jeder Jahreszeit an der Natur erfreut, am Sonnenaufgang oder abends, beim nach Hause fahren, am Sonnenuntergang. Das waren immer schon herrliche Schauspiele für mich, nur jetzt habe ich noch mehr Zeit dafür, sie ausgiebiger zu bestaunen.
Nehme mir auch mehr Zeit für mich und die brauche ich auch allerdings, weil in meinem "betagten Alter" die morgendliche
Toilette (sprich: Putz aufbringen und stylen!) schon einen enormen Zeitaufwand erfordert. Bis da alles gecremt und gepflegt ist, das daaaauuuueeeert!
Man ist ja auch nicht mehr die "Jüngste", und das "Kleid der Liebe" (Nacktheit) will schließlich gepflegt werden. In ein paar Jährchen werd' ich es wohl auch die Falten rausbügeln müssen!!!!!!!!!!
Aber, Mädels, wenn man "alt" werden will, muß man auch das in Kauf nehmen, oder???

Ansonsten bin ich immer noch das "alte
Spaßteufelchen", das ich vorher auch schon war und gedenke es noch lange zu bleiben!!!!

Wünsche Euch allen, daß Ihr das Leben auch von der humorvollen Seite nehmen könnt und grüße Euch wieder mal aus dem
"gelobten Land" - Mittelfranken -

Euer Lenilein
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