#1
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Meine Mutti
Hallo liebe Forenfreunde.
Ich bin wie betäubt und kann es kaum glauben. Am 31.1.11 kam meine Mutti, 76, mit der möglichen Diagnose BSDK oder Darmtumor ins KH. Dort wurde sehr gründlich untersucht, es bestand die Möglichkeit, daß es ein Sekundärtumor ihres Bruskrebses von 2003 sein könne, sie war damals brusterhaltend und mit Aromasin langzeitbehandelt worden.Mutti klammerte sich an die Möglichkeit, es wäre "nur" der Sekundärbrustkrebs. So wie, die Wahl zwischen Pest und Cholera...Teufel oder Beelzebub. Leider ergaben die Untersuchungen (5 Magenspiegelungen, CT, Biopsien), daß es doch ein Tumor des Duodenums und des Pankreaskopfes war. Wir hatten keine Wahl.Der Tumor hätte sehr schnell zu einem Darmverschluß geführt. Ins Uniklinikum überführt, wurden wir über die Kausch-Whipple OP aufgekärt. Mutti hatte riesige Angst...ich war seit 3 Wochen ganz bei ihr. Ich ermutigte sie, Mutti, wir packen das, ich bin da....denk an deine Enkel...was sagt man da Alles.. Die OP fand letzten Freitag, den 25.2. statt.Alles soweit überstanden, aber die Komplikationen sind Muttis schlechte Venen, andauernde Venenentzündungen und öfter Thrombosen. Das wussten wir. OP vorbei, Mutti Intensiv....sie drückte meine Hand, sie schaute ab und zu....ich war erleichtert. Dann am Samstag, rapide Verschlechterung. Sepsis, Nierenversagen, am Sonntag Multiorganversagen.Mutti hängt an der Dialyse, Massivbeatmung...künstliches Koma. Ich fühle mich so schuldig, so elend....Gestern erneute OP. Entnahme von 2 Dritteln des Magens, der kompletten Pankreas,der Milz, Teilen der Leber, des kompletten Colons und 2 Dritteln des Dünndarms. Künstlicher Darmausgang. All diese Organe waren voller Thromben und starben bereits ab. Morgen 3. OP. Verschluß des Bauches , der heute nur mit Tüchern und solchen Schwämmen abgedeckt ist.Die Gefahr besteht, daß erneut Thromben entstehen...in den restlichen, wenigenOrganen, die Mutti noch hat.Mutti ist grotesk angeschwollen, durch die massive Flüssigkeitszufuhr und die Dialyse... WAS kann ein Mensch aushalten? Sie wird, falls sie das überlebt, ein Schwerstpflegefall bleiben. DAS, was sie nie wollte. Vor 4 Wochen lebte sie noch quasi allein in dem großen Haus...kochte, backte, diskutierte mit mir über Politik... Ich bin so verzweifelt, so traurig, aber was hätte ich (und meine Schwester) sonst entscheiden sollen? Wir konnten sie doch nicht zu Hause lassen, und abwarten , bis der Darmverschluß kommt....dann wird sie eh notoperiert.... Sie würde bestimmt jetzt gern hinübergehen....ich bete, daß sie darf....sie würde so nicht lebenwollen..... Also Morgen, 3. OP, und Gespräch mit Ärzten, Seelsorger und meiner Familie.....was nach der OP kommt..... Euch grüßt eine zutiefst verzweifelte, liebende Tochter...... Geändert von Bettina1702 (02.03.2011 um 23:14 Uhr) |
#2
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AW: Meine Mutti
Guten Morgen Bettina !!!
Ich kann dich gut verstehen!!!! Viel Kraft wirst du aufbringen muessen um da durch zu gehen !!! Bleib immer in der naehe deiner Mutter auch wenn sie nicht bei Bewustsein ist !!!! Sie wird spueren das du bei ihr bist !!! Halte ihr die Hand damit sie weiss das sie nicht alleine ist !!! Ich wuensche euch zweien alles gute Ich hoffe die OP bringt ne Loesung !!
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Mutter an BSDK verloren 20.1.1943-18.11.2009 |
#3
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AW: Meine Mutti
Guten Morgen Bettina,
macht euch keine Vorwürfe. Ihr konntet nicht anders entscheiden. Wenn ihr könnt seid immer in der Nähe eurer Mutti. Vermittelt ihr dass sie gehn darf wenn sie es denn möchte.Ich wünsche dir und deiner Schwester viel Kraft. Gruß Erika
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Jeder Tag ist der Anfang des Lebens. Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit. (Rainer Maria Rilke) |
#4
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AW: Meine Mutti
Ich danke Euch sehr
Ja, ich bin täglich bei ihr.Gestern drehte sie den Kopf in Richtung meiner Stimme. Ich sagte ihr, daß sie in Frieden und geliebt gehen darf..daß sie nicht mehr kämpfen muß. Bin so froh, daß man dort auf der Intensiv so lange bleiben darf. Heute nun 3. OP, um den Bauch zu schließen...gestern haben meine Schwester und ich den Ärzten gesagt, daß , falls unter der OP ein Herzstillstand o.Ä. passiert, sie nicht mehr reanimieren sollen....aber glaubt mir, selbst wenn ich weiß, Mutti würde es auch so wollen, fühle ich mich wie ein Mörder. Trotzdem bete ich, diese arme, gequälte Frau darf endlich einschlafen. In Frieden und Würde. Danke Euch sehr. Ich erwähne noch kurz, daß mein nun 19-Jähriger Sohn im Alter von 10 ALL, akute lymphatische Leukämie bekam, und wir das auch ALLE miteinander durchgestanden haben..2 Jahre Chemo mit dem Kind...im selben Jahr, 2003, bekam Mutti im August Brustkrebs. Mein Kind ist geheilt, alles in Ordnung. Meine Mutti galt auch als geheilt... Manchmal fällt es schwer, einen Sinn in dem Allen zu sehen. Ich liebe meine gute Mutti unendlich. Möchte nur ihr Bestes.Nicht mehr. |
#5
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AW: Meine Mutti
Guten Morgen Bettina
Du brauchst dich gar nicht als Moerder fuehlen !!!!! Ich habe damals auch als es sehr schlimm war zu Gott gesagt er solle sie doch bitte endlich ERLOESEN!!!! Denn das soll auch deine Mutter ,erloest werden !!!! Du bringst sie nicht um !!!!! Alles liebe und viiieeel Kraft wuensch ich dir !!!!!
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Mutter an BSDK verloren 20.1.1943-18.11.2009 |
#6
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AW: Meine Mutti
Danke...Anna....du kennst ja diesen Schmerz.
Es tut so unfaßbar weh, sie so leiden zu sehen.
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Mutti ich liebe dich.Danke für Alles. 9.9.1934 - 5.3.2011 Mein lieber Papa 2.1.1926- - 18.10.1996 |
#7
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AW: Meine Mutti
Hallo Bettina, habe deinen Eintrag gelesen. Bin neu "hier", weil auch meine Mutti BSDK hat, diagnostiziert im November letzten Jahres!
Wie "geht" es deiner Mutti, du schriebst gestern, dass heute die 3.OP geplant sei???? Es tut mir unendlich leid, aber du darfst dir wirklich keinerlei Vorwürfe machen, ich denke, keiner würde anders handeln. Und weh..weh tut es einfach unendlich. Diese Frauen haben uns geboren und umsorgt...allein der Gedanke daran lässt mich losweinen...aber da müssen wir durch und viel schlimmer gehts doch denen, die körperlich noch leiden. ich wünsche EUCH alles Gute...deiner Mama auch, wie auch immer es ausgehen wird. ich drück dich mal, obwohl wir uns nicht kennen. lieben Gruß claudia |
#8
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AW: Meine Mutti
Danke Claudi, fürs Drücken.
Mutti ist momentan in der 3. OP, ich muß mich ablenken, deshalb bin ich hier online....ich werde verrückt. Es geht ihr extrem schlecht. Sie schließen heute nur den Bauch, der seit der 2. OP vorgestern offen war. Sie schauen,ob neue Thromben da sind. Vorgestern wurden nach der 1. Kausch-Whipple vom letzten FReitag, Milz, 2 Drittel des Magens, die komplette PAnkreas, kompletter Enddarm und 2 Drittel des Dünndarms etnfernt,auch Teile der Leber. Ich bin so unendlich traurig, ich glaube, die Sonne scheint nie mehr für mich. Sie wird ein Schwerstpflegefall bleiben. Sagte uns gestern die Ärztin. Unwahrscheinlich, daß die Nieren je ihre Funktion wieder aufnehmen. Daß sie allein vollständig atmen kann. Heute machen sie eine Tracheotomie, legen den Schlauch in die Luftröhre, damit man besser beatmen kann... Anus praeter ist gelegt, wird auch bleiben, da sie kaum noch Darm hat. Essen wirtd sie kaum noch können, muß Insulin spritzen, und Enzyme nehmen. WAS wäre dieses Leben für meine tatkräftige Mutti? Im Bett? Schwerstpflegefall? Sie würde gehen wollen. Aber es tut so unendlich weh. Mutti würde im September erst 77. Ich fühle mich so schwerst schuldig, daß ich ihr zu der OP geraten hatte. Hoffnung gibt es kaum noch. Heute zw. 17 und 18 Uhr haben wir ein Gespräch mit dem Ärzteteam und einem Seelsorger, wie es weitergeht.
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Mutti ich liebe dich.Danke für Alles. 9.9.1934 - 5.3.2011 Mein lieber Papa 2.1.1926- - 18.10.1996 |
#9
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AW: Meine Mutti
Hallo Bettina,
manchmal drängt die zeit, in der man eine Entscheidung fällen muss und manchmal sieht es so aus, als ob die Entscheidung falsch war. Wenn sie diese OP nicht gehabt hätte, wäre sie möglicherweise nicht mehr am Leben und Du würdest Dich fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, alles versucht zu haben.... Du musst Dir selbst zugestehen, in der fraglichen Zeit alles gemacht zu haben, was nach Abwägung aller Sachverhalte richtig schien. Was man dann vorfindet, wenn man die OP macht und wie der Verlauf ist - das weiß niemand vorher. Vermutlich hätte Deine Mutti im umgedrehten Fall genauso entschieden. Du schreibst, Du betest.... Es ist nicht gut, eine Schulfrage klären zu wollen oder diese zu suchen. Es ist eine schlimme Krankheit mit einem ungewissen Verlauf. Sei gnädig zu Dir. Du bist begleitend, nicht entscheidend, wie es weiter geht. Es liegt nicht in unserer Hand. Nicht in Deiner und auch nicht gänzlich in der Hand der operierenden Ärzte. Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute, vor allem viel Kraft und Zusammenhalt in dieser schweren Zeit. |
#10
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AW: Meine Mutti
Hallo Bettina,
ich muß Hobbyschneiderin recht geben, es gibt in solchen Situationen kein richtig und kein falsch. Wenn du deiner Mutter gegen die OP geraten hättest, hättest du dir bestimmt auch Vorwürfe gemacht wenn sie an diesem besch.... Krebs gestorben wäre. So habt ihr die einzigste Chance genutzt die es für euch gab...wie alles verläuft konnte keiner ahnen! Auch ich werde für deine Mutter beten und wünsche euch, dass sie nicht Leiden muß. In Gedanken nehme ich dich einfach mal feste in den Arm. Alles Gute Michaela |
#11
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AW: Meine Mutti
Nochmal ich....
auch ich schließe mich der Meinung von Hobbyschneiderin an....gib dir nicht die Schuld......ich wünsche euch nur, dass deine Mutti nicht leiden muss. lg claudia |
#12
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AW: Meine Mutti
Ich danke Euch sehr.
Meine unglaubliche Mutti hat heute die 3. große OP innnerhalb einer Woche überstanden. Der Bauch wurde geschlossen, der kleine Rest Dünndarm an den Anus praeter angeschlossen. Aber..Teile der Leber sind nekrotisch, ebenfalls der Rest Dünndarm weist schwarze Stellen auf, und das Fettgewebe im Bauch und der OPschnitt/OPnaht ist sehr fraglich, ob es zuheilt oder auch schwarz wird. Ohne Leber und ohne Darm kann man nicht leben. Ich saß heute 5 Stunden neben ihr, streichelte ihre Hand, küßte ihr liebes, geschwollenes Gesichtchen..... Mein Gott,was ist noch soviel Leben und Kraft in ihr. Mutti ich liebe dich unendlich. Falls nun die Gewebe weiter absterben, werden wir die Beatmung drosseln und auch die Antibiose etwas verringern ....und sie im Koma belassen. Jetzt soll Gott entscheiden. Wenn sie das WE überlebt, hat sie gute Chancen....aber es kann stündlich passieren. Ich habe verfügt, mit meiner Schwester, daß sie im Falle eines Herzstillstandes nimmer reanimiert wird.Ebenso bei einem Lungenödem. Und ich will sie hinüberbegleiten, wenn es kommen sollte.Bin abrufbereit.Und die Intensivstation erlaubt es und stellt uns ein Zimmer zur Verfügung, wo ich bleiben kann. Meine Mutti soll ihre Bettina bei sich haben.... Mutti, willst du gehen, so gehe in Frieden und geliebt.Willst du bleiben, so bleibe, ich pflege dich. Ich bin da. Du warst immer für uns da. Deine Bettina.
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Mutti ich liebe dich.Danke für Alles. 9.9.1934 - 5.3.2011 Mein lieber Papa 2.1.1926- - 18.10.1996 Geändert von Bettina1702 (03.03.2011 um 22:21 Uhr) |
#13
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AW: Meine Mutti
Kann meine Qual, Schmerz, Trauer und Angst, leider nicht so in Worten ausdrücken. Wenn ich mir jetzt erlaube, mich gehenzulassen, bleibt für Mutti keine Kraft mehr. Das kann ich hinerher tun.
Ich hoffe, Ihr versteht was ich meine. Nicht daß Ihr meint, o Gott, wie schreibt die denn so kalt.
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Mutti ich liebe dich.Danke für Alles. 9.9.1934 - 5.3.2011 Mein lieber Papa 2.1.1926- - 18.10.1996 |
#14
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AW: Meine Mutti
Liebe Bettina - Du bist so eine tapfere Frau - wir bewundern Dich. Die Art, wie Du uns Dein Leid mitteilst, ist so berührend.
Lass Dich mal von uns ganz fest umarmen. Wir können Deinen Schmerz nachempfinden - unsere Mutti war 64 Jahre, als wir sie gehen lassen mussten. Wir wünschen Dir von ganzem Herzen weiterhin viel Kraft.
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Alles Liebe Amneris und Tosca Mein Schutzengel fragte mich: Was ist Dein größter Wunsch? Ich antwortete: Pass gut auf den Menschen auf, der diese Nachricht gerade liest. |
#15
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AW: Meine Mutti
Danke....Amneris und Tosca.
Momentan habe ich soviel Kraft. Warum? Ich weiß es nicht. Für Mutti. Ich liebe meine Mutti so sehr.Ich hoffe, ich darf sie hinüberküssen und streicheln.....daß mir dieser Augenblick gegönnt wird. Daß es nicht zu schnell passiert, während ich die 20 min unterwegs bin. Als mein Kind Leukämie hatte, hatte ich auch soviel Kraft. Bis etwa ein Jahr nach der Heilung...dann klappte ich zusammen und war 2 Monate einfach nur unten.....aber es hat sich gelohnt. Nur Schlafen geht seit 4 Wochen nimmer....nie mehr, als 3, 4 Stunden am Stück. Sehe immer Muttis Gesicht vor mir und habe Angst, Zeit von ihrer kostbaren Lebensuhr zu verlieren....Zeit, die ich nie mehr bekommen kann.....
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Mutti ich liebe dich.Danke für Alles. 9.9.1934 - 5.3.2011 Mein lieber Papa 2.1.1926- - 18.10.1996 |
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