Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 07.02.2010, 22:16
Bräuti Bräuti ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.07.2009
Beiträge: 11
Standard Warum?

Ich bin wie gelähmt... Seit Monaten stille Mitleserin und voller Hoffnung.
Und jetzt, ich weiss nicht weiter...

Meine liebe Mutter bekam am 22. Juni 09 die Diagnose Adeno-Bronchial-Karzinom mit Fernmetastasen.
Während dessen kam mein Vater mit einer Lungenentzündung ins KH (Intensiv).

Am 23.06. brachte ich meine Mutti in ein Lungen-KH und musste den gleichen Tag zu meinen Vater in ein anderes KH zur Entscheidung, Magensonde, ja oder nein.
Mein Vater (78) war dement und wurde bis dahin von meiner lieben Mutti gepflegt.
Ich bin jeden Tag von einem KH ins andere gefahren, meinen Vater habe ich gefüttert und meiner Mutter Trost zugesprochen.

Am 03.07.2009 wurde mein Vater in ein Pflegeheim verlegt wo er dann wenige
Stunden später verstarb. Allein, einfach weg...

Keine Zeit der Trauer, meine kleine Mami braucht mich doch, und so, palliative Chemo paar Tage verschoben, für Papa´s Trauerfeier...

Nach der 4. Chemo mit Carboplatin/Vinorelbin wurde ein Staging vorgenommen. Tumor nicht mehr nachweissbar und über die Knochenmetas wurde nie was gesagt. Sie hat bisher keine grossen Schmerzen in der Wirbelsäule.

Nach der 5. Chemo wurden die Depressionen immer schlimmer. Auf einmal konnte Mutti nicht mehr richtig gehen, ging früh ins Bett und stand manchmal überhaupt nicht auf...
Nach der 6. Chemo waren die Depressionen so schlimm das sich meine kleine Mami selbst in ein psychiatrisches KH einweisen wollte. Ablehnung wegen Platzmangel :-((

Am 09.01.2010, ein Tag nachdem meine Twins 6. Jahre alt wurden, ist meine Mutter völlig mit den Nerven am Ende in die Notaufnahme ins KH gekommen. Dort wurde sie mit Verdacht auf den ORSA Keim isoliert und war dadurch ein wenig verwirrt und desorientiert.
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich es wär so eine Art Durchgangssyndrom?!

Die Ärzte im KH gingen auch von einer schweren Depression aus und somit wurde erstmal nichts gemacht.
An dem Tag wo der ORSA Verdacht aufgehoben wurde, sorgten die Ärztin dafür das meine Mutter in die Psychiatrie aufgenommen wurde.

Leider hatten die dort immer noch keinen Platz und somit wurde meine Mutter neben eine Tischtennisplatte gelegt und dazu noch isoliert. Den in diesem KH war das Ergebnis das der ORSA Keim negativ ist noch nicht angelangt.

Ein Tag später wurde meinen kleine Mami dann auf eine andere Station verlegt. Die Station passte angeblich besser zu dem Alter meiner Mutter (ab 60 J. = geronto). Leider war diese Station eine geschlossene... Durch meinen Vater mit seiner Demenz war uns sowas bekannt. Meine Mutter war völlig am Boden zerstört und dacht nun sie wär dement.
Ich hätte sie zwar jederzeit dort rausholen können, da ich Muttis Betreuerin bin, aber Ihr Gesundheitlicher Zustand wurde von Tag zu Tag schlimmer...

Sie war orientierunglos, hat sich übergeben und es viel das erste Mal der Verdacht auf Gehirnmetastasen.
Nach 1. Woche dann das CT. Keine Metas aber zuviel Gehirnwasser?!
Ein Tag später, Einlieferung ins ins normale KH. Kopfschmerzen und ständige Übelkeit und Erbrechen.
Im KH, sofortige Isolation Verdacht auf Noro-Keim und erneutes CT da beim ersten kein Kontrastmittel gespritzt wurde.
Neurologin kommt mit dem Ergebnis keine Gehirnmetas aber Wasser im Gehirn... Und nun? Wir haben WE...

Am Montag, Mutti ist immer noch isoliert, der Gesundheitzustand wird immer schlimmer. Kopfschmerzen, Inkontinenz, Erbrechen, Agressivität, tiefste Verzweiflung, Selbstmordgedanken...
Ich verlange einen Arzt, meine Mutter liegt nicht auf der Onko-Station (kein Platz). Die Ärztin hat keine Zeit ich soll sie telefonisch kontaktieren. Sie sagt, Gehirnmetas sind noch nicht ausgeschlossen? Sie wollen meine Mutti noch ins MRT schicken...
Nächster Tag, MRT Ergebnis - keine Metastasen. Juhu, der liebe Gott hat mein Beten gehört...
Ich sage Mutti, keine Metastasen - keine Reaktion. Doch, sie bricht...

Ich habe sofort die Oberärztin verlangt, die zu diesem Zeitpunkt auch eher Ratlos ist. Sie weiss auch nicht so genau, ob es die Depressionen oder doch der erhöhte Gehirndruck ist.
Es wird soll nun Gehirnwasser aus dem Rückenmark entnommen werden.

Am 05.02.2010 werde ich von der Oberärztin angerufen. Sie ist sehr menschlich und selbst völlig geschockt.
Meine kleine Mami, Krebszellen auf der Gehirnhaut, was es sehr, sehr selten gibt... Lebenserwartung sehr gering...
Sofortige Verlegung auf die Palliativstation.
Das erste Mal Morphium...sie sind hier alle sehr lieb.
Ich habe für die letzte Chance meiner Mutter unterschrieben - Chemo direkt ins Gehirn. Ganz wenig und ohne Nebenwirkung.
Sie erkennt uns, kann sehr schlecht reden, ist so schwach.
Heute hat sie gsagt, sie geht bald auf Reisen... in den Himmel...

Die Ärzte, die Schwester, und alle sind entsetzt über unser Schicksal. Ich habe keine Kraft mehr. Ich liebe sie so sehr und wünschte doch es ginge schnell.
Alle sagen pass auf dich auf, Du hast Kinder und einen lieben Mann, die brauchen Dich. Aber meine Mutter braucht mich auch...

Geändert von Bräuti (07.02.2010 um 22:23 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 08.02.2010, 10:56
paula2007 paula2007 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.09.2009
Beiträge: 839
Standard AW: Warum?

hallo bräuti,

eure geschichte hat mich sehr berührt...es tut mir sehr leid, dass es deiner mama so schlecht geht. auch wenn es für euch noch so schwer ist, kann man deiner mama nur wünschen, dass sie bald von ihrem leid erlöst wird.

ich wünsche euch viel kraft für die kommende zeit...

lg, nicole
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 08.02.2010, 15:26
Bräuti Bräuti ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.07.2009
Beiträge: 11
Standard AW: Warum?

Liebe Nicole,

danke für dein Mitgefühl.

Ich komme gerade aus dem KH.
Jetzt scheint sich alles zu wiederholen... Nun füttere ich meine kleine Mutti. Sie ist durcheinander, weint, fragt nach Papa. Sie hat diesen traurigen Blick der mich schon monatelang verfolgt.

Und immer wieder die gleichen unbeantworteten Fragen: Wieso? Warum?
Meine Mutter, nie geraucht, nie getrunken, immer gesund gelebt! WARUM...

Morgen nehme ich meine Kids mit, sie wollen Oma sehen. Morgen bekommt sie die nächste Chemo. Die Oberärztin meint, es könnte nochmal besser werden.
Vielleicht liegts an den hoch dosierten Beruhigungsmittel?!

Morgen haben wir auch einen Termin mit der Sozialberaterin. Wie gehts weiter?
Meine Mutter hat bisher für sich allein gesorgt!
Vielleicht ein 24 Std. Pflegedienst zu Hause?
In ein Pflegeheim? Meine kleine Mutti...nein... Sie wollte nie dahin sichen.

LG,
Bräuti
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 08.02.2010, 16:06
Benutzerbild von sternchen2190
sternchen2190 sternchen2190 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.01.2009
Beiträge: 392
Standard AW: Warum?

Liebe Bräuti!
Auch mich hat deine Geschichte sehr berührt!
Die Frage nach dem Warum....die stelle ich mir auch immer und immer wieder.
Leider gibt es wohl auf diese Frage keine Antwort.....
Ich schicke dir ein großes Kraftpaket für diese schwere Zeit.
Ganz liebe mitfühlende Grüße
Anja
__________________
Meine geliebte Mama
Dezember 2008 Diagnose Leiomyosarkom - 07.07.2011
Mein geliebter Papa
8.12.10 plötzlicher Herzinfarkt

Ich sterbe,aber meine Liebe zu Euch stirbt nicht.
Ich werde Euch vom Himmel herab lieben,
wie ich Euch auf Erden geliebt habe.


http://youtu.be/2nh7A-0Z5zs
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 09.02.2010, 16:48
paula2007 paula2007 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.09.2009
Beiträge: 839
Standard AW: Warum?

hallo bräuti,

die frage nach dem warum kann dir leider keiner beantworten...
aber was die pflege angeht- wenn du die möglichkeit hast, wäre für deine mama eine pflege zu hause sicher "schön". wir hatten bei meinem papa die möglichkeit, da wir nebeneinander wohnen und meine mama und ich uns die pflege geteilt haben. mein papa wollte aber auch auf keinen fall irgendwoanders hin! wir haben meinen papa 2 monate gepflegt, bis er erlöst wurde. für ihn war es es schön, weil er so bis zum schluss so gut wie möglich mit ins familienleben eingebunden wurde. er hat seine enkelkinder geliebt. und die waren jeden tag bei ihm. selbst wenn sie draussen gespielt haben hat er sie durch das geöffnete fenster gehört. das war für ihn das größte! es war für uns zwar sehr anstrengend, aber er konnte zu hause sterben, wie er es sich gewünscht hat. und das macht mich glücklich- dass wir ihm den letzten wunsch erfüllen konnten...
wenn du wegen der pflege fragen hast, kannst du mir jederzeit schreiben...

ich drücke euch die daumen und schicke dir ein neues paket kraft...

lg, nicole
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 09.02.2010, 21:36
Bräuti Bräuti ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.07.2009
Beiträge: 11
Standard AW: Warum?

Liebe Nicole, liebe Anja,

leider gibt es keine Antwort auf unser warum. Trotzdem möchte ich schreien...von ganz tief in mir...

Wir hatten heute vormittag ein Gepräch mit der Sozialarbeiterin und einem Psycho-Onkologen. Wie gehts weiter...?
Leider habe ich nicht die Möglichkeit meine Mutti bei uns aufzunehmen. Wir haben zwar gebaut aber ebend nicht gross genug. Meine Mutter wohnt allerdings nur wenige Autominuten entfernt.
Wir sollen uns Gedanken machen, vielleicht erstmal die Kurzzeitpflege?
Dann schauen, wie gehts Mutti... Pflegedienst für zu Hause. Ein 24 Std-Service wird sehr selten angeboten und soll wohl auch sehr sehr teuer sein. Wir werden uns erkundigen!!!

Ich war gegen Abend nochmal mit meinen Mann im KH. Mutti ist sehr benommen. Die Ärztin meint, das liegt an den Beruhigungsmittel.
Ich habe ihr Puffer mitgenommen. Sie hat alle aufgegessen

LG
Kerstin

Geändert von Bräuti (09.02.2010 um 21:45 Uhr)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:53 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55