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  #1  
Alt 12.02.2011, 09:33
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

nae beieinanderlieber Helmut

ich wünsche dir eine gute Besserung und hoffe, du bist bald wieder fit.

Ich kenne das. Seitdem mein Rücken ( und auch noch das Verhalten meines Kompagons) mich aus dem Verkehr gezogen hat frage ich mich oft: wozu, ist doch egal wann und ob ich aufstehe. Und oft würde ich liegenbleiben. Aber meine Rasselbande zwingt mich gott sei dank dazu.

Stille ist oft furchtbar. Sie ist so laut. Sie erdrückt und lähmt. Aber merkwürdigerweise nicht immer. Manchmal kann ich die Stille genießen. JNichts stört meine gedanken, nichts mein tun.

Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt " Einsamkeit ist entweder ein Fluch oder ein Luxus den man sich leisten kann."
Und dieser Mensch hatte Recht. Diese Gefühle liegen so nahe beieinader.

Lieber helmut, lasse dich von deiner Familie verwöhnen und freue dich über die kleinen Aufmerksamkeiten von ihnen. Und übertreibe nicht gleich wieder, sonst liegst du bald wieder auf der nase.
Ich kenne das.

deine
silverlady
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  #2  
Alt 15.02.2011, 00:36
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Silberlady,

inzwischen geht es mir wieder besser. In der Wohnung unten ist meine arbeit erledigt. Jetzt lege ich erstmal die Füsse hoch und faulenze. Der Rest an Arbeit im Haus läuft mir ja nicht weg. Ich glaube, ich hab mir auch eine Pause verdient.

Vor mir steht ein guter Tropfen aus dem Haut-Médoc. Heute mal ein Franzose . Mit ihm zusammen hab ich mir ne DVD angeschaut.

DVD einlegen, Licht aus, drei dicke Lerzen erhellen spärlich die Wohnung, meine Katzen lassen die Seele baumeln. Eine hingegossen auf dem Heizkörper, eine zusammengerollt auf dem Sofa. Was gibt es? Herr der Ringe, Die Gefährten. Ich liebe diesen Film. Die Charactere, die Bilder, die Geschichte und den Sound. Ein ahnungsloser, schwacher, kleiner Mensch, der unfreiwillig zum Helden wird. Ein winziger Mensch, der an seiner Aufgabe wächst, auch mal Schwäche und Angst zeigt, sein Ziel dabei nicht aus den Augen verliert und manchmal über sich selbst hinaus wächst. Das ist die eine Geschichte.

Neben ihm seine drei Gefährten. Genau wie er selber in diese Geschichte hinein geschlittert, ohne es zu wollen. Trotzdem stellen sich alle der ihnen aufgedrückten Verantwortung und gehen gemeinsam durch dick und dünn: jeder gäbe sogar sein Leben, um die anderen zu schützen. Besonders eine Szene gefällt mir da: mit dem Waldläufer Streicher auf dem Weg ins Elfental, als sie in der Ruine des alten Wachturms angegriffen werden. Eine kleines Häuflein zitternder, erbärmlicher, ängstlicher Menschlein. Da ist nichts heldenhaftes zu sehen. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen drehen sie sich hin und her, denn sie wissen ja noch nicht, von wo der Angriff kommt.

OK, was soll das jetzt heissen?

Sie stehen nicht einzeln oder nebeneinander. Nein, sondern Rücken an Rücken, egal wohin sie sich bewegen. Einer versucht den anderen zu schützen. Dem Gefährten den Rücken freihalten, damit sich der nach vorne richten kann. Jeder einzelne seinen Part um so gemeinsam der Gefahr zu trotzen. Nicht ein Held. Nein, vier normale Menschen, jeder mit einem grossen Herzen.

Das ist kein Haudrauf-Film, kein Mantel- und Degenfilm, kein Abenteuerfilm, kein Kitsch oder was auch immer: das ist ein wunderschönes Märchen. Erzählt in ebensolchen wunderschönen Bildern, untermalt von herrlischer Musik. Dieser Film hat nicht von ungefähr mehrere Oskars erhalten. Da hat sich jemand was bei gedacht, bei der Geschichte. Keineswegs neu, das Thema, doch auch sicher noch nie so gut in Szene gesetzt.

Sich einer Aufgabe, die einem das Leben so vor die Füsse knallt, stellen und es finden sich Menschen, die einen unterstützen, denn nur gemeinsam sind wir stark.





Wie war das bei uns, als uns das Leben den Boden unter den Füssen weg zog?





Sassen wir nicht auch an einem Sommertag an einen starken, schattigen Baum gelehnt auf einer idyllischen Blumenwiese und lasen in einem schönen Buch?





Eine gute Nacht wünsche ich euch

Helmut
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  #3  
Alt 15.02.2011, 21:46
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Mist, mein ganzer Text ist weg, den ich Dir gerade eben geschrieben habe.
Ich sehe Dich im Geiste vor Deinem Wein, mit deinen Katzen......... . Als du die kleinen Leute beschrieben hast, wurde mir klar, woher ich die kleinen Freunde kenne. Danke Dir. Plötzlich war für mich klar: Furcht, Angst, Mut, einer für alle und einfach der Satz: Ich bin für dich da und kämpfe mit dir.
Das ist genau, daß was uns im Moment so beherrscht. Einfach das körperliche Fühlen des Alleine sein. Krankheit und alles was man tut und macht nicht mit einem teilen können.
letzten Sonntag habe ich eine Freundin besucht im Krankenhaus, neben ihr lag eine junge Frau, 27 Jahre alt, Krebs und Metastasen, im ganzen Körper verteilt. Zerplatzte Träume lagen da im Bett. Kinderwunsch, der nie erfüllt wird, Abschiednehmen in langen Raten. All dies ging in meinem Kopf herum und beschäftigt mich schon seit drei Tagen aber ....., auch der Gedanke, Mensch Ilonka, kneif endlich die A....backen zusammen, dir geht es gut, lebe die Sekunden..... . Der Wunsch, dass das alte Leben wieder auferlebt tut so weh..... Diese Einsamkeit, die einem anspringt wie eine Katze mit ausgeklappten Krallen tut weh...., .....
Lieber Helmut, werde wieder gesund, und freue dich, dass wieder etwas Leben in deinem Haus einzieht.
Gruß Ilonka
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  #4  
Alt 16.02.2011, 16:17
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Ilonka, liebe Mollie,

mit Tränen in den Augen in herzzerreissenden Szenen wünschen sich auch diese kleinen Leute wieder zurück in ihre alte Heimat. Zurück zu den Menschen, die sie lieben. Zurück in die scheinbare Geborgenheit ihrer Heimat. Zurück in die Sorglosigkeit, Heiterkeit ihrer Vergangenheit. Sie wissen jedoch, dass, selbst wenn ihr Abenteuer gelingen sollte, nie mehr so sein wird. Die Unschuld und Unbekümmertheit ihrer vergangen Welt wird für sie nie mehr zu erreichen sein. Nie mehr werden sie unbekümmert ihre Streiche ausführen können. Nie mehr werden sie so unbekümmert auf einer Blumenwiese sitzen können. Sie wissen das ganz genau.

Also richten sie schweren Herzens den Blick nach vorne und fassen ihr Ziel ins Auge. Mit aller Kraft machen sie einen Schritt nach dem anderen. Für eine bessere Zukunft als das Jetzt.

Zitat:
Zitat von mollie Beitrag anzeigen
"ich bin für dich da und kämpfe mit dir"..... es ist mehr als ein satz
Was glaubt ihr denn, was wir hier tun?


Alles Liebe

Helmut
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  #5  
Alt 16.02.2011, 19:40
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Beiträge: 289
Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Du bist einfach Spitze...., danke du hast mich gerade auf ein super munteres Pferd gesetzt, werde mit den kleinen Leuten für etwas Liebe und Geborgenheit kämpfen.
Gruß Ilonka
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  #6  
Alt 17.02.2011, 02:55
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Zitat:
Zitat von mollie Beitrag anzeigen
ich glaub, ich versteh dich erstmals nicht....

Das glaub ich dir. Meine Frage, was wir hier tun, ist ja auch ziemlich provokant.

Du selber hast den Satz, welchen ich von dir zitiert hatte, auch ganz anders gedacht als ich das im Zitat gemeint hab. Dein "wir" liegt in der Vergangenheit. Mein "wir", jetzt, das sind wir hier im Forum. Auch mein "wir" war mal ein anderes. Genau, es war!

Damals sass auch ich auf einer "grünen Wiese", las ein "gutes Buch" und hatte einen "grossen, starken Baum" zum Anlehnen. Dann passierte es: diese Idylle wurde brutalst zerstört. Ein Spiegel für das frühere Leben. Auch ich sehe in meinen Schlaf- und Wachträumen trauernt dieses Leben, das mal war und das ich schmerzlich vermisse, wo ich nur zu gerne wieder hin möchte. Doch auch ich weiss, genau wie diese kleinen Leute in dem Film, dass das Vergangenheit ist. Nie mehr zu erreichen!

Zur Erklärung: Frodo, die Hauptperson, sitzt in der Eröffnungsszene auf einer wunderschönen Blumenwiese in einem lichten Wald an einen Baum gelehnt und liest entspannt in einem Buch, die Sonne scheint, alles friedlich und gut. Heile Welt., die jäh zerstört wird durch die Ereignisse. Ab da wird es sie nie mehr geben in dieser Form.

Sein Ziel ist klar: den Ring des Bösen zerstören um damit seine Welt zu retten. Was ist mein/unser Ziel? Wenn ich das so genau wüsste. Ausserdem kann dieses Ziel für jeden ein anderes sein. Egal. Wie es auch aussieht.

Was tun wir hier? Genau wie im Film finden wir hier Menschen, die uns den Rücken stärken, auf die wir uns verlassen können. Genau so unfreiwillig hinein geschlittert. Die trotzdem für uns da sind in der Gefahr, wenn wir mal wieder in ein Loch fallen. Die uns bei der Hand nehmen, wenn wir blind durch die Gegend stolpern. Die ein Stück ihres Lebens mit uns teilen. Die die gleichen Sorgen, Nöte und Ängste haben wie wir. Rücken an Rücken. Die für uns da sind, wenn sie gebraucht werden. Nicht mit dem Schwert in der Hand, sondern mit wissenden Worten und meist aus der Ferne ..... und doch sehr oft ganz nah.

Das ist dieses reale, jetzige "wir". Tröstlich, das zu wissen. Oder?

Und sollte ich jemals wieder auf so einer grünen Blumenwiese sitzen dürfen: sie kann nicht die gleiche sein wie damals, selbst wenn sie es derselbe Ort wäre. Das Wissen um das, was geschehen ist, wie mein Leben geschehen ist, hat ihre Unschuld zerstört. Was nicht heissen soll, ich könnte mich unter dem Baum nicht mehr wohlfühlen.


Alles Liebe

Helmut
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  #7  
Alt 17.02.2011, 08:29
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen Helmut,
ich sitze gern auf der Wiese an den schattigen Baum gelehnt...am Ufer eines langsam fliessenden Flusses - der Schein trügt: Wenn man genau hinschaut, dann sind tief drin ein paar riskante Stormschnellen verborgen.
Auch die Wiese ist auf uralter Moorlandschaft entstanden...sie kann plötzlich tief einsacken.
Doch auf die Baumgeister, da kann ich mich verlassen - auch wenn die Welt schwankt und Schwerter gekreuzt werden...

Nichts ist mehr, wie es war...wir sind es auch nicht mehr...doch wir sind (für einander) DA

LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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