Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 18.01.2011, 19:40
frausauerland frausauerland ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.01.2011
Beiträge: 7
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo,

bevor ich nach einer schlaflosen Nacht ins Bett gehe, möchte ich mich für die Beiträge bedanken.

Meine Mutter wusste bereits seit letzten Mittwoch vom Krebs, hat aber wohl erst einmal selbst ein paar Tage gebraucht, um mit sich ins Reine zu kommen und uns dann erst davon zu erzählen.
Sie selbst hat die Metastasen direkt auf dem Bild erkannt, noch bevor der Arzt etwas gesagt hat.

Die Entscheidung gegen Chemo und Bestrahlung wurde also nicht im ersten Schockzustand getroffen sondern ist eine ganz bewußte Entscheidung.

Es spielt sicherlich auch eine Rolle, dass meine Mutter ihre eigene Mutter bis zum letzten Stadium gepflegt hat.
Bei ihr hatte es mit Brustkrebs angefangen, der dann trotz Total-Op, mehrerer Chemos und Bestrahlungen gestreut hat.

Auch die Ärtze raten von einer Chemo ab, was mich natürlich über das Stadium ins Grübeln bringt.


Heute sollte sie eigentlich entlassen werden.
Leider gab es Komplikationen.
Sie hat arge Sprachprobleme, die auf einen oder mehrere kleine Schlaganfälle / Hirninfakte hinweisen. Näheres wird morgen untersucht.
Die Ärzte haben ihr heute morgen einen Tropf verschrieben, den sie allerdings bis heute abend "vergessen" hatten, anzuschließen.

Ich hoffe, es war kein Blutverdünner, den sie vergessen haben zu geben.


Auch wenn es mir schwerfällt, versuche ich ihre Entscheidung gegen eine Chemo zu verstehen.

Es ist ihr Weg. Welches Recht habe ich, mich da einzumischen und sie zu quälen? Ich denke, ich muss ihr das Gefühl geben dass alles geregelt ist und sie in Ruhe gehen kann.

Ich kann nur versuchen, sie auf ihren Weg zu begleiten, egal, ob sie links oder rechts gehen will.

Ich hoffe, uns bleiben noch ein paar schöne Monate vergönnt, und meine Ma kann ihre Reise nach Gran Canaria am 6. März noch antreten, auf die sie sich so gefreut hat.

LG

Frausauerland
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 18.01.2011, 20:37
Nina79 Nina79 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2009
Ort: Köln
Beiträge: 8
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo,

versuchen Sie doch ihr Mutter zu überreden, mit Ihnen einen anderen Arzt aufzusuchen. Und zwar nicht irgend einen, sondern einen Spezialisten! Bochum oder Heidelberg bspw. Alle anderen Ärzte können einen nicht zu Genüge ganzheitlich beraten und das ist das Wichtigste bei Krebs!

Häufig haben Nicht-Spezialisten keine Ahnung und beraten falsch. Uns wurde zunächst von einem Arzt gesagt, wenn dass seine Mutter wäre, dann würde er ihr bei BSDK nicht mehr zu ner Chemo raten, sondern sie soll die letzten Wochen/Monate lieber versuchen so zu geniessen. Dabei hat die Stanard-Chemo mit Gemcitabin so gut wie keine Nebenwirkungen. Sie ist auch nicht mit einem stationären Aufenthalt verbunden. Meine Mutter musste einmal die Woche für ca. 3 Stunden in die ambulante Onkologie und konnte dann wieder nach Hause. Ihr hat übrigens die Kombination von Chemo und Hyperthermie sehr gut getan. Ganz wichtig ist auch die Einnahme von Enzymen beim essen, damit sie nicht so abmagert und Kraft hat.

Ich hoffe, ihre Mutter lässt sich zu einer Chemo überreden! Die Monate oder sogar Jahre die man gewinnen kann sind mehr wert als die wenige Zeit, die man bei der Chemo verbringt. Meine Mutter lebt jetzt seit 17 Monaten mit der Krankheit. Die erste Chemo hat ein paar Monate geholfen und es ging ihr wieder richtig gut. Irgendwann hat sie die dann nicht mehr vertragen, dann kam mit ca. 3 Monaten Abstand eine 3wöchige Strahlentherapie. Ungefähr wieder 3 Monate später (vor 2 Monaten) ist sie im Rahmen einer klinischen Studie in eine neue Chemo reingekommen. Nebenwirkungen: Gar keine! Ob diese Chemo etwas bringt, wissen wir noch nicht.

Seit der Diagnose war meine Mutter bereits 3 Mal im Urlaub und hat zig Ausflüge gemacht. Jatzt gerad geht es ihr nicht so gut, was aber auf Schmerzen im Bein zurückzuführen sind, deren Ursache noch nicht geklärt ist.

Wie auch immer ihre Mutter entscheidet, ich habe das Gefühl, dass sie in punkto Chemo nicht richtig beraten wurde, sonst würde sie eine Chemo nicht so kategorisch ablehnen. Vielleicht schaffen sie es ja, sie dazu zu überreden, mit einem Spezialisten zu reden.

Wie auch immer: Alles Liebe und viel Kraft wünsche ich!

Geändert von Jutta (19.01.2011 um 11:24 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 18.01.2011, 22:05
Benutzerbild von Conny44
Conny44 Conny44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.12.2006
Beiträge: 1.266
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo Frausauerland,

ich finde deine Einstellung, deine Mutter in allem zu unterstützen, egal wie sie sich entscheidet, super.
Und ja, wir Angehörigen haben einfach nicht das Recht, in Entscheidungen einzugreifen, nur um unser selbst Willen. Deine Mutter macht mir nach deinen Schilderungen nicht den Eindruck, als würde sie nicht wissen, was sie tut. Im Gegenteil, es wird ihr sehr wohl klar sein.

Und ..... es stimmt einfach nicht, wenn pauschal gesagt wird, dass die Chemo mit Gemzar so gut wie keine Nebenwirkungen hat. Und ich bekomme einen dicken Hals, wenn das verallgemeinert wird. Genau so wie umgedreht.
Es mag auf manche zutreffen, aber auf andere wieder nicht.
Mein Mann hatte, als er noch lebte, mit einer Angehörigen hier im Forum eine heftige Auseinandersetzung, weil diese ebenfalls behauptete, dass diese Chemo nicht so schlimm sei.
Ich finde es immer erstaunlich, dass gerade solche Behauptungen von denen kommen, die diese Chemo nicht selbst am eigenen Leib ertragen mussten.

Meinem Vater ging es unter Gemcitabine sau dreckig. Die Werte wurden immer schlechter, die Chemo musste teilweise ausfallen. Und das ist keine Seltenheit. Er hatte reichlich 6 Monate nach Diagnosestellung noch zu leben.

Es ist doch wohl nicht von er Hand zu weisen, dass so eine Chemiekeule den Körper komplett fertig macht. Manch einer kann das gut ab, ein anderer geht darunter zugrunde. Ja, einige sterben auch nicht an dem Krebs, sondern an der Chemo. Auch das gibt es.

Zur Klarstellung: Ich bin weder für noch gegen die Chemo. Aber ich ärgere mich immer, wenn ich lesen muss, dass ja alles so harmlos sei und man doch seine Schwerstkranken überreden sollte. Die haben Krebs in der BSD und nicht im Verstand. Warum wird denen immer abgesprochen, nicht mehr selbst denken und handeln zu können? Weil wir es doch ach so gut mit ihnen meinen? Oder weil wir mit aller Macht aus nicht uneigennützigen Gründen sie so lange wie möglich - ohne Rücksicht auf deren Allgemeinzustand - bei uns haben möchten?

Chemo ist sicher wichtig und bei anderen Krebsarten unerlässlich. Aber hierbei handelt es sich um einen der agressivsten Tumore, bei denen nun einmal eine Chemo in den seltensten Fällen die Wirkung zeigt, die man sich erhofft. Und das wissen auch die Ärzte. Deshalb kann ich nicht davon ausgehen, dass deine Mutter nicht oder falsch aufgeklärt wurde. Im Gegenteil, ihr wurde mal die ehrliche Meinung gesagt, ohne an die Finanzen zu denken.
In anderen Fällen nämlich (erst kürzlich hier gelesen) bekommen sie neben der Chemo gleich dazu Blutkonserven. Macht das Sinn? Hat das noch etwas mit Lebensqualität zu tun?

Mehr möchte ich dazu gar nicht ausführen.
Schlussendlich finde ich, dass jeder der Betroffenen seine eigene Entscheidung treffen muss, ohne dass wir unseren Angehörigen immer reinplappern. Denn wir wissen ja gar nicht, wie es sich entwickeln könnte mit einem anderen Entschluss. Wenn jemand mit Chemo noch Jahre gut lebt, hätte es genauso auch ohne sein können. Keiner weiß das.
Dem einen ist Quantität, dem anderen Qualität wichtiger.

Dir und allen anderen alles Gute!
__________________
Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

_____________________________________________________
mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011

Geändert von Conny44 (18.01.2011 um 22:09 Uhr) Grund: Rechtschreibung
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 19.01.2011, 10:37
Sabbelbine Sabbelbine ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.12.2010
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 42
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo frausauerland!

Ich finde Deine Einstellung auch super. Jeder kann und sollte für sich entscheiden, was er macht oder machen lässt. Da kann ich Conny nur beipflichten. Das man selbst wohl evtl. anderer Meinung wäre, ok. !
Aber wie meine Vorrednerin schon schrieb, diese Leute haben schließlich nichts mit Ihrem Gehirn.
Und Chemo kann, muß aber keine Nebenwirkungen haben. Jeder verträgt sie anders, auch dies berichtete schon Conny!
Ich wünsche Dir und Deiner Mutter für die nächste Zeit viel Kraft! Und genießt jeden Moment, den Ihr gemeinsam habt.

Liebe Grüße von Bine
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 19.01.2011, 15:39
Katharina Katharina ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.05.2005
Ort: Berlin
Beiträge: 947
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo,
ich möchte mich Conny anschließen.
Meine Ma z.B.hat unter der Chemo sehr gelitten und für sich beschlossen, dass sie das so nicht will. Nach absetzen der Chemo hatte sie noch wundervolle 12 Monate, mit hoher Lebensqualität und ganz viel Lebensfreude.
Der Patient ist der Chef, auch wenn das für uns Angehörige schwer ist,
Alles Gute Euch!!
__________________
Katharina
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 19.01.2011, 15:56
Anjakind Anjakind ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2010
Beiträge: 156
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Liebe Frausauerland,

ich bin auch Tochter einer Mama, die von Krebs betroffen ist.
Komme aus einem ganz anderem Unterforum.
Und doch möchte ich hier ein paar kraftspendende Worte lassen.
Ich finde es bewundernswert, wie du die Entscheidungen deiner Mama versuchst zu akzeptieren.
Das ist sicher nicht so leicht.
Ich weiß nicht, ob ich das so könnte.
Viel Kraft für die ganze Familie wünscht Anja.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 19.01.2011, 16:44
sabi65 sabi65 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.05.2007
Beiträge: 21
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Liebe Frau Sauerland,
meine Mutter war 70 als bei ihr BSDK mit Lebermetastasen festgestellt wurde. Sie hat erst mit sich gerungen, ob sie Chemo machen soll oder nicht und hat sich dann doch für die Chemo (Gemictabin) entschieden, immer mit dem Wissen, dass sie sie jederzeit abbrechen kann.
Sie hatte kaum unter Nebenwirkungen zu leiden und so hat ihr die Chemo einiges an Lebensqualität gebracht, auch wieder eine leichte Gewichtszunahme, was bei ihr ganz wichtig war. Nach ca. 9 Monaten entschloss sie sich nach zwei leichten Schlaganfällen (die evtl. durch die Chemo mit verursacht wurden, aber keine bleibenden Behinderungen verursachten) die Chemo abzubrechen. Wir hatten von vorneherein gesagt, dass es ihre Entscheidung ist, die wir respektieren, egal wie sie ausfällt.
Sie hat noch ca. 3 Monate gelebt und bis zum Schluss kaum unter Schmerzen zu leiden.
Wie Du siehst, bei jedem ist es anders.
LG
Sabi
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:31 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55