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  #1  
Alt 06.09.2014, 18:09
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Zusammen,

bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, die die Lebenszeit begrenzt wird der Kranke nicht plötzlich aus dem Leben gerissen.
Der Tod nähert sich leise, schleicht sich an und wir wissen das er irgendwo lauert.
Ich denke daran das ich diesen Weg auch gehen muss.
Die Begegnung mit Sterben und Tod ist eine Erfahrung, aus der irgendwann Hoffnung, Liebe, Dankbarkeit und Freude wachsen kann.
Wenn ich auch noch weit von diesen positiven Gedanken entfernt bin möchte ich mich auf mich selbst besinnen, bevor meine eigene Vergänglichkeit mit einer wie ich hoffe " kurzen Leidenszeit " mir zeigt wie wichtig es ist möglichst bewusst in der Gegenwart zu leben
Mein Hund macht mir täglich vor wie es funktionieren kann. Allerdings ist er wesentlich unselbstständiger und auch anspruchsloser als ich es bin...
Heute ist ein schöner Spätsommerlicher Tag und ich war viel unterwegs mit Yogi.
Die Bewegung an der frischen Luft lässt mich den Abschied von meinem Mann,- der mit Wehmut verbunden ist- für kurze Zeit vergessen.
Zu Hause erinnert mich dann vieles wieder an ihn und es ist gut so.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (06.09.2014 um 18:12 Uhr)
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  #2  
Alt 06.09.2014, 20:27
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta,

ja,so ist es … und es ist gut so.

Ich erinnere mich an Zeiten, wo ich mich von Stunde zu Stunde gehangelt hab, wollte und konnte nicht ohne meinen Liebsten, wo das mit viel Anstrengung erreichte Etappenziel einfach wegglitt, ich, wie auf einem grossen Sandhaufen keine Möglichkeit des Festhaltens fand… und so rutschte ich wieder hinunter, tiefer und tiefer, müde ob all der Anstrengungen, müde des Lebens mit seinen Herausforderungen…den wohlgemeinten Räten der Familie und Freunden nicht folgend können, mich selbst hassend wegen der Unannehmbarkeit, ehrlich gesagt, hab ich mlch selbst so manches Mal nicht aushalten können, aber es war und ist mein Weg der Trauer…ich bin mir nicht sicher, niemehr, das hat mich die Vergangenheit gelehrt, aber das Leben gestaltet sich momentan auch ohne meinen Liebsten lebenswert, weil… ich mir selbst treu geblieben bin, ja gesagt habe zu dem Leben wie es sich nun vortut, es kostet mich keine Anstrengung mehr, es ist wie es ist, die Sehnsucht bleibt, darf und soll sie auch… ich lass mich überraschen vom LEBEN und setz keine Gegenwehr…nach mehr als 30 Monaten kann ich wieder tief durchatmen… und allein das ist eine nicht vermissend wollende Erfahrung des” Lebens”

Dir wünsch ich sehr deinen Weg zu finden und gehen zu können ( irgendwo brennt auch dein Licht)

Alles Liebe

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #3  
Alt 06.09.2014, 22:04
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von sjarissa Beitrag anzeigen

mich selbst hassend wegen der Unannehmbarkeit, ehrlich gesagt, hab ich mlch selbst so manches Mal nicht aushalten können, aber es war und ist mein Weg der Trauer…
Hallo Sjarissa,
danke für deine lieben Worte.
Du sprichst genau das aus was ich manchmal über mich und mein unsicheres Verhalten denke.
Ich bin in manch stressiger Situation so unruhig und ohne Selbstvertrauen, das ich am liebsten im Erdboden versinken möchte.

Du schreibst das dass dein Weg der Trauer war.
Auch ich werde akzeptieren müssen, das es mal leichter und dann wieder schwieriger ist, mit der Trauer zu leben.

Liebe Grüße


Jutta
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  #4  
Alt 07.09.2014, 17:11
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo an Alle,

was heißt es " in Würde zu sterben"?

Als mein Mann vor viereinhalb Wochen sterben musste, hatte ich nicht den Eindruck das er in Würde gestorben ist. Ich war als es dann soweit war sogar ein wenig verärgert über diese "Beschönigung" des Sterbens, die mir ein Psychologe nach der Krebsdiagnose meines Mannes mit auf den Weg gab.

Hat Würde nicht auch mit Selbstbestimmung und gegenseitigen Respekt zu tun?

Mein Mann war zu schwach , selbst zu entscheiden was mit ihm geschieht.
Es ging alles viel zu schnell, als das noch über solche Dinge gesprochen werden konnte.

Trotzdem ließ es mir keine Ruhe und ich fragte die Pfarrerin die die Beerdigungsansprache halten sollte, was damit gemeint ist. Sie beruhigte mich und sagte, das meine Liebe und dass ich für Ingo da war ihm ein würdiges Sterben ermöglicht hat.
Es war ihm so wichtig das ich während der Krankheit für ihn da war und er muss es gespürt haben, auch wenn ich beim letzten Atemzug nicht in seiner Nähe war.

Es ist ein wenig schwierig zu definieren was mit Würde gemeint ist und trotzdem hat es mir Mut und Kraft für diesen letzten gemeinsamen Weg gegeben.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (07.09.2014 um 17:14 Uhr)
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  #5  
Alt 07.09.2014, 23:21
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Hat Würde nicht auch mit Selbstbestimmung und gegenseitigen Respekt zu tun?
Hallo Jutta,

ja, das hat es. Manche meinen, diese Würde hätte etwas damit zu tun, dass der Sterbende friedlich und schmerzlos hinüber gehen kann. Dem ist nicht so, denn nicht immer liegt das in unserer Hand. Leider ist es so, dass nicht jeder Mensch Einfluss auf sein Sterben nehmen kann, also Selbstbestimmung. Das ist jedoch nicht unbedingt ein Verlust an Würde, denn wir als Begleiter können dem Sterbenden seine Würde bewahren, indem wir ihn begleiten und unser Bestes in seinem Sinne tun, um ihm das Sterben psychisch und körperlich zu erleichtern. Wir geben ihm seine Würde dadurch zurück.

... und Respekt. Respekt vor dem sterbenden Menschen, seinen Gefühlen, seinen Ängsten, dem Tod und dem Leben einerseits und ja, auch gegenseitig, indem der Sterbende z.B. nichts von uns verlangt, was wir nicht leisten können und dass er sich vertrauensvoll in unsere Hände begibt, wenn er selbst nicht mehr bestimmen kann.

Das höchste Gut, das man dem Sterbenden anbieten kann, ist die Liebe. Ganz besonders da bewahren wir ihm seine Menschenwürde.


Eine gute Nacht,

Helmut
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  #6  
Alt 08.09.2014, 09:18
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Helmut!

Deine Antwort hat mich berührt und ich konnte die Tränen nicht unterdrücken.

Meine Ängste und Zweifel bei dem Übergang des Todes und die Zeit davor
lähmen mich manchmal noch. Warum musste er sterben? Warum jetzt? Warum hatte er nicht mehr Zeit? Warum wird mir ein geliebter Mensch genommen, den ich doch noch brauche? Ich mache mir Sorgen obwohl nichts mehr zu ändern ist.

Der Tod spielt da nicht mit, er kommt, wann er will. Ich habe es hautnah erlebt.
Wenn ich länger darüber nach denke ist er sogar manchmal ein Ratgeber.
Er zeigt Grenzen auf , hilft uns das wir uns nicht verzetteln und öffnet uns für die Dinge des Lebens die wirklich wichtig sind.

Die Tapferkeit mit der mein Mann die letzten quälenden Wochen ertragen hat, haben mir erstaunlicher weise auch Mut gegeben.
Diese Erinnerungen werden mich auf meinen Weg ans gleiche Ziel begleiten.


Liebe Grüße

Jutta
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  #7  
Alt 08.09.2014, 10:30
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Guten Morgen Jutta,

es sind immer die gleichen Fragen, die sich Hinterbliebene stellen und alle beginnen mit: Warum ...". Die Antwort hast du dir bereits selbst gegeben:
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Der Tod spielt da nicht mit, er kommt, wann er will.
Eine Antwort zu haben ist das Eine. Der Verstand sagt sie uns. Die andere Seite: erst wenn diese Antwort in unseren Herzen angekommen ist, können wir damit auch wieder leben und diese Warum-Fragen sind Vergangenheit. Der Weg vom Verstand zum Herz braucht seine Zeit und ist beschwerlich, doch er lehrt uns vieles, was wir für unser weiteres Leben sehr gut gebrauchen können.

Bewahre dir die Erinnerung an die Tapferkeit deines Mannes gut. Du wirst sicher noch einiges an Mut brauchen. Woraus besteht dieser Mut? Was glaubst du?


Liebe Grüße,

Helmut
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