Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 05.12.2017, 14:25
Adlumia Adlumia ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.11.2015
Beiträge: 305
Standard AW: Danke für alles!

Liebe Kontrastpoetin,

es macht traurig zu lesen, wie oft du bereits mit dem Tod konfrontiert wurdest, ihm ausgesetzt warst, ihn erdulden musstest, geliebte Menschen dir entrissen wurden. Mein aufrichtiges Mitgefühl!
Es ist gut, dass du hier deinem Kummer Ausdruck verleihst, vielleicht kann es eine erste Hilfe gegen die empfunde Leere und die Trostlosigkeit sein.
Hast du Menschen im realen Leben, mit denen du deine Erlebnisse teilen kannst und die damit verbundenen Gefühle?

Dass im Leben solche schlimmen, traurigen Dinge passieren, dagegen kann man gar nichts tun. Wir versuchen verzweifelt zu verstehen, man empfindet vllt. eine gewisse Ohnmacht aber die Wahrheit ist auch, dass genau dies, also der Tod, auch Teil des Lebens ist. Damit sage ich nicht, dass es "schön", leicht, "gerecht" oder sonst etwas ist. Die Frage ist, wie kann man diesen Teil vielleicht annehmen lernen, aushalten lernen, den Schmerz mit der Zeit vielleicht ein Stück weit wandeln so dass auch du wieder trotz aller Verluste, Krisen etc. mehr Vertrauen in das Leben haben kannst?

Gesteh dir deine Gefühle zu, möglicherweise hast du sie zu lange weggesperrt, hast funktioniert oder einfach versucht weiterzuleben, was auch gut und richtig ist. Dennoch vielleicht fühlst du, ist es an der Zeit diese Erlebnisse aufzuarbeiten, auf welchen Wegen auch immer, sie müssen für dich stimmig sein!
Dich trifft keine Schuld, du hast nicht versagt. Wir (als Trauernde, so mein Empfinden) versuchen vielleicht durch die Schuldgefühle ein Stück weit dem Tod die Macht zu nehmen, die er nun einmal hat. Wir denken vielleicht, man hätte dieses oder jenes verhindern können aber ich denke auch, mit der Zeit werden wir erkennen können, dass das Sterben eines geliebten Menschen nicht verhindert werden kann, so sehr wir es auch wollen. Wir können nur da sein, mit aller Liebe und das lese ich aus deinen Zeilen heraus!
Ich wünsch dir Liebe für dich, sorge für dich so gut es geht, lass dir helfen, sprich darüber, wenn es dir gut tut!

Viel Kraft!
Adlumia
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 05.12.2017, 20:53
fluturi fluturi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.01.2016
Ort: Hamburg
Beiträge: 323
Standard AW: Danke für alles!

Liebe Kontrastpoetin,

ich kann mich Adlumia nur anschließen. Es tut mir so unglaublich leid für dich. So viele Schicksalsschläge, so viel leid. Wie soll ein Mensch das ertragen? Ich habe „nur“ meinen geliebten Papa verloren und stehe schon vor der Sinnlosigkeit dieses Lebens. Ich würde dir gern etwas raten oder wünschen, aber das kann ich nicht. Du bist so tapfer, dass du deiner Oma den Übergang in eine hoffentlich bessere Welt so gestaltet hast. Eines der letzten Worte meines Papas waren ebenfalls Angst. Ich denke oft darüber nach. Ich hoffe, es ist nur die Angst, uns Liebende allein zu lassen. Ich wünsche mir so sehr, dass keiner dieser tapferen Kämpfer sich noch ängstigt.

Alles Liebe und viel Kraft!
__________________
Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 06.12.2017, 06:26
Tris Tris ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.03.2017
Beiträge: 33
Standard AW: Danke für alles!

Liebe Kontrastpoetin,
Auch ich spreche dir meine herzliche Anteilnahme aus. Es tut mir sehr leid was du schon als durchgemacht hast. Man konnte deinen Schmerz beim lesen förmlich nach empfinden. Ich kann sehr gut verstehen wie du dich fühlst. Es ist immer schrecklich einen Menschen gehen lassen zu müssen, besonders wenn man auch noch sieht wie sie vorher leiden müssen. Das du schon so viele liebe Menschen verloren hast macht es wohl nur um so schlimmer. A er auch wenn das sich nicht so anfühlt, das kann ich sehr gut verstehen, du hättest nicht mehr tun können. Du warst für deine Oma da und das war für sie bestimmt das beste was du tun konntest.
Ich wünsche dir ganz viel kraft für die schwere Zeit die vor dir liegt.
Liebe Grüße Tris
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 11.12.2017, 09:16
Kontrastpoetin Kontrastpoetin ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 05.12.2017
Beiträge: 3
Standard AW: Danke für alles!

Danke für eure Worte!

Nachdem ich letzte Woche krank geschrieben war bin ich heute den ersten Tag wieder arbeiten.
Ich habe vergangene Woche fast nur geschlafen, ich wollte das alles nicht bewusst wahrnehmen.

Leider stehe ich arbeitstechnisch ein wenig unter Druck, ich bin noch in der Probezeit und MUSS jetzt funktionieren.
Die Welt dreht sich weiter, alles und alle sind wie vorher. Für mich ist die Welt stehen geblieben.

Am kommenden Freitag ist die Beerdigung, ich habe panische Angst vor diesem Tag. Vor nicht mals einem Jahr am 13.01.2017 haben wir Opa auf diesem Friedhof begraben.
Wie ich oben schon schrieb, hat es mir mein Herz in 1000 Teile zefetzt meine Oma vor allem an diesem Tag so fertig zu sehen. Das habe ich immer vor Augen... ich realisere es einfach nicht, dass wir uns dort alle wieder treffen um nun meine Oma zu begraben.

Mein Vater hat mir überlassen ein Lied für die Trauerfeier auszusuchen... nur wenn ich daran denke in dieser Kapelle zu sitzen und die Worte und vor allem diese Lieder zu hören. Ich hab das Gefühl ich ersticke bei diesem Gedanken.

Leider habe ich auch das Gefühl, dass niemand so richtig mit diesem Thema konfrontiert werden möchte. Ich hab zwar bei 2/3 Personen kurz angerissen, wie es mir geht, wie ich das alles empfinde... aber das reicht denen dann auch. Mir kommt es vor, als würde ich andere damit nerven, wenn ich immer wieder "die gleiche Leier" erzähle.
Und so bin und bleib ich dann doch alleine mit meiner Trauer und der Leere...


Edit: Gerade kam meine Kollegin rein und sagte mir, dass letzte Woche viel los war und sie täglich von 7-18 Uhr arbeiten war.
Muss ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass meine Oma gegangen ist, dass ich einfach nicht mehr konnte und mal ein paar Tage Ruhe brauchte. Davor die letzten zwei Wochen war sie im Urlaub und ich musste es auch irgendwie händeln, alles zu schaffen. Ich hab früher angefangen, um in der Mittagspause bei meiner Oma sein zu können, bin dann wieder bis spät arbeiten und dann wieder ins Hospiz. Hatte andere Sorgen und war mit den Gedanken ganz woanders und nicht bei der Arbeit... habe es trotzdem irgendwie geschafft.
Sie selbst hat ihre Oma im September verloren. Da war ich noch recht frisch hier... und sie war 3,5 Wochen weg.
Verstehe gerade dieses Unverständnis nicht... und das man mir jetzt ein schlechtes Gewissen macht. Ich bin seit Angang Juli durgehend am arbeiten, habe keinen Tag gefehlt. Habe die letzten Monate für meine Oma gelebt, um ihr noch eine angenehme Zeit zu machen.
Und dann soll ich einfach weiter funktionieren...

Geändert von Kontrastpoetin (11.12.2017 um 10:45 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 11.12.2017, 11:19
Adlumia Adlumia ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.11.2015
Beiträge: 305
Standard AW: Danke für alles!

Verstehe, das was du schreibst sehr gut...
Am Anfang unfassbar, dass die Welt in einem drinnen zerbrochen ist und da draußen alles normal weiter geht aber gleichzeitig erlebte ich diese Normalität, diesen Trott, der schon immer da war als etwas, was mich "rettet", was mir sagt: das da draußen muss weiter gehen, damit ich irgendwie weitergehe. Auch wenn das nicht heißt, dass nicht alles sich nun anders anfühlt in deinem persönlichen Leben, du diese Gefühle in dir trägst. Das darf sein, auch wenn das Außen dem nicht entsprechen kann und entsprechen wird, das denke ich dazu.

Möglicherweise hat es deine Kollegin nicht so gemeint. Wenn du zu ihr ein gutes Verhältnis hast, dann versuche, ob du offen zu ihr sein kannst und ihr sagen kannst, dass es dir gerade schlecht geht und du mit den Gedanken nun bei der Trauerfeier bist. Vielleicht könnt ihr euch so gegenseitig unterstützen, da auch sie ja gerade erst Ähnliches erlebt hat. Manchmal muss halt nur einer den ersten Schritt machen und offen sein. Diese Offenheit lässt sich nicht erzwingen, es kann auch sein, dass es nicht immer möglich ist auf Menschen zu treffen, die das verstehen, was du durchmachst. Nichts ist falsch an deinen Gefühlen, nur nicht jeder kann und möchte sie teilen. Diese Einsicht schmerzt im ersten Moment (so ging es mir) doch ich denke, du wirst sehen, es gibt Wege, um doch Gehör zu finden, Menschen bei denen du so sein kannst, wie du gerade bist. Es fängt an bei dir, dass du dich selbst jetzt so annimmst mit deinen Gefühlen.

Viel Kraft für den kommenden Freitag!
Adlumia
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 25.12.2017, 18:54
Kontrastpoetin Kontrastpoetin ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 05.12.2017
Beiträge: 3
Standard AW: Danke für alles!

Hallo zusammen,

die Beerdigung ist vorbei, Heiligabend ist vorbei... alles geht weiter.
Und auch ich bin weiter gegangen. Zwar mit gesenktem Kopf, aber irgenwie geradeaus.
Normalerweise war meine Familie am 1. Weihnachtsfeiertag, also heute, bei Oma. Heute nicht.
Gestern habe ich nach 8 Jahren mit meinem Vater Heiligabend erlebt. Nichts großes zusammen gegessen, ein wenig gequatscht - das wars. Sonst haben wir 5 Geschwister den Tag miteinander verbracht... darauf hatte ich dieses Jahr keine Lust.

Papa hat mir gestern eine Tüte in die Hand gedrückt "Hier, von Oma" - dachte erst ich hätte mich verhört.
Eine selbst gebastelte Karte von Oma wie jedes Jahr zu Weihnachten und Geburtstag... und ein Glas selbst gekochte Marmelade.
Die Marmelade wurde im Sommer eingekocht... aber die Karte muss sie irgendwann in den 6 Wochen zwischen Diagnose und Tod gebastelt haben - und das nicht nur für mich sondern auch für meinen Bruder und meine Cousinen...
Wie hat sie das angestellt... Voraus schauend, kurz vorm eigenen Tod stehend an andere gedacht.
Ich habe Rotz und Wasser geheult gestern.
Und seitdem bin ich komplett unten. Die Tage zuvor habe ich alles gut verdrängt, Arbeit etc. hat mich abgelenkt. Hab mir nicht zugestanden zu weinen/ konnte es teilweise nicht. Habe nichts gefühlt.

Heute lag ich den ganzen Tag nur im Bett, war traurig und habe geweint.
Ich vermisse sie so sehr.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen

Stichworte
angst, bauchspeicheldrüsenkrebs, brustkrebs, leere, trauer


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:36 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55