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AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge
Hallo Clea,
danke für deine Rückmeldung. auch wenn ich noch nicht da bin, wo du jetzt bist, ich kann das voll und ganz unterstreichen, was Du schreibst. Deswegen übernachte ich dort, deswegen mache ich alles, was ich irgend kann. Ich hab eaber das Gefühl, dass man gar nicht alles auf einmal nachholen kann. Puzzelteile werden am ende fehlen und man wird sie schmerzlich vermissen(müssen). Auch Du hast ALLES (gute) getan, was möglich war. In aller Liebe, die Du geben konntest für Deine Mama. Ich soll nicht zu sehr mitleiden und darin aufgehen. Mich nicht selbst vergessen im Leid. Das sagen andere. Ich weiss auch, was damit gemeint ist und doch schaffe ich es nicht. Ich muss auf mich aufpassen und hoffe, dass ich die Kurve kriege. Wenn ich dann bei meiner Mama bin, bin ich dankbar, einfahc nur da zu sein und bin „stark“. Bin ich zuhause, bin ich ein Häufchen Elend oder ungerecht. Es gibt Menschen in meiner (örtlich) nahen Umgebung, die kommen damit nicht klar, dass ich diese Zeit durchlebe. Die distanzieren sich, weil sie damit nicht umgehen können. Ich habe Verständnis, doch mal nachfragen, ein Kärtchen schreiben, vor die Tür legen ... aber da kommt nichts. Obwohl wir einander gut kennen. Das enttäuscht mich sehr und ich bin wütend auf das Heile-Welt-Idyll, dass sie so extrem ausleben. Weisst du was ich meine? Deswegen bin ich dankbar für den Austausch hier. Das stille Mitlesen und ab und zu, nein sogar sehr oft zu nicken und zu sagen, jaaa, genau so fühle ich mich. Irgendwo ist noch jemand anderes, der erlebt etwas ähnliches, denn die meisten Menschen in meinem Umfeld haben das noch nicht erlebt und haben Angst vor der Höhe, Breite und Tiefe, die damit einhergeht. LG N |
#2
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AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge
Zitat:
Das wirst du leider noch öfter erleben. Menschen, von denen man gewisses Mitgefühl oder wenigstens kleine Zeichen erwartet, ziehen sich zurück. Es passiert aber auch, dass Menschen, von denen man es gar nicht denkt, auf einen zukommen, in den Arm nehmen, liebe Worte finden. Liebe Nicitzka, es geht nicht, nicht mitzuleiden. Man stellt die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund bzw. hat man keine eigenen Bedürfnisse in dieser Zeit. Und auch ich, wie Clea und Ceddy wünsche mir diese Zeit zurück. Du wirst jeden Tag erneut die Kraft finden, das durchzustehen. Ganz bestimmt. Ein lieber Gruß, Ch. |
#3
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AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge
Liebe Nicitzka,
ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich habe vor knapp einem Jahr meinen Papa verloren und ich würde alles dafür geben, um nochmal diese schrecklich schmerzhafte und unglaublich leidgetragene Zeit vor einem Jahr erleben zu können. Einfach nur, weil er dann wieder da wäre. Für mich fühlt es sich an wie gestern. Ich kann es nicht begreifen. Vielleicht bin ich langsam im verarbeiten, vielleicht geht es dir ganz anders. Aber ich möchte dir meinen Eindruck von dieser Zeit schildern. Für mich gab es in dieser Zeit nur meine Familie. Nur meinen allerliebsten Papa, meine Mama und meinen Mann. Alles andere war mir egal. Diese Floskeln "Pass auf dich auf. Du darfst dich dabei nicht vergessen. Irgendwann kippst du noch um. Tu doch auch mal was für dich." Ich kann und konnte es nicht hören. Ganz ehrlich, meiner Meinung nach, schafft der Körper, was er schafft. Irgendwann kippt man dann vielleicht um. Na und? Ich hätte es mir nie verziehen auch nur eine Stunde weniger bei meinem Vater gewesen zu sein. Lieber wäre ich umgekippt. Ich warte auf diesen Zeitpunkt noch heute. Und ich finde, mein Körper hätte jeden Grund dazu, er tut es aber einfach nicht. Das ist meine persönliche Meinung. Jeder ist anders und sieht das anders. Aber ich kann dir aus meiner Erfahrung nur sagen, bleib bei deinen Eltern. Mach das, was du für richtig hältst. Nichts anderes ist wichtig. Ach und die anderen, die sich nicht melden oder nur so tun, als würden sie sich interessieren. Auf die verzichte ich. Von Tag zu Tag mehr. Ich war und bin so enttäuscht von Menschen, von denen ich dachte, sie wären mir nahe. Das merkt man erst, wenn es schlimm wird. Viele können damit nicht umgehen. Das ist schade, aber nicht mein Problem. Ich habe meinen Vater verloren. Klingt egoistisch. Ich glaub, das bin ich inzwischen auch ein Stück weit. Ich habe letztens einen schönen Spruch bei Facebook gesehen: "Geh mit, oder geh beiseite." Ich wünsche euch viel Kraft.
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Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus Geändert von fluturi (06.01.2018 um 20:38 Uhr) |
#4
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AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge
Hallo Nicitzka,
ich denke auch, dass du dir weniger Gedanken und Druck machen darfst, was du laut Expertenrat besser tun, anders tun oder lassen solltest. Es kommt ja darauf an, dass es sich für dich und dein zukünftiges Leben richtig anfühlt, dass du mit deinen Entscheidungen nicht nur jetzt, sondern auch in den folgenden Jahren, für den Rest deines Lebens leben kannst und dir keine Vorwürfe machst oder ähnliches. Ich habe allerdings ein wenig Bauchgrummeln, da eure Geschichte einfach nicht vergleichbar ist mit anderen.... es gibt eine (wahrscheinlich sehr lange) Vorgeschichte und die fließt natürlich mit ein. Da lässt es sich für Außenstehende ohne diese Erfahrungen leicht daher reden, sie haben ja nicht deine Leidensgeschichte miterlebt, die deine nun todkranke Mutter verursacht hat. Natürlich nicht absichtlich und böswillig. Du hattest deine Mama im Grunde schon vor langer Zeit verloren, und du weißt, an wen bzw was..... Umso schöner, dass sich für dich einiges bereinigen konnte, auch wenn nicht drüber gesprochen wird und deine Mutter auch in ihrer Endphase weiterhin die Vermeidungshaltung beibehält.... aber das gehört eben auch zu ihrer schweren Erkankung und damit meine ich jetzt nicht den Krebs. Ich stelle mir das einen ungeheurer schwierigen Zwiespalt auch vor, auch wenn gerade völlig das Mitgefühl, Mitleiden und Mitgehen überwiegen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, irgendwann einmal, wenn du den Kopf frei dafür hast, dich therapeutisch unterstützten zu lassen. Falls du das nicht schon in der Vergangenheit getan hast - ich weiß nicht, ob und wie sehr du dich distanziert hast oder Teil des "Systems" warst. Was die ortsansässigen Mitbürger angeht, da sollte man eben auch nicht einfach blind verurteilen, sondern auch deren Seite sehen. jeder Mensch hat auch das Recht, sich selbst zu schützen vor Dingen, die einem nicht gut tun. Das mag unangnehm sein für Betroffene, aber man kann niemanden dazu verdonnern, einen Weg mitzugehen, wenn sie nicht wollen. Hinzu kommt eben auch hier eventuell die ganze Vorgeschichte, wer weiß, was da alles vorgefallen sein mag. Ich spreche da durchaus auch aus eigener Erfahrung, möchte das aber jetzt keinesfalls hier näher ausführen, es geht ja um dich und deinen Weg. Du darfst auch ruhig mal unfassbare Wut (auf deine Mutter) zulassen, wenn du das so empfindest. Auch wenn es nicht rational ist, sie war einfach krank und konnte nicht anders, du darfst so fühlen und auch mal laut schreien. Ob das nun das Umfeld versteht oder nicht... sche**egal. Ich kann es sehr gut verstehen |
#5
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AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun
Hallo an euch,
danke für eure Antworten und eure Mühe. Ceddy: ich kann dir sagen, es wird irgendwann besser. Und in dieser Zeit, wo du da sein musst, entwickelst du große Kräfte, damit du alles schaffst. Ich hoffe, es wird irgendwann besser und leichter. Ich hoffe auch ein bisschen, dass ich irgendwann sagen kann, diese Sch... zeit ist nun vorbei (auch diese davor, denn die war ja auch nicht gut). Christin12: danke für Deine Worte. Ja, es geht nicht, nicht mizuleiden. Das stimmt. Und egal, diese Umstände kennen einfach keine Rationalität, auch wenn ich mir das manchmal gerne wünschen würde. Ich bin kein Pragmatiker. fluturi: Danke auch für Deine Zeilen. Ja, so ist es. Nette1973: Danke für Deine Antwort. Darf ich fargen, was dein Papa genau hatte? Ja, mit Tätscheln meine ich nicht Täscheln, sondern tatsächlich Hand halten. Anfänglich hab eich sie viel massiert (Handmassage), aber mittlerweile habe ich einfach tatsächlich ihre Hand in meine gelegt. Ich glaube aber, man kann eigentlich nicht viel falsch machen. Wichtig ist doch, dass man da ist. p53: Danke auch für deinen kritischen Input. Ja, da sprichst du natürlich was an. Ich habe meine Mutter durchaus auch noch als „normale“ Mutter erlebt. Allerdings gibt es schon eine Zäsur zwischen damals und den vielen letzten Jahren. Damals war ich Kind. Mit dem Alkohol fing es im Rückblick an, als ich ca. 14 war. also Teenie. Das ging dann also über 24 Jahre und steigerte sich eben bis zur jetztigen Krankheit. Sie war immer etwas schwierig, aber der Alkohol steigerte das „Schwierigsein“ dann noch ins Extreme. Es ist in der Tat nicht zu vergleichen, das stimmt. Es ist ein schmaler Grad und mir fällt es trotzdem scher zu sagen: weil es so war (weil du so warst) versuche ich anders an „die Sache“ ranzugehen. Für mich ist es eben auch wichtig, meinen Papa zu entlasten (denn ich war immer ein absolutes Papakind). Sicher werde ich mir das nochmal ein einem professionellen Setting anschauen, wenn die Zeit dafür ist und mein Kopf frei dafür. ------------------------- Heute habe ich bei meinen Eltern übernachtet, damit mein Papa entlastet wird (hinzu kommt ja da die Angst nun vor weiterem Prostatakrebs, bzw. Streuung) Meiner Mutter haben wir abends das Morphinpflaster gewechselt und dann irgendwann sind wir schlafen gegangen. Ich übernachte dann auf dem Sofa. Ich dachte, ich werde meine Mutter vllt. mal auf die Toilette bringen müssen (aus Bett heben in Toilettenstuhl) und gut is. Meine Mutter hatte starke Unruhe und konnte nicht schlafen. Sie wollte andauernd hochgeschoben, hingesetzt werden und hat die ganze Nacht gejammert. Hinzu kommt, dass sie ein Schlüsselbeinbruch hat, der aber nicht mehr behandelt wurde (weil zu gefährlich, also keine OP). Uns so ging es die ganze Nacht. Sie kann nicht mal mehr ihr Bett bedienen. Also Kopfteil hoch und runter fahren. Sie kann eigentlich gar nichts mehr. Ich dachte, das Morphium müste doch wirken habe mir dazu aber keine Gedanken gemacht. Irgendwann habe ich ihr dann eine Tavor gegeben. Daraufhin konnte sie 1,5 h schlafen. Dann ging es wieder los. Dann hingen ihre Beine aus dem Bett, also wieder rein usw usw. Um 8h gab ich ihre Medizin und setzte sie auf den WC-Stuhl. Um 9 kam mein Papa und wir banden ihren Arm (Schlüsselbeinbruch-Arm)ein. Da stellten wir fest, dass das M.-Pflaster weg war! Wir hatten zwar was drüber geklebt, aber sie musst es nachts verloren haben. Also neues drauf, kurz danach schlief sie ein und schläft jetzt wohl. Ich war fertig und bin dann irgendwann nach Hause gefahren, nachdem ich noch die Tabletten für die Woche gerichtet habe. Ob das nun an dem fehlenden Pflaster lag? Wann es wegging, kann ich ja leider nicht feststellen. Diesesmal haben wir es richtig festgeklebt, so dass es definitiv nicht abgehen kann. Schöner Mist. Ich bin durch. Ach ja, das mit den Mitmenschen: klar ist mir bewusst, dass sich Menschen unterschiedlich verhalten und das auch dürfen. Erstaunt bin ich dennoch, denn ich erwarte nicht mal viel. Euch trotzdem einen guten Sonntag, vielleicht scheint bei euch irgendwo die Sonne? N |
#6
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AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun
Hallo,
Das liest sich sehr sehr kräftezehrend! Dein Vater ist dir sicher sehr dankbar, dass du ihn gelegentlich „ablöst“ , gerade jetzt wo er selbst noch mehr Ängste hat. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft, Mut und Tapferkeit! Liebe Grüße |
#7
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AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun
Liebe N,
Zitat:
Herzliche Grüße an Dich, Elisabethh. |
Lesezeichen |
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hcc, leberkoma, tace |
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