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  #1  
Alt 19.02.2018, 09:22
zizebo zizebo ist offline
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Registriert seit: 22.06.2010
Beiträge: 26
Standard AW: Große Sorge um meinen Papa

Hallo liebe Julia,

nach vielen Jahren bin ich nun wieder einmal in dieses Forum zurückgekommen. Was kann ich mich noch gut an die damalige Zeit erinnern. Gerade die Geschichte mit Deinem Vater und die von Klaus ging mir sehr nah. Was haben wir gemeinsam gehofft...

Deine kleine Maus ist super süß! Und inzwischen so groß... 2012 habe ich damals auch noch einmal Nachwuchs bekommen. Dieses Jahr kommt er in die Schule - Wahnsinn wie die Zeit vergeht...

Mein Vater hat damals ein Hypopharynxkarzinom mit einer Lymphknotenmetastase gehabt. Nach OP, einer Chemo und quälender Bestrahlung galt er im Frühjahr 2016 von dieser Krebsart als geheilt. Doch leider hat man bei dieser Abschlussuntersuchung ein kleinzelliges Bronchialkarzinom gefunden. Wieder Chemo, wieder Bestrahlung. Der Tumor ist geschrumpft und irgendwie hatten wir die Hoffnung, dass er es wieder schafft. Im Dezember 2016 war er endlich mit der Behandlung durch. Im Februar 2017 hat man bei der ersten Nachsorgeuntersuchung auch im zweiten Lungenflügel einen Tumor gefunden, eine Hirnmetastase und der Ursprungstumor war massiv gewachsen. Ich wusste bis dahin nicht, wie schnell und unbarmherzig Krebs einen Menschen zunichte machen kann. Mein Vater ist dann Ende April qualvoll gestorben. Wir standen völlig hilflos da, konnten ihm nicht helfen und mussten zusehen wie er leidet. Ich leide auch heute noch unter seinen letzten Stunden. Diese Erinnerungen sind noch so deutlich. Er fehlt mir so...

Das Leben kann manchmal so ungerecht und grausam sein.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie jedenfalls allles alles Liebe! Irgendwie schaffen wir es mit unserem Schicksal umzugehen. Der Prediger sagte mir:
Die Trauer ist der Schmerz derjenigen, die zurückbleiben.

Ich hoffe sehr, dass es unseren Vätern jetzt gut geht. Das es irgendetwas nach dem Leben gibt und sie in irgendeiner Weise doch noch bei uns sind...

Liebe Grüße
Christiane

(Vater, 12/1950-04/2017, Hypopharynxkarzinom 2010, kleinzelliges Bronchialkarzinom 2016)
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  #2  
Alt 21.02.2018, 12:21
Töchterlein Töchterlein ist offline
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Registriert seit: 25.11.2016
Beiträge: 45
Standard AW: Große Sorge um meinen Papa

Ach ihr LIeben! Ich habe jetzt glaube ich eine knappe Stunde in diesem Thread gelesen. Es ist unfassbar, welche Leiden unsere Väter (und auch andere, es ging hier eben speziell um viele Väter) durchlitten haben. Auf der anderen Seite ist es unglaublich schön, wie viel Emotion von euch "Mitleidenden" zu spüren ist. Ich weiß nicht, ob ich es schon gebührend gelobt habe, aber dieses Forum ist wirklich eine ganz ganz tolle Einrichtung!! Danke an die, die es betreiben und an euch alle, die hier ihre Gedanken mit den anderen teilen!!

Uns steht auch gerade die schwierige "letzte Zeit" bevor. Ich bin jetzt vor allem einmal dankbar, dass mein Vater zumindest 10 Tage zu Hause sein konnte nach seinem letzten Spitalsaufenthalt, wo ihm eine PEG Sonde gelegt wurde. Auch wenn wir uns letztendlich "geschlagen" geben mussten, weil es wegen der immer häufiger werdenden Synkopen (er ist selbst im Liegen immer öfter kollabiert) mit der Zeit einfach nicht mehr gegangen ist. Auch bin ich froh, dass er keine Behandlungen mehr über sich ergehen lassen muss und wie es aussieht im Hospiz vor allem vom Personal her sehr gut aufgehoben ist.
Trotzdem ist es unfassbar hart, aber wem erzähle ich das. Ihm gilt mein erster Gedanke, wenn ich aufwache und der letzte, wenn ich einschlafe. Von den unzähligen während des ganzen Tages verteilt mal ganz abgesehen. Er wird mir unglaublich fehlen, das steht fest.

Da es bei ihm nach der KK-Entfernung bzw. vor allem der 2. OP, nachdem der Lappen beim 1. Mal nicht angeheilt ist, auch zu Wundheilungsstörungen gekommen ist, wurde bei ihm das ursprünglich 3-4 Monate danach geplante Sprechventil nie eingesetzt, d.h. seit 24. August kann er kein Wort mehr sprechen. Gerade jetzt, wo er oft zu schwach ist, etwas aufzuschreiben, macht das die Situation natürlich noch schwieriger.
Andererseits genügt oft ein Blick, den ich als "ich hab dich auch lieb" deute, denn viel mehr gibt es wohl auch nicht mehr zu sagen.

Ich frage mich manchmal, ob andere Töchtern (und Söhne), deren Elternteile "einfach so" (=ohne Krebs) sterben, wohl überhaupt jemals so intensiv empfinden wie "wir" in dieser Zeit. Ich fühle mich auf jeden Fall gerade sehr verbunden mit euch. Danke.
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  #3  
Alt 21.02.2018, 13:24
zizebo zizebo ist offline
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Registriert seit: 22.06.2010
Beiträge: 26
Standard AW: Große Sorge um meinen Papa

Ja, das ist wirklich eine ganz intensive Zeit. Bei uns haben die Ärzte leider nicht so klar kommuniziert, dass mein Vater nicht mehr lange zu leben hat. Es wurde sogar noch vier Tage vor seinem Tod eine Magenspiegelung durchgeführt. Erst danach wurde ihm gesagt, dass er sterben wird und es jetzt jeden Tag weiter bergab gehen würde. So sass ich an seinem Bett und weinte. Er schaute mich hilflos mit großen Augen an. Reden konnte er kaum noch. Das hat ihn viel zu sehr angestrengt und leider habe ich ihn auch meist nicht verstanden. Heute weiß ich, dass die Sterbephase schon zwei Wochen vorher eingesetzt hat. Mein Vater lag nur noch im Bett und schaute meist die Decke an. Er las keine Zeitung mehr, er schaute kein Fernseh mehr, hatte kein Interesse am Weltgeschehen und wollte auch nichts Essen. Das wäre der richtige Zeitpunkt der Ärzte gewesen, ihn und uns aufzuklären und die Palliativbetreuung einzuschalten.

Eine nette Dame von der Diakonie hat mir gesagt, dass ich das Thema Sterben ruhig bei meinem Vater ansprechen und nicht verschweigen soll. Und wenn ich ihm etwas sagen möchte, dann soll ich dies auch machen. Aber das war so schwer. Im Krankenhaus konnten wir uns noch über das Sterben austauschen, doch für die wichtigen persönlichen Worte war im Krankenhaus nie der richtige Zeitpunkt.
Donnerstags wurde er zum Glück nach Hause verlegt und Freitagmorgen kam das Palliativteam. Wir dachten, wir hätten noch soooo viel Zeit mit ihm. Am Mittag kam ich mit den Kindern zu Besuch. Er war so unruhig. Und als wir kurz den Raum verliesen, ist er ins Koma gefallen. Er ist nie mehr zu sich gekommen, sondern eine Stunde später gestorben. Ich habe einfach den Zeitpunkt verpasst ihm zu sagen wie lieb ich ihn habe... Das werde ich mir wohl nie verzeihen. Ob er mich im Koma gehört hat? Ich weiß es nicht...
Was will ich Dir damit sagen?! Erzähle Deinem Vater was Dir auf dem Herzen liegt. Er kann Dir zwar nur mit Blicken darauf antworten, aber er hört Dich.

Ach, es ist einfach so grausam. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft! Und vor allem Deinem Vater noch ein paar schöne und vor allem schwerzfreie Tage!

Ich schicke Dir ein dickes Kraftpaket durch die Ferne!

Viele Grüße
Christiane
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