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  #1  
Alt 05.11.2007, 07:52
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo Monika,

es tut mir leid, dass Dein Vater von dieser leider noch unheilbaren Krankheit befallen ist.

Es ist nicht empfehlenswert etwas OHNE und GEGEN den Willen des Patienten zu unternehmen. Er /Ihr braucht Vertrauen zueinander und das würde durch unerlaubte Einzelaktionismen unwiderbringlich untergraben. Wohl aber würde ich ein Telefonat /direktes Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen, dem er vertraut. Das verschafft Euch mehr Sicherheit, wie es um ihn steht und gibt dem Arzt Gewißheit, das die Verwandtschaft informiert ist.

Es ist der PATIENT, der die Schrittfolge vorgibt, wie ER sich mit der Krankheit auseinandersetzt oder auch nicht. So schwer es auch für Euch zu ertragen ist, laßt es geschehen, wie ER es möchte. Es sind SEINE verbleibenden Zeiträume, die unwiderbringlich sind. Genießt die Möglichkeiten ihm nahe zu sein und erfüllt ihm erfüllbare Wünsche.

Es ist z. Zt. leider noch nichts in die Hand der Ärzte gegeben, diese Krankheit endgültig zu heilen. Es gibt zwar immer wieder Studien, neue Medikamente und manchmal auch Alternativtherapien, aber sie konnten bislang vielleicht Symptome verlangsamen, die Krankheit in ihrem tödlichen Verlauf jedoch nicht aufhalten. Aber warum sollte gerade euer Vater sich noch ungewissen Experimenten aussetzen, deren Ausgang wirklich unbestimmt ist?

Seid bitte auf alles vorbereitet und gefaßt.

Es ist nachvollziehbar, dass Ihr alles für ihn tun möchtet, aber würde bei dieser noch unheilbaren Krankheit eine evtl. mühselige Alternativtherapie seine Lebensqualität noch erhöhen ? Es geht um IHN, wie ER seine verbleibenden Tage gestalten möchte und weniger um Euch. Sinnvoll ist auf jeden Fall mit den Ärzten abzusprechen was palliativ (schmerzbefreiend) ergänzend für ihn getan werden kann. Im Spätverlauf der Krankheit kommt i.A. zu stechenden Brust-/Rückenschmerzen eine immer stärker werdende Atemnot hinzu, die man mit Sauerstoffzuführung und Morphindosen zu lindern versucht.

Meine eigene Betroffenheit:

Meine erste Frau ist im Jahr 2000 im Alter von 56 Jahren an dieser Krankheit verstorben. Die Krankheit brach im Frühjahr 1996 aus. Erst 1999 war nach einer erneuten Biopsieuntersuchung mit einem Tumormarker (Calretinin) endgültig klar, dass es das Mesotheliom war und nicht ein Adeno-Karzinom. Auf diesen Marker wiesen uns die Ärzte im Rahmen einer Second Opinion (Einholung einer 2. Meinung) – Untersuchung in der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg hin, die damals wohl umgerechnet etwa 800 EUR kostete und von uns selbst zu tragen war. Meine eigene Geschichte kann man im Hinterbliebenen-Forum (z.Zt. Archiv 3) nachlesen („Einsame / gemeinsame Wege bei Krankheit“). Auch im Rippenfellforum habe ich manchen Beitrag verfasst.

Ich wünsche Euch viel Kraft für die kommende Zeit.

Mit lieben Grüßen
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (05.11.2007 um 08:06 Uhr)
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  #2  
Alt 05.11.2007, 08:03
Seagirl Seagirl ist offline
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Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo Monika,

ich kann Shalom nur zustimmen. Ich selbst hätte meinen Dad auch gern zu einem zweiten Arzt gebracht. Aber er wollte nicht, da er seinem Prof. vertraute und nur zu ihm wollte. Das habe ich akzeptiert.

Bei meinem Vater wurde diese schreckliche Krankheit im Feb. diesen Jahres festgestellt und im Juli hat er den Kampf leider verloren. Die Chemos konnte er nicht ab und hatte extreme Nebenwirkungen, so dass das letzte halbe Jahr für ihn eine Qual war. Heute würde ich sagen, bei dieser Krankheit keine Chemo, auch wenn es dann vielleicht früher zu Ende gegangen wäre..aber vielleicht mit ein wenig mehr Lebensqualität in den letzten Monaten.

Monika...ich schicke Dir ein großes Kraftpaket und fühl Dich gedrückt.

@Shalom. an Dich einen ganz lieben Gruß

Heike
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  #3  
Alt 05.11.2007, 08:09
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo Heike (Seagirl),

danke für Deinen lieben Gruß.

Wie ist es Dir in den Wochen nach dem Verlust Deines Vaters ergangen ? Wie kommst Du mit Dir, Deiner Trauer zurecht ? Findest Du die Unterstützung und das Verständnis, die Du brauchst ?.


Mit lieben Grüßen
Shalom
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  #4  
Alt 08.11.2007, 23:12
MoniMü MoniMü ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo Shalom, hallo Seagirl,

vielen herzlichen Dank euch beiden für die Antworten. Sie haben mir sehr bei meiner Entscheidungsfindung geholfen. Ich werde mit meinem Papa sprechen und fragen, ob er einverstanden ist, dass ich die CT´s noch woanders anschauen lasse. Und wenn er es nicht möchte, dann werde ich es auch so akzeptieren.

Ich werde ihn aber auf alle Fälle darauf ansprechen, denn ich möchte nicht, dass er vielleicht heimlich darauf hofft, dass ich eine Zweitmeinung einhole und er sich nur nichts sagen traut.

Das mit der Zweitmeinung ist sowieso sehr schwierig, weil meine jüngere Schwester eigentlich von Anfang an gefordert hat, zu einem zweiten Arzt zu gehen. Nur leider hat sie eine sehr agressive Art, ihre "Forderungen" hervorzubringen, so dass dies bei meinem Vater eine Art Abwehrhaltung herausgefordert hat - was meiner Schwester jetzt natürlich sehr leid tut. Aber es ist nicht zu ändern. Sie hat natürlich die ganz große Hoffnung, dass es vielleicht doch noch irgendetwas gibt, was das Leben meines Papas verlängert. Schade - die beiden sind sich so ähnlich, hängen sehr aneinander - und haben trotzdem (oder gerade deswegen) oft Streit.

Im Interesse der beiden werde ich also mit Papa darüber sprechen, und dann das akzeptieren, was ER will.

Alles in allem hoffe ich, dass wir dieses Jahr das Weihnachtsfest noch mit ihm erleben dürfen. Er selbst wünscht sich sehnlichst, abends einzuschlafen und einfach nicht mehr aufzuwachen - vor der Atemnot hat er eine sehr große Angst (was ja auch nachzuvollziehen ist!).

Dass er sterben wird, das ist ganz deutlich und uns auch allen bewußt. Gottseidank bin ich ein gläubiger Mensch, und glaube GANZ FEST an ein Leben nach dem Tod! Dieser Gedanke gibt mir unheimlich viel Kraft, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich meinen Papa furchtbar vermissen werde!

Nochmal Danke für eure lieben Worte - und ganz dicke Kraftpakete an diejenigen, die es gerade am nötigsten brauchen...

Liebe Grüße,
Monika
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  #5  
Alt 09.11.2007, 04:50
stefanzh stefanzh ist offline
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Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo Moni

Ich denke mit Ihm sprechen wird sicherlich das Beste sein. So oder so, Eure Zeit zusammen ist begrenzt, also nutzt sie optimal und ich kann mir da ncihts besser vorstellen, als über Gefühle, Ängste und halt persönliches zu sprechen. Sag das auch mal Deiner Schwester. Anstatt halt mit "Forderungen" zu kommen, soll sie ihm halt sagen, dass sie Angst hat, dass man etwas verpassen könnte usw.. Ich bin mir sicher, wenn Sie mit Ihn auf diese Art spricht, dann kann er es nicht falsch verstehen und das Gespräch wird hoffentlich harmonischer ablaufen. Mit Meiner Mutter klappt das jedenfalls sehr gut so (und anderweitig hab ich auch schon schlechte Erfahrungen gemacht).

Zu der Atemnot: die muss in der Tat sehr unangenehm sein (um es mal vorsichtig zu formulieren), aber ich bin mir sicher, dass Dein Vater auf diesem Weg von den Ärzten jede Hilfe bekommt, die nur erdenklich ist und dass ihm die Schmerzmittel diesen schweren Gang bestmöglich erleichtern werden.

Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass ihr dieses Weihnachtsfest nochamls gemeinsam erleben dürft und die Wünsche Deines Vater in Erfüllung gehen.

Geändert von stefanzh (14.11.2007 um 09:40 Uhr)
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  #6  
Alt 15.11.2007, 22:30
MoniMü MoniMü ist offline
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Registriert seit: 04.11.2007
Beiträge: 4
Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo an alle,

wollt euch nur mal auf den neuesten Stand bringen:

Also, mein Vater hat mich direkt darauf angesprochen, ob ich denn nun eine zweite Meinung eingeholt hätte. Daraufhin habe ich ihn direkt gefragt, ob er möchte, dass ich das tue - er hat es bejaht. Ich habe also die CT´s weggeschickt und warte jetzt auf Antwort. Ich habe eigentlich keine Hoffnung, dass man noch irgend etwas tun kann, aber ich habs nicht fertig gebracht, das meinem Vater zu sagen.

Meine Schwester und mein Vater haben in der Zwischenzeit auch wieder miteinander gesprochen, sehr vorsichtig, aber immerhin liebevoll. Es fällt ihr halt sehr schwer, seinen Weg, seine Entscheidungen zu akzeptieren. Aber es bleibt ihr nichts anderes übrig.

Mein Vater hat Ende nächster Woche Geburtstag - wohl der letzte, den er erleben wird. Es tut weh, einen nahestehenden Menschen so stückchenweise zu verlieren! Die Angst, jedes Treffen könnte das letzte sein, das Bewußtsein, nicht helfen zu können, das alles ist schwer auszuhalten... Ich hab ihn doch so lieb...

Liebe Grüße an alle, die hier lesen - und danke, dass ich meine Sorgen hier loswerden kann...

Monika
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  #7  
Alt 22.11.2007, 16:43
MoniMü MoniMü ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo an alle!

Muss euch leider die traurige Nachricht machen, dass mein Papa am Montag abend gestorben ist! Alles ging rasend schnell, vom letzten Besuch am Samstag vor einer Woche bis zum vergangenen Wochenende hat er so schnell abgebaut, dass man von Stunde zu Stunde sehen konnte, wie´s schlimmer wird.

Einziger Trost: sein größter Wunsch, im Schlaf zu gehen, ging in Erfüllung. Nachdem mein Papa die Nacht vorher fast nicht geschlafen hatte, bekam er am Sonntag abend ein leichtes Schlafmittel und konnte endlich einschlafen. Er hat dann die ganze Nacht durchgeschlafen, und im Schlaf ging er dann gleich weiter..... Er hatte so Angst, bei Bewußtsein zu sein, wenns zu Ende geht, und wir sind alle dankbar, dass er wirklich ohne Angst und Schmerzen gehen konnte....

Er hats jetzt überstanden, und wartet dort auf uns, wo wir uns alle mal wiedersehen werden!

Traurige Grüße

von Monika
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