Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 16.07.2008, 16:00
Ela4811 Ela4811 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.12.2007
Ort: Hannover
Beiträge: 2.030
Standard AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV

Hallo Mirijam,

meine Mam ist jetzt 6 Monate 1 Woche und 1 Tag nicht mehr bei uns. Es ist hart und schmerzt, aber es gibt auch schöne Momente. Man kann mit einem Verlust leben, es ist manchmal sehr schwer und manchmal zieht es einem dem Boden unter den Füßen weg. Aber auch ich lache ab und zu wieder und diese Momente werden immer mehr...

Aber du solltest nicht daran denken, was danach ist. Die Zeit ist noch nicht und du solltest du Zeit mit deiner Mama genießen.

Ich glaube daran, dass meine Mam jetzt unser Schutzengel ist und wir uns wieder sehen...

Ich finde es schön, dass sich eure Situation ein wenig gentspannt hat...

Ich schicke euch viel Kraft

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!

Geändert von Ela4811 (16.07.2008 um 16:12 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 16.07.2008, 16:30
Annika0211 Annika0211 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.02.2008
Beiträge: 884
Standard AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV

Liebe Mirjam.
Mein Papi ist seit Silvester 2007 nicht mehr bei uns.
Ich dachte nicht, dass mein Leben nach so einem Verlust überhaupt noch lebenswert sein kann – ich dachte nicht an Selbstmord, nein, aber ich konnte mir nicht ausmalen, dass ich jemals wieder fröhlich sein, herzhaft lachen und Scherze machen kann.

Bevor die akute Phase bei uns eintraf, dachte ich auch darüber nach.
Es war völlig ausgeschlossen, dass ich jemals wieder ein unbeschwertes Leben führen könnte, sollte der Papa sterben.
Ich könnte doch nicht lustig und fröhlich sein, mein Leben leben, als hätte ich ihn nie gekannt? Niemals! Ausgeschlossen!

Wie es funktioniert?
Es funktioniert, weil ich es will... weil ich Papas Kind bin, nicht aufgebe, leben will, weil ich über Papa reden und schreiben will, weil ich so viele wunderschöne Momente mit ihm hatte, die mir immer im Sinn bleiben sollen, weil Papa es so gewollt hat, dass alles gut weitergeht und niemand traurig ist, weil Papa wollte, dass seine Kinder immer toll zusammenhalten und und und...

Wie lernt man damit umzugehen?
Ich weiß nicht... ich kann damit nicht umgehen... ich habe noch viel Trauer in mir, die raus müsste. Ich war von Anfang an zu sehr abgelenkt durch die Formalitäten, die Sorge um meine jetzt alleinstehende Mama, die ich aufbauen und der ich Sicherheit geben musste... wo ich dabei blieb, war mir zu Beginn nicht wichtig.
Erst langsam verbessert sich mein Gefühl der Trauer. Ich hab eine Phase gehabt, da kam viel raus – jetzt gehts wieder und ich muss nicht mehr viel weinen.
Ich weiß, dass mein Papa überall um mich herum ist, mich beschützt, mich auf die richtige Fährte lenkt und mein Tun beeinflusst.
Er nahm mir sogar am Tag seines Todes die Zweifel am Blau des Himmels.

Weißt du, wenn man erlebt, wie sehr ein geliebter Mensch leiden muss – oder man denkt es sich, weil derjenige es nicht so zeigt, dann wünscht man ihm, dass er so bald als möglich seine Reise antreten darf... ruhig und friedlich einschläft und nicht mehr aufwacht.
Ich sage mir, dass er jetzt dort ist, wo er jederzeit auf uns blicken kann, die Mama beschützt, sie auf ihren Wegen (die oft nicht einfach waren) begleitet und sie stärkt.
Ich weiß, dass er dort keine Schmerzen, keine Qualen mehr hat und dass er dort mit vieeeelen seiner Bekannten und Verwandten zusammen ist und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Familie einen wunderbaren Schutzengel hat.

Es hat wirklich keinen Sinn, sich zu fragen, ob der Papa jetzt wirklich keine Schmerzen mehr leiden muss – ob er dort alleine ist, wo er jetzt ist – wie es ihm wohl geht – wie es dort ausschaut...
All das will ich persönlich gar nicht wissen, weil ich meine eigene Überzeugung habe, die mir mein Weiterleben mit diesem Verlust einfacher gestaltet.

Zu denken, dass er keine Schmerzen mehr haben muss und das er über uns wacht, reicht mir.

Ich drück dich ganz fest und wünsche dir unglaublich viel Stärke und Kraft.
Du kümmerst dich ganz wunderbar um deine Lieben, das sollst du wissen.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 17.07.2008, 12:38
teich1 teich1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.06.2008
Beiträge: 160
Standard AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV

Hallo Mirjam,

bei uns ist Papas Tod nun fast sechs Wochen her. Also alles noch relativ frisch und trotzdem für uns schon wieder - das Erlebte - so weit weg.

Es war alles so schlimm und er ist so elendig (3 Tage hat er gekämpft und wir haben vom Arzt erst am letzten Tag zum 1. Mal Morphium bekommen)gestorben, dass wir dachten, wir -meine Mama und ich - drehen durch.

Wir haben uns am Ende wirklich nur noch für Papa gewünscht, dass er sterben kann und ich habe ihm gesagt:" Papa es wird alles gut. Wir passen auf
Mama auf, Günter (mein Mann) auf mich, und Sabine (Freundin meines Bruders) auf Dirk und seine Kinder." Kurze Zeit später ist er eingeschlafen
und seine Hand, die ich hielt wurde gefühlsmäßig für mich richtig schwebend.
In dem Moment bin ich überzeugt worden, dass im Bett wirklich nur noch Papas Hülle liegt und er jetzt "woanders" ist - wo auch immer.

Ich habe trotz dieses schrecklichen Abschieds eine innere Ruhe und Gewißheit gefunden, dass es ihm nun gut geht, erklären kann ich es nicht. Und wenn ich morgens zur Arbeit fahre, schaue ich in den Himmel und sage immer laut im Auto: "Guten Morgen, Papa." Oder wenn ich an seinem Fischteich bin oder am Friedhof, sage ich immer: " Hallo Papa". Dabei bin ich nie traurig, wie gesagt, ich habe so eine Gewißheit in mir, dass es ihn dort irgendwo gibt.

Es gibt Momente, da bekommt man natürlich die Krise und weint und weint, und es gibt aber auch schon Momente -selbst mit meiner Mama -, in denen wir schon wieder schmunzeln. Man kann das halt nicht steuern. Wenn es an bestimmten Tagen regnet - wie an seinem Geburstag am 10.07., denken wir, das Papa weint, weil wir nicht zusammen feiern können und er traurig ist...
Dann blutet uns wieder das Herz...

Andererseits wenn die Sonne scheint sagen wir uns, dass er Spaß mit seinen verstorbenen Verwandten (meine Oma, mein Opa, Papas Bruder und sonstige)
hat und uns zeigen will, dass es ihm gut geht. Dann sind auch wir beruhigt.

Man lernt mit den traurigen und glücklichen Momenten umzugehen, man kann lachen und weinen, so wie vorher auch. Es ist einem nur bewußter, dass man lacht oder weint. Und wenn wir mal lachen, haben wir auch kein schlechtes Gewissen, denn mein Papa war immer fröhlich und hat noch z.B. Mitte April an einer Feier (da konnte er noch selber laufen und sprechen, hatte aber schon Probleme das Wasser zu halten und oft schlimme Anfälle und bestimmt auch schlimme Schmerzen) so herzlich gelacht (ich habe noch ein Foto davon), dass ich weiß, er will uns wieder glücklich sehen....

Man lebt vielleicht nicht mehr ganz so unbeschwert, aber viel intensiver. Den Verlust kann man nicht vergessen, aber sich mit Erinnerungen und vielen Fotos an schöne Zeiten trösten...

Du wächst in die Situation und wirst mit den Anforderungen an Dich -die leider immer höher werden - stark und tapfer, und auch wenn Du glaubst, Du kannst das alles nicht mehr ertragen und am liebsten wegrennen möchtest, dann wirst Du feststellen, dass Du das alles schaffst....

Alles Liebe und bleibe so tapfer

Petra

P.S.
Wir wollten meinem Papa auch noch alles schöne ermöglichen -aber am
konnte er einfach kraftmäßig nicht mehr - hat aber selber nie was gesagt
und alles mit sich machen lassen- Wenn Deine Mam nicht mehr kann, dann lass sie, quäle sie nicht z.B. aus dem Bett und schone sie einfach, lass sie ruhen, es ist das Beste für sie... Mein Papa hat noch bis einer Woche vor seinem Tod sich in den Rollstuhl hiefen lassen, damit wir ihn mit auf die Terrasse zu uns nehmen konnten, er hat das glaube ich, nur für uns getan.
Selber wäre er wahrscheinlich einfach am liebsten im Bett geblieben...
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:01 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55