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  #1  
Alt 25.07.2009, 19:43
frohsinn frohsinn ist offline
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Frage AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Mein Beileid Twinkle80.......gut das du dieses Thema hier eröffnet hast,du siehst an der Resonanz - 18 Leser,bzw.Schreiber - sind es schon seit heute Vormittag.
Es ist ein sehr sensibles Thema...jeder hat seine eigenen Gedanken dazu...ich würde keinen unheilbar Erkrankten seinen eigendst gewählten Weg blockieren...aber jetzt kann man das so sagen...nur wenn es der oder das Liebste ist ,hm wie soll man dann mit dieser Entscheidung umgehen ?
Eine Antwort habe ich jetzt nicht.

Ganz lieber Drücker von mir
LG Frohsinn
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  #2  
Alt 25.07.2009, 22:06
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

hallo twinkle, mein beileid zum tod deines vaters. es tut mir sehr leid, was da in deinem leben geschehen ist.
ich bin mit all jenen einer meinung, die den freien willen deines vaters verstehen. niemand von uns weiß, wie ein lebensweg verlaufen wird. dein vater wollte seinen so nicht weitergehen, weil er wohl zu recht davon ausging, daß seine lebensqualität nicht erhalten werden würde. ein sehr mutiger schritt, den er da gegangen ist - für dich also kein grund, sich zu schämen. und ehrlichgesagt, der gedanke, daß ein geliebter mensch, nur weil er eine mit der umwelt nicht kompatible vorstellung hat, fixiert in einem klinikbett liegt, bereitet mir eine gänsehaut.
ich wünsche dir für deine zukunft nur das beste und verständnis für den schritt deines vaters, denn verständnis hat er verdient. alles liebe, tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #3  
Alt 26.07.2009, 00:10
mischmisch mischmisch ist offline
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Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Twinkle,

zuerst möcht ich mich gleich Lyra anschliessen:
mein Mitgefühl für dich und auch für deinen Vater.

Jemanden durch den selbst gewählten Tod zu verlieren ist ganz schrecklich, bei mir war es vor vielen Jahren der (fast) Schwiegervater.
Es war schrecklich, er war nicht krank, aber es kamen wohl einige Faktoren zusammen, die ihn zu diesem - seinem - Entschluss brachten.
Da war natürlich auch die grosse Hilflosigkeit (bei uns), das Hinterfragen, die Trauer.

Dein Vater war krank. Er war an einer Stelle angelangt, die sicher viele schwerkranke Menschen in Gedanken irgendwie "durchgehen".
WIE schnell geht es, WIE lange habe ich noch Zeit, für mich selbst Entscheidungen zu treffen?
Schlägt die Therapie an, lohnt es sich für MICH?

Dein Vater hat das getan, was für ihn das Richtige war.
Es tut dir sehr weh, dass er keinen Brief hinterlassen hat, aber in seinem
Entschluss war wohl einfach für nichts mehr Platz.
Er ging seinen Weg und das ist für ihn gut so, er wollte und konnte entscheiden.
Sei nicht enttäuscht, schäm dich nicht, denn du hast nicht den geringsten Grund dazu.

Versuch ihn zu verstehn, aber das tust du ja schon irgendwie.

Ganz lieber Gruss an dich
Rosita
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  #4  
Alt 26.07.2009, 13:55
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

hallo, ich glaube, das es unterschiede bei selbstmörderInnen gibt: die einen, die psychisch krank sind, und deshalb suizidgefährdet sind (weil sie das LEBEN nicht "aushalten"), und andere, die in notlagen suizidal handeln (weil sie die SITUATION/ verzweiflung nicht aushalten).

wie auch immer: es ist kaum möglich, gefährdete davor zu bewahren, manchmal gibt es keine "vorzeichen".
ich persönlich hatte zwei solche menschen in meinem umfeld und habe sie einerseits verstanden und andererseits auch nicht. mir tun auch immer die menschen leid, die diese menschen leblos auffinden oder wenn andere menschen mit reingezogen werden (lokführerInnen, autofahrerInnen, erweiterter suizid etc.). aber das ist wieder ein ganz anderes thema.

ich denke, dies hier ist in erster linie ein persönlicher trauer-thread und für grundsatzdiskussionen wäre ein anderer angebrachter. deshalb ende ich hier mit meinen meinungsäusserungen.

mit mitfühlenden grüssen an die hinterbliebenen!

vg, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #5  
Alt 26.07.2009, 15:29
Mae-Geri Mae-Geri ist offline
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Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Twinkle,

erstmal möchte ich Dir mein Mitgefühl zum Tod Deines Vaters aussprechen.

Ich schreibe schon etwas länger nicht mehr hier, aber zu diesem Thema würde ich mich doch gerne äußern. Leider ist Suizid kein gesellschaftliches Thema. Du wirst immer wieder merken, dass Du für andere Gesprächsstoff bist bzw. Dein Vater. Das tut weh, wird nach der Zeit aber weniger.

Als ich 14 war nahm mein Onkel sich das Leben. Er war damals 28 Jahre alt und hatte einen 3jährigen Sohn. Die Mutter des Kindes war 6 Wochen nach der Geburt gestorben (natürlicher Tod). Mein Onkel hat alles für seinen Sohn getan sich liebevoll um ihn gekümmert, aber da gab es scheinbar auch Sorgen und Nöte mit denen er nicht klar kam. Er trat aus dem Leben und hinterließ sein Kind. Die Gründe die er in seinem Abschiedsbrief angegeben hat befriedigten uns Angehörige nicht. Es war nichts was man nicht hätte lösen können.
Mein Vater hat seinem Bruder diesen Schritt glaube ich nie verziehen. Aber ob verstehen, verzeihen oder was auch immer. Du wirst nicht darum kommen, den Suizid Deines Vaters zu akzeptieren. Trauer um ihn. Du hast einen schweren Verlust erlitten. Übrigens gehören Fragen wie Warum?, oder auch Wut, weil Du Dich allein gelassen fühlst zum Trauerprozess. Sie sind natürlich.

Wie auch hier, wirst Du eventuell in Deiner Umgebung unterschiedliche Meinungen hören aber reduzier Deinen Vater und Deine Gefühle zu ihm nicht auf den Suizid. Das hat er wohl nicht verdient.

Ich habe irgendwann akzeptiert, dass mein Onkel den Freitod gewählt hat. Verstehen tu ich es bis heute nicht wirklich. Aber er hat ihn mir einen berechtigten Platz und ich tabusiere es heute auch nicht mehr.

Vor fast einem Jahr hat sich unsere lieben Nachbarin das Leben genommen. Aufgrund Ihrer Vorgeschichte, die erst jetzt nach und nach rauskam muss sie wohl als psychich krank und suizidgefährdet eingestuft werden. Wir haben es nicht gemerkt. Letztendlich war es aber auch ihr Weg den sie gegangen ist.

Suizid ist immer eine Entscheidung, manchmal auch eine kurzfristig Getroffene. Aber egal unter welchem Hintergrund sie getroffen wurde, so ist es ein Stückchen schwerer für die Angehörigen. Uns fehlt einfach die Akzeptanz. Wir können nicht mit dem Schicksal hadern wie wir es mit einer Erkrankung oder einem Unfall tun könnten. Und manchmal fühlen wir uns schuldig. Manchmal haben wir das Gefühl wir dürften gar nicht trauern... Und doch dürfen und müssen wir das.



Liebe(r) Blaues Meer,

auch Dir möchte ich Beileid zu Deinem Verlust den Du offensichtlich erlitten aussprechen. Ich denke, es ist noch nicht zu lange her und ich fürchte, Du wirst einige Erfahrungen in der Akzeptanz Deines Umfeldes - gepaart mit Deinem eigenen Gefühlschaos gemacht haben. Das tut mir sehr leid.

Ich hoffe sehr, dass Ihr Beide einen für Euch gehbaren Weg mit eben dieser Situation findet (und auch wenn es wie eine Floskel klingt ist es genauso gemeint).

Lieben Gruß
Sandra
__________________
Danke!!!
PeLo 13.04.1948 - 09.10.2007
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  #6  
Alt 26.07.2009, 17:06
Mapa Mapa ist offline
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Beiträge: 1.086
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Twinkle,
zunächst mein aufrichtiges Mitgefühl zum Tode Deines Vaters. Ich kann sehr gut verstehen, dass es Dich sehr belastet, dass er nicht wenigstens ein paar Zeilen hinterlassen hat. Vielleicht ging er davon aus, dass Ihr es nachempfinden könnt, dass er es vorgezogen hat, diesen Weg zu wählen, anstelle irgendwann an der Krankheit oder den Therapie-Nebenwirkungen zu sterben. Ich denke nicht, dass er überhaupt bedacht hat, was er bei Euch mit seiner Wahl bei Euch auslöst und ich denke vor allem nicht, dass er Euch irgendwie wehtun wollte.
Ein paar Worte noch an Blaues Meer: Mit welcher Berechtigung gibt es eigentlich immer wieder Menschen, die sich anmaßen, angeblich zu wissen, was für andere gut oder schlecht ist, was richtig ist oder falsch? Es mag Ausnahmen geben, bei tatsächlicher Krankheit, z. B. schweren Depressionen, die erste Zeit nach einem schweren privaten Vorfall, usw. Aber allgemein gesehen hat jeder das uneingeschränkte Recht, über sein Leben selber zu bestimmen. Und wenn ich schon wieder lese von irgendwelchen "so wunderbaren" Psychiatriemaßnahmen, dann platz mir die Hutschnur. Der größte Teil dieser ach so herrlichen Psychiatrie-Mannschaft ist selber nicht ganz "Herr der Sinne" und meint mit seinem angelernten "Fachbuch-Wissen" die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Ich bekomme das hier immer wieder hautnah mit: Bei jedem Problem zublockern mit Antidepressiva oder Transqualizern, ganz egal ob Vogelphobie oder schwere Depression, Waschzwang oder Trauerproblemen. Vielen Dank, darauf kann ich verzichten. Ich frage mich, wo die allwissenden Leute denn sind, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wo sind sie denn bei den Problemen, die man, wie Mae Geri schrieb, hätte lösen können? Ist es heute nicht eher so, dass jeder sich nur noch um sich selber kümmert und den Blick für das Leid der Menschen um sich verloren hat? Wie sonst erklärt man es sich, dass, eben gerade auch bei Krebskranken, plötzlich der Freundeskreis immer kleiner wird und sich viele total zurückziehen. Oder dass z. B. Hinterbliebenen so wenig Verständnis entgegen gebracht wird? Wer (Ausnahmen bestätigen die Regel!) will denn schon vom Leid der anderen hören? Nein, da fixieren wir doch lieber jemanden ans Bett, weil er nicht gemerkt hat, wie dankbar er sein muss, dass er leben darf! Seine Probleme sind ja alle so leicht zu lösen! Ich denke auch nicht, dass es richtig ist, wenn man immer davon spricht, dass jemand zum Leben zu feige ist, wenn er den Freitod wählt. Ganz im Gegenteil. Wie verzweifelt muss jemand sein, der das tut? Und ganz bestimmt ist er vorher in Gedanken alle anderen Möglichkeiten durchgegangen. Liebe Twinkle, Du musst Dich auch auf keinen Fall schämen, die Tochter eines Selbstmörders zu sein. Warum auch? Schämen sollen die sich, die der Meinung sind, dass Du Dich dafür schämen müsstest.
Liebe Grüße,
Mapa
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  #7  
Alt 26.07.2009, 17:12
lyra lyra ist offline
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Beiträge: 375
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Mapa, damit sprichst Du mir aus der Seele- ich glaube, die Explosion war überfällig- wenn nicht von Dir, dann von mir oder Geske oder auch Dir, liebe Twinkle- ich möchte nicht, daß bei Dir der Eindruck entsteht, wir diskutieren hier über Deinen Kopf hinweg.
Danke.
Liebe Grüße
Lyra
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