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  #1  
Alt 21.05.2010, 12:23
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Du bist keine Heulsuse. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Und großes Leid von Mitmenschen verringert dennoch nicht das eigene Leid. Du hast ein Recht auf deine Trauer und deine Gefühle.

Deinen Wunsch, einen Beitrag zu leisten, kenne ich selbst gut. Ich bin sicher, du findest eine Möglichkeit. Wenn man selbst nicht helfen kann, kann man vielleicht Leuten helfen, die es können. Das ist nur ein Beispiel. Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Rahmen der eigenen Möglichkeiten einzubringen.

Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft auf deinem Weg!
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #2  
Alt 21.05.2010, 22:25
Schmitti2603 Schmitti2603 ist offline
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Unglücklich AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

ich kann dich so gut verstehen, wie es dir geht. Ich habe auch meinen Mann verloren, er war 36 Jahre und ist erst am 24.04.10 verstorben. Für mich und meine Kinder ist jeder Tag die Hölle. Ich vermisse ihn und er war auch mein absoluter Traummann. Ich hab ihm in Internet kennengelernt vor 6 Jahren. Wir haben uns getroffen und ich wußte er gehört zu mir. Gut 1 Jahr später war ich schwanger...Ich war so glücklich...Unser Sohn Leon kam zur Welt, es war alles einfach wunderschön....Doch irgendwann ging dann in meinem Leben alles schief... Im Januar 08 starb meine Mama mit 54 Jahren ganz plötzlich an Nierenversagen über Nacht. Im Oktober starb mein Papa mit 56 Jahren an Krebs. 1 Monat zuvor wurde bei meinem Mann durch einen Bluttest Speiseröhrenkrebs mit Metas festgestellt und ich war gerade wieder schwanger mit unserer Tochter.
Hab mich damals schon gefragt, warum ich? Und jetzt ist auch mein Matthias gestorben und ich frag mich, gibt es dort oben wirklich jemanden? Ich bin 30 Jahre und hab keine Eltern mehr, bin Witwe, meine Kinder Halbwaisen...wo ist hier noch Gerechtigkeit?
Ich frag mich auch, musste das sein? Jeder sagt, naja Gott sei Dank Matthias hat jetzt keine Schmerzen mehr, aber ich wünschte mir genauso wie Du, warum musste er überhaupt welche bekommen, warum musste er Krebs bekommen, warum hat sich der Krebs so komisch in seinem Körper ausgebreitet? Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber es ist dein Thema...ich wünsch Dir viel Kraft, obwohl das wünschen nicht sehr viel bringt, durch diese Verletzung musst du alleine durch, du musst versuchen dein Leben wieder einigermaßen in Griff zu bekommen, aber glaub mir ich muss da genauso durch und ich hab noch einen 4jährigen Sohn, der den lieben Gott haßt!
Liebe Grüße

Birgit
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  #3  
Alt 22.05.2010, 09:02
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Am 20.01. wurde die Urinableitung aus der Niere mittels Katheter durch die Haut vorgenommen. Der Eingriff war nicht allzu groß und Sie erholte sich relativ schnell. Wenige Tage später waren Ihre Darmschlingen verknotet. Sie wurde am 29.01. operiert, wieder mal. Gegen 21.00 traf ich Ihre OP-Ärztin. Wir trafen uns im Flur. Sie wollte etwas sagen zögerte aber, also schoss ich raus, ist es wirklich so schlimm. Sie hatte Tränen in den Augen. Wir setzten uns und sie erzählte mir das der Tumor nun schon kindskopfgroß sei. Ich wollte wissen wie lange Sie noch hat. Sie bewahrte Ihre Professionalität und schwieg, doch ich war hartnäckig und fragte, Tage, Wochen, Monate, wieviele. An Ihrer Mimik auf meine Fragen sah ich wieviel Zeit blieb, ich erstarrte und Sie nahm mich tröstend in die Arme. Ihre Umarmung war distanziert, ihr Mitgefühl echt. Ich war in dem Augenblick so allein. Wir verabschiedeten uns und ich wollte so schnell wie möglich zu meinem Schatz aber nicht mit Tränen im Gesicht. Ich lief den Flur rauf und runter und wischte mir die Tränen weg.

Oft erzähle ich wildfremden Menschen oder nur mäßig Bekannten von Katrin und habe jedesmal einen riesen Kloß im Hals. Ich entschuldige mich bei dem betreffenden mitten in der Erzählung, sage, ich dränge mich auf, sie haben sicher besseres zu tun. Es läuft jedesmal auf die selbe Weise. Ich bin dankbar, wenn die Person etwas sagt, wie, hören sie, ich finde, sie sollten sich bald eine neue Freundin suchen. Ich kann dann ohne schlechtes Gewissen und mit Wut im Bauch, eine Wut, die mich noch näher bei Katrin sein läßt, mir das nächste Opfer suchen. Manchmal gibt es aber Menschen die hören einfach interessiert zu, tun nicht bewegt, weil meist überrumpelt und völlig überfordert sondern lassen sich darauf ein und bereichern sich durch meine Erzählung, weil Sie sich selbst sind, ich kann es im Moment nicht richtig ausdrücken, und etwas, was auch immer von dem das ich erzähle ihr Herz öffnet und Sie zum nachdenken über ihr eigenes Leben bewegt. Ich fühle vor sochen Menschen große Scham und mir sind die ersten eigentlich lieber. Wenn ich mehr als nur Randnotizen erzählen kann komme ich immer wieder an den Punkt wo ich stumm werde, meine Gedanken und Gefühle nicht mehr äußern kann und ich glaube auch nicht will.

Ich liebe Dich, mein Schatz. Heute ist ein schöner Tag. Die Sonne scheint und ich weiß du würdest gerne mit mir diesen Tag verbringen. Ich denke an Dich, gleich wo ich bin.

Ich kann mir nicht vorstellen je wieder eine Partnerschaft, eine Beziehung einzugehen. Meine Gefühle für Katrin sind so groß und der Verlust begleitet mich ständig, das ich der Frau die nach Ihr kommen würde großes Unrecht zufügen würde. Ich wäre mit meinem Herzen bei Katrin. Frauen erregen meine Aufmerksamkeit, wenn Sie ähnliche Attribute wie meine Süße aufweisen. Ich ertappe mich immer wieder dabei wie ich Frauen hinterher schaue die das Haar ähnlich tragen, die Figur ähnlich ist, ein Lächeln wie Sie haben, die Stimme sanft ist, das Haar zum Pferdeschwanz gebunden oder das Haar offen, lang und hintenrum gefällig geschnitten und nicht abgehackt aussieht.
Ich suche Sie in den Straßen, Geschäften, Cafes, auf Festen und überall wo ich Menschen begegne. Ich finde immer nur Fragmente, Bruchstücke. Da blond, dort ein Lächeln, um die nächste Ecke Ihr Kleid.

Sie hatte eine raffinierte Methode Ihr Haar zu schneiden. Sie nahm es nach vorn und schnitt es gezwierbelt über Ihrer Stirn. Es war einfach aber genial. Ich glaube, Sie hatte es sich aus der Zeitschrift Brigitte abgeguckt.

Ich versuche mich jeden Tag etwas mehr an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern und oft ist es so, das die schlimmen Vorfälle wie OPs, Konflikte, etc. versuchen die Oberhand zu gewinnen. Ich lese meine Einträge und finde die Bestätigung dafür. Dieser verdammte Krebs will mir auch noch meine lieben Erinnerungen streitig machen.

Katrin hatte geraucht. Nicht stark, vielleicht fünf, sechs Zigaretten am Tag, eher weniger. Als Sie die Diagnose erhielt hörte Sie auf damit. Sie war sehr willensstark. Ich selbst rauche nicht aber ich habe schon sehr viele Raucher erlebt die aufhören wollten und immer wieder scheiterten. Es gab auch auf der Krebsstation Patienten die nicht davon lassen konnten. Es lag noch ein offenes Päckchen in unserer Küche und ich fand es war Zeit das Päckchen zu entsorgen. Sie konnte sich nur schweren Herzens davon trennen. Das Fenster stand offen und ich nahm eine Zigarette aus der Verpackung und warf Sie zum Fenster heraus. Sie fand es sei eine ungeheure Verschwendung und ich zeigte auf den Penner direkt unterhalb von uns der sich vor unserem Hauseingang lümmelte und die eben nach unten geworfene Zigarette aufhob. Ich ließ Sie mit den restlichen Zigaretten machen was Sie wollte. Sie war erwachsen und ich vertraute Ihr. Ich weiß nicht was Sie mit dem Päckchen gemacht hat. Ich habe Sie dann noch einmal im Oktober rauchen sehen. Sie nahm sich von einer Freundin eine und zog zweimal und dann nie wieder. Sie wollte es nur noch einmal schmecken und sich erinnern. Ich war sauer. Wenn ich jetzt zurückblicke, denke ich mir, gut gemacht, meine Süße, nimm dir noch eine, am besten zwei auf einmal, lebe und laß dir nichts verbieten.

Das soll keine Anleitung für andere sein. Bitte hört auf mit dem Scheiß!

Werde jetzt eine Weile nicht mehr schreiben. Ich besuche einen Freund und werde wandern gehen. Keine Ahnung wann ich wieder zurück bin. Bis in ein paar Wochen.

Liebe Grüße,
Mark

Ich fühle mich furchtbar. Ich mußte in die Stadt, einige Vorbereitungen treffen und Liegengebliebenes erledigen, das keinen langen Aufschub mehr duldete. Auf meinem Weg fing ich unvermittelt an zu weinen. Es fällt mir so schwer das alles zurück zu lassen. Es ist fast so als kehrte ich Katrin den Rücken. Vor ein paar Wochen verbrachte ich zwei Tage bei meiner Schwester, das war etwas anderes. Ich wußte ich bin bald wieder zurück. Jetzt werde ich für mindestens 14 Tage fortbleiben. Ich will eigentlich nicht verreisen aber ich zwinge mich dazu.

Wo waren die offenen Worte wenn man Sie brauchte. Die Worte waren im Büro vom Psychologen. Niemand von euch wollte sich mit uns zusammensetzten und reden. Hättet Ihr euch doch mit euren Ängsten an uns gewandt, vielleicht wäre vieles leichter geworden. Ich gebe mir selbst auch Schuld, keiner war fähig mit dem anderen zu reden. Soviel Misstrauen und Unvermögen verdient ein Studium der Psychologie. Hallo es klopft die Wut an eure Tür. Zur Kenntnisnahme: ich habe an Katrins Seite acht Monate unablässig gekämpft, habe in Ihrem Sinne, nie ohne Ihr Einverständnis ohne Ihren ausdrücklichen Wunsch, alles mir Mögliche unternommen. Ich war für Sie da von Anfang an, bin mit Ihr durch diese Scheiße gewatet. Wir standen einem Ungeheuer gegenüber, völlig Machtlos und scheinbar allein. Mein ganzes Leben war auf Sie ausgerichtet. Ich war wohl in der Lage mit der Situation umzugehen und habe nie auch nur für eine Sekunde den Kopf verloren, geschweige denn kopflos gehandelt. Ich würde alles, alles, immer wieder genauso machen. Und wir haben uns geliebt. Ich wünschte Ihr hättet in den Monaten davor mehr Zeit miteinander verbringen können. Und ich habe Sie in all den Monaten nicht von euch fern gehalten. Es war Ihre und auch eure Entscheidung. Ich habe nicht verstanden warum Ihr nicht mehr Zeit miteinander verbracht habt und hätte es gerne anders gehabt, für Sie und für mich. Vielleicht wäre die gefühlte Eifersucht, das jetzt gehört Sie nur uns anders etwas weniger dramatisch ausgefallen. Sie wollte mit niemand anderem zusammen sein bis die Saat gesät war und ich völlig überrumpelt und nicht fähig Sie zu verstehen, das war eben nicht Sie, ich nichts anderes konnte als ertragen und Sie in den letzten Wochen hin und wieder anzurufen und Sie ab und an zu besuchen, wenn Sie dazu bereit war und niemand da war auf den ich kompromittierend gewirkt und Spannungen ausgelöst hätte. Ich wollte keinen Streit und keinen Kampf, weder zwischen uns, Sie sollte friedlich gehen, noch zwischen mir und anderen im Kreis. Die letzten fünf Wochen werden ein Leben andauern. Und das Wasser mit Geschmack das zuletzt an Ihrem Bett stand hatte Sie sich ausdrücklich gewünscht und spöttische Bemerkungen waren in anbetracht der Situation sowieso fehl am Platz. Mehr als diesen einen Satz räume ich dir hier nicht ein. Die betreffende Person wird wissen, das sie gemeint ist.

Da sind noch viele, so unglaublich, wahnsinnig viele Dinge die ich nur zu gerne rausprusten möchte. Ich kann nicht alles mitteilen was war ohne Menschen zu verletzen die mir etwas bedeuten und möchte auch nicht allein meine Sicht den Ereignissen aufdrängen. Es gab für mich heute Abend keine andere Möglichkeit als mir das von der Seele zu schreiben, auch wenn ich Menschen damit verletze. Ich lese meinen Text und finde zwischen den Zeilen noch so viel unsagbares und ich fühle mich davon bedroht.

Mein Zorn und meine Wut haben das Recht wahrgenommen zu werden. Und ich warte nicht damit bis ich alt, grau und gereift genug bin um reflektiert ins Grab zu steigen.

Ich will keine Verantwortung, keinen Job, keine Beziehung. Ich will kein Geld. Ich würde mein Geld nur für krebserregenden Müll aus Asien hergeben und meine Gesundheit auf´s Spiel setzen.

Ich will nicht. Eine endlose Aneinanderreihung von "ICH WILL NICHT OHNE KATRIN". Zorn und Wut sind auch kein Ersatz. Ich fühle mich mal wieder so richtig niedergeschlagen.

Am Donnerstag breche ich auf und ich fürchte, wenn ich neue Erlebnisse, Erfahrungen, Menschen, was auch immer, letzlich Erinnerungen zu lasse, sind die Erinnerungen, meine gemeinsame Zeit mit Katrin, nach denen ich so bemüht suche noch weiter weg. Sie werden verdrängt von neuem. Ich hasse Berlin jetzt schon. Mir hat eine Freundin gesagt vielleicht wirst du dich erst erinnern, wenn du bereit bist dich zu entfernen, nicht nur räumlich. Du wirst Neues erleben und das bringt dich wie eine Brücke von einem zum anderen Ufer, zu deinen dir so sehnlich erhofften Erinnerungen, an Momente des Unbeschwertseins fern vom Krebs, an die schönen Tage. Das wünscht Sie mir bestimmt und hofft es für mich. Ich aber fürchte mich vorm Scheitern und fühle mich hier mit meinen Erinnerungen sicherer. Trotzdem werde ich fahren, warum, weiß ich nicht.

Habt Ihr schon mal einen Partner an Zuckerwasser verloren und an einen gescheiterten Traum in München, der von vornherein unvernünftig war. München würde ich jederzeit wieder träumen allerdings dort nicht mehr von Ihrer Seite weichen, so das wir Gelegenheit hätten, und zwar alle, zu beraten was am Besten wäre und nicht messerwetzende Stationsärzte über Ihren von Drogen benommenen Körper herfallen zu lassen. Ich habe dort nie etwas unterschrieben. Sie war auf dem Weg nach München nochmal voller Hoffnung und Zuversicht aber der Preis war zu hoch. Es gibt da noch die Variante: Sie wollte mir den Abschied leicht machen oder wie wäre es mit zurück zum Anfang wo das Licht noch hell brannte, behütet und beschützt, und kein dunkler Tunnel, nur Dunkelheit ohne Ausweg ... Alles habe ich schon gehört und nichts davon macht es mir leichter oder sollte es mir leichter machen. Die Intentionen sind auch sehr unterschiedlich, je nachdem an wen man sich wendet. Die Einzige die darüber Aufschluß geben hätte können ist nicht mehr unter uns. Und ich bezweifele das Ihr Motiv klar war.

Ich habe Katrin, auch in der Zeit als es schon lange sinnlos und oberflächlich betrachtet dumm war, gesagt, bitte halte dich mit Zucker zurück. Ich habe Ihr keine Vorschriften gemacht und es war auch nicht als lebensrettende Maßnahme als nichts mehr übrig blieb gedacht. Ich war mir jederzeit darüber klar wie sinnlos in anbetracht von Glucose-Lösungen und >>andere zugeführten Nahrungsmittel können nicht vor Ausscheidung umgewandelt werden<< die Bitte war. Es ging immer um etwas anderes. Es war Verzweiflung und der Wunsch Katrin etwas zu geben das Sie mitgestalten konnte, etwas woran Sie sich und auch ich mich klammern konnte. Ich kannte Sie gut, Sie war nicht bereit und wollte nicht gehen. Eine Woche vor Ihrem Wunsch sich von mir zu trennen hatte ich längst eingesehen das ich Ihr damit nicht helfe aber es wurde von einem Menschen bis kurz vor Ihr Totenbett getragen. Es war zwischen Katrin und mir nur eine sehr kurze Episode. Wenn ich die Zeit in der wir über Zucker sprachen zusammenraffe war es ein Dialog von höchstens 15 Minuten. Überspitzt kommt es mir so vor als ob Sie sich für das volle Bauchgefühl und gegen mich entschieden hat. Ich finde keine Erklärung. Nichts der letzten fünf Wochen ergibt für mich einen Sinn.

Hätte ich die Wahl zwischen einer nachträglichen HPV-Impfung mit anschließender Aluminiumvergiftung trotz Nobelpreisgarantie, einer unerprobten Chemikalie aus den USA über falsch deklariertem Direktimport, das gelassene pflegen und Beste hoffen und dem drängen auf Zuckerverzicht mit B17 würde ich mich immer wieder für Viertens entscheiden. Es gab viel Gerede und Aktionismus und niemand wollte Sie aufgeben. Ich bin unseren Weg gegangen und stand am Ende alleine da. Die Trauergemeinde stand schon Schlange als ich noch lange nicht bereit war einzusehen das alle Hoffnung vergebens war.

Geändert von gitti2002 (03.11.2016 um 22:50 Uhr)
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  #4  
Alt 25.05.2010, 14:17
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

seit du hier über euch schreibst, schaue ich immer mal wieder rein wie es dir geht. Nicht aus Voyeurslust an deinem Leid, sondern weil ich viele seelische Parallelen lese und mir selbst aus vielen ersten Monaten des Alleinseins das Erinnerungsvermögen fehlt, WIE ich es überlebt habe. Ich habe dir bisher nichts geschrieben, weil ich nun 5 Jahre von dem körperlichen "Abschied" entfernt bin, weiter gehen musste, es mühsam widerwillig getan habe und sich einige Dinge ereignet haben, so dass ich schlecht aus dieser Distanz reden möchte. Zu gut verstehe ich, kann ich mich noch an die "gut gemeinten" und "wissenden RatSCHLÄGE" erinnern...

Es schmerzt richtig, wenn ich bemerke, dass wenig Zeit zwischen deinen Einträgen vergeht, du wahrscheinlich wie ein Tiger einsam in deinem Käfig im Kreis läufst... Sooo jung, soooo kurze Zeit - das ist einfach nicht fassbar. Kaum Träume geträumt, schon brutal den Boden unter den Füßen weggesprengt bekommen...

Warum schreibe ich also jetzt? Zwei Gedanken: "zwinge mich weg zu fahren" - ich denke: WARUM will er das tun? Gut, vielleicht aus Angst nicht mehr aus dem Loch heraus zu kommen... Doch es ist erst so wenig Zeit vergangen, verlang nicht zu viel von dir, du bist sooo standhaft. Vielleicht kannst du ja auch vereinbaren, du fährst wieder heim, wenn du willst - nicht erst nach zwei Wochen, so wäre der Druck nicht so groß sooo lange weg zu bleiben. Ich verstehe das gut, mit dem "Gefühl den Rücken zu kehren", mir ging es so, als ich in eine andere Wohnung ziehen musste. Vielleicht kannst du Katrin aber auch "mit nehmen", in einem persönlich gestaltetem Tagebuch, welches du auch mit zu deinen Wanderungen nehmen kannst und immer wenn du mit ihr "reden" musst, hast du euer Buch dabei...

Egal was du machst, sei dein eigener Maßstab, hör auf deine inneren Stimmen, nicht auf die dir raten "Mensch Mark du musst doch..." - NEIN nichts musst du, du hast eine schlimme, wenn nicht deine bisher schlimmste seelische Katastrophe durchlebt, einen Seelentsunami und versuchst noch zu überleben. Niemand hat dein Leben gelebt, niemend wird es je können.

Ich wünsch dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, Stunde um Stunde undTag für Tag...

Gruß Petra
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  #5  
Alt 27.05.2010, 08:13
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

27. Mai, ich bin 40 und mein Leben hat keinen Sinn. Genau zwei Monate ist es jetzt her und es kommt mir immer noch wie gestern vor.

Vor genau zwei Monaten saß ich um diese Zeit in der Küche bei Freunden und war wie erstarrt. Es fühlte sich an als würde tonnenweise Gestein von mir bröckeln. Es war keine Last, es war mein Lebensmut, meine Zuversicht, mein unbedingter Wille Sie nicht gehen zu lassen. Zurück blieb nur Leere.

Um 15.00 reise ich nach Berlin ab. Es ist noch so viel zu erledigen. Ich fange besser damit an. Tschüss, bis bald!

Ich war in der Stadtbibliothek einen Wanderführer, Unterwegs in der mecklenburgischen Seenplatte, ausleihen.

Auf dem Weg meine Gedanken wieder mal ganz weit weg.

Seit ihr mal auf eine unbedachte Äußerung zusammengeschrumpft worden. Vielleicht zwei Sätze in einem Kontext von 9 Monaten. Keine Anfeindung nur ein Hilfeschrei aber falsch verstanden.

Ich war im Krankenzimmer, die Visite fand gerade statt, als ein Anruf kam und Vorwürfe. Ich war überrumpelt und nicht schnell genug Abseits, Katrin bekam es mit. Ich verstand nicht und fragte meine Süße was ich falsch gemacht haben könnte. Wir waren gerade von München zurück und Sie hatte an allem teilgenommen und hätte es mir eigentlich sagen können. Ich habe keine Entscheidung getroffen und auch nicht die, München zu verlassen. Wir haben nachgefragt, uns versichert und gemeinsam entschieden zu fahren. Sie war nicht gefährdet, das hatte man uns versichert und es war auch alles in Ordnung, so jedenfalls die Aussage in Mainz, wieder angekommen. Also was hatte ich falsch gemacht. Ich stand da und wußte es nicht. Jemand hatte mir einen rießigen Brocken Schuldgefühle aufgeladen ohne mir genau zu sagen worum es ging und ließ mich damit alleine. Wohin hätte ich mich wenden sollen? Natürlich sprach ich Katrin darauf an. Ich wollte Klarheit und war auch besorgt, habe ich was falsch gemacht, was passiert mit meinem Schatz, was ich nicht weiß. Die Ärzte beruhigten, es gab Telefonate, nicht mit mir, wiederum Vorwürfe, diesmal nicht an mich, später doch auch wieder an mich und eine Verlängerung, eben diese eine Äußerung mit der Bitte es für sich zu behalten und dann lange keinen Kontakt mehr. Ich weiß das ist Chiffre, tut mir sehr Leid aber nur so kann ich es wiedergeben.

Mit Sicherheit hätten sich alle gegen den Abszess entschieden. Jetzt im nachhinein waren es siebeneinhalb Wochen zusätzliches Leid und hätten wir das damals gewußt wieviel Zeit noch bleibt und was uns erwartet wir wären vermutlich genauso unmächtig gewesen und hätten wiederum versucht Zeit zu schinden. Die Entscheidung war bereits am Tag unserer Abreise gefallen. Die Zustimmung von Katrin, meine Abwesenheit und das drängen der Ärzte folgte nur nach. Vielleicht hätte Sie sich einen Monat früher, wenn der Abszess nicht entfernt worden wäre verabschiedet aber Sie hätte sich noch bewegen können, am Leben teilhaben können.

Geändert von gitti2002 (03.11.2016 um 22:51 Uhr)
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  #6  
Alt 27.05.2010, 12:22
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

es liest sich ein bisschen wie chinesische Schriftzeichen, einige Vermutungen kann man anstellen - aber nix Genauses weiß man nicht. Aber ich glaube deine Frage "Seid ihr schon mal..." ist eher eine retorische Frage, ich verstehe dich so, dass du Dampf ablassen musst - die Masse an ungeheuerlichen Ereignissen, Fehlinterpretationen, wissentlichen und unwissentlichen Mißachtungen sind einfach zu heftig um sie nur "brav zu schlucken".

Hey du - deine Süße hat dich geheiratet - ihr ward eine eingeschworene Einheit, deine Worte waren "Sie hat nicht nach der Außenwelt verlangt" - DU warst alles was sie wollte, DICH wollte sie als ihren Begleiter auf diesem schweren Weg auf dem man alle Masken verliert! Lass dich nicht beirren - sprich auch jetzt mit deiner Frau, lass die anderen, geh aus dem Weg was dir schadet - DU hast ihr nach besten Wissen und Gewissen beigestanden, wie du selbst schreibst und nur das zählt - das sollen die anderen erst mal beweisen, dass sie so einen Liebesakt fertig bringen!

Ich wünsche dir eine gute Reise, Gedanken die dich weiter bringen, näher wieder zu dir und Katrin und gute Menschen auf deinen Wegen!

Hast du heut Geburtstag - habe ich das richtig gelesen? 40 - ein sinnloses Leben? Was könnte man dir wünschen, als jemand der diese Gefühle und Gedanken auch schon 1000 mal hatte? Was kannst du dir jetzt vom Leben wünschen? Vielleicht nur einen Weg durch den Nebel gezeigt zu bekommen?! In diesem Sinn - ich wünsche dir Kraft und Durchhaltevermögen, auch wenn der Sinn nicht erkennbar ist.

Gruß Petra
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  #7  
Alt 27.05.2010, 14:55
Lara2010 Lara2010 ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Lieber Mark,

ich bin zufällig auf deinen Beitrag gestossen und möchte dir auch mein herzlichstes beileid aussprechen.

kommenden Montag 31.5. ist der zweite todestag meines mannes... er ist nicht an krebs gestorben, sondern bei einem motorradunfall...
aber ich habe meine gedanken von damals in deinen wieder gefunden.

ich bin mit 32 jahren witwe gewesen... und ich dachte immer: kann nicht sein... blöder witz... er hat sich bestimmt abgesetzt... ach was weiss ich.
wenn ich damals mit sicherheit gewusst hätte, dass ich ihn wiedersehe - wer weiss was ich getan hätte.

aber das geht nicht und die zeit zurück drehen geht auch nicht.
so wie du über deine kathrin geschrieben hast, war sie ein lebenslustiger mensch, der mit beiden beinen in die richtige richtung gegangen ist.

sie hätte gewollt, dass du weiterlebst... nicht nur weiter machen sondern auch leben!
das habe ich mir auch immer wieder gesagt!
für mich steckt mein männe ab und zu seinen kopf durch die wolken und beobachtet mein tun - dann sieht er, dass es mir gut geht und zieht sich dann zufrieden wieder auf sein moped zurück und fährt ne runde...

verstehst du was ich meine? wir müssen weiterleben - auch wenn es noch so schwer erscheint, irgendwann bekommt auch deine wolkendecke einen riss und du kannst es dann auch.

ich hoffe, meine worte können dich ein bisschen aufmuntern und bitte, bitte nicht runterziehen! sie sollen dir zeigen, dass es einen weg gibt, und dieser irgendwann einmal nicht mehr nur voller wolken ist.

in gedanken bei dir!
deine nicki
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