Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #271  
Alt 11.06.2012, 15:10
monika100 monika100 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.10.2009
Beiträge: 1.780
Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo Jacky,

ich sag dir mal jetzt, wie ich das sehe:
Was jetzt noch zählt bist ausschl. DU und Dein Vater!

Ich kann gut verstehen, dass du noch so viel wie möglich mit ihm zusammen sein willst. Wenn du dir bei deinem Mann frei nehmen kannst, ist das ja schon mal nicht schlecht. Kannst du die Jungs nicht ein paar Stunden pro Tag bei Jemandem unterbringen? Hast du keine Freundin oder eine Tante oder Nachbarin, die du fragen kannst?
Oder bei Spielkameraden deiner Kinder? Geh mit der Situation offen um, sag ganz ehrlich, dass es sich um die letzte Zeit deines Vaters handelt und du bei ihm sein willst.

Und zur Not - frag einfach in einer Kita nach, ob du ausnahmsweise nur 2 Stunden am Tag die Jungs gegen Bezahlung unterbringen kannst. Es wird sicherlich eine Möglichkeit geben und mitnehmen kannst du sie ja dann noch zusätzlich.

Die Anderen aus deiner Familie gehen anscheinend mit dem nahenden Tod deines Vaters anders um, du willst Nähe, sie wollen "flüchten".
Mach du es jetzt so, wie du es für dich für richtig findest.

Monika
Mit Zitat antworten
  #272  
Alt 11.06.2012, 15:34
mai-regen mai-regen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.03.2012
Beiträge: 262
Standard AW: Ich habe solche Angst

Ach mensch,Jäcky!
Jede Reaktion auf eine so schwere Situation ist wohl möglich und niemandem kann man ....vorschreiben...wie er wann warum reagieren sollte.Meisstens kann man es ja selbst nicht erklären! Weglaufen ist häufig ein Weg,jeder braucht diese kleinen Fluchten mal,nur das Ausmass ist verschieden.Der eine braucht nur ne Runde um den Block,ein anderer seinen Job-Alltag und mancher kann sich dem Elend gar nicht stellen.
Für deine Schwester ist es sicher schlimm,so weit weg zu sein.Dein Bruder....muss selbst entscheiden und seine Entscheidung dann später auch selbst aushalten.Männer sollen ja wahre Weltmeister im Verdrängen sein..
Und deine Mama....zumindestens würde ich versuchen,zu erfahren,ob es ihr wirklich klar ist,wie wenig Sand noch in der Sanduhr ist....ansonsten muss sie selbt entscheiden!
Und du,liebe Jäcky,ja,ohne Kita und mit eigener Firma ist es schon schwierig.Das Einzige,was mir da einfällt,wenn du beruflich halbwegs entbehrlich bist,könntest du die Zeit,wenn du eigentlich arbeiten würdest und das Kindermädchen da ist,nutzen,um bei deinem Papa zu sein.Falls deine Mam vormittags arbeitet,wäre er nicht so lange allein.Oder ,falls euer Kindermädchen es einrichten kann,für diese ausergewöhnliche Zeit länger zu arbeiten....aber wenn sie noch ne andere Stelle hat,wirds schwer.Und Nachmittag kannst du ja mit den Jungs nochmal dasein.In der Finalphase würde ich dir empfehlen,sie dann nicht mitzunehmen.Oder es muss noch jemand mit sein,der dann nach ner halben Stunde mit ihnen wegfährt und du bleibst da.Ich hätte meine Kleine in diesen letzten Stunden nicht haben wollen,hätte sie als störend empfunden.Diese Zeit wollte ich allein mit meiner Mum,höchstens mein Papa tat mir da gut.
Alles Liebe für dich.Und ein,zugegeben,erst mal blöd klingender Spruch von Wilhelm Busch.
Meinem Papa und mir hat er in den letzten Tagen aber geholfen,gerade,weil wir dann immer lächeln mussten :
"Und ist die Aussicht noch so trübe.....hoch die Rübe !"
__________________
Meine Mum,Lungencarcinom Stadium 4 mit Metastasen
Immer an deiner Seite !

In Liebe gebettet voraus gegangen am 06.05.2012


Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten
  #273  
Alt 11.06.2012, 19:19
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Ich habe solche Angst

Ach Jäcky,

das sind keine guten Nachrichten... Und ich sehe die Situation genauso wie Sylvie und Monika! Wenn es dir ein Bedürfnis ist, bei deinem Papa zu sein, dann setze alle Hebel in Gang und nimm jede Hilfe in Anspruch, die sich dir anbietet, um das auch umzusetzen. Ich kann dich so gut verstehen, mir ging es genauso. Ich wollte auch am liebsten rund um die Uhr bei meinem Papa sein.
Dennoch kann ich deine Mama irgendwie auch verstehen. Sie verbringt ja die meiste Zeit mit deinem Papa und wenn sie jetzt arbeiten möchte, sehe ich persönlich das nicht als Flucht. Ich glaube, sie braucht ein wenig "Normalität und Alltag", um dem Druck und der Traurigkeit standhalten zu können. weißt du, was ich meine? Sie sagt ja, dass sie ihn nur beobachten kann und das tut sie immer, wenn sie bei ihm ist. Ich denke, ihre Arbeit lenkt sie dann einfach mal ab und tut ihr gut. Das ist doch okay. Wenn es denn noch schlimmer wird, dann bleibt sie garantiert bei deinem Papa!
Und dein Bedürfnis nach Nähe erinnert mich an meine Situation im Februar. Eigentlich konnte ich es nur ertragen, wenn ich bei meinem Vater war. Wenn das nicht ging,habe ich ohnehin nur an ihn gedacht und konnte mich nicht konzentrieren.
Also, meine liebe Jäcky, ich drücke dir fest die Daumen, dass du das "Drumherum" irgendwie organisieren kannst und ein paar gute Geister dir den Rücken frei halten, damit du bei deinem Papa sein kannst. Und dafür wünsche ich dir viel Kraft und Ruhe und auch Zuversicht. Du schaffst das schon irgendwie! In Gedanken sind wir bei dir, falls du dich allein fühlen solltest und wir alle hier halten deine Hand...
Ganz besonders liebe Grüße
und M;iriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten
  #274  
Alt 11.06.2012, 22:56
undine undine ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.11.2010
Ort: Elmshorn
Beiträge: 910
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

alles, alles Liebe für dich! Ich lese doch einige Parallelen zu meinem Weg mit meiner Ma und ich möchte mich meinen Vorschreiberinnen anschließen: habe bitte den Blick auf dich und dein Abschied nehmen.

Verschwende bitte keine Energie in Wut auf deinen Bruder. Ich habe bei meinem ja auch erfahren, dass ihn die Angst und Unfähigkeit, mit der Krankheit umzugehen, fern gehalten hat. Ich kann und konnte ihn nicht ändern. Er litt auf seine Weise.
Auch wenn die Zeit des Abschiednehmens herzzereißend war, war sie auch so wertvoll für mich, mit meiner Ma zusammen zu sein.

Auch wir sind selbstständig und mein Mann hat wie deiner mir den Rücken freigehalten. Nur habe ich keine Zwerge . Ich finde die Idee, in der Kita nachzufragen sehr gut. Oder vielleicht kannst du dort bei den Erzieherinnen nachfragen, ob sie eine Lösung vielleicht wüssten. Vielleicht würden ja andere Mütter - Mütter von Freunden deiner Kinder, die nicht berufstätig sind - in dieser schweren Zeit einspringen und dir etwas Freiraum verschaffen. Viele Menschen sind ja froh, wenn sie helfen können, wissen aber nicht wie oder trauen sich nicht, zu fragen.
Ich finde es schön, wenn du deine Kinder auch mitnimmst, denke aber, du brauchst auch die Zeit und Kraft für dich, weil du auch Kind bist und dich fallen lassen können musst.

Liebe Jäcky, die Angst, es könnte plötzlich vorbei sein und man ist nicht da, die habe ich auch durchlebt. Es war sehr, sehr schwer. Aber ich habe so viel gelesen und von anderen gehört, dass sich Menschen es irgendwie aussuchen, wie sie sterben. Man kann 24h da sein und geht eben aufs WC und in dem Moment stirbt ein geliebter Mensch.... Ich glaube, dass sich unsere Eltern es aussuchen, ob ein Mensch bei ihnen ist oder nicht. Es kann auch für einen Sterbenen leichter sein, alleine zu sein, weil die Gegenwart von uns es ihnen schwieriger macht, zu gehen. Ich finde das einen tröstlichen Gedanken und mir hat es geholfen, nicht in Panik zu verfallen.
Meine Ma hat immer gesagt, dass sie froh war, beim Tod ihrer Mutter bei ihr gewesen zu sein. Und ich dachte, ich müsste das auch erfüllen.
Als ich mir dann wegen der oben genannten Gedanken den Druck nahm, hat es sich so ergeben: mein Vater war zuvor die ganze Nacht bei ihr. Als er gerade 5 Minuten weg war zum Duschen und ich gerade 10 Minuten bei ihr war, wechselte sie die Dimension. Ich denke, das war für uns beide gut: für meinen Vater und für mich. Und das wird meine Ma gespürt haben, auch ohne Bewusstsein.

Liebe Jäcky, und nun etwas ganz, ganz Wichtiges: du bist nicht alleine!!! Ich bin ja nicht mehr so oft im KK, aber ich sehe ja, dass viele da sind und bei dir sind und dich begleiten! Und wenn ich das kann, will ich das auch gerne tun.

Ohne die Menschen hier, hätte ich das letzte Lebensjahr meiner Ma ohne Verzweiflung nicht überstanden.

Alles Liebe von ganzen Herzen!!
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
Mit Zitat antworten
  #275  
Alt 12.06.2012, 07:38
carla44 carla44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.06.2011
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 530
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

ich möchte Dir zuerst einen ganz lieben Gruß und eine dicke Umarmung da lassen.
Versuche für Dich wirklich diesen Notfallplan zu organisieren, dass Du jemanden hast, der möglichst schnell die Jungs betreuen kann und auch Du brauchst ja jemanden, der Dich fährt. Vielleicht sogar mit Deinem Auto.

Dein Bruder - ja, das kommt mir bekannt vor. Meiner war zwar die letzte Woche vor Papas Tod da, aber er hat mehr Schaden angerichtet mit seiner Art, als dass das jemandem genutzt hat. Meiner Mutter vielleicht, aber Papa und mir bestimmt nicht. Und hat das auch nicht wirklich näher zusammen gebracht. Leider. Aber das kann ich nicht ändern.

Undine hat Recht. Verschwende darauf keine Energie. Du brauchst all Deine Kraft und Energie für Dich und Deinen Weg. Jeder Andere muss selber entscheiden, was er wie tut.

Verlass Dich auf Dein Gespür und Dein Bauchgefühl,. Dann wirst Du auch wissen, was Du selber tun willst. Leider kann ich Dir die Angst und die Sorgen nicht nehmen.
Ich hoffe sehr, dass es nur schlechte Tage jetzt sind und Dein Papa doch noch wieder ein bißchen besser drauf sein wird. Und vor allem, wenn es soweit ist, dass er nicht leiden muss und liebe Menschen an seiner Seite hat.

Jäcky, ich bin in Gedanken immer bei Dir. Wenn ich irgend etwas für Dich tun kann, sag mir Bescheid.
Eine liebe Umarmung, ein dickes Kraftpaket und alles Liebe.
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
Mit Zitat antworten
  #276  
Alt 12.06.2012, 08:21
Odelbie Odelbie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.04.2012
Ort: Deutschland
Beiträge: 124
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,



Für dich und deine Familie möchte ich gern ein paar tröstende Worte finden. Aber wie ?
Es gibt ganz viel Menschen hier im Forum, die mit weinen, mit lachen,mit beten und mit hoffen. Du bist als nicht alleine.
Ich schicke dir ein -Kraftpaket


Bei uns gibt es einen Hospizverein . Mit dem habe ich Kontakt aufgenommen. Es könnte ja auch sein, das ich gerufen werde um z.B. In die Schule zu fahren. Dann kann ich diesen Verein nutzen, da wird ein Mitarbeiter geschickt . Die kenne ich natürlich alle aus Vorgesprächen . So wird mir geholfen,wenn es wirklich nicht anders geht.

Vielleicht gibt es bei euch auch einen solchen Verein ? Vielleicht bieten diese auch in eurer Situation eine Betreuung für Kinder an ? Dieser Hospizverein ist vollkommen Kostenlos, würden sich aber über eine Spende freuen.


Ich schicke dir einen ganzen Himmel voll Sonne und Kraft.
In Gedanken bin ich bei dir und deiner Familie.

Gl Grüße

Grit mit Lisa und Mann und Papa als Kämpfer an der Seite
Mit Zitat antworten
  #277  
Alt 12.06.2012, 21:29
monika100 monika100 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.10.2009
Beiträge: 1.780
Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo Jacky,

habe öfter an dich gedacht. Wie geht es bei euch??

LG Monika
Mit Zitat antworten
  #278  
Alt 13.06.2012, 09:47
Jaecky Jaecky ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.06.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 454
Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo Ihr Lieben,

erstmal dankeschön an Euch alle, dass ihr an mich denkt und bei mir seid. Ich habe gestern alle Beiträge von euch gelesen und ich finde es ganz lieb von euch, obwohl ihr selber genug um die Ohren habt. Aber ich hatte nicht den Nerv zu schreiben. Das gibt mir ein gutes Gefühl, denn woanders kann ich nicht wirklich Halt erwarten. Mein Mann ist mit der Situation völlig überfordert und meine Family, naja da hat irgendwie jeder auf seine Weise mit der Situation zu kämpfen.

Ich glaub so langsam werde ich verrückt, ich gehe meiner Familie auf die Nerven, dränge jedem irgendwie auf alle sollen bei Papa sein. Aber er hat jetzt gesagt, er möchte einfach nur seine Ruhe und das alles läuft wie bisher. Ich find das zwar furchtbar, da ich gern öfter bei ihm sein möchte aber ich muss seine Entscheidung ja respektieren, er weiss ja was er will. Außerdem ist mein Julian wieder total erkältet und ich weiss nicht so recht, ob ich fahren soll da Alex ja nicht da ist und ich sie mitnehmen muss. Was meint ihr, wenn er sich fern hält von ihm würdet ihr das machen? Ich bin da wieder total in der Zwickmühle, da ich ihm auch versprochen hab ihm die Haare zu schneiden.

Heute fährt endlich mal mein Bruder rüber, hat meine Mama erzählt. Da freu ich mich und mein Papa wird sich auch freuen, er hängt ja auch an ihm und meiner kleinen Nichte. Hat es doch was gebracht, dass ich ein bisschen genervt hab und er glaube ich, sauer ist auf mich. keine Ahnung. Angeblich hat er Angst, das Papa alles zuviel wird. Aber was? Wir sind einmal die Woche drüben und sonst ist nur MAma da. Er würde ihn doch im KKH auch besuchen, hoffe ich und da wäre der Stress wesentlich größer.

Ansonsten geht es ihm wie gehabt, zum Glück nicht schlechter aber auch leider nicht besser - und die Angst bei uns wächst. Ich hab mich mit Mama am Freitag über Beerdigung unterhalten, weiss ich gar nicht ob ich das schon geschrieben hab. Sie hat gesagt, dass er auf keinen Fall im Dorf beerdigt werden soll, sondern bei uns in der Stadt - wenn man das Stadt nennen kann. Ist völlig ok aber es hat mich schon geschockt, als sie sagte auf der grünen Wiese da sie eh nicht auf den Frieshof gehen kann, das kann sie bei ihrem Papa auch nicht und sie mit einem Grab nichts anfangen kann. Er ist in ihrem Herzen. Aber ich respektiere die Entscheidung, da ich nicht weiss ob ich mit einem Grab zurecht kommen würde. Bei meinen Großeltern hab ich da kein Problem auch mit Pflege nicht. Aber wie es bei Papa wäre - ich weiss nicht, ob es dann doch zu weh tut. Aber andererseits auf ner grünen Wiese ist das so anonym, da hab ich nichtmal genau die Stelle wo er ist??? Ach ich weiss doch auch nicht, was richtig und was falsch ist, wenn man das so überhaupt sagen kann.

LG Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
Mit Zitat antworten
  #279  
Alt 13.06.2012, 19:22
Benutzerbild von Billchen
Billchen Billchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.10.2006
Ort: bei Kaiserslautern-Pfalz
Beiträge: 356
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebes,
du weißt ja daß ich hier nicht mehr so schreibe...aber ich lese immer bei einigen von euch mit, dazu gehörst du natürlich auch....

deine lieb gemeinten Worte und die liebevollen Pakete gepackt mir Kraft für mich habe ich damals aufgesogen wie einen Schwamm...

aus dem Grund und weil mir euer Schicksal sehr nahe geht möchte ich natürlich auch für dich da sein...so gut ich eben kann...

es ist so schwierig dir bezüglich deiner Familie zu raten....entscheide einfach aus dem Bauch heraus und du wirst ALLES richtig machen...überlege nie zu lange und mach auch ruhig mal ganz spontane Sachen...

Siehst du,..die Sache mit deinem Bruder hat sich ja auch schon zm Guten gewendet....

Wenn du die Tage zu deinem Papa willst und niemand für deine Zwerge hast dann nimm sie mit....erkläre ihnen daß Opi viel Ruhe braucht und sie nicht toben sollen....ich denke deine Kinder werden schon brav sein....

Bevor du garnicht bin fährst und vor Kummer und Angst noch am Rad anfängst zu drehen nimm die beiden mit und zur Not "parke" sie halt mal vorm Fernseher

Jäcky ich hoffe daß ihr noch viele innige Zeit zusammen erleben dürft, getragen von Liebe und gegenseitigem Vergtrauen.....

Laß dich sanft in die Arme nehmen und dich etwas stützen

Sybille
__________________
Ganz liebe Grüße
Billchen
Mit Zitat antworten
  #280  
Alt 15.06.2012, 21:29
Jaecky Jaecky ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.06.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 454
Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo ihr Lieben,

gerade bin ich von Mama und Papa zurück. Oh man mein Paps sieht furchtbar aus.

Das Wasser ist zwar weg, dafür ist er jetzt total knöchern. Die Haut ist ganz gelb, ich denke, dass das die Leber ist - aber ich bin ja kein Arzt. Ich hab ihm dann erstmal die Haare geschnitten, dazu macht er immer den Oberkörper frei und hängt sich ein großes Handtuch um. Er hat überall Pflaster und diese Stellen, von der Größe her wie Pickel, die blutig sind. Viele blaue Flecke, da er sich viel stößt weil er sich nicht mehr so gut halten kann. Mama hat ihm einen Gehstock gekauft, da das ja noch anders ist wie eine Krücke, aber er ist halt immernoch eitel. Ich musste ihm sogar, das Handtuch umhängen, er bekommt seine Arme nicht mehr so hoch. Ich wollte ihm dann auch beim Anziehen helfen, aber das wollte er dann doch nicht. Aber alles immer auf eine liebevolle Art und nicht so barsch, wie früher. Er hat furchtbare Schmerzen, man sieht ihm das an - bei jeder Bewegung verzieht er das Gesicht so sehr, dass es einem beim ansehen mit weh tut.

Heute war meine MAma wieder beim Arzt, sie ist nun auch krank geschrieben. Ihr Blutdruck ist wieder bei 200/140. Sie nimmt nun seit ca. 30 Jahren Medikamente, hochdosiert, aber die ganze Situation macht sie auch so fertig, das der Blutdruck einfach nicht runter geht. Nun mach ich mir auch noch um sie so Sorgen.

Menscheskinder, kann denn nicht mal - wenigstens für ne Weile RUhe einkehren. Wann wird unser Leben wieder normal - NIE!!!!!! Das macht mich so wütend. Diese WOche habe ich am Küchentisch einen Weinkrampf bekommen. Mein Mann sass da, völlig mit der Situation überfordert und ich hab kein Wort raus bekommen, hab geschluchzt wie ein Kleinkind. Das macht meinen Mann natürlich auch fertig, er möchte mich ja auch nicht so traurig sehen und helfen kann er mir nicht.

WIr haben auch mit Papa heut noch Späßchen gemacht. Er versucht ja immer der STarke zu sein. Aber es ist ganz anders.

Ich hab heut meinen Bruder noch zufällig getroffen. Es war sehr schön, haben kurz geplaudert, da er auch auf dem Weg zum Arzt war. Er war den Tag sogar ganz allein drüben und hat mit Papa zusammen Mittag gegessen und über Gott und die Welt gequatscht. Ist auch mal schön. Ich hatte dann kurz das Thema angesprochen und er ist auch kurz drauf eingegangen, aber hat sich den Jungs dann gleich zugewandt und das Thema gewechselt weil ihm die Tränen in den Augen standen. Er darf ja nicht der "Schwache" sein, er ist ja ein 1,90 großer Kerl. Er verdrängt meiner Meinung nach auch nur. Uns wird irgendwann (Ich hoffe von Herzen sehr lange) die Realität einholen und dann stehen wir da.

Nun hab ich euch wieder mein Herz ausgeschüttet und tja, besser gehts mir nicht wirklich aber irgendwie gehts schon.

LG Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
Mit Zitat antworten
  #281  
Alt 15.06.2012, 22:02
mai-regen mai-regen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.03.2012
Beiträge: 262
Standard AW: Ich habe solche Angst

Meine liebe Jäcky,
deine Aussage :" Menscheskinder, kann denn nicht mal - wenigstens für ne Weile RUhe einkehren. Wann wird unser Leben wieder normal - NIE!!!!! "
hat mich so berührt ! Genauso habe ich es kürzlich empfunden,du weisst ja,das es vor ein paar Tagen um Papa so schlecht stand,dass wir dachten,er folgt meiner Mum....
Da hab ich genau das gedacht! Du sehnst dich so sehr nach einer Atempause zum Kraft tanken,ein paar Tagen heile Welt,aber eine Pause ist uns nicht vergönnt.
Du schreibst so liebevoll davon,wie du deinen Papa umsorgst! Ist dir eigentlich bewusst,dass es etwas ganz besonderes ist,was du da für ihn tust? Weisst du,wie viele kranke Menschen niemanden haben der sich um sie kümmert? Viele sind völlig allein,und nicht alle davon sind kinderlos,leider!
Deine Eltern sind sicher unendlich dankbar,dich zu haben,und du gibst ihnen Zuversicht und Trost und Liebe!

Das Gelbwerden der Haut bei deinem Papa ist ziemlich sicher ein Abflussproblem der Gallenflüssigkeit in der Leber.....dann wäre sein Stuhlgang hell und der Urin dunkel....bei meiner Mum war das so.Das dass nicht gut ist,brauche ich dir nicht sagen....
Wie werden seine Schmerzen denn behandelt? Vieleicht kann man da was anpassen?
Der hohe Blutdruck deiner Mama....eine normale Regulationsstörung in eurer jetzigen Situation.
Wer unter Druck steht,bei den erhöht sich oft der Blutdruck! Deine Mama ist genau wie ihr in einer absoluten Stresssituation.
Liebe Jäcky,lass dich mal fest umarmen.Bin oft in Gedanken bei dir....und du bist ja auch als einzige unserer Truppe geografisch in meiner Nähe,oder?
Liebe Grüsse!
Sylvia
__________________
Meine Mum,Lungencarcinom Stadium 4 mit Metastasen
Immer an deiner Seite !

In Liebe gebettet voraus gegangen am 06.05.2012


Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten
  #282  
Alt 16.06.2012, 13:01
carla44 carla44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.06.2011
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 530
Standard AW: Ich habe solche Angst

Meine liebe Jäcky,

Zuerst nehme ich Dich mal ganz fest in den Arm und halte Dich einfach nur.

Erinnerst Du Dich noch daran, dass ich bei Papa im Heim auch so einen Heulkrampf hatte, als ich ihm nicht mal mehr bis zur Toilette helfen konnte? Ich habe bestimmt eine viertel Stunde vor seiner Zimmertür gesessen und einfach hemmungslos geweint. Keiner konnte mich trösten, es half nicht. Das musste einfach raus.
Bei mir waren es diese Gefühle der Hilflosigkeit, aber auch die Erkenntnis, dass es jetzt unaufhaltsam zu Ende gehen wird, jeden Tag ging ein bisschen weniger als den Tag zuvor. Diese Erkenntnis Tat so bitter weh. Ich wollte ihn doch nicht verlieren.

Ich glaube, da bist Du im Moment auch. Dein Verstand sieht das und Dein Herz schreit Nein.

Auch wenn Du das alles nicht aufhalten kannst, Du tust so viel für ihn. du bist immer da, kümmerst Dich so lieb um ihn und unterstützt Deine Mama. Es stimmt absolut, was Sylvia geschrieben hat. Das ist sehr viel und viele Menschen haben niemanden an ihrer Seite. Auf so eine Tochter können Deine Eltern sehr stolz sein. Und Deine Gefühle sind nur zu verständlich.

Ich denke an Dich und schicke Dir eine große Portion Kraft.
Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
Mit Zitat antworten
  #283  
Alt 16.06.2012, 13:39
monika100 monika100 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.10.2009
Beiträge: 1.780
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jacky,

ich kann mich Sylvie und Carla nur anschließen - mehr ist nicht zu sagen.
Ich wünschte, ich könnte dich trösten.


Monika
Mit Zitat antworten
  #284  
Alt 17.06.2012, 14:23
Jaecky Jaecky ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.06.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 454
Standard AW: Ich habe solche Angst

Ihr Lieben,

ich danke euch sehr, dass ihr mir immer wieder ein bisschen Kraft gebt und mich tröstet.

Das WE ist fast vorbei, zum Glück bis jetzt ohne besondere Vorkommnisse. Heut abend ist wieder Fussball, ich weiss dass Papa gucken wird und sich drauf freut und ich auch, ein ganz kleines Bisschen Normalität und Freude. Mal schauen.

Ich sehe das nicht so wirklich, dass ich viel tue. Was denn? Ich würde sooo gern so viel mehr tun aber ich weiss nicht wie.

Liebe Carla, ja du hast so recht - mein Verstand sieht das Unaufhaltsame und mein Herz will es nicht wahrhaben. Bei meinem Heulkrampf hab ich immer nur gesagt ich halt das nicht mehr aus - immer wieder. Aber wer fragt meinen lieben Papa und auch meine Mami? WIeso bin ich so egoistisch und sag ich halt das nicht mehr aus? Ich ärger mich da über mich selbst.

Ich hab furchtbare Angst vor dem was kommt, was, wenn Papa eines Tages nicht mehr aufstehen kann? Ich weiss nicht, was machen wir dann?Jeden Tag bin ich so froh, wenn bis abends Mama nicht außer der Reihe anruft und morgens bin ich froh, wenn nachts nicht das Telefon geklingelt hat. Ich schlaf mit meinem Handy neben dem Bett und Mama weiss, dass sie zu jeder Zeit anrufen soll egal wie spät oder früh.

Liebe Silvi, Papa bekommt ja Morphium gegen die Schmerzen, dass er selbst dosieren darf. Aber ich hab den EIndruck dass auch das nicht mehr anschlägt, sonst hätte er doch nicht so starke Schmerzen oder? Oder kommen die Schmerzen trotz des Morphiums? Ich hab hier schon so oft gelesen, dass keiner mehr Schmerzen leiden muss warum muss Papa solche Schmerzen haben?

Liebe Grüße
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
Mit Zitat antworten
  #285  
Alt 17.06.2012, 14:57
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.11.2010
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 388
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

warum siehst Du Dich selbst als egoistisch? Du bist doch auch ein Mensch mit Gefühlen und einem Recht auf diese Gefühle. Die Tatsache, dass es um Deinen Vater schlimmer bestellt ist als um Dich, bedeutet ja nicht, dass Du deswegen ohne grosses Leid oder grossen Schmerz bist.

Du bist ein eigenständiger Mensch, dessen Vater sich im Endstadium einer grausamen Krankheit befindet. Damit bist Du selbst in einer Lebenskrise und jedes Heulen, alla Verzweiflung und alles was diese Tatsache für Dich mit sich führt, sind menschlich und nicht verkehrt. Es IST doch alles fürchterlich traurig!!!

Es wäre schön, wenn es Dir gelänge, heute abend ein bischen Normalität mitzumachen (Fussballspiel etc.) aber es wäre auch genauso verständlich und nicht verwerflich, wenn Du es einfach nicht schaffst. Du musst im Moment doch enorme Gefühle bezähmen.

Wie die anderen hier, so bin auch ich in Gedanken bei Dir, auch wenn ich hier normalerweise nicht schreibe, und ich kann Dich voll und ganz verstehen.

Ich wünsche Deinem Vater so wenig Leid wie möglich und dass er heute abend vielleicht kurz etwas von der Krankheit abschalten kann. Dir wünsche ich weiterhin starke Nerven und fühle Dich mit Deiner Situation nicht allein !!!

Alles Liebe
vom Alpenveilchen
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:31 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55