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Ich bin so traurig und wütend.....
Hallo Ihr Mitleidenden, Mittraurigen, Mitwütenden und Mithilflosen!!!
Ich lese nun schon seit einiger Zeit still mit und hatte noch nicht die Kraft (oder genug Verzweiflung...) um selbst zu schreiben..... Meine Mum ist 65 und hat seit 4 Jahren die Diagnose Darmkrebs mit "riesiger" (14 cm) Lebermetastase. Es ist ein Karzinoid, also relativ langsam wachsend... Bisher ging es ihr relativ gut und der Tumor war mit Sandostatin-Spritzen "unter Kontrolle". Leider trat vor ca. 2 Monaten Aszites auf. Seitdem geht es rapide bergab! Meine selbsttändige, energiegeladene Mum, die nie aufgehört hat zu sagen, dass sie den Kampf aufnimmt ist nur noch ein kleines Häufchen Elend. Man hat ihr letzten Donnerstag 6 Liter Wasser punktiert und sie dann so einfach nach Hause geschickt. Seit diesem Tag ist es noch viel schlimmer und ich habe permanent Angst, dass das Telefon klingelt und.....(ach verdammt!!) Am Sonntag hat mein Sohn Kommunion und ich möchte ihm den Tag so schön wie möglich machen, aber wie es aussieht kann seine Omili nicht dabei sein und es wird uns allen sehr schwer sein.... So, ich weine schon wieder...... Seit gestern hat Mum nun ausser der Kreislaufproblemen auch noch starke Schmerzen und ihr Arzt hat gesagt, dass wir wohl demnächst auf Morphiumpflaster umsteigen sollen und mal an die Palliativstation denken sollten..... Mum will es nicht wahrhaben, dass es so schlecht aussieht und ist wütend auf die ganze Situation. Gestern war ihre größte Sorge (trotz starker Schmerzen), dass sie uns ja jetzt die Kommunion voll versaut....... Ich musste mit das mal von der Seele schreiben, denn ich habe so eine Gefühlsachterbahn: mal traurig, mal wütend, mal verzweifelt, dann wieder versuche ich trotz allem noch zu hoffen, aber es fällt so schwer. Man sieht einen geliebten Menschen leiden und kann nur daneben sitzen und ihm nicht noch auf den Wecker fallen.. Vielleicht geht es ja dem ein oder anderen auch so besch... wie mir und er hat Lust mit mir gemeinsam zu jammern und zu fluchen.... Eure sehr traurige Maddie |
#2
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AW: Ich bin so traurig und wütend.....
liebe maddie,
ich kann mich sehr gut in dich hineinversetzen, auch ich habe manchmal diese gefühle der hilflosigkeit, wut und trauer. meine mutter ist am 20.12.2007 im alter von 69 jahren an einer lungenembolie verstorben. anfang 2008 bekam mein vater (jetzt 73) die diagnose nieren-ca. zeit zur trauer oder zum nachdenken hatte ich nie. ich habe immer nur versucht, meinen vater aufzubauen. die lieben freunde meiner eltern haben sich nach und nach verabschiedet, bis auf einige wenige. d.h. alles blieb an mir hängen. es gab sogar tage, da war ich auf meine über alles geliebte mama sauer, weil sie mich mit dem ganzen "scheiß" allein gelassen hat. wir waren eine kleine glückliche familie. ich habe keine geschwister, bin verheiratet und habe eine tochter. mittlerweile sind wir ein gut eingespieltes team, aber die verantwortung lastet doch auf mir. es gibt tage, da könnte ich alles hinschmeißen und einfach abhauen. na klar, das würde ich nie tun, aber manchmal bin ich nur kaputt und innerlich total leer von all den sorgen und ängsten. aber wenn so wie jetzt die sonne scheint und ich meinem vater ein lächeln entzaubern kann, entschädigt mich das für vieles. ich möchte keinen falschen eindruck hinterlassen, ich mach das wirklich alles sehr gern und würde es immer wieder tun, nur manchmal spielt die psyche einfach nicht mit. ich wünsche dir schönen tag ohne allzuviel sorgen um deine liebe mutter diana Geändert von DianaR (14.04.2010 um 11:39 Uhr) |
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AW: Ich bin so traurig und wütend.....
Hallo Maddie,
ich kann dich auch gut verstehen. Diese Hilflosigkeit hab ich auch manchmal. Könnte an manchen Tagen nur heulen. An mir bleibt auch alles hängen, ich mache es aber auch gerne. Mama hat Demenz und Papa Lungenkrebs. Selber weiß ich auch nicht, wie es weiter gehen soll, wenn Paps nicht mehr da ist. Mama braucht immer jemanden. Ich bin selber berufstätig. Ich weiß es nicht! Ich bin sooooo wütend auf diesen Schei.......... Krebs und dann aber wieder so verzweifelt. Wir müssen einfach stark sein auch für unsere Eltern Ich wünsche dir noch ganz viel Kraft. Tschüss Christiane
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Mein Papa: ED Dezember 2009 kleinzelliges Bronchialkarzinom gestorben am 5. Januar 2011 |
#4
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AW: Ich bin so traurig und wütend.....
Hallo Ihr drei!
Ich danke euch, dass ihr auf mein Jammern antwortet. Das ist ja nicht selbstverständlich. Meistens hoffen alle Leute, dass man auf ihr "na wie geht's" einfach sagt: "gut". Momentan sage ich ehrlich, wie es mir geht und das wirft sehr oft sofort eine kalte Stimmung in die Luft und alle versuchen schnellstmöglich ein anderes Thema zu finden. Ich sehe, dass ich mit meinen Ängsten, Nöten und meiner riesengroßen Wut auf das, was man Schciksal nennt nicht ganz alleine bin. Ja ja, man funktioniert so vor sich hin, schaut dass alles läuft, macht Mut, damit es dem Kranken etwas die Moral anhebt und erledigt den täglichen Kram (Arbeit, Haushalt usw....). Wie lange so etwas für einen selbst gut geht ...... wer weiß ???? So, ihr Lieben, wieder etwas von der Seele geschrieben. Muss jetzt meinen Sohn von der Schule abholen. Bis dann! Euch allen viel Mut und Kraft und AUsdauer! Maddie |
#5
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AW: Ich bin so traurig und wütend.....
Hallo Maddie,
nein du bist nicht allein. Ich selber bin froh dieses Forum gefunden zu haben. Es erleichtert wenn man jemanden sein Gefühlschaos mitteilen kann. Ich habe bis jetzt nur nette Leute hier kennen gelernt. Vor allem mit einer Userin bin ich ständig in Kontakt und wir bauen uns gegenseitig auf. Also Kopf hoch, denk daran wir sind alle hier und helfen uns so gut es geht. Tschüss Christiane
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Mein Papa: ED Dezember 2009 kleinzelliges Bronchialkarzinom gestorben am 5. Januar 2011 |
#6
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AW: Ich bin so traurig und wütend.....
hallo Maddie
es íst jetzt grad ein Jahr her, daß ich auch all diese Gefühle durchlebt - oder soll ich sagen "durchlitten"? habe. Hilflosigkeit, Angst, Trauer, Leid - und dann irgendwann Erkenntnis, Resignation und die Hoffnung, daß es jetzt dann nicht mehr lange dauern wird, bis meine Mutter erlöst wird. Bei uns damals hat es sich innerhalb nur weniger Wochen abgespielt - von der letzten Diagnose bis zum Ende. Es ist ein schwerer Weg, ein schmerzvoller Weg auch und gerade für die Angehörigen. Eines wird dich allerdings nicht weiterbringen - und das ist Zorn/Wut auf das, was man Schicksal nennt. Im Grunde kann man das Schicksal, oder wie immer man es nennen will, nur annehmen und zusehen, wie man irgendwie damit fertig wird. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo alles kämpfen nichts mehr hilft. Du kannst jetzt nur noch für deine Mama da sein, dafür sorgen, daß sie möglichst schmerzfrei ist - und nicht demnächst Morphiumpflaster, wenn sie Schmerzen hat, sondern sofort! Begleite sie auf ihrem Weg mit all deiner Liebe, nutzt die Zeit, die euch noch bleibt. Viel Mut und Kraft wünsch ich dir
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Liebe Grüße, Cori Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich. Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009 |
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