Ich habe solche Angst

[Jaecky]

Meine Lieben,

ich danke euch, dass ihr an uns denkt. Ich dachte immer es könnte kaum schlimmer werden aber da hab ich mich geirrt. Papas Verlegung am Freitag hat geklappt und es ist doch ein Unterschied für uns mit dem Fahren. So sind wir jetzt jeden Tag bei Ihm. Es tut weh, seinen Verfall ansehen zu müssen. Mittlerweile isst er nicht mehr, auch mit füttern klappt es nicht. Sie haben ihm jetzt Windeln angelegt, da er es nicht mehr alleine auf Toilette schafft und es nicht mehr sagen kann, wenn er muss. Er schläft nur noch, macht ab und zu die Augen auf und gleich wieder zu. Wenn er mal kurz wach ist, geb ich ihm immer was zu trinken, damit er wenigstens auch ein bisschen Flüssigkeit über dem Mund zu sich nimmt. Das andere geben sie ihm über die Tranfusion. Erschrocken waren sie auf der Station, das er keinen Port hat und sie immer Fexülen legen müssen, er ist total zerstochen und die Stellen sind alle so blau.

Das Personal auf der Station ist sehr sehr nett. Eine Schwester ist eine sehr gute Bekannte von meinem Bruder, die gesagt hat, wenn was ist ruft an ich kümmer mich drum. Gestern hatten wir noch ein langes Gespräch mit der Oberärztin. Sie sagt, es kann sein das er jetzt jeden Tag einschläft. Heute will Mama mit der Sozialarbeiterin eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung machen. Papa kann ja nichts mehr entscheiden und zu guten Zeiten wäre das nicht möglich gewesen, er hätte das aber auch nicht so gewollt. Er hat auch jetzt ein Einelzimmer und Mama hat gestern entschieden, über Nacht zu bleiben. Ich bin dann mit meinem Bruder kurz nach Hause Sachen holen und vor allem ihre Medikamente, die darf sie ja auch nicht vergessen. Ich hab nen Schreck bekommen, da nur ein Sessel für sie in dem Zimmer steht. Ich hatte mir doch tatsächlich eingebildet, sie hat auch ein Bett zum Schlafen. Auch haben wir besprochen, dass sie Papa auch die Warteliste für ein Hospiz setzen. Ob er das noch schafft, keine Ahnung wir werden sehen. Sie schafft das nicht zu Hause, sie ist ja auch krank. Wir fühlen uns aber schlecht, wir wollen ihn ja nicht abschieben. Aber wir sehen auch keine andere Möglichkeit, die Räumlichkeiten geben es zu Hause auch nicht her. Meine arme Mama, sie ist so verzweifelt und wir wissen nicht, wie wir sie trösten können. Wir können meinen Papa nicht ersetzen. Ich muss gleich noch bei ihrem HA anrufen, sie braucht ja eine Krankschreibung wenn sie jetzt bei Papa ist. Nun ist er im Urlaub und ich muss mich mit seiner Vertretung auseinander setzten. Na mal sehen, was das wird und ob die ohne Weiteres einen KS für mama ausstellt auch wenn sie nicht kommt.

Meine Schwester hat arge Probleme. Sie verkraftet es sehr schlecht, ist nur am Weinen. Nun haben wir auch Angst, es ist ja bestimmt nicht gut für das Baby. Meine Schwägerin kommt auch nicht mit klar und wir haben gesagt, sie braucht nicht zu Papa fahren - sie kann das nicht hat sie gesagt. Wir sind ja auch nicht böse, sie muss ja auch an ihr Baby denken. Es macht mich so traurig, dass mein Papa nun seine neuen Enkelchen nicht mehr kennen lernen wird. Er hat sich doch sooo gefreut.

Meine Schwester fährt heut morgen rüber und ich fahr mit Ronny heute Nachmittag. Dann ist Mama nicht den ganzen Tag allein. Meine Schwester bleibt nun doch noch bis Donnerstag. Mal sehen, vielleicht bleibt sie ja noch eine Weile alleine hier - mal schauen, was die Woche nun noch so kommt.

LG Jäcky

[monika100]

Liebe Jacky,

dein Bericht ist sehr traurig - und doch steckt da so viel Liebe drin, so viel Nähe, so ein Zusammenhalt, so ein "für deinen Vater da sein"...
Ihr tut ALLES für deinen Vater, mehr geht nicht!
Das ist nicht selbstverständlich - da kannst du stolz drauf sein.

Dass er so viel schläft ist gut, das war bei meinem Vater am Ende auch so, dann kriegt er wenigstens nicht so viel mit. In der Hinsicht ist er eigentlich besser dran als ihr.

Liebe Jäcky, ich weiss nicht ob es nutzt, aber ich denke sehr oft an dich und schick euch Kraft rüber. Für deinen Vater werde ich hier in Kevelaer nochmal eine Kerze anzünden und hoffen, dass ihm das irgendwie hilft.

Drück dich, Monika

[Mirilena]

Ja, das ist sehr traurig, aber ich gebe Monika recht... es ist gut, wenn dein Papa viel schläft. Dann bekommt er selbst nicht so viel mit... Ich denke, dass er auch einfach keine Kraft mehr hat, der Blick ist bereits nach innen gerichtet, der Ballast abgeworfen, es wird Zeit...

Jäcky, es tut mir so leid! Sage deinem geliebten Papa, dass er nun gehen darf, wenn keine Kraft mehr da ist... Er weiß, wie sehr du ihn liebst und dass du alles, wirklich alles für ihn getan hast. Er ist von eurer Liebe umhüllt und ganz friedlich. Schön, dass immer jemand von euch bei ihm sein kann. Meine Gedanken sind bei euch und ich werde heute Abend daheim auch eine Kerze für deinen Papa anzünden...

Ich umarme dich ganz fest
Miri

[rita2210]

Liebe Jaecky,

du hast einige Tage nicht geschrieben und ich verstehe das nur zu gut und habe mir schon gedacht, dass du sicherlich völlig ausgelaugt bist. Du und deine gesamte Familie. Es sind diese Tage und Stunden vor dem langen Abschied, die kraftraubend sind, tausend Gedanken, die einem durch den Kopf schießen, viele Erledigungen...einfach keine Ruhe, vielleicht denkst du noch nicht einmal die Ruhe zu haben, deinen Papa einfach nur ganz sanft zu begleiten. Das Herz schlägt einem im Halse....

Aber, Liebes, nimm dir genau diese Zeit, ich würde versuchen bei Ihm zu sitzen, einfach nur da zu sein, dich mit deiner Mama und Schwester zu unterhalten, wenn euch danach ist. Ihm auch zu sagen, was ihr unbedingt sagen wollt. Sich jetzt schon Gedanken zu machen, welche Worte ihr ihm mit auf den Weg geben wollt, Worte, die er mit ins Regenbogenland mitnehmen wird und ihr euch später diesbzgl. keine Sorgen machen müsst, irgend etwas ungesagt gelassen zu haben.

Und ich würde ihn noch einmal richtig spüren. Seine weiche Hand halten, seine Wangen mit deinen Wangen liebkosen und seinen Geruch einatmen. Das würde ich so lange machen, wie es möglich ist.

Ich weiß Jaecky, du hast auch zwei Jungs, ich auch, mein Mann und auch meine Schwiemu haben mir die Kids so oft abgenommen wie möglich, damit ich Zeit für meine Mama hatte. Ich bin so dankbar dafür, ich danke beiden so oft, dass sie mir das ermöglicht haben. Es hilft mir bei meiner Trauerarbeit.

Ach du Liebe, ich wünsche euch, dass dein Papa sanft rübergleiten darf, dass ihr diesen ersten Frieden danach spürt und diese stille Macht und des Rübergleitens spürt, sie hat mir trotz des Verlustschmerzes so viel Kraft gespendet und wird es wohl ein Leben lang, bis meine Zeit gekommen ist.

Ich wünsche, dass ihr euch in der Familie gegenseitig Karft spenden könnt und spürt, was dein Papa und deine Mama gemeinsam geschaffen haben, nämlich eine wunderbare große Familie, die weiter wächst...der Ursprung liegt in deinen Eltern (unsere Familie wächst auch, meine Schwester bekommt im November ein Mädchen.

Fühl dich verstanden von mir in allem was du und ihr gerade durchmacht und ich halte dich fest im Arm, in Gedanken bei euch.

Rita

[Billchen]

hallo Liebes....

schön dass du dich gemeldet hast.....ich denke sehr sehr oft an euch alle...

Ich freue mich dass dein Papa nun bei euch in der Nähe ist und ihr keinen weiten Weg mehr zu fahren braucht...

So wie es den Anschein hat sind die Zeilen von Mirilena wohl wahr und dein lieber Papa ist auf dem Weg....sagt ihm dass er sich auf die Reise begeben darf..vielleicht wartet er darauf dass ihr ihn loslassen könnt....

Ach Jäcky....ich würde mir für euch wünschen dass dieses Menschenunwürdige dahinvegetieren deines Vaters ein Ende nimmt....

wenn ich zurückdenke wie schlimm der doch plötzliche Tod von Mama war...wie unvorbereitet und ohne direkten Abschied.....
NEIN....
ich möchte nicht tauschen wollen,keine Sekunde euer Leben haben wollen......denn ihr geht grade durch die Hölle....ich weine mit dir und ich wünschte mir ich würde Worte finden die dich trösten könnten...

So nehme ich dich still in Gedanken in meine Arme und weine mit dir
Viel viel Kraft für die kommenden Tage
Sybille

[molüfunidami]

liebe jaecky!

dieser weg, den ihr jetzt gehen müsst, ist einer der schwersten, die es im leben überhaupt gibt, einen geliebten menschen gehen lassen...

ich weiss, es tut unglaublich weh.
wie auch rita schon schrieb, versuche noch einmal, alles in dich aufzusaugen,
das gesicht deines papas, seine hände, seinen duft.
sage ihm, wenn du es kannst, dass er gehen kann, du ihn loslässt und ohne ihn zurechtkommen wirst, wie sehr du ihn liebst...

ich denke an dich, deinen papa, deine familie.

fühle dich ganz feste umarmt,
liebe, liebe grüsse, dani

[Jaecky]

Heute waren wir lange bei Papa. Wir sind nicht weg gekommen, hatten Angst zu gehen. Ich habe ihm was zu trinken gegeben, da hat er auf einmal seine Decke aufgedeckt und gesagt, das er auf Toilette muss. Ich hab ihm dann gesagt, dass er eine Windel umhat und er es laufen lassen kann. Das hat so weh getan.

Wir hatten heut noch ein Gespräch mit der Sozialarbeiterin vom KKH. Ich koche immernoch vor Wut. Wir haben uns entschieden, Papa in einem Hospiz unterzubringen - schweren Herzens. Das kam von der so rüber, nach dem Motto wir schieben ihn ab. Ich hab dann gesagt, das es uns nicht möglich ist, auch nicht räumlich. Da war die völlig bl... und sagte ich hab auch schon ein Pflegebett in einer Zweiraumwohnung untergebracht. Wir 4 haben gemeinsam entschieden und die kennt uns doch nicht. Wir tun was wir können zu jeder Zeit. Es tut so schon unendlich weh, da brauchen wir nicht noch solch eine schlaue Person. Dann haben wir ja noch diese Vorsorgevollmacht gemacht, und die hat dann Papa gefragt - haben sie denn auch Vertrauen zu ihrer Frau? Also echt, ich hätte die würgen können. Morgen vormittag kommt sie nochmal, wegen dem Hospiz. Also wenn die dann nicht ein bisschen zurücktritt, dann flipp ich aus. Wir sind am Ende unserer Kräfte, völlig verzweifelt und unheimlich traurig - warum gibt es solche schrecklichen Menschen, die einen das Gefühl geben, man tut nicht genug?? Das ist echt gemein und macht mich sehr traurig. Ich zweifle nun wieder, tun wir genug??? Könnten wir nochmehr machen?

Als wir uns von Papa verabschiedet haben, hat ich ihn einen Kuss auf die Stirn gegeben und gesagt, dass wir morgen vormittag wieder kommen und das ich ihn lieb hab und er jetzt ruhig schlafen soll. Das hat er ja gesagt und gleich wieder die Augen zugemacht.

Nun hab ich heut mal ein bisschen Dampf abgelassen, aber ich bin heut auch wieder besonders traurig.

LG Jäcky

[molüfunidami]

oh, liebe jaecky,
wie schrecklich!

als meine ma sagte, sie möchte ins hospiz, habe ich bei unseren umliegenden hospizen angerufen ( bei uns gibt es nur drei) und habe erreichen können, dass sie schnellstmöglich dort aufgenommen wird. mein papa und ich haben sie besichtigt, und waren total glücklich, ein wirklich schönes , letztes zuhause für sie gefunden zu haben!

solltest du die zeit haben, kümmere dich selber, andere tun es nicht so dringlich.

ihr braucht unbedingt die notwendigkeits-bescheinigung von den ärzten, ohne diese kann dein papa in kein hospiz einziehen, da dann die krankenkasse/pflegekasse nicht bezahlt.

sorry für dieses blöde drumherum, aber wir mussten auch schnell handeln, damit diese ganze bürokratie klappte...

ich möchte dir noch sagen, dass die "schönste" zeit dann im hospiz war, obwohl wir nur noch 8 tage mit meiner ma hatten.
auch als angehörige werdet ihr unglaublich lieb mitbegleitet, vorbereitet auf das, was auf euch zukommt.

ich bin unglaublich dankbar, dass wir es auf diese weise erleben durften!

liebe jaecky, ich wünsche euch, dass es für euch genauso "schön" sein wird.

von herzen alles liebe und ganz viel kraft, dani

[monika100]

Hallo Jäcky,

mach dir keinen Kopf, IHR TUT GENUG!
Ich finde die Entscheidung mit dem Hospiz gut, ich selbst habe da noch keine Erfahrungen mit gemacht, aber mehrere Bekannte von mir. Alle sagen, dass das ein guter Schritt ist und dass der Angehörige und man selbst da gut aufgehoben und betreut ist.

Nicht jeder hat den Mut oder die Möglichkeit, einen fast sterbenden Angehörigen nach Hause zu holen. Wir hätten das bei meinem Vater auch gern getan, aber dadurch dass er solche Atemnot hatte und wir ihn gar nicht hätten versorgen können, war es uns auch nicht möglich ihn nach Hause zu holen.

Dass die Sozialarbeiterin deinen Vater nach dem "Vertrauen zu seiner Frau" gefragt hat, das musste sie vielleicht tun - streicht das einfach in eurem Kopf.
Kommt sie dir allerdings nochmal irgendwie blöd, dann weise sie in ihre Schranken, ihr habt Sorgen genug, braucht Hilfe und keine blöde Anmache.

Alles Liebe
Monika

[carla44]

Meine liebe Jäcky,

zuerst möchte ich Dich einfach in den Arm nehmen und Dir ein wenig Halt geben in dieser schweren Zeit.
Es ist schön, dass Dein Papa jetzt näher bei Euch ist und Ihr keine halbe Weltreise mehr zu ihm machen müßt. Die ganze Zeit, die man verfährt, ist so unnütz, diese Zeit könnt Ihr jetzt viel besser mit Deinem Papa verbringen.

Ich hoffe sehr, dass Ihr bald einen Hospizplatz bekommt. Ich selber habe damit auch keine Erfahrungen, bisher aber nur Gutes darüber gehört und gelesen.

Dass Dich die Worte der Sozialarbeiterin verletzt haben, kann ich gut verstehen. Du bist halt sehr dünnhäutig geworden nach all diesen schweren Wochen und Monaten. Nimm es nicht so persönlich. Die Frau muss auch ihren Job machen und steht Euch natürlich emotional nicht so nahe. Ich glaube einfach auch, dass man in so einem Job eine Distanz haben muss, um das überhaupt machen zu können.
Und natürlich tut Ihr als Famile ALLES, was Menschenmöglich ist, damit Dein Papa in Ruhe und Frieden seinen letzten Weg auf dieser Welt gehen kann. Jeder, der etwas anderes behauptet, hat schlichtweg gelogen. Ich denke, wir alle hier, die Deinen Weg mitverfolgen, wissen das.

Ich hatte auch ein super schlechtes Gewissen, als ich meinen Papa ins Heim gebracht habe. Aber es gab keine Alternative. Zu Hause bei mir wäre es nicht gegangen und bei meinen Eltern mit einer total überforderten Mutter? Nein schon allein der Gedanke daran, geht gar nicht. Das wäre für die Beiden die Hölle geworden. Es hätte nicht mal ein vernünftiges Pflegebett in die Wohnung gepaßt. Mein Papa konnte ja nicht mal mit dem Rollator durch die Türen und den Flur gehen...

Mach Dir deswegen bitte keine Gedanken. Ihr tut das Richtige und Euch geht es immer nur darum, dass Dein Papa die bestmögliche Betreuung erhält. Und das alleine zählt.

Ich wünsche Dir für heute viele gute Momente mit Deinem Papa und Deiner Familie an der Seite. Ich umarme Dich noch einmal und schicke Dir viel Kraft für heute.
Ganz liebe Grüße
Carla

[Jaecky]

Heut war ich mit meinem Bruder schon vormittag bei Papa. Mama ist ja den ganzen Tag dort.

Diese Sozialarbeiterin war heute netter. Sie hat zwar ne grobe Art aber sie war viel freundlicher und hat den Hospizantrag mit uns ausgefüllt. Der wird nun schnellstmöglich weg gefaxt und wir werden sehen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Zwar ist es wieder weiter, als jetzt aber ergal. Ne 3/4 Stunde geht ja auch noch. Zum Glück können ja mein Bruder und ich unsere Arbeitszeiten ganz gut selbst einteilen. Wie machen das nur Angehörige, die 8 Stunden arbeiten? Ich hab keine Ahnung, wir gehen ja so schon auf dem Zahnfleisch.

Als wir heute hin gekommen sind, hab ich mich richtig gefreut. Sie haben ihn rasiert und er hatte ein sehr schönes T-Shirt von sich an. Er sah dadurch richtig ein bisschen frischer aus. Ich hab mich dann zu ihm gebeugt und guten Morgen gesagt und ihm erzählt, dass Ronny und ich wieder eine weile da sind und hab ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben. Da hat er einen Kussmund gemacht, da hab ich ihn einen sanften Schmazer gegeben. Es war richtig bewegend für mich. Also hat er gemerkt, dass wir gekommen sind.

Aber er ist auch so schwach, er hatte zwar seine Augen ein bisschen geöffnet aber er bekommt kein Wort mehr raus und das Schlucken bereitet ihm arge Schwierigkeiten. Auch hat er heute vermehrt geröchelt, er hustet den schleim nicht ab. Er räuspert sich zwar aber ein richtiges Husten ist einfach zu anstrengend. Heute war es mit dem Trinken aus sehr schlecht, das meiste ist aus dem Mund gelaufen, wahrscheinlich weil ihm das Schlucken so schwer fällt.

Beim Tschüss sagen, hab ich ihm gesagt, dass Ronny und ich nach Hause fahren, Mama aber noch da bleibt - hab ihm gesagt, dass wir ihn lieb haben und hab ihn wieder einen Kuss auf die Stirn gegeben. Aber das hat er nicht mitbekommen, er hat gar nicht reagiert. Morgen bekommt er wieder einmal Blut. Aber die Oberärztin hat gesagt, es ist ein Fass ohne Boden. Er hat sie zwei oder drei Stunden später schon wieder verbraucht und seine Werte sind wieder gleichermaßen katastrophal.

Da wir jeden Tag dort sind, fällt es mir irgendwie leichter, damit umzugehen, ihn etwas zu erzählen und zu streicheln auch wenn er so fest schläft und nicht reagiert. Das war anders, als wir nicht so oft bei ihm sein konnten. Man arrangiert sich irgendwie damit und unsere Gemeinsamkeit gibt uns Kraft. Mama hat gestern erst gesagt, dass sie stolz auf uns ist, da wir ihr so zur Seite stehen. Ich seh das als selbstverständlich an. Er ist unser Papa und wir lieben ihn ja so sehr.

Wir haben gestern abend Mama wenigstens zum Schlafen mit nach Hause genommen. Sie hat ja nur einen Sessel und da war es mit Schlafen natürlich nichts. Und wenn sie uns jetzt aus den Latschen kippt, hilft sie damit niemandem. Ich hab gestern auch gesagt, wenn Papa sich äußern könnte würde er sagen - scher dich nach Hause. Sie ist dann auch gleich nach dem Abendessen ins Bett gegangen und hat sogar ein wenig schlafen können. Das ist doch schon was. So hat sie heut wieder ein bisschen mehr Kraft um den ganzen Tag bei ihm zu sein.Sie ist ja jetzt auch erstmal 2 Wochen krank geschrieben. Ich hab ihr gesagt, wieso sie dazu Urlaub nehmen will, so ein Blödsinn.

Ihr Lieben ich danke euch für euren Beistand. Ich wäre schon so oft aufgeschmissen gewesen, hätte ich euren Rat und euer Mutmachen nicht gehabt. Danke!

LG
Jäcky

[Mirilena]

Meine liebe Jäcky,

na, das klingt doch schon alles sehr viel besser... Ich meine mit der Sozialarbeiterin... Wir alle drücken euch ganz fest die Daumen, dass dein Paps so schnell wie möglich ins Hospiz wechseln kann!

Ich bin froh, dass es nun leichter für euch ist, deinen Vater zu besuchen und Zeit mit ihm zu verbringen. Und ich musste lächeln, als du von dem Kussmund schriebst, den er gemacht hat. Wie schön!!! Auch wenn dein Papa sehr schwach ist und viel schläft... Ihr seid zusammen! Und das ist das Einzige, was jetzt zählt. Klasse, dass dú deine Mama mit heim genommen hast und sie so ein wenig Schlaf bekam. Ach Jäcky, ihr seid wirklich eine tolle Familie und einer ist für den anderen da. Man spürt das durch die Zeilen hindurch! Und dein Papa spürt das auch, selbst wenn du meinst, er würde nichts mitbekommen. Und ich bin mir sicher, dass ihn das sehr, sehr glücklich macht...

Ich knuddel dich
Miri

[Jaecky]

Morgen ihr Lieben,

gestern hab ich noch mit Mama telefoniert. Papa hat nun Fieber bekommen, 38,5 und vormittag hat er schon ein wenig geröchelt. Aber im Laufe des Tages ist das noch schlimmer geworden. Sie haben ihm da irgendein Pflaster drauf gemacht, das alle 3 Stunden gewechselt wird aber geholfen hat es nicht. Auch das Mittel gegen das Fieber hat nicht wirklich was bewirkt. Gestern nachmittag hat er auch nichts mehr getrunken und nichtmal einen Löffel Joghurt genommen. Gestern war noch ein Chirurg da und wollte sich sein Bein ansehen. Mama sagt, er hat es nur angefasst, da hat Papa schon geschrien. Er hat gesagt, es soll nur neu verbunden werden und sonst macht er da nichts. Was soll das auch? Das braucht er nun wahrhaftig nicht.

Was kommt denn nun noch? Warum muss sich mein armer armer Papa so quälen? So schlecht kann niemand sein, und mein Papa war ganz gewiss kein schlechter Mensch. Warum kann er nicht einfach sanft einschlafen? Nein da muss immernoch was oben drauf.

Heut fahr ich mit Ronny wieder nachmittag rüber, Mama ja schon nachher. Ich hab gestern zu meinem Mann gesagt (er wollze Papa gern nochmal besuchen) wenn er ihn wirklich nochmal sehen möchte, soll er es so schnell wie möglich tun, die Zeit läuft uns einfach davon.

LG
Jäcky

[carla44]

Guten Morgen, liebe Jäcky,

Du hast sicher recht, die Zeit wird Euch davon laufen.

Ich glaube, dass Der Körper Deines Papas einfach keine Kraft mehr hat, sich gegen all diese Attacken zu wehren. Er kann nicht mehr kämpfen.
Und verdient hat er diese Schmerzen ganz bestimmt nicht. Gerecht ist das alles nicht, aber wir können das leider auch nicht ändern.

Ich wünsche Dir, dass Dein Papa ruhig einschlafen kann. Dass er keinen Schmerzen haben muss.

Dass er nicht mehr trinken mag, das ist normal. Ich habe die letzten Tage bei meinem Papa nur noch die Lippen nass gemacht. Die Pflegerinnen hatten mir da so Stäbchen mit einer Schaumgummispitze gegeben. damit ging das recht gut.

Ich umarme Dich ganz doll und bin in Gedanken bei Dir und Deiner Familie.
Liebe Grüße
Carla

[monika100]

Liebe Jäcky,

dieses Auf und Ab ist kaum zu ertragen - kaum ist man ein bisschen ruhiger, schon kaumt was Neues oben drauf. Das tut mir sehr leid, komm mal her.

Vielleicht bekommt er jetzt eine Lungenentzündung o. ä., passiert ja oft bei schwer kranken Menschen im Kh.?
Mein Vater konnte am Ende auch nicht mehr trinken, nicht mehr richtig schlucken, nichts mehr sagen...
Gut, dass er so viel schläft, vielleicht ist das dann für ihn alles wie "ein schlechter Traum".

Ich bin in Gedanken bei dir,

Monika