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  #421  
Alt 22.11.2005, 12:08
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Eike Eike ist offline
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Liebe Inge,

mir geht es genauso wie Dir. Viele Angebote von Nachbarn und Bekannten habe ich bekommen. Sie meinen es zum größten Teil auch ehrlich und es sind nicht nur Phrasen. Aber unsere Trauer können sie uns ja nicht nehmen. Unsere Männer gibt es uns nicht wieder.
Vielleicht hast Du recht und es wäre wirklich schön, wenn wir uns einmal treffen könnten. Es kann m.E. auch einen großen Teil zur Trauerbewältigung beitragen. Viele Menschen sind zu beklagen, aber bei uns scheint vieles parallel gelaufen zu sein.
Lass mich mal wissen wo Du wohnst - vielleicht wäre ein Treffen möglich. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen.

Liebe Grüße
MarionOWL
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  #422  
Alt 22.11.2005, 12:14
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Eike Eike ist offline
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Standard AW: Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Hallo liebe Britta,

wie geht es dir? Jetzt haben uns schon so viele verlassen, die wir gemeinsam im Blickfeld hatten.
Ich gehe wie in Trance durch die Räume und denke "gleich werde ich wach, es ist nur ein böser Traum".
Deine stets liebevolle Art war mir in der Vergangenheit immer ein großer Trost und ich hoffe, dass ich dir davon etwas wiedergeben kann. Aber vorerst sei dir und deiner Familie nur Positives beschieden.
Ich werde deine Eintragungen immer weiter verfolgen.

Sei ganz lieb gegrüßt von deiner
MarionOWL
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  #423  
Alt 22.11.2005, 23:03
Inge und Jürgen Inge und Jürgen ist offline
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Standard AW: Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Hallo Marion,

danke für Deine Antwort. Ich habe vor einer 1/2 Std.schon mal reingeschaut aber noch nicht einmal meinen Beitrag von gestern gefunden. Nun war er doch da und Deine Antwort. Ich weiss nicht ob es so gut ist hier meine Adresse reinzuschreiben. Ich lebe in Vellmar (bei Kassel). Meine Handy-Nr. o173 7310509.
Wir können vielleicht nächste Woche mal telefonieren, ich würde ich freuen.

Jetzt muß ich erst mal den Donnerstag überstehen und ich mich warscheinlich erst mal wiederfinden. Ich renne den ganzen Tag wie ein angestochenes Huhn durchs Haus und mir fallen 1000 Dige ein , an die ich denken wollte. Außerdem geht das Telefon ununterbrochen und Trauerbesucher kommen ständig vorbei. Es tut ja wirklich gut die hinter uns liegenden Tage nochmal nachzuvollziehen, aber es tut auch jedesmal sehr weh.
Für Mittwochnacht habe ich schon mehrere Betten angeboten bekommen, aber ich denke ich bleibe lieber allein hier.
Ob ich die nächsten Tage in der Lage sein werde ins Forum zu gehen, kann ich jetzt noch nicht sagen. Mal sehen.
Bis dann, ich umarme Dich und hoffe, daß ich Dich damit ein bißchen trösten kann.
Liebe Grüße
Inge
  #424  
Alt 22.11.2005, 23:40
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Eike Eike ist offline
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Standard AW: Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Liebe Inge,

am Donnerstag werde ich ganz fest an Dich denken. Mir geht es genauso, die Anteilnahmen der Nachbarn usw. überwältigen mich, auf der anderen Seite bin ich dann froh, wenn es vorbei ist. Aber vielleicht gehört das ständige Erzählen der Krankheit/Erlösung zur Trauerbewältigung dazu - ich hoffe es.
Mir ist noch kein Termin zwecks Urnenbeisetzung für Eike bekannt aber ich denke, dass es auch in den nächsten Tagen der Fall sein wird.
Ich danke Dir für die Handy-Nummer. Wenn alles etwas ruhiger geworden ist, werde ich mich mal melden. Ich drück Dich ganz fest und bin in Gedanken an Deiner Seite, denn Dein Schmerz ist auch mein Schmerz.

Liebe Grüße
MarionOWL
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  #425  
Alt 24.11.2005, 16:48
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Liebe Inge, liebe Marion,
schon seit einigen Monaten verfolge ich (als stiller Gast) Marions Thread. Mein Mann hat seit 9 Monaten die Diagnose "inoperables Pankreas-Karzinom".
Ich habe momentan nicht die Kraft, viel zu schreiben, denn die Hölle, durch die Ihr und Eure lieben Männer gehen mussten, liegt zumindest teilweise, noch vor uns. Ich möchte nur ausdrücken, dass Ihr mir mit Euren Beiträgen schon so sehr geholfen habt (mehr als der Psychotherapeut, den ich einige Male aufsuchte! Bei ihm hatte ich immer das Gefühl, dass er von etwas redet, von dem er keine Ahnung hat).
Wir sind, soweit ich es mitbekommen habe, so ganz ungefähr im selben Alter (mein Mann ist 65, ich 61). Manchmal habe ich schon gedacht "das könnte ich geschrieben haben", weil Ihr die Gefühle, die wir durchleiden müssen, oft so treffend ausgedrückt habt. Ich hoffe, dass ich bis zum Ende unseres bitteren Weges auch so viel Kraft und Würde aufbringen kann wie Ihr sie gezeigt habt. Hoffentlich gibt es den Thread "Spezialklinik in OWL" noch eine Weile, damit ich mich evtl. mal wieder melden kann - habe leider noch keine Erfahrung mit Internet-Foren.
Ich wünsche Dir, liebe Marion und Dir, liebe Inge - obwohl ich Euch gar nicht persönlich kenne, alles erdenklich Gute. Ich wünsche Euch, dass Euer Schmerz mit der Zeit immer ein wenig erträglicher wird und Ihr wieder Frieden finden könnt.
Liebe Grüße,
Anemone
l

Geändert von Anemone (24.11.2005 um 17:20 Uhr) Grund: versehentlich zu früh abgeschickt
  #426  
Alt 24.11.2005, 20:08
nilmar nilmar ist offline
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Standard AW: Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Hallo zusammen - insbesondere an alle, die mich kennen (Mami und Britta),

jetzt habe ich ca. 1 Jahr lang den Berichten meines Vaters und meiner Mutter, als stiller Mitleser gefolgt, ohne jemals etwas dazu kommentiert zu haben. Heute möchte ich aber doch mal etwas schreiben:

Zum einen, ist es mir ein Bedürfnis noch einmal kund zu tun, was für ein super toller Mensch Eike gewesen ist. Bei allen Beerdigungen werden positive Worte für den Verstorbenen gefunden, aber bei "unserer" hatte ich das Gefühl, dass die Leute wirklich einen persönlichen Verlust empfunden haben, bzw. im Umkehrschluss, um es positiv zu sehen, dass Eike vielen Menschen ein Hilfe, ein Leitbild und eine Stütze gewesen ist.

Einer sagte:" Eike ist der netteste Mensch gewesen den ich beruflich kenne" . . . und das war er auch, bzw. so werden wir uns immer an ihn erinnern und sein Andenken auch so pflegen und weitergeben.

Viel mehr kann ein Mensch ja fast gar nicht mehr erreichen im Leben, als dass sich nach seinem Tod andere Leute positiv an ihn erinnern.

Des weiteren möchte ich auch sagen wie gut dieses Forum für die Betroffenen, aber auch für die Angehörigen ist. In den letzten Tagen lese ich mir immer die Beiträge von Eike aus den Anfängen dieses Threads durch. Seine für ihn so markante Schreib- und Ausdrucksweise ruft immer bestimmte Erinnerungen wach, bei denen ich unwillkürlich grinsen muss. Am Anfang wo er noch so voller Mut war und sogar noch schreibt: Erst mal "Kopf hoch" und Kämpft! Das ist allemal besser als aufzugeben. (04.01.2005)

Zu Britta sagte er kurze Zeit später: "Wenn bei deinem Vater "keine Heilung mehr möglich ist", lasst bloß den Kopf nicht hängen, das ist kein Todesurteil. Es bedeutet "nur", dass er jetzt "unheilbar krank" ist. Aber wie lange, dazu sagt die Beurteilung "keine Heilung mehr möglich" nichts aus, das kann auch noch viele Jahre sein." (06.01.2005)

Sein kpl. Krankheitsverlauf ist hier dokumentiert - erst durch ihn und dann durch meine Mutter. Auf der einen Seite wird dadurch der positive Kämpfer wachgehalten und auf der anderen Seite wird man sich bei den letzten Beiträgen immer daran erinnern, warum es letztendlich eine Erlösung für ihn war.

Ich hoffe auch für meine Mutter, dass sie nach den zwei Jahren Stagnation, bei denen sich alles immer um Krankheit und Tod drehte wieder zurück ins "Leben" findet. Aber auch das habe ich hier gelernt - anscheinend muss man wirklich jeden Fest und Feiertag einmal mitgemacht haben, um die Stufen der Trauer zu durchlaufen und Geschehenes aufzuarbeiten. Vielleicht bleibt einfach mal die Dankbarkeit für die schönen Erinnerungen, die man durch und mit dem geliebten Partner sammeln konnte.

Was ich letztendlich sagen möchte, ist, dass ich dieses Forum wirklich schätze, weil es dem Betroffenen und den Angehörigen aktiv hilft und zeigt, dass sie nicht alleine sind (gerade bei so einer Krankheit wie BSDK, bei der man doch sehr an zu hause gebunden ist). Dazu kommt noch, dass es im Nachhinein ein Medium ist, das dem Partner auch nach dem Tod noch eine Stimme verleiht und Erinnerungen wach hält.
Zu guter Letzt hilft es den ANgehörigen nach dem Verlust weiter - denn die vielen Hilfs- und Kontaktangebote, helfen doch auch. Und wenn man nur weiß, da ist jemand, der empfindet genauso.

So, jetzt habe ich zum ersten und wahrscheinlich letzten mal hier gepostet.
Mami - ich befürchte, dass Du heute vielleicht doch noch weinst, wenn Du das liest.
(Ich hoffe nicht wegen der Fehler )

Ich hab Dich lieb - Sandra
  #427  
Alt 24.11.2005, 22:05
Ute S. Ute S. ist offline
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Hallo Marion, hallo Inge,
ich habe meinen Vater am 6.7. an diese gemeine Krankheit verloren. Leider war er die letzten 3 Tage nicht mehr in der Lage zu sprechen. Was sagt dir das "nach oben"? Gibt es dir etwas positives? Ich hoffe es. Bei uns ging alles sehr still ab. Mein Vater war die letzten 3 Tage gar nicht mehr richtig da, hatte die Augen Tag und nach offen, etwas unruhig und hyperventilierte an seinem letzten Tag stark. Stellte auch das eine Bein im Bett auf. Wir haben viel mit ihm gesprochen und ihm gesagt, dass wir versorgt sind und er beruhigt gehen kann. Über die letzte halbe Stunde habe ich verfolgt, dass die Atmung ruhiger wurde und er immer längere Aussetzer hatte, bis er dann seinen letzten Atemzug tat. Dabei verzog er nochmal das Gesicht und dann war alles ruhig.
Die Beerdigung erfolgte im kleinen Rahmen und wir erfüllten ihm seinen Wunsch, den er schon vor Jahren geäußert hatte: Wie bei euch: Time to say goodbye... Meine Mum hatte über meine Chefin eine Sopranistin besorgt, die in Klavierbegleitung dieses Lied sang. Als sie anfing, stand meine Mutter auf, ging an den mit Sonnenblumen und Rittersporn geschmückten Sarg und legte die Hand drauf. Ich dachte, meine Mum kippt gleich um und stand ebenfalls auf. Es war keineswegs geplant, aber das Lied hat uns so mitgenommen, dass mein Ex-Mann, mein Lebensgefährte und meine Tochter nacheinander aufstanden und ebenfalls an den Sarg kamen. Es war furchtbar und schön zugleich. Als das Lied zu Ende war, hatte meine Mutter die Kraft, sich umzudrehen und bei der Sängerin zu bedanken. Überhaupt war die Trauerhalle sehr schön geschmückt. Leuter Blütenblätter lagen auf dem Boden um den Sarg und kleine Teelichter. Das habe ich vorher noch nie gesehen.
Aber etwas für Inge: Du schreibst, dein Mann ist bei dir und ärgert dich: Diese Erlebnisse hatte ich anfangs auch, aber nur kurz. Meine Mutter hatte dieses Phänomen etwa 6-8 Wochen lang: Einmal hing die Baseballkappe meines Vaters an einem anderen Platz, obwohl niemand im Haus war, dann war ein Taschentuch, das er immer in seiner Jackentasche trug und das sich meine Mutter nur für nachts holte, um es in der Hand zu halten, morgens plötzlich blutig (mein Vater hatte öfter mal Nasenbluten)... Lauter merkwürdige Sachen. Aber seitdem geht es meiner Mutter besser. Sie fühlt, dass mein Vater bei ihr ist. Leider habe ich diese Phänomene nicht mehr. Ich vermisse meinen Vater so sehr.....

Euch alles Gute
Ute

Geändert von Ute S. (24.11.2005 um 22:15 Uhr) Grund: Verwechslung
  #428  
Alt 25.11.2005, 20:47
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Britta OWL Britta OWL ist offline
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Liebe Marion,

herzlichen Dank für deine lieben Zeilen. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass dir alles noch wie ein schlechter Traum vorkommt. Die Endgültigkeit zu begreifen, zu verarbeiten und damit weiterzuleben ist nun deine "Aufgabe".

Seit heute morgen befinde ich mich wieder zu Hause. Ich durfte bzw. musste mich ja am vergangenen Sonntag Richtung Nürnberg zur Messe begeben. Nun habe ich fünf Messetage hinter mir. Meine Füße schmerzen sehr und meinem Körper fehlt reichlich Schlaf. Ich hatte eigentlich vor, dich heute anzurufen. Leider ist meine Stimme aufgrund der Messe aber auch recht dünn. Ich hoffe, dass sie sich im Laufe des Wochenendes wieder regeneriert ... dann werde ich dich anrufen.

Soviel erst mal für heute. Entschuldige bitte meine kurze und „oberflächliche“ Antwort, sobald meine Akkus wieder voll sind, schreibe ich wieder.

Sei lieb in den Arm genommen.

Herzlichen Gruß
Britta OWL
  #429  
Alt 25.11.2005, 20:48
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Britta OWL Britta OWL ist offline
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Standard AW: Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Liebe Sandra,

auch dir möchte ich kurz ein paar Zeilen schreiben.

Tief berührt habe ich deinen liebevollen, herzlichen, gefühlvollen und vor allen Dingen wahren Worte für Eike gelesen. Er war derjenige, der mir Anfang des Jahres das Licht wieder schenkte, mir Hoffnung vermittelte und Kraft spendete um meinen Daddy bei seinem Kampf gegen den BSDK optimal zu unterstützen. Deine liebe Mami Marion trägt ebenfalls einen wesentlichen Anteil daran.

Eike und mein Daddy hatten bzw. haben das gleiche Schicksal. Das was du jetzt erlebst bzw. erleben musstest steht mir noch bevor. Es würde mich freuen, wenn du auch weiterhin das eine oder andere schreiben würdest. Interessieren würde mich z.B. wie du deinem Sohn den Tod des Opas erklärt bzw. begreiflich gemacht hast.

Ich hoffe und wünsche mir, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben und du hier nicht zum letzten Mal gepostet hast.

Es grüßt dich ganz herzlich
Britta OWL
  #430  
Alt 27.11.2005, 15:13
nilmar nilmar ist offline
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Hallo Britta,

natürlich antworte ich Dir - letztendlich ist es ja auch Dein Thread für Deinen Vater.

Für Nils war es eigentlich ganz einfach zu verstehen. Er hat die Krankheit kpl. mitbekommen - natürlich nicht die Schmerzen, aber dass Opa immer weniger konnte und er an manchen Tagen auch nicht mehr zu Opa durfte. Er war häufig mit im Krankenhaus, da es anders auch nicht ging. Er hat dann in der Besucherecke gesessen und gemalt oder Gameboy gespielt. Opa war 18 Mal wärend der 2 Jahre im Krankenhaus - da bleibt das nicht aus, dass er ab und an mit kam. Er wollte Opa auch besuchen und hat sich immer gewünscht, dass er wieder gesund wird. Für Nils ist Krebs in den letzten 2 Jahren ein ganz normales Wort wie Schnupfen geworden. Natürlich haben wir versucht, so viel wie möglich von ihm fern zu halten, aber wenn es Opa gut ging, dann waren die Besuche von Nils immer ein positives Highlight für Opa.
Das letzte Mal war Nils im September da - da habe ich ihn in der Besucherecke gelassen und ihm gesagt, dass Kinder im Moment nicht zu Opa dürfen - das war i.O für ihn. Er hat dann von der Tür nochmal gewunken und das war es. Damals wussten wir ja nicht, dass Eike auf die Isolierstation kam.

Nils hat mitbekommen, dass Opa immer schwächer wurde, und dass alle Hilfe und Wünsche ihn nicht wieder gesund machen konnten. Als uns klar wurde, dass Eike sterben wird, habe ich ihm gesagt, dass die Ärzte Opas Körper nicht mehr gesund machen können - er ist zu schwach und an zu vielen Stellen krank und tut sehr weh - Opa kann in dem Körper nicht mehr Leben und daher wird er seinen Körper verlassen und in den Himmel gehen.
Das war für ihn total einleuchtend - Opa ist immer noch da, nur nicht mehr in einem Körper.
Er fragte, ob Opa jetzt Flügel hat - NA KLAR - digitale!!!!
Als der Himmel rot war machte er sich Sorgen, ob Opa das auch gut hinbekommt mit dem Plätzchen backen im Himmel, da er ja noch ganz neu sei!!!

Viele Mütter um mich rum meinten, ich sollte ihn nicht mit zur Beerdigung nehmen, aber wir haben es getan und ich finde es gut so. Damit hat die ganze Krankheit auch in den Augen von Nils einen runden Abschluss. Der Körper wird beerdigt (verbrannt) und Opas Geist und, das an was wir uns erinnern lebt in uns weiter, insbesondere in seiner Phantasie - und da hat Opa keine Schmerzen mehr!!!! Ganz wichtig!
Zu dem haben wir eine weltliche Feier gemacht - die ist auch nicht so schwermütig, wie so manch andere Feier. Da stand Eike im Mittelpunkt und all die Werte für die er stand und seine Hobbies und Vorlieben. Nils hat noch einmal viel über Opa gehört und er hat gesehen, für wie viele Menschen Opa eine wichtige Person war. Also er war nicht nur Opa - sondern auch noch eine wichtige Person. Das ist ihm gar nicht klar gewesen, da er nur den mit dem Bollerwagen kannte und die paar people, die bei Geburtstagen da sind.

Nils fragt immer mal wieder irgendetwas nach - und er bekommt auch immer eine Antwort. Es beschäftigt ihn, aber er ist glücklich, dass Opa jetzt nichts mehr weh tut, und er sieht es auch nur so, dass Opas kranker Körper begraben ist - mehr nicht.

Eine schöne Anekdote noch zur Phantasie meines Sohnes. Wir sind nach Malta geflogen. Als wir durch die Wolken kamen fragte Nils (damals 5 Jahre): "Mama, wo sind denn die ganzen Tiere?" "Welche Tiere denn?" " Na die, die alle im Himmel sind, weil sie gestorben sind!" Puh!!
"Die sind viel höher - nicht hier auf diesen kleinen Wolken - die sind gang weit oben - da kommt kein Flugzeug hin"
Er muss also die ganze Zeit nervös auf den Punkt des Wolkendurchbruches gewartet haben, um den größten Zoo alller Zeiten zu sehen - Dinos und Katzen und Säbelzahntiger.

Ich empfinde seine Vorstellung als sehr angenehm, Wäre es nicht schön, wenn es so ist! Opa backt da jetzt Plätzchen - der Chefengel kriegt eine Krise nach der nächsten und somit hat Opa jetzt die Organisation der Bäckerei übernommen und führt erstmal das Computerzeitalter ein! So wäre er!!!!

Ich weiß natürlich nicht, ob das bei größeren Kindern noch so klappt! So weit erstmal - frohes Schneeschieben

Sandra
  #431  
Alt 28.11.2005, 10:42
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Eike Eike ist offline
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Liebe Britta,

ich wünsche dir einen schönen Wochenanfang und hoffe, dass sich deine Füße etc. wieder erholt haben.
Jetzt liegt das erste Adventwochenende hinter mir. Immer wenn mich die Trauer überfiel, dachte ich an die Qualen die Eike erlitten hat und dann sah ich es wieder für uns alle als Erlösung an.
Morgen um 13.30 Uhr wird die Urne beigesetzt. Ich muss eben alles auf mich zukommen lassen. Aber ich bin so unruhig. Wenn niemand bei mir ist, fühle ich mich einsam und wenn ich Unterhaltung habe, bin ich froh, wenn ich wieder allein bin und mich meiner Trauer stellen kann.

Du hast recht, dies alles habt ihr noch vor euch. Ich wünsche euch, dass sich der Gesundheitszustand deines Vaters noch lange stabil hält und wenn es denn so sein soll, dass es schnell geht. Das, was Eike und viele andere mitmachen mussten, geht allen an die Substanz.
Eine große Unterstützung habe ich in meiner Sandra und ihrer kleinen Familie. Aber ich weiß, dass ich mein Leben selbst in die Hand nehmen muss - aber im Moment ist bei mir Traurigkeit angesagt und die will und muss ich annehmen, sonst komme ich nicht aus dem Tal heraus. Das braucht seine Zeit.

Liebe Britta, ich will dich nicht mit meinen trüben Gedanken anstecken, im Gegenteil! Ich wünsche dir eine wunderschöne Adventszeit mit glänzenden Kinderaugen. Geniesst jeden Augenblick.

Wenn dich dein Weg mal nach Lage führt würde ich mich sehr freuen, wenn du mal bei mir reinschaust.

Für heute viele liebe Grüße
MarionOWL
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  #432  
Alt 28.11.2005, 14:14
Anemone Anemone ist offline
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Liebe Marion,
ich hoffe, dass Du die die letzte kleine Feier für Deinen lieben Eike gut überstanden hast. Sicher tut alles schrecklich weh, aber ich wünsche Dir, dass Du nach und nach wieder ein wenig Hoffnung in Dein Leben bekommst. Sandra hat wunderschön beschrieben, wie Ihr dem kleinen Nils Opas Tod irgendwie begreiflich gemacht habt. Wie alt ist der Kleine denn?
Wir haben drei Enkel (6, 6 und 8 Jahre alt), die bisher noch nicht so ganz mitbekommen haben, wie schlecht es ihrem Opa geht. Er musste bis jetzt nur ganz am Anfang ein paar Tage in die Klinik, die restliche Behandlung kann ambulant durchgeführt werden.
Der lange Weg, den Ihr gehen musstet, liegt noch vor uns. Manchmal können wir ganz gut damit umgehen, dann wieder überkommt uns beide das heulende Elend. Aber so wird es sicher allen in dieser Situation gehen. Man hat so große Angst vor jedem nächsten Tag, und dann geht es doch irgendwie immer weiter.
Ich wünsche Dir und all Deinen Lieben von ganzem Herzen alles Gute, und dass trotz allem Schmerz ein wenig Kerzenglanz in Eure Herzen dringen kann.
Anemone
  #433  
Alt 30.11.2005, 11:52
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Eike Eike ist offline
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Der letzte Gang ist getan. Seit gestern ruht Eike's Asche nun in der Erde. Es war eine sehr schöne, kleine, feierliche Zeremonie.
Wir waren mit Regenschirmen bewaffnet, die wir dann allerdings nicht brauchten. Als wir beim Friedhof aus dem Auto stiegen, tat sich ein kleines Stückchen blauer Himmel auf und hielt die Tropfen von uns fern.
Ich hatte mich für eine Kupferurne mit einer Flamme entschieden und glaube, dass sie Eike gefallen hätte.
Während ich bei der Trauerfeier ziemlich versteinert war (Dank Tabletten), liefen mir gestern doch die Tränen. Es war noch einmal sehr schwer und ich bin froh, dass die Beerdigungsformalitäten vorbei sind. Jetzt habe ich eine Anlaufstelle auf dem Friedhof. Allerdings ist mir mein Eike zu Hause am nächsten.

MarionOWL
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  #434  
Alt 30.11.2005, 12:02
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Eike Eike ist offline
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Liebe Anemone,

ich danke Dir für Deine lieben Worte. Wie Du lesen kannst, ist der letzte Gang getan.
Mein kleiner Enkel ist 6 Jahre alt, d.h. am 1. Weihnachtstag wird er 7!
Dank meiner Tochter hat er den Tod von Opa gut verkraftet. Er hatte bisher nicht viel mit Malen am Hut. Aber jetzt malt er mir Bilder mit lachenden Engeln. So verarbeitet die kleine Seele seinen Kummer, der aber jetzt einen schönen Ausklang hatte, da Opa ja nun keine Schmerzen mehr hat.
Anemone, so schön dieses Forum ist, weil man sich seinen Kummer von der Seele schreiben kann, Informationen tankt usw. Es ist aber schwer, so nach und nach immer zu erleben, wie einer nach dem anderen seinen Kampf verliert. Wenn Ihr es noch vor Euch habt, dann wünsche ich Euch noch eine lange, möglichst schmerzfreie Zeit, in der Ihr noch einmal all Eure Liebe zum Ausdruck bringen könnt.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie eine schöne, friedvolle Adventszeit.

Liebe Grüße
MarionOWL
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  #435  
Alt 02.12.2005, 15:07
Anemone Anemone ist offline
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Liebe Marion,
vielen Dank für Deine Grüße. Du hast schon recht, es ist sehr traurig, dass so viele Menschen den Kampf gegen diese furchtbare Krankheit verlieren. Trotzdem hat mir dieses Forum auch viel Positives gegeben, besonders so liebe Menschen wie Dein Eike und Du, die trotz allem Schmerz und unendlicher Trauer mit ganz viel Kraft und Würde mit dem Schicksal umgehen. Das macht mir Mut und Hoffnung, dass wir es auch irgendwie schaffen werden.
Viele liebe Grüße und ein friedliches Advents-Wochenende,
Anemone
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