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Alt 23.11.2010, 11:56
Cameronia Cameronia ist offline
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Registriert seit: 18.11.2010
Beiträge: 10
Standard Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Hallo,

ich bin neu hier und seit einer Woche sehr verzweifelt.

Meine Mutter, fit und aktiv, ist mit 69 Jahren im Februar 2009 an Brustkrebs erkrankt (G3, pT2 pN2a (SLN 1/1, Non SLN 6/16) pM0 L1 V1 R0 ÖR: (IRS: 0) PR (IRS: 0); Her2/neu 3+).

Ich möchte hier im Forum einige Fragen zum Vorgehen des Onkologen aufwerfen und habe dazu Auszüge aus den Befunden und Therapien dokumentiert. Als medizinischer Laie habe ich den Eindruck, dass von dem betreuenden Onkologen große Fehler gemacht wurden, die zum jetzigen Zustand meiner Mutter erheblich beigetragen haben. Doch dazu später mehr.

Sie wurde am 25.02.2009 operiert.

"Gering differenziertes invasives duktales Karzinom mit intraduktaler Komponente (high grade). Die Läsion wurde im Gesunden entfernt. Größe (invasiv); 2,2cm
Endgültige UICC: Invasives duktales Karzinom G3, pT2 pN2a (SLN 1/1, Non SLN 6/16) pMX L1 V1 R0"

"Tumorfreies Nachresektat basal. Sechs Lymphknotenmetastasen des bekannten invasiven duktalen Karzinoms in Level I und II mit Infiltration des perinodalen Fettgewebes. Lymph- und Hämangiosis carcinomatosa. 10 weitere tumorfreis Lymphknoten. Keine weiteren Metastasen."

Soweit zur Situation am 25.02.2009.

Anschließend Chemotherapie:

"1. bis 4. Gabe systemische Chemo mit Paclitaxel 8300mg alle 3 Wochen) vom 23.03. bis 26.05.2009 (Start also ert 4 Wochen nach der OP).

1. bis 4 Gabe vom 15.06 bis 17.08.2009.

Radiatio der Brust mit 50,4 Gy und Boost auf 66,4 Gy vom 8.09. bis 28.10 2009.

Systemische Therapie mit Herceptin (450mg alle 3 Wochen)
1. bis 18. Gabe vom 06.07. bis 29.06.2010."

Nach Ende der Chemo wurden alle 3 Monate Butuntersuchungen durchgeführt, jeweils ohne Auffälligkeiten. Trotz der Aggressivität des Krebses kein CT zur Abklärung von Lungenmetastasen.

Am 16.08.2010 Abschlussuntersuchung (ohne CT oder Röntgen der Lunge) mittels Blutuntersuchung und Oberbauch-Sono.

"Befund:

Weitgehend unauffälliges Oberbauchsono, insbesondere normal große Leber (158mm in der MAXL) mit homogenem Binnenecho, keine Konkremente, kein Gallenstau, keine Hinweise auf hepatische Metastasen. Pankreas, Milz (53x94mm) und beide Nieren sonographisch unauffällig, keine mesenterialen, retroperitonealen oder iliacalen Lymphone, kein Aszites."

"Therapie und Epikrise:

"Die adjuvante Therapie ist jetzt nach 12-monatlicher Herceptintherapie abgeschlossen. Klinisch-anamnestisch und laborchemisch keine Hinweise auf Metastasierung. Kürzliche gynäkologische Diagnostik ebenfalls unauffällig. Im weitere Verlauf regelmäßige Kontrollen durch die Kollegen XXXX; internitische Untersuchung nach etwa 9 - 12 Monaten empfohlen."

Meine Mutter hat den Sommer 2010 mit großem Lebensmut und bei bester Leistungsfähigkeit verbracht. Sie hatte die Chemo gut überstanden und konnte sogar 35km mit dem Fahrrad ohne Probleme bewältigen. Der negative Befund vom 16.08. machte sie sehr glücklich.

Einer der Blutwerte (LDH) war zwar deutlich erhöht (450 U/l) und über 100% über dem Grenzwert (215 U/l), dem maß der Onkologe jedoch keine Bedeutung zu. Das sei nach einer Chemo durchaus normal. Allerdings war der Wert vom 29.06. bis zum 16.08.2010 von 290 auf 450 gestiegen....

Nur 4 Wochen nach dem Befund, also Mitte September bekam sie einen ganz leichten Reizhusten, den sie zunächst auf eine leichte Erkältung zurückführte und nicht weiter beachtete. Nach über 4 Wochen war der Reizhusten immer noch nicht weg, ganz im Gegenteil, er hatte an Intensität zugenommen. Zudem waren Luftbeschwerden und hoher Puls hinzugekommen.

Am 26.10.2010 wurde daraufhin eine erneute Blutuntersuchung durchgeführt (kein CT). Alle Werte seien in Ordnung, nur der LDH-Wert sei auf 686 U/l gestiegen. Es müsse wohl eine Entzündung im Körper vorliegen, deshalb wurde zu einem CT geraten, welches aber erst für den 15.11.2010 terminiert wurde, also fast 3 Wochen nach dem Befund.

Und jetzt das Schreiben des Radiologen an den Onkologen:

CT des Körperstammes vom 15.11.2010

Rechtfertigende Indikation: CT-Thorax und Leber/Nieren Diafn: Mammakarzinom 02/2009 CR jetzt ohne Therapie; Luftbeschwerden, Husten, erhöhtes LDH; Crea 0.8mg% (Pat. hat Irenat-Therapie seit 11.11.2010)

Befund
"Multiple Lungenfiliae. Exemplarisch der größte Herd rechts im dorsalen Unterlappen mit einem Durchmesser von 5cm. Lunge entfaltet. Kein Begleiterguss. Ausgedehnte mediastinale und hiläre Lymphknotenmetastasierung. Der größte Lymphknoten infracarinal mit 5cm. Leber homogen, keine fokalen Herdbefunde. Keine intrahepatische Cholestase. Nieren, Milz und Pankreas unauffällig. Pararenale Nierenzyste links. Normal tonisierter Darm. Keine Passagestörung. Von der Anzahl her auffällige Lymphadenopathie mesenterial."

Beurteilung
"Multiple Lungenfiliae. Ausgedehnte mediastinale und hiläre Lymphknotenmetastasierung bei bekannten und vor 2 Jahren operierten Mammakarzinom."


Ein Todesurteil.

Wie gesagt, am 16.08. soll alles in bester Ordnung gewesen sein...

Und der Hammer zum Schluss:
Nach der Diagnose vom 15.11. wurde der Theapiebeginn (Vinorelbine, Xeloda, Herceptin) auf den 25.11. festgelegt, also weitere 10 Tage Wartezeit, obwohl sich der Zustand meiner Mutter jeden Tag sichtbar verschlechtert. Angeblich sei das kein Problem. Der Onkologe zeigte meiner Mutter die Terminsituation - alles war bis zum 25.11 belegt. Inzwischen ist der Husten unerträglich. Ihr tut vom Husten alles weh. Sie ist bei alltäglichen Arbeiten stark eingeschränkt, aufgrund ihrer Kurzatmigkeit. Ihr Ruhepuls liegt bei 125-130 Schlägen. Inzwischen hat sie 4 Kg Gewicht verloren. Mein Vater, 78, herzkrank, ist am Ende. Für mich gilt gleiches.

Ich möchte Licht in das Vorgehen des Onkologen bringen und stelle mir folgende Fragen:

1.) Ist es gängige Praxis und verantwortbar, dass die Nachsorge bei einem hochaggressiven G3-Brustkrebs im ersten Jahr nach Chemo-Ende nur mittels Blutuntersuchungen durchgeführt wird und erst nach einem Jahr eine Sono stattfindet und auf ein Lungen-CT als blutwerteunabhängiges Kontrollinstrument vollständig verzichtet wird, obwohl Lungenmetastasen eine der Hauptrisikofaktoren bei Brustkrebs sind?

2.) Wie passt der sehr positive Befund vom 16.08.2010 zu der Tatsache eines beginnenden Reizhustens durch die offensichtliche Lungenmetastasierung nur 4 Wochen später und dem verheerenden Befund aus dem CT vom 15.11.?? Wenn man am 15.09. hustet, dann müssen 4 Wochen vorher doch schon deutliche Zerstörungen von Lungengewebe vorhanden sein?! Bei einer "Abschlussuntersuchung" müsste dies doch in jedem Fall sicher abgeklärt werden!

3.) Der positive Befund vom 16.08.2010 wurde trotz eines deutlich erhöhten LDH Wertes von 450 U/l (Obergrenze 215 U/l) erstellt, der auch als Verlaufsindikator für eine Krebserkrankung bekannt ist. Ist ein Wert von 450 U/l bei einer Krebserkrankung kein Alarmzeichen für einen womöglich negativen Verlauf? Schließlich deutet der Wert auf zerstörtes Körpergewebe hin!

4.) Ist es verantwortbar, dass bei einem LDH-Wert von 686 U/l und starkem Reizhusten sowie Kurzatmigkeit im Befund vom 26.10. noch fast 3 Wochen gewartet wird bis ein CT gemacht wird, bei Wissen der Vorgeschichte?

5.) Ist es für den schnellen und möglichst langen Erhalt der Lebensqualität verantwortbar mit der Therapie erst 10 Tage nach dieser Befundvorlage zu beginnen, obwohl der Krebs offenbar sehr aggressiv ist?

Meine Mutter hat trotz allem großes Vertrauen in den Onkologen und es macht auch sicher keinen Sinn mehr diesen jetzt zu wechseln.

Uli

Geändert von gitti2002 (23.11.2010 um 14:01 Uhr) Grund: PN
 

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