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AW: Zuhause verstorben
Ich finde es gut. dass du das gemacht hast. Es ist nicht einfach. Mein Mann ist im Krankenhaus verstorben und ich war nicht da. Das belastet mich noch immer. Bei meinem
Vater vor zwei Wochen habe ich es anders gemacht. Er wollte keinen Arzt und auch nicht ins krankenhaus. Meine Mutter und ich haben ihm diesen wunsch erfüllt. Es war eine schwierige Nacht. Er war sehr unruhig. Ist dann aber um 5 Uhr morgens eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Ich hatte endlich einmal das gefühl etwas richtig gemacht zu haben. Es war sehr schwer, aber am Ende hat man auch ein gutes Gefühl, jemanden nicht aus hilflosigkeit abgeschoben zu haben, sondern den Sterbeprozess auszuhalten. Meine Mama ist im Moment im Krankenhaus. Sie ist mir einfach zusammengebrochen. Ich will auch sie nicht noch verlieren. Ist im moment alles ein bißchen viel. Lg Conny
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Francis *11.09.49 + 16.03.2009 Nichts wird mehr sein wie es war. Wir suchen dich oft und hatten gehofft, die Tür geht auf. Du kommst herein und alles wird wie früher sein. Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich schon lang nicht mehr die kalte Erde decken |
#47
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AW: Zuhause verstorben
Hallo!
Am Samstag den 6.03.10 um 20:40 Uhr ist meine Omi verstorben. Sie starb zu Hause, wie sie wollte. Im Juli 2007, kurz vor meiner Hochzeit, stellte man einen großen Tumor im Bauch fest. Nach einer OP stellte man jedoch fest, das der Tumor so sehr mit der Bauchdecke und Organen verwachsen war, das er nicht entfernt werden konnte. Die Ärtze gaben ihr ca. ein halbes Jahr. Meine Oma war ein Mensch der nie zum Arzt ging. Nur dann wenn es wirklich nicht anders ging. Sie bekam dann Chemo, brach diese aber ab, da es keinerlei Wirkung zeigte. Im Gegenteil: Der Tumor im Bauch wuchs zwar langsamer, aber dennoch stetig. Ausserdem hatte sie nun auch Metastasen im Gehirn. Sie entschied sich zum Abbruch um die wenige Zeit die sie noch hatte möglichst zu geniessen. Sie nahm stark ab und sah dabei aus (wie sie selber immer scherzte) wie eine Hochschwangere. Sie hatte immer starke Schmerzen, nahm Schmerzmittel. Irgendwann ging es dann rapide Bergab. Ein toller Pflegedienst kam zum Schluss 8 (!!) mal am Tag, auch öfter, wenn es sein musste. Sie riefen sogar an, um sich zu erkundigen. Mein Vater und mein Opa pflegten sie mit Hilfe des PD zu Hause. Kümmerten sich aber nebenbei um einen evtl. Hospizplatz. Davor hatte sie Angst und ich bin froh, das sie dort nicht mehr hin musste. Am Donnerstag (04.03.10) war sie kaum noch ansprechbar. Sie fantasierte und rief nach ihrer Mutter und Schwester (beide sind schon verstorben). Nun bekam sie dann auch Valium zum Entspannen. Sie hat gekämpft. Sie wollte nicht sterben und hatte Angst. Am Freitag stellte man fest, dass sie nun auch Wasser in der Lunge hat. Samstagabend dann, rief die Pflegerin an und sagte uns, dass meine Oma für die Nacht vorbereitet sei, Spritzen ging gut. Gegen die Spritzen wehrte sie sich mit aller Kraft. Es ist der Wahnsinn, was für Kräfte sie entwickelte, obwohl sie so schwach war. Ca. eine Halbe Stunde später rief mein Opa an und sagte, dass sie atemaussetzer hätte und mein Vater sofort kommen sollte. Er ist sofort los. Wir waren gerade zu Besuch bei ihm. Ich konnte nicht mitfahren. ICh hätte mit dieser Situation nicht umgehen können und mache mir deswegen große Vorwürfe. Vielleicht hätte sie gewollt, das wir da sind. Wir wohnen ca. 10 Minuten von meinem Vater weg. Wir waren kaum daheim, da rief er auch schon an und sagte uns das sie nun gestorben sei. Ich wusste die ganze Zeit, das dieser Augenblick kommen würde. Habe aber immer gedacht "nein, nicht meine Omi, das passiert uns nicht", wahrscheinlich zum Schutz. Ich bin unendlich traurig, das sie nicht mehr bei uns ist. Ich kann kaum aufhören an sie zu denken, nicht mal bei der Arbeit. Ich denke immer, es ist doch noch gar nicht so lange her, als wir als Kinder mit ihr durch den Garten getobt sind und jetzt ist sie weg. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und ich weine viel. Es macht mich wahnsinnig, das sie nicht friedlich gestorben ist, sondern es nie wollte und sich nie damit abgefunden hat. Ich habe seit Samstag eine Menge abgenommen, weil ich kaum essen kann. Ich hab ihr einen Brief geschrieben, der in ihren Sarg kommt. Dort sind auch einige Fotos drin. Das ist meine Art der Trauer. Allen hier möchte ich mein tiefstes Mitgefühl und Beileid ausdrücken. Ich hoffe, der Schmerz hört irgendwann auf. Eure Tiamii Geändert von Tiamii (10.03.2010 um 14:33 Uhr) |
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AW: Zuhause verstorben
Liebe neu Hinzugekommenen,
ich möchte Euch zu dem gerade erst entstanden Verlust Eurer Angehörigen mein Mitgefühl aussprechen. Zitat:
mit Deiner Aussage hast Du wahrscheinlich vielen aus dem Herzen gesprochen. Weil Sterben öffentlich gern als friedlich dargestellt wird, empfinden wir den Todeskampf als besondern dramatisch. Noch mehr als den Tod fürchten wir ein qualvolles Sterben unserer Lieben miterleben zu müssen. Leider kann da auch die Medizin nicht alle Probleme lösen. Deshalb finde ich es für mich hilfreich, wenn Angehörige reale Situationen schildern, auch um Betroffenen den großen Druck des "Idealfalls" zu nehmen. Eure Geske |
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AW: Zuhause verstorben
Zitat:
"Friedlich" zu sterben wünscht sich jeder Mensch für sich, und Angehörige wünschen es sich für die geliebten Menschen, die sterben müssen. Klar, diese Vorstellung nimmt etwas von der Grausamkeit des Todes. Aber eigentlich ist es absurd, dieses "friedliche" Dahinscheiden zu erwarten. Normalerweise will kein Mensch sterben, und er wird sich bis zuletzt dagegen wehren. Auch "instinktiv" bzw. schon rein körperlich. Was du von deiner Oma schreibst (Wasser in der Lunge, Atemaussetzer) z.B.: Ersticken ist eine der grausamsten Todesarten überhaupt. Und dagegen wehrt sich der Körper instinktiv mit aller Kraft. Wenn die Atmung behindert ist, ist für den Körper Alarmstufe rot. Und er schlägt mit aller Kraft um sich, um das Unheil noch abzuwenden. Jeder, der mal einen Asthma-Anfall hatte, weiss, welche Panik reflexartig entsteht, wenn man nicht mehr genug Luft bekommt. Dagegen kann man Menschen mit Argon, Stickstoff, Helium usw. (irgendwas geruch- und geschmackloses ohne Sauerstoff) problemlos vergasen, sie werden nach 30 Sek. bewusstlos und sterben nach 5 Min. den Hirntod - absolut friedlich, ohne Gegenwehr. Warum? Weil unser Körper "Lebensgefahr" nicht signalisiert, wenn er atmen kann - ob er nun Sauerstoff oder Helium atmet, ist ihm "egal". Er reagiert nur auf physische Behinderung der Atmung und auf zuviel CO2 in der Atemluft panisch. Alles andere nimmt er ohne Reaktion hin. Worauf ich damit hinaus will: es ist m.E. eine Illusion zu glauben, dass ein "friedliches" oder "wehrhaftes" Sterben darauf schliessen lassen, ob ein Mensch "in Frieden geht" oder "noch nicht bereit" ist. Sterben wollen die alle nicht, und wenn schon, würden sie alle am liebsten friedlich sterben. Aber das ist leider nicht jedem gegeben. Viele Grüße, Stefan |
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AW: Zuhause verstorben
Hallo Stefan,
ich meinte mit "friedlich sterben" eigentlich, dass sie sich nie damit abgefunden hat, dass sie sterben wird. Dass das Sterben nicht friedlich ist, war mir klar und wir wussten, dass es qualvoll sein wird, auch für uns. Ich hab mich wahrscheinlich nur falsch ausgedrückt. Meine andere Omi ist vor 15 Jahren gestorben, allerdings an den Folgen von Diabetis. Sie wusste auch, dass sie die damalige OP nicht überleben wird und hat sich damit arrangiert. Sie war auch völlig ruhig und hat sich vor der OP ganz bewusst mit den Worten "Wir werden uns irgendwann wiedersehen" von mir verabschiedet. Sie war ganz entspannt dabei und hat mich mit ihrer Art beruhigt. Ich war damals gerade 14 geworden. Eure Tia |
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AW: Zuhause verstorben
Hallo Tia,
Zitat:
Aber auch das ist m.E. ein hehres Ideal. Wer stirbt schon "gerne" / friedlich in dem Sinne, dass er mit dem Leben abgeschlossen hat und, in sich selbst ruhend, die Dinge geschehen läßt, wie sie nunmal geschehen? Schöne Vorstellung, deswegen sind ja auch östliche Religionen bei uns so populär. Aber ob wir als "gelernte" Westeuropäer sowas wirklich können? Ich könnte es nicht. Wenn ich an meine Frau denke, die hatte sich schon damit "abgefunden". Wir wussten Monate vorher, dass sie sterben muss - nur nicht, wann. Wir haben sie zum Sterben aus der Klinik rausbekommen, so dass sie Zuhause nochmal Weihnachten erleben, wichtige Freunde und Verwandte sehen sehen und dann mit mir und Hündchen an ihrer Seite die letzen Atemzüge tun konnte. Meine Frau ist recht schnell und "unerwartet" gestorben. Ärzte sagen dann gerne, dasss sowas darauf hindeutet, dass ein Mensch bereit war "zu gehen". Hätte ja auch ein tagelanger Todeskampf sein können. Mich überzeugt das aber nicht so richtig. Bei meiner Frau weiss ich es einfach nicht. Über Tod und Sterben haben wir ausführlich gesprochen und alles geregelt, als sie das gesundheitlich noch konnte. Aber nicht mehr, als es an der Zeit war. Insofern weiss ich nicht, ob sie "sich abgefunden" hatte und in dem Sinne "friedlich" gestorben ist. Ich denke aber eher, dass es etwas Banaleres war. Sie wollte nie als Pflegefall enden. Und nach ein paar Tagen Windeln und Blasenkatheter hat sie sich wohl gedacht: "Bevor das zum Dauerzustand wird, gehe ich lieber gleich." Viele Grüße, Stefan |
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AW: Zuhause verstorben
Hallo Mollie,
ich empfinde das ähnlich wie du, da gibt es einige Parallelen. Meine Frau hatte auch das Glück, Zuhause sterben zu können, so wie sie das wollte. Sie lag lange in der Klinik, und es war klar, dass sie sterben wird. Die letzte Chemo wurde abgebrochen, erfolglos, die Metas wuchsen weiter. Sie wollte keine Behandlung mehr, ausser der palliativen. Essen konnte sie nicht mehr, die künstliche Ernährung über den Port hat sie abgesetzt, vertrug sie nicht, musste davon nur dauern kotzen. Also war klar, dass sie in absehbarer Zeit verhungern wird (hatte eh schon 30 kg abgenommen), wenn der Krebs nicht schneller ist. Also nur noch per Port Flüssigkeit, Morphiumpumpe und ein paar Medis gegen Übelkeit usw. Zitat:
Mit den Hilfsmitteln war es bei uns genau so wie bei dir. Als die Morphium-Pumpe für meine Frau endlich da war und der Entlassungstermin aus der Klinik feststand, war Zuhause nichts. Kein Galgen, keine Dekubitus-Matratze, kein WC-Stuhl, kein gar nichts. Die Kasse sagt: das ist bewilligt, kein Problem. Der Lieferant vor Ort sagt: wir haben noch keine Kostenübernahmebescheinigung der Kasse, wir dürfen nicht liefern. Ich sage: liefern sie, und zwar sofort. Morgen kommt eine Frau nach Hause. Mir scheissegal, ob das dann die Kasse bezahlt oder ich selbst. Kann ich mir zum Glück leisten. Zitat:
Es war eine extrem stressige Zeit. Und das schlimmste war für mich nicht die Sorge um und die Pflege meiner Frau, sondern der ständige Kampf gegen bürokratische Windmühlen. Wenn man 10 mal täglich telefonieren muss wegen irgendeinem Sche*ssdreck, mit Kasse, Klinik, Lieferant, und alle immer das selbe sagen: ja, tut uns schrecklich leid, aber solange wir Formular xyz nicht vorliegen haben, können wir leider gar nichts, sie verstehen, der Gesetzgeber... und nichts geht voran - dann ist man irgendwann fertig mit den Nerven. Dass wir es trotzdem geschafft haben, dass meine Frau Zuhause sterben durfte, zwar nicht "friedlich", aber in Ruhe und in ihrer gewohnten Umgebung, die sie liebte, mit den Menschen, die ihr wichtig waren... das grenzt schon fast an ein Wunder. Weil die Gesundheitsbürokratie alles getan hat, um das zu verhindern Nein, sicher nicht böswillig. Sondern einfach 100%ig bürokratisch, völlig desinteressiert an der Sache und absolut formal korrekt den Vorschriften folgend. So ist das halt in Deutschland. Geld ist kein Problem, die Kasse zahlt schon. Aber die Bürokratie ist endlos und unmenschlich. Vorsicht, jetzt kommt ein völlig abwegiger und unlauterer Vergleich: aber als meine Frau im Sterben lag, mit dem ganzen Ärger drumrum, war mir plötzlich etwas klar, was ich im Geschichtsunterricht nie verstanden habe: wieso man in Deutschland vor langer Zeit Mio Menschen ausgrenzen, diskriminieren, verhaften, quälen und schließlich vergasen konnte. Ohne dass einer was "gemerkt" hat, und ohne dass nachher irgendeiner Schuld daran war. Klar, das war bürokratisch perfekt organisiert. Jeder hat nur das getan, was "der Gesetzgeber" von ihm verlangt hat. Menschliche Schicksale sind Bürokraten egal. Hauptsache, das Formular B2x ist da und von einem Vorgesetzten unterschrieben. Dann leitet man den Antrag halt an die zuständige Stelle weiter. Wenn nicht, dann nicht. Was das für die Betroffenen heisst, wird ausgeblendet. Kann man nichts für. Wir sind ja alle nur kleine Rädchen in einer großen Maschine, und wir persönlich sind niemals für irgendetwas verantwortlich. Viele Grüße, Stefan |
#53
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AW: Zuhause verstorben
Hallo Stefan,
Ich kann deine Erfahrungen nur bestätigen. Mein Mann lag 2 Wochen mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. Er hatte zuvor 20 kg. abgenommen. Ich redete jeden Tag mit den Ärzten und dem Pflegepersonal weil er einfach nichts essen konnte. Die Antort war immer die gleiche: Ihr Mann verhungert schon nicht. 2 Tage vor seiner Entlassung bekam er dann endlich einen Port für die Ernährung. Natürlich hatte er zuvor nochmal richtig abgenommen. Es wäre ein Leichtes gewesen ihn in den 2 Wochen Krankenhaus von Anfang an über Port zu ernähren. Als er nach Hause kam hat es fast eine Woche gedauert die Portnahrung zu beschaffen. Unser Hausarzt sagte es wäre eine Ausnahme,daß er die Nahrung ambulant verschreibe! Du kannst Dir wohl vorstellen was da von einem Menschen noch übrig bleibt. 2 Tage vor seinem Tod mußte ich ihn wieder ins Krankenhaus bringen. (Pflegedienst hat den Notarzt gerufen) da ich sonst keine Hilfe hatte mußte ich leider zustimmen. Das erste was er im Krankenhaus bekam war Portenährung obwohl klar war daß es nicht mehr lange dauern würde. Nach einem Tag Port weg Morphiumpumpe dran 12 Stunden später war er tot. Dazu muß man wohl nichts mehr sagen. liebe Grüße Ingrid |
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