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  #886  
Alt 27.11.2006, 13:56
antje s. antje s. ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo,

letzte Woche hatte (hätte) mein Mann Geburtstag.
Wie jedes Jahr waren die Familie und engsten Freunde da und wir haben "gefeiert". Ich glaube, es hat uns allen gut getan, nicht alleine zu sein.
Auch wenn es immer stressig ist, alles herzurichten und man Tage danach noch mit Reste essen beschäftigt ist, hat mir der Tag gutgetan.
Letzten Freitag saß ich mit dem Chef meines Mannes und einigen Kollegen zusammen und wir haben nochmal Geburtstag "gefeiert".
Gestern war dann Totensonntag. In der Kirche wurde nochmal sein Name verlesen und wir habe in Gedenken der Toten ein Abendmahl gefeiert.
Irgendwie ist es komisch. Mit Freuden nimmt man die Gelegenheiten wahr, an denem man über die Verstorbenen reden kann, mit Menschen zusammensein kann, die ihn genauso vermissen.
Auch wenn wir nicht ständig von ihm reden, so kommen wir doch immer wieder auf ihn zurück.
Und umso mehr verletzt es mich, wenn sich bis heute (2 1/2 Monate nach seinem Tod) manche Freunde noch nicht persönlich geäußert haben. Wenn sie mich anrufen und fragen, wie es mir geht und ich sofort hören kann, daß sie die Wahrheit gar nicht hören wollen. Daß sie nur hören wollen, daß alles wieder wie vorher ist. ?????????????????

Ich kann nur hoffen, daß sie niemals so schmerzhaft begreifen müssen, was sie mir damit antun.

Danke fürs Zuhören!

Liebe Grüße an Euch alle
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  #887  
Alt 28.11.2006, 06:32
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo allerseits,

auch wir waren ja zum Ablesen am Totensonntag in der Kapelle. Es ging so einigermaßen. "Leider" hat der Pastor seine Rede auf das Schicksal einer krebskranken Frau aufgebaut. Das hat es nicht gerade leichter gemacht. Aber wir haben es überstanden und noch anschließend einen gemütlichen Nachmittag bei uns zu Hause verbracht. Mein Vater und ich waren ein perfektes Gastgeberteam, Mama wäre stolz gewesen.

@ Antje,

schön dass du dich uns mitteilst. Ich denke manchmal diese "Trampel" meinen es gar nicht böse, sondern können es nicht verstehen und machen sich vielleicht auch keine tieferen Gedanken über das was sie sagen. Oft hat es sie vielleicht sehr viel Überwindung gekostet dich überhaupt anzurufen. Vielleicht haben sie angst, von deinen Gefühlen und deiner Trauer zuviel zu spüren. Es ist zwar nicht schön, aber irgendwie auch verständlich, dass sie sich schützen wollen oder?

Liebe Grüße an alle Wolke
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  #888  
Alt 30.11.2006, 11:47
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo alle zusammen,
wo seid ihr ???
Ich nehme es einfach mal als gutes Zeichen, dass man so wenig voneinander hört. Oder seid ihr schon im Vorweihnachs-Stress?
Ist ja schon eine schwierige Zeit für uns, ich empfinde es jedenfalls so. Hatte gedacht, ich häng mal die Lichter im Garten auf und schmücke das Haus ein bißchen, damit meine trübe Stimmung etwas heller wird.
War ein Irrtum, jetzt sitz ich inmitten meiner Lichterketten, Tannenzweige, Kerzen etc. und versuche, das Trauertier in seiner Ecke einzusperren - leider mit wenig Erfolg. Die Erinnerungen an letztes Jahr sind einfach zu präsent und zu schlimm.
Werde weiterkämpfen, denke oft an euch und schicke euch viele liebe Grüße,
Anemone
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  #889  
Alt 30.11.2006, 14:49
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Jede Nacht
sortiere ich Briefe
Briefe an mein früheres
und Briefe
an mein jetziges ich
Jede Nacht
erfahre ich neu
Es sind immer noch
zu viele an
meine alte Adresse dabei

(Helga Maas)


Das Tier ist gesprungen, unverhofft? Ja irgendwie schon und doch wieder nicht. Ich bin auch am Sortieren – muss Platz schaffen, Platz, um Pläne zu verwirklichen, die sich richtig anfühlen.

Ich hatte vergessen, welch Schatztruhe mein kleines Zimmer ist. Habe es selten betreten, die letzten beiden Jahre. Habe vermieden, Schubladen zu öffnen.

Tausende Briefe und Karten und Bildchen an meine „alte Adresse“ Kleine Beweise einer glücklichen Zeit. Dort ein Herz, da ein „ich liebe Dich“ Liebesbeweise, Schubladen voll davon.

Glückwunschkarten zu den Geburten. Stolze Eltern. Schönes, glückliches Leben. Was bleibt außer der Erinnerung? Der Schmerz darüber, dass es ein so jähes Ende gefunden hat. Mitten aus dem Leben, ja Brunilein, richtig, kein zuende gelebtes Leben…

Ich werde weiter räumen, Platz schaffen für das „neue Leben“. Dieses Zimmer kann nicht länger „Schatztruhe“ sein, irgendwie muss ich den kostbaren Schätzen einen neuen, ebenso würdevollen Unterschlupf geben. Werde bestimmt noch eine Weile brauchen, kann nicht einfach umräumen, muss jedes Stück Papier in die Hand nehmen und die jeweilige Erinnerung schnürt mir den Hals zu. Nicht zuende gelebtes Leben. Wieso tun die sichtbaren Zeugen unseres glücklichen Lebens so weh? Dankbare Erinnerung, lächeln, dass man es haben durfte. Es will mir nicht gelingen, ich stampfe mal wieder auf und frage das verbotene „warum?“

„Wenn Mama und Papa sich streiten". Eine Bildergeschichte unserer damals 9 – jährigen Tochter Selly. Unglaublich. Zuerst habe ich laut gelacht, als ich sie in der Hand hielt, dann bin ich in Tränen ausgebrochen. Diese Bildchen unseres Kindes versehen mit Sprechblasen. Dass sie uns so empfunden hat, dass sie auch die Streitigkeiten zwischen Claus und mir so beobachtet hat, wie sie es in dieser Geschichte gezeichnet hat, irgendwie eher lustig als ernst, eher jeweils eine Sache des Prinzips als ernsthafter Groll, das macht mich glücklich und ermuntert zeitgleich das Tier zum Sprung. WARUM? Wir wollten doch einfach so weiterleben.

„Es schaut gut aus“ sagt meine Bruni – Blue. Ja, ich weiß, es fühlt sich auch gut an. Wenn ich nur noch lerne, wirklich zu akzeptieren, wirklich zu begreifen, mir wirklich zu erlauben, wirklich diese Chance zu nutzen.

Und ich möchte endlich meine Ruhe haben. Möchte verschont werden von Dummheit und Ignoranz, von Kaltherzigkeit und Starrsinn. Seelenfrieden, den will ich. Gleichförmigkeit, nicht im Sinne von Langeweile sondern von Verlässlichkeit

Komm her, geh weg! Ich schreie es zur Zeit in beide Richtungen, in mein altes und mein neues Leben.

Ja, auch unser Haus ist schon geschmückt, sieht schön aus, aber auch das macht traurig irgendwie.

Nein, es wird nicht wirklich besser, eher komplizierter...

Wünsche euch allen, dass ihr das Tier im Zaum haltet.

LG
Andrea, ...
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  #890  
Alt 30.11.2006, 20:22
Blue Blue ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo zusammen,

ja, irgendwie bin ich da. Schau rein und finde keinen Dreh zum schreiben – und doch schaue ich jeden Tag rein. Advent und Ihr habt schon die Wohnung geschmückt? Respekt! Soweit bin ich nicht. Mache ich es überhaupt in diesem Jahr? Keinen Spaß daran, nein, keine Spaß daran.

Talfahrt, ja, absolut.

Gestern ging bei meinem Polo der Scheibenwischer nicht mehr. Ich bemerkte es schon morgens und dachte mir so, es darf ja wohl nicht wahr sein, muß ich jetzt im Handbuch schauen, wie ich den Scheibenwischer zum laufen bringe? Nein, hab nicht wirklich nachgeschaut. Der Intervall ging, das 1 x wischen auch, nur Dauerwischen eben nicht.

In der Mittagspause habe ich mich für ein klitzekleines Sekündchen über den Rauch gewundert. Wirklich nur ein Sekündchen, schob es dann auf die Zigarette und nein – gestunken hat sonst nix – hatte das Fenster offen.

Auf der Heimfahrt dachte ich mir, der Tag ist genauso gut wie jeder andere um mich zu blamieren, also fahr ich bei Nehmet vorbei. Glück gehabt, war wenig los. Ganz kleinlaut fragte ich ihn, kannst mal mitkommen? Ja, machte er. Bitte zeig mir mal, wie der Scheibenwischer funktioniert – ich bin zu blöd dafür. Klar – grins – er stieg ein – hat den Scheibenwischer aber auch nicht zum laufen gebracht, hat dann etwas kräftiger gedrückt und dann?? Dann hat es gequalmt – klasse!

Dieses Vehikel fahre ich nun seit 7 Jahren, beim Kauf legte ich großen Wert auf möglichst wenig Elektronik (ich habe jeden Tag mit Elektronik bei der Arbeit zu tun, ich kauf den Mist sogar ein), weiß was da passieren kann. Da fahre ich also seit 7 Jahren ein total altmodisches Auto und dann qualmt der Hebel vom Scheibenwischer?

Somit war ich heute mit Jürgens Auto unterwegs. Ja, ich fahre gern mit seinem Auto, aber heute war irgendwie nicht der passende Tag. Viele Gedanken, er hatte sich Gedanken gemacht, ein kleineres Auto würde ihm reichen… Warum ist dieses Auto nicht „praktischer“ – na, weil es Jürgens Auto ist. Einkaufstour mit diesem Auto? Undenkbar, ich müsste mich auf die Getränkekiste setzen. Ich fühl mich wohl drin, Jürgen ist mir da sehr nahe. Warum nur gebe ich dieses Auto nächstes Jahr weg, zusammen mit dem qualmenden Polo? Und weiß doch wie schwer es mir fällt. Muß das sein? Ein Lied im Radio, nicht das gesuchte Lied

Gesprächsfetzen von dem anderen Leben, Mimik, Gestik, Gesten, die Stimme, das Lachen, die Augen... Ja, kein zuende gelebtes Leben, so viele Träume. Fotoalben, Zettelchen, Schatztruhen…. Ja, warum tut es an manchen Tagen mehr weh, an anderen Tagen kommt das Lächeln. Weil Du Dich dazu zwingst es wegzuräumen? Aber Du gibst es doch nicht weg – es ist noch immer bei Dir. Es bekommt nur einen anderen Platz.

Weißt Du, der Satz vom Dienstag summst mir noch immer durch den Kopf. Ja, Andrea, es ist ein Glück das Du bleiben kannst wo Du bist. Und ja, es ist ein Glück, daß Dein Freund in der Ferne kein Problem damit hat.

Du hast Verlässlichkeit, zumindest hört es sich für mich so an. Seelenfrieden? Ganz ehrlich? Gab es in dem anderen Leben immer nur Seelenfrieden und Gleichklang? Ne, da gab es auch auf und ab. Du hast es in einer E-Mail so schön formuliert, so genau auf den Punkt gebracht was das JETZT für Dich bedeutet. Soll ich Dir die Mail zurückschicken?

Es ist schwierig, ohne Frage. Stampf auf, brüll los.

Und manche Zweifel,
und manches Irrlicht
führten mich dahin,
wo ich jetzt bin

Bruni
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  #891  
Alt 30.11.2006, 20:56
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AndreaS AndreaS ist offline
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Dank dir, meine liebe Freundin, halt mir den Spiegel immer wieder vor, man vergisst so schnell, wenn es weh tut. Und schick mir die Mail, damit ich ich mich erinnere, denn ich sage und schreibe nie, was ich nicht so fühle und meine, nur manchmal fühle und meine ich stundenweise anders, unbequemer, wehmütiger. Geht vorüber, stimmts Bruni? Klar, kennen wir doch, Berg -und Talfahrten, und ja stimmt auch, ich habe Riesenglück im Unglück. Unverschämt, dass mir selbst das manchmal nicht reicht? Wahrscheinlich!

Und trotzdem hast du mir wieder ein Lachen entlockt, denn schließlich kenne ich ja Jürgens Auto. Und die Vorstellung, dass du auf dem Getränkekasten sitzt und durch die Gegend fährst, das gefällt mir....

Meine Schätze sind verpackt in einer großen Kiste. Die ist verstaut unter einem Tisch. Und wenn der blöde Winter vorbei ist, werde ich die Kiste schnappen, in meiner Taverne sitzen und ausmisten. Viel Zeit werde ich mir dafür lassen, jedes Zettelchen nochmal rumdrehen und dann entscheiden. Vielleicht lasse ich aber die Kiste auch unter dem Tisch dort stehen, man wird sehen....

Jedenfalls ist das Zimmer nun emfangsbereit, wartet auf neue Erinnerungen, und ich hoffe, es wird wird meinem Freund in der Ferne helfen, sich daheim zu fühlen.

LG
Andrea, die mittlerweile nicht mehr so kalt hat. Es gibt keine schlimmere Kälte,als die von innen nach außen strahlt.
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  #892  
Alt 30.11.2006, 21:09
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AndreaS AndreaS ist offline
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@Bruni

ja, ich sage und schreibe nie, was ich nicht so fühle und meine. Genau das ist es, danke, dass du dich an meine Worte erinnert hast

LG
Andrea
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  #893  
Alt 30.11.2006, 21:26
Blue Blue ist offline
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"Unverschämt, dass mir selbst das manchmal nicht reicht? Wahrscheinlich."

NEIN - nur eben sehr verständlich und für mich absolut nachvollziehbar.

Was warmes für Innen? Tee, Schokolade, Glühwein, ein "ich sitze neben Dir"? Alles was Du möchtest.

Ich nehm Dich mit nach Köln - versprochen.

Bruni
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  #894  
Alt 01.12.2006, 09:36
AndreaM AndreaM ist offline
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Hallo ihr Lieben,

in diesen (bei mir) neblig grauen Novembertagen hoffe ich, dass sich hier jemand mit mir freut. Es sind doch so oft die kleinen Dinge, an denen man den Lebensmut messen kann. Und ich bin nicht sicher, ob Freunde, Bekannte diesen "Riesenschritt" verstehen könnten.

Ich las einen Reisebericht in einer Zeitschrift - und das erste mal seit langer Zeit hatte ich endlich wieder diesen Gedanken, dieses "da möchte ich gerne nächstes Jahr einmal hinfahren". Versteht ihr was ich meine? Für den Moment ist die Starre aufgeplatzt und Bewegung wird wieder möglich. Wie schön! Und das kurz vor diesem Weihnachten, von dem ich wünschte, ich könnte es einfach verschlafen.

Freut sich jemand ein bisschen mit mir?

Ganz liebe Grüße an Euch alle - und lasst Euch nicht unterkriegen, auch nicht, wenn jetzt doch noch die graue Winterzeit kommt. Keine Angst vor den Feiertagen - irgendwie geht es doch immer weiter!

AndreaM
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  #895  
Alt 01.12.2006, 10:42
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hallo Andrea,

na du stellst vielleicht Fragen Klar freu ich mich für dich. Ich denke, das Bauchgefühl ist oftmals das Beste, vielleicht hat deine Mama dich auch in diese Richtung geschupst? Sich wieder ein wenig auf das Leben einlassen, die Seele baumeln lassen, ja auch den traurigen Gedanken nachhängen, wo geht das besser als im Urlaub, frei von Termindruck und Verpflichtungen. Es ist eine gute Entscheidung, ein erster Schritt weiter hoch raus dem Trauerloch, Päckchen neu sortieren, damit die Last endlich etwas leichter wird.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen einen wunderschönen Urlaub. Genieß es und schöpfe Kraft daraus.

@all, ich wünsche uns allen ein friedliches Wochenende, frei von Trauertieren und Abstürzen.

LG
Andrea
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  #896  
Alt 03.12.2006, 17:18
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Hallo, Ihr Lieben
Ich wünsche Euch einen guten 1.Advent.
Nach langer Schreib+Lesepause, in der ich mich vorwiegend mit Behördenkram (ganz viele Pannen, jeder Antrag mindestens doppelt unterwegs), Autoverkauf (ist immer noch nicht weg, der Wagen) und meinem Blog beschäftigt habe, melde ich mich auch mal wieder zu Wort.
Hätte nicht gedacht, daß mich die Adventszeit so wirbelt...Ich MUßTE neulich auf unsere Einkaufsmeile, weil ich neue Jeans brauche...war nicht gut für mich...habs nicht lang ausgehalten in all der Romantik und "Kuscheln zu zweit"-Stimmung mit Posaunenchor und Weihnachtsmarkt...ich bin da raus...heulend und ohne neue Jeans... bin wieder falsch abgebogen, wie fast jedes mal, ohne meinen ortskundigen "Navigator" und schließlich über Landstraße nach Hause...
Wenigstens hab ich aber Gschenkle für meine Eltern gefunden. Immerhin.
Geht es Euch auch so, daß Ihr so dünnhäutig reagiert?
Überall wird erwartet, daß man wieder funktioniert...dabei ist es heut doch erst 16 Wochen her, daß ich meinen Schatz verloren hab...
Auf dem Amt hab ich erstmal nach Luft gerungen, als der gute Mann sich meine Gehaltsabrechnungen anschaute und dann vorwurfsvoll sagte: "Warum Sie im August so wenige Stunden gearbeitet haben, müssen Sie mir aber mal erklären. War das Absicht, um den Durchschnitt Ihres Einkommens zu senken?"
Gerade vorher hatte ich gesagt, daß mein Mann im August gestorben ist. *kopfschütteln* Ich konnte nicht antworten, sondern nur auf die Sterbeurkunde deuten...ich glaub aber nicht, daß der das kapiert hat.
Das sind Momente, da möchte man dreinschlagen.
Ich habe immerhin mit einem geharnischten Brief meine winzigkleine Witwenrente durchgesetzt. Darauf bin ich verdammt stolz und mein Mann wäre es auch.
Heute Abend ist das traditionelle "Betriebs-Weihnachtsessen"...mir gehts net gut damit...hoffe, es wird nicht zu schlimm, weil diesmal anders als früher "mit Partner" angesagt ist...gucke ich schon sehr gegen an und mir ist richtig schlecht. Hoffentlich halt ich durch und kann was essen überhaupt...allein unter all den Paaren...
Drückt mir mal die Daumen...
Gehe jetzt mal duschen und schön machen (wofür überhaupt)...
GLG an alle
Chris
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Die Liebe meines Lebens

Es steht geschrieben,
dass die Hoffnung zuletzt stirbt.
Aber weißt du, wer ihr dabei zusieht?
Es ist die Liebe!
Die Liebe hält die Hoffnung in ihren Armen
Und wenn sie stirbt dann ist da nur noch Liebe

Petra Speth, (*1962 )

Geändert von Chanie (03.12.2006 um 17:25 Uhr)
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  #897  
Alt 03.12.2006, 19:19
Harrald Harrald ist offline
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Ja mir geht es ähnlich ,ist nicht einfach so über den Weihnachtsmarkt zu gehen wenn man überall die Paare sieht .Meine Frau ist im Juli gestorben aber mit 2 Kindern muss man sich dem stellen damit sie etwas anderes sehen und höhren.Ich selber muß das nicht haben den ganzen rummel.In 2 Wochen haben wir eine Betriebsfeier wird schon komisch werden alles ohne den Partner wo mir letztes Jahr noch nicht einmal daran gedacht haben das es so kommen würde.
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  #898  
Alt 04.12.2006, 08:23
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Guten Morgen wo auch immer ihr seid!

Liebe Chris, ich hoffe, du hast die Weihnachtsfeier einigermaßen überstanden. Man fühlt sich amputiert, weiß nicht wohin mit den Armen, hat man nicht auch zwei Köpfe, plötzlich alleine dort, wo man doch immer zu zweit war? Taktlosigkeiten, auch daran werden wir uns nie gewöhnen, aber irgendwann sind wir nicht mehr so entsetzt darüber, können uns vielleicht sogar darauf vorbereiten, hin und wieder mit der passenden Antwort bewaffnet.

Lieber Harrald,

zunächst ein stilles Willkommen hier an unserem Stammtisch. Hoffentlich können wir dich ein wenig auffangen, hoffentlich hilft es dir ein wenig, dich hier mitzuteilen. Man bräuchte es nicht, den ganzen aufgesetzten Weihnachtszirkus, gerade jetzt tut es besonders weh, macht es so schrecklich deutlich, dass die Welt eben nicht heil ist. Ich wünsche dir viel Kraft und hoffentlich Menschen an deiner Seite, die dich unterstützen und ein wenig verstehen.

Ich hatte es ihr erzählt. Hatte tatsächlich nie eine wirklich beste Freundin. Eine, die Zeit hat, wenn es mir schlecht geht, eine für die ich Zeit habe, wenn es ihr schlecht geht. Das Licht am Ende des Tunnels? So viel Kummer, so viel Schmerz, fast unmöglich weiter zu gehen. In dieser Dunkelheit hab ich sie gefunden, erstmals im Leben. "The show must go on" wie es ihr wohl gegangen ist, bei diesem Titel? Er klingt mir seit gestern im Ohr, überhaupt, Musik gehört, die nicht gelaufen ist. Die Seele ist nicht an den Körper gebunden, ganz klar! War gestern unterwegs mit meiner besten Freundin, habe Musik gehört und gehofft, dass sie es genießen konnte, dass die Hand ums Herz nicht zu feste zugepackt hat...

@Seelchen, nächste Woche! Ich freue mich, bin ganz wippelig. Auge in Auge, ja, das fehlt noch. Das wird die Sache "rund" machen, denke ich. Rose im Knopfloch? Ich bin sicher, wir werden sie nicht brauchen. Wir finden uns, hier und im "richtigen" Leben.

Ich wünsche euch allen eine erträgliche Woche. Bleibt verschont von "Sprüchen, die die Welt nicht braucht" und haltet die Augen offen, damit ihr die Seelen erkennt, die euch auf dem Weg durch die Trauer so unendlich gut tun, euch den Halt geben können, den ihr so dringend braucht.

LG
Andrea
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  #899  
Alt 04.12.2006, 23:53
Chanie Chanie ist offline
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Lieber Harrald
Ich möchte Dir auch mein Mitgefühl aussprechen. Worte können das nicht ausdrücken und klingen so hohl, also drück ich dich einfach mal unbekannterweise virtuell.
Mit der Trauer, den Kindern und dem Weihnachtsrummel stelle ich mir Dein Leben grad auch alles andere als einfach vor. Mir reicht es schon, alleine damit fertig werden zu müssen...ich muß niemanden schützen und wenn ich in meine dunkle Wohnung komme, ist es zwar schrecklich, aber ich kann meine Masken ablegen, das normale Leben draussen lassen und mich auch mal fallenlassen in diese Bodenlosigkeit.
Keine Ahnung, was besser ist.
Wir konnten keine Kinder haben und manchmal wünschte ich mir so, ich hätte welche...dann wieder bin ich froh, dass wir keine haben...und doch wieder nicht... naja.

@ Andrea
Weihnachtsfeier war schön...zum Glück ist nur eine mit dem Partner angerückt und dann nur noch das Chefehepaar...die anderen sind auch allein gekommen, wie früher auch und daher wars dann doch ein recht entspannter Abend. Wir sind ein gutes Team und alle kannten ja meinen Schatz und haben in der schweren Zeit, als das mit Pflege und so noch nicht geregelt war und Dienstpläne auch mal ziemlich holterdipolter umgeschmissen werden mußten, hinter mir gestanden und Verständnis gehabt. Ist ja nicht selbstverständlich sowas. Als es bei einem Bewerbungsgespräch mal rauskam, daß mein Mann Krankengeld bezieht und in EU Rente gehen muß, wurde ich deshalb nicht eingestellt, weil ja davon auszugehen ist, daß man mal ausfallen könnte.

Das mit den zwei Köpfen stimmt übrigens irgendwie... und ich hab immer das Gefühl, mir steht Witwe auf die Stirn tätowiert... Ist besonders schlimm, wenn man als einzige allein im Lokal sitzt...ich habe neulich mit zusammengebissenen Zähnen einen Kinobesuch hinter mich gebracht und mir vorher im Kinorestaurant was zu Essen bestellt und nen Cocktail getrunken, wie wir das immer getan haben... es war schlimm, aber ich mußte da jetzt durch, sonst hätt ich das wohl vielleicht nie mehr probiert und das hätte mein Spatz nicht gewollt, daß ich mich von der Welt zurückziehe...
Naja...Schrittchen für Schrittchen kleine Siege...
Ich wünsche Euch allen eine entspannte Woche.
GLG, ich bin froh, daß es diese Plattform mit ihren wunderbaren Menschen gibt. Chris
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Die Liebe meines Lebens

Es steht geschrieben,
dass die Hoffnung zuletzt stirbt.
Aber weißt du, wer ihr dabei zusieht?
Es ist die Liebe!
Die Liebe hält die Hoffnung in ihren Armen
Und wenn sie stirbt dann ist da nur noch Liebe

Petra Speth, (*1962 )
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  #900  
Alt 05.12.2006, 08:25
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AndreaS AndreaS ist offline
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Guten Morgen @all.

Es ist noch dunkel und dennoch ist in mir heute ein Strahlen. Seelenfrieden nennt man das wohl.

Der Grund dafür liegt in einem Gespräch mit meiner lieben Schwiemu. Lange habe ich mich davor gedrückt, wusste nicht recht, wie ich anfangen soll, ob sie mich versteht. Aber es war wichtig für mich, sie sollte es nicht durch Zufall erfahren, dass mein Freund in der Ferne ab Weihnachten bei uns sein wird. Nicht von anderen, nicht von Fremden, nicht vor vollendete Tatsachen stellen.

So ging ich gestern zu ihr und begann ihr zu erzählen. Lustig, manchmal unterschätzt man die anderen. Meine Schwiemu wusste genau, von wem die Rede war, konnte sich an den "netten Mann" an Saskis Abschiedsfeier bestens erinnern.

Sie meinte zu mir, dass sie es gut verstehen könnte und sie wüsste, dass ich das Richtige tue. Sie würde mich lange genug kennen, um das zu beurteilen. Ich sei noch so jung, wenn sie nicht schon 70 gewesen wäre, als unser Vati gestorben ist, vielleicht hätte sie auch nochmal neu angefangen.Wenn ich meinte, es wäre gut für uns, dann wäre das so. Und ihren Segen hätte ich. Das war mir sehr wichtig. Ja, ich brauche den Segen der Mutter meines Mannes, ist das wichtigste direkt nach unseren Kindern. Die Schwiegermutter in Anführungszeichen, erinnert ihr euch an meine Erzählung vom letzten Jahr? Ich bat sie, so etwas nie wieder zu tun, sie bleibt meine Schwiegermutter so, wie Claus mein Mann bleibt. Wir umarmten uns und ich meinte zu ihr "Du wirst immer meine Schwiegermutter bleiben" Und sie antwortete "Ja, und ich bekomme wieder einen Sohn und darüber freue ich mich"....

Dieser Satz wird sich einbrennen bei mir. Wieviel Großmut hat sie diese Frau? Sie ist die Mama meines Mannes, der hoffentlich auch voller Freude beobachtet, dass wir alle nochmal die Kurve gekriegt haben, dass unsere Kinder wieder unbeschwerter sind, dass unser Jüngster einen Kumpel an der Seite hat, der mir helfen wird gemeinsam mit Max diese letzte Pubertät zu überstehen. Ein männlicher Freund, kein Vaterersatzt, ein Wegbegleiter im neuen Leben, keine Konkurrenz für mein altes Leben.

"Ich bekomme wieder einen Sohn" wie sehr hatte ich gehofft, dass mein Vater auch nur einmal etwas ähnliches formuliert hätte damals, als ich meinen Mann geheiratet habe. Wie sehr hätte ich mich danach gesehnt, im Laufe der 28 Jahre, in denen mich eben dieser Mann glücklich gemacht hat. Nie auch nur ansatzweise hat mein Vater mir das Gefühl gegeben, das Richtige getan zu haben, obwohl es das Richtigste überhaupt in meinem Leben war... Nein, vergessen werde ich es wohl nie, auch nicht verzeihen, lediglich nicht mehr darin rumwühlen, denn begreifen, einsehen, sich entschuldigen für vertane Chancen, dafür, dass er mich zwingen wollte, mich zu entscheiden trotz glücklicher Ehe, trotz wunderbarer vier Kinder trotz Gleichklang in meinem Leben, das wird er wohl niemals. Also weshalb weiterhin unnütz Energie verschwenden? Nein, ich werde es nicht verzeihen, werde es nicht verstehen. Aber vielleicht hält sich immer alles irgendwie auch die Waage im Leben, denn so eine tolle Schwiegermutter und so eine liebe Schwägerin, auch das ist ein Geschenk, das nicht selbstverständlich ist, für das ich dankbar bin...

Es wird ein seltsames Weihnachtsfest werden. Neubeginn und Rückblick, Freude und Trauer, wahrscheinlich gefährlich nah beieinander.

Kommt gut durch den Tag, und lasst euch nicht ärgern, von niemandem!

LG
Andrea
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