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  #106  
Alt 23.12.2013, 15:54
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Hallo liebe Mitleser,


ich wünsche Euch allen eine gute Weihnachtszeit, viele schöne Stunden in denen uns allen hoffentlich gelingt, nette, aufbauende, freundliche und unbesorgte Augenblicke zu erleben und nicht an die Krankheit zu denken, mit der wir als Betroffene und Angehörige zu leben und zu leiden haben.


Meine Mutter war inzwischen ja in Kurzzeitpflege in einem Pflegeheim, ist dort aber nur zwei Wochen geblieben und dann auf ihr hartnäckiges Drängen hin nach Hause entlassen worden.

Das Wasser in den Beinen, was als Folge beginnenden Organgversagens gedeutet wurde, hat sich zurückgebildet, seit einigen Tagen ist zumindestens optisch nichts mehr zu sehen.

Der Zustand schwankt erheblich.
Letzten Montag/Dienstag habe ich schon die sprichwörtlichen kalten Füße bekommen, sie noch nicht motiviert haben zu können, ins Hospiz zu gehen. Jetzt dachte ich, die Zeit läuft uns davon...
Sie war so schlapp, konnte sich kaum auf den Beinen halten und kaum noch sprechen, nichts essen, nichts trinken, war ganz grau und fühlte sich eiskalt an.

Mittwoch war so leidlich und am Donnerstag... also ich weiß wirklich nicht, wie das überhaupt geht... war sie wieder ganz anders.
Sie lief rum, sogar wieder Treppen.
Am Donnerstag wollte sie selber in den Supermarkt und ja, es hat geklappt, sie hat es geschafft.
Freitag dann wollte sie über den Weihnachtsmarkt gehen, anschließend waren wir noch in einem Café und den Rollator, nöö, den wollte sie erst gar nicht mitnehmen und sie lief tatsächlich ganz wacker ohne ihn.

Es ist für mich gefühlsmäßig recht schwierig, da mitzuhalten.
Auch wir Kinder müssen ja lernen und akzeptieren, sie loszulassen. Aber wie soll das gehen, wenn wir die Erfahrung gemacht haben, dass es auch vom allertiefsten Punkt aus immer wieder ein Bergauf gab?
Jetzt freuen wir uns sehr, dass wir Weihnachten gemeinsam als Familie feiern können. Unser größtes Geschenk!

Euch allen alles Liebe und Gute

Triangel
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  #107  
Alt 24.12.2013, 01:43
Flo86 Flo86 ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Hallo Triangel,

bei meiner Mutter war es ähnlich. Es war auch immer ein auf und ab. Manchmal gab es gute Phasen manchmal schlechtere. Das es langsam zu Ende geht merkten wir daran das sie auf einmal den ganzen Tag nur noch müde war und schlafen wollte (kam von den Lebermetas) und nichts mehr essen wollte. Das loslassen begann dann ab dem Zeitpunkt als der Hausarzt noch einmal da war und uns mitteilte das es ab jetzt kein Berg auf mehr gehen sollte. Da begriff ich das ich jetzt jede Sekunde genießen, gleichzeitig aber langsam Abschied nehmen muss. Mach dir deswegen keinen Druck, es kommt die Zeit in der du selbst merkst das es nun Zeit wird loszulassen. Ich dachte zuerst ich schaffe das nicht, da ich sie selbst noch gepflegt habe zuhause zusammen mit meiner Tante. Aber ich blicke heut zum Teil mit einem Lächeln auf diese 10 Tage zurück da ich noch viele intensive und sogar "glückliche" Augenblicke hatte.
Frohe Weihnachten :-)

________________________
Mein Dad
ED 6/2004 Prostatakrebs, Multiple Metastasen im Bauchraum
+ 9/2006

Meine Mum
ED 01/2012 kleinzelliges Bronchialkarzinom, Metas in Leber und Nebenniere
+ 01/2013
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  #108  
Alt 24.12.2013, 22:59
sum1 sum1 ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

hallo und danke für die antworten. am ende muss halt doch jeder selber entscheiden. allerdings bin ich erstaunt dass freitodbegleitung hier eher kein thema ist. man liest ja doch immer wieder von schmerzen und sowas möchte ich lieben menschen ersparen. scheiss situation.
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  #109  
Alt 25.12.2013, 09:08
Flo86 Flo86 ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Hallo Sum,
klar sind Schmerzen und Leid ein großes Thema wenn es zu ende geht und klar ist auch, dass man das seinen Lieben so gut wie möglich ersparen will. Es kommt halt auch sehr auf die jeweilige Tumorart an und den Ort am dem der Tumor letztendlich den Körper entscheidend schwächt. Lebermetas die ein langsames Organversagen bewirken, geben dem Patienten (oftmals, nicht immer) einen relativ schmerzfreien Tod. Der Patient wird schwächer und schwächer und entschläft irgendwann. Meine Mum zb. brauchte keinerlei Tabletten und konnte friedlich entschlafen. Wie gesagt kann es aber auch anders sein. Heutzutage ist die palliative Versorgung auch so weit fortgeschrittten um Patienten die unter großen Schmerzen leiden gut einzustellen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, für die eine eventuelle Sterbehilfe das Leid reduzieren kann. Wie man persönlich dazu steht das muss jeder selbst wissen. Jeder Krankheitsverlauf ist nun mal anders und muss auf den jeweiligen Patienten gut abgestimmt sein wenn es dem Ende entgegengeht. Gerade weil diese Krankheit so heimtückisch ist muss man immer auf Überraschungen vorbereitet sein (manchmal sogar positive). Ich wünsche dir noch ein schönes Weihnachtsfest :-).
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  #110  
Alt 18.01.2014, 09:31
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Hallo Ihr Lieben,

nach den vielen PN melde ich mich mal wieder im Forum.

Seit gestern ist meine Mutter im Hospiz.
Und zwar in dem, zu dem ich im November schon Kontakt aufgenommen hatte, es ist ein so freundliches Haus, liebevolle Mitarbeiter, nach all den Erfahrungen in den Krankenhäusern ist es so wohltuend, dieses Haus zu erleben.

Vor fünf Tagen hatte sich der Zustand bei meiner Mutter rapide verschlechtert, sie wurde so schwach, dass ganz klar war, so geht es nun nicht mehr weiter, wir schaffen das Zuhause nicht mehr.
Sie litt auch darunter, dass wir uns um alles kümmern mussten, anstatt die Zeit "schön" mit ihr zu verbringen.
Sie wollte nun auch nicht mehr zuhause sein, nicht mehr dort sein, nicht mehr mit ansehen müssen, dass z.B. andere nun in der Küche das Essen machen müssen, wo die Küche doch sonst immer ihr Revier gewesen war.

Ich habe dann im Hospiz angerufen, aber man konnte mir natürlich nicht sagen, wann was frei wird.
Also habe ich so Dinge wie ambulante Hospizbetreuung, SAPV in die Wege geleitet, aber dann kam doch der Anruf aus dem Hospiz, dass ein Platz frei geworden ist und sie Freitag aufgenommen werden konnte.
Ich war so froh und erleichtert, dass kann ich überhaupt keinem Menschen beschreiben.

Meine Mutter war ganz ungeduldig, dorthin zu kommen und als sie das wirklich nett eingerichtete Einzelzimmer mit Bad gesehen hat, alles mehr wie eine große Villa und überhaupt nicht wie ein Heim wirkte und wir ihr ihre eigene Bettwäsche aufgezogen haben, da hat sie vor Freude geweint.
Aber nur kurz.
Zum Mittagessen bin ich mit ihr in die Wohnküche gegangen und sie hat ein Schüsselchen Suppe und einen ganzen Pfannekuchen gegessen :-)
Essen tut sie nur, wenn sie sich wohl fühlt und daher war es so schön zu sehen, wie sie mit Appetit gegessen hat.

Wir hoffen nun sehr, dass wir noch eine möglichst lange und möglichst gute Zeit mit ihr haben.
Wir hoffen sehr, dass es ihr nun nochmal "Auftrieb" gibt, sich so gut aufgehoben und umsorgt zu fühlen und wir die Zeit mit ihr nun auch wieder "schön" verbringen können.

Euch allen, die ihr hier lest, viele liebe Grüße
Triangel
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  #111  
Alt 18.01.2014, 12:15
papillon0110 papillon0110 ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Bin sooooo froh für euch, das es geklappt hat !!!
Yv.
Gglb Gruß zurück
__________________
Mama, meine Heldin (67 Jahre) Diagnose 27.08.2012: malignes Melanom mit Fernmetastasen Hirn, Aortenwurzel, Lunge, Primärtumor unbekannt, Stad. IV,
Ganzhirnbestrahlungen (12), palliative Chemo mit Dacarbazin, 3 Zyklen
Ein Jahr nach Diagnose am 28.08.2013 für immer eingeschlafen
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  #112  
Alt 21.01.2014, 20:25
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Hallo... ich melde mich einfach noch mal um zu erzählen, dass meine Mutter ja nun den fünften Tag im Hospiz ist und sich dort sehr wohlfühlt.

Nette Räumlichkeiten, leckeres Essen, und vor allem richtig liebe Schwestern.
Meine Mutter meinte, wenn sie das vorher gewusst hätte, wäre sie früher gegangen.

Sie, der es so wichtig war, bis es wirklich nicht mehr ging in ihrem "Zuhause" zu bleiben, sagt nun nach nur fünf Tagen auf die Frage, ob wir nochmal zum Kaffeetrinken nach Hause fahren sollen (also in ihre Wohnung, nur ein paar Kilometer entfernt): "Nöö, lass mal. Das hier ist jetzt mein Zuhause."


Ich könnte mir vorstellen, dass es bei manchen anderen Menschen auch so ist, dass man sich irgendwie an das Zuhause, an das eigene Bett usw. klammert, weil der Gedanke an ein Hospiz was Fremdes, Ungewisses und vielleicht Angst machendes ist.
Wir scheuen ja oft vor Dingen zurück, die wir nicht kennen, wo wir nicht wissen, was uns erwartet.

Zu uns kann ich nur sagen, dass es sowohl meiner Mutter als auch uns Kindern jetzt besser geht.
Wir alle haben jetzt ein gutes Gefühl, weil rund um die Uhr professionelle Pflege jederzeit ansprechbar ist und wir uns irgendwie getragen fühlen, dadurch entspannter sind.

Der körperliche Verfall geht leider unbarmherzig seinen Weg, es tut so weh, dies mit ansehen zu müssen, aber meine Mutter ist mental gut drauf, weiterhin optimistisch, weil sie zwar nicht weiß, wieviele Tage noch, aber sie ist optimistisch, dass es gute Tage sein werden.
Und sie fühlt sich wie befreit bei dem Gedanken, jetzt nicht mehr ins Krankenhaus zu müssen.


Ich wünsche Euch allen hier, dass Ihr auch für Euch und Eure Lieben eine wie auch immer, aber Hauptsache gute Lösung finden werdet.

Viele Grüße
Triangel
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  #113  
Alt 22.01.2014, 08:10
papillon0110 papillon0110 ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Ach ich freu mich so für Euch. Du weisst wie ich das meine !

Ich wünsch Euch von Herzen noch viele gute Tage.

Yv.
__________________
Mama, meine Heldin (67 Jahre) Diagnose 27.08.2012: malignes Melanom mit Fernmetastasen Hirn, Aortenwurzel, Lunge, Primärtumor unbekannt, Stad. IV,
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  #114  
Alt 28.01.2014, 19:06
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Liebe Papillon,


ganz lieben Dank für deine immer netten Zeilen.
Und ja, ganz genau weiß ich, wie du alles meinst ;-)


Hallo an alle, die hier lesen,


meine Mutter ist jetzt seit anderthalb Wochen im Hospiz und sagt, sie fühle sich dort sehr wohl und es käme ihr vor, als sei sie schon viel länger dort.
Wenn sie jetzt von "zuhause" redet, meint sie das Hospiz.

Die Betreuer dort sind einfach nur lieb,lieb, lieb.
Meine Mutter ist völlig entspannt, sie genießt jeden Tag, genießt es aus vollen zügen, sich um nichts mehr kümmern zu müssen.
Wenn sie kann, geht sie ein klein wenig spazieren, sonst döst,liest oder malt sie, freut sich auf das Essen, sie sagt, es sei eine Freude, es nur zu riechen, da so lecker und aromatisch. Es gibt im Hospiz eine eigene Köchin, die alles frisch kocht.

Meine Mutter ist unbeschwert wie ein Kind.
Als Kind wird man (so sollte es wenigstens sein) umsorgt, behütet, beschützt, kann voller Vertrauen sein.

Jetzt am Ende ihres Lebens, in dem sie fleißig, verantwortungsvoll und all das war, kann sie wieder wie ein Kind sein.
Ich kann es nicht richtig gut formulieren, aber ich habe irgendwie das Gefühl, hier schließt sich jetzt der Kreis.

Sie wird schwächer und schwächer und ihre Zeit geht unaufhaltsam zu Ende... auch wenn man es noch nicht in Tagen oder vielleicht noch Wochen sagen kann.
Aber es ist in ihr und uns Kindern eine innerliche Ruhe, eine Art Frieden, der Kreis schließt sich, wir haben keine Angst mehr vor dem, was kommt.
Natürlich sind wir schon jetzt unfassbar traurig und ich weiß noch gar nicht, wie ich mein weiteres Leben dann mit dieser großen Traurigkeit weiterleben soll... aber ich habe ein Gefühl, es wird sich fügen, es wird gehen, sie wird ja trotzdem irgendwie weiter bei uns sein.

Ich wünsche allen hier viel Kraft und das jeder von Euch seinen Weg findet,
viele liebe Grüße

Triangel
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  #115  
Alt 28.01.2014, 19:48
Babsera Babsera ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Hallo,
deine Worte machen mir viel Mut!
Auch wenn die ganze Sache einfach nur unglaublich Traurig ist, du hast mir eben etwas die Angst genommen wie es sein wird, sollte mein Papa auch einmal dort wohnen.
Ich danke dir für deine Worte/Infos und wünsche euch noch, hoffentlich, viele schöne gemeinsame Stunden und ganz viel Kraft!!
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  #116  
Alt 28.01.2014, 20:11
papillon0110 papillon0110 ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Ich lese deine Zeilen mit Tränen in den Augen. Du hast es richtig formuliert. Der Kreis schließt sich und das gibt dir, euch jetzt und auch weiterhin die Kraft es zu tragen und ihr habt euren weg für eure liebe starke mama und für euch gefunden!!!
Ja sie dürfen umsorgt, behütet und beschützt sich fühlen wie ein Kind. Auch bei unserer mama war es exakt genauso und unser "Motto" wir nehmen jeden Tag so an, wie er ist, sei es ein guter oder nicht so guter, hat uns drauf vorbereitet und mama und uns diese grosse Angst genommen. Es gibt dir den inneren Frieden es anzunehmen wie es kommt.
Sie gehen, dennoch sind sie immer da!
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Mama, meine Heldin (67 Jahre) Diagnose 27.08.2012: malignes Melanom mit Fernmetastasen Hirn, Aortenwurzel, Lunge, Primärtumor unbekannt, Stad. IV,
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Ein Jahr nach Diagnose am 28.08.2013 für immer eingeschlafen
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  #117  
Alt 08.02.2014, 13:25
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann? Friedlich eingeschlafen

Heute ist Samstag...
... seit Donnerstag abend lebt meine Mutter nicht mehr.

Erst jetzt wird mir klar, dass ich trotz allem nicht wirklich damit gerechnet habe, dass es tatsächlich eines Tages passieren würde.

Ich habe überlegt, Euch von ihren letzten Tagen zu erzählen.
Und mich dafür entschieden.

Denn es gibt soviele, die immer wieder danach fragen, woran man es merkt, dass es zu Ende geht.

Und ich möchte erzählen, wie es im Hospiz war, denn dies war das Allerbeste, was uns in dieser Situation widerfahren ist.
Unser Dank an die lieben Menschen dort ist nicht zu beschreiben.

Eine gute Woche vor ihrem Tod war meine Mutter noch guter Dinge, sie lief zwar in langsamen Schrittchen, aber alleine rum, sie war schwach, aber munter.

Dann kam der Zeitpunkt, wo sie nur noch wenige Schritte schaffte, wir fuhren sie im Rollstuhl draußen spazieren. Sie hatte die Hoffnung, dies sei nur vorübergehend.
Jegliche Gedanken an ein Sterben ließ sie nicht zu.
Sie meinte, sie müsse ja ohnehin sterben, warum sich also damit beschäftigen, nein, lieber sich den schönen und erfreulichen Dingen zuwenden.

Vier Tage vorher gab es einen Zwischenfall beim Essen.
Ich dachte zuerst, sie hätte sich verschluckt, weil sie so plötzlich hustete und würgte.
Die Schwester, die beim Essen mit am Tisch saß, stand sofort auf und ging was holen. Als sie nur 20 Sekunden später wiederkam, war meine Mutter schon ganz lila im Gesicht und schaute so ängstlich wie nie zuvor.

Die Schwester gab ihr eine Spritze und es wurde sofort besser.
Wir haben meine Mutter dann ins Bett gebracht, wo sie tief und fest einschlief und ganz ruhig und gleichmäßig atmete.
Mir wurde dann erklärt, dass sich sehr wahrscheinlich die Tumore in der Lunge auflösen und sie loses Gewebe habe.

Seitdem musste meine Mutter liegen. Wann immer sie sich aufsetze, ging die Luft zwar in die Lunge rein, aber nicht mehr raus.
Sie bekam engmaschig Medikamente (erst noch als Tropfen, später als Spritzen).


Die Schwestern und Pfleger waren immer im Hintergrund parat. So hatte meine Mutter bis zum Ende keine Atemnot mehr.
Ich kann Euch gar nicht sagen, wir froh wir darüber waren.

Denn hier im Forum liest man so oft von der Not, wenn im Krankenhaus nach der Schwester geklingelt wird, bis dann mal eine kommt, bis dann endlich mal was unternommen wird.


Meine Mutter schlief sehr viel. Drei Tage vorher war sie zusammengerechnet vielleicht zehn Minuten wach. Dann aber orientiert und klar.

Am Tag vor ihrem Tod hatte sie Schwierigkeiten zu wissen, dass ich es bin, wenn ich irgendwo im Zimmer und nicht an ihrem Bett war.
Ihre Bewegungen waren unkoordiniert, sie konnte keinen Blickkontakt mehr halten, sie sprach nicht mehr und atmete nur noch mit offenem Mund.

An ihrem letzten Tag bewegte sie sich überhaupt nicht mehr. Gar nichts mehr. Die Augen blieben geschlossen, nicht einmal mehr ein Zucken als Reaktion auf eine Spritze oder auf Berührungen.
Sie atmete in langen, tiefen Zügen, da sie auch nicht mehr schluckte, konnte man ein deutliches Gurgeln und Brodeln der Spucke in den Atemwegen hören.
Ab und zu hatte sie Atempausen.
Ihr Gesicht war rosig, friedlich und entspannt.
Die Atempausen wurden immer länger... und gegen Abend wurde aus einer Pause dann ein endgültiger Stillstand.

Sie sah so friedlich, entspannt und irgendwie viel jünger aus.
Und doch... das so sehr vertraute Gesicht wurde fremd. Sie war gegangen.

Ich kann seitdem nichts anderes mehr tun, als immerzu an sie zu denken und ständig zu weinen. Es geht einfach nicht, damit aufzuhören.
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  #118  
Alt 08.02.2014, 14:54
Benutzerbild von st_jahn
st_jahn st_jahn ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

hallo triangel,

mein aufrichtiges beileid ! schön, dass deine mutti nicht leiden musste und in ruhe einschlafen konnte. ein paar stunden später - freitag 3 uhr - ist auch meine mutti in meinen armen eingeschlafen. ich kann gut nachempfinden wie du dich fühlst - ich hoffe der schmerz lässt irgendwann nach ...

fühl dich von mir !
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  #119  
Alt 08.02.2014, 20:20
peanutsandjelly_78 peanutsandjelly_78 ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Hallo Triangel,

es tut mir sehr leid zu lesen, dass Du nun auch Deine Mama verloren hast.

Sende Dir einen dicken Drücker!

Andrea
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  #120  
Alt 08.02.2014, 23:10
hm maria hm maria ist offline
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Beiträge: 335
Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

liebe triangel!

habe mich gerade eingelesen, erstmal mein aufrichtiges beileid mit deiner mutter.
wie schön das sie ohne schmerzen eingeschlafen ist, denn sie leiden zu sehen ist nicht schön, mein papa starb auf der pallilativ station im krankenhaus und die sind auch sehr sehr liebevoll, ich denke deine worte muss man gross schreibe denn ich finde auch das hospiz oder palliliativ station es so viel leichter macht fuer unser liebsten die wissen genau was sie brauchen, ich wünsche dir ganz viel kraft, für die kommende Zeit und lass dich umarmen.
lg maria
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