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  #1  
Alt 11.05.2005, 21:13
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Standard Trauernde Männer?

Hallo, alle Ihr Lieben hier,

ja, ich nutze die Gelegenheit, den Thrad weiterhin oben zu halten.
Ich kann Euch allen bestens nachempfinden. Wir haben unseren geliebten Mann, Papa und Opi im Februar dieses Jahres wegen dieser Sch....krankheit im Alter von 47 Jahren verloren. Wir, das sind meine 2 Kinder mit Schwiegerkindern und unser kleines 2 1/2 jähriges Enkelchen. Zum Glück wohnen wir alle gemeinsam in unserem Haus und können uns gegenseitig in der Trauer unterstützen. Und die Trauer ist riesengroß..........Wir haben uns ab Dezember 2003 mit der Diagnose Krebs befassen müssen. Schon damals drohte die Welt zusammenzubrechen, aber man gibt die Hoffnung ja nicht auf. Mein Mann hat sich seitdem seelisch kaputt gemacht, plötzlich aus dem Arbeitsleben gerissen zu werden, plötzlich ist das ganze Leben anders. Und immer wieder Hoffnungen, die dann mit den Untersuchungsergebnissen Stück für Stück zerschlagen werden. Auch ich hätte meinen Mann noch soviel sagen wollen, hätte ich gedacht, dass er von einem Tag zum anderen von uns geht. Wir waren einen Tag zuvor noch im Kino in einem ganz lustigen Film. Außer seinem seelischen Zustand, er hat oft geweint, war er eigentlich körperlich noch vital, hatte nur ein paar Schmerzen, die wir auf die Wirkung der Chemo geschoben haben. Doch nachdem ihm im Januar nach einer Chemopause gesagt wurde, dass sich trotzdem neue Lymphknoten gebildet haben, und er sich Invalid schreiben lassen sollte, ich glaube, von da an hat er abgebaut. Ich habe die ganze Zeit immer nur heimlich geweint und habe ihm gegenüber die "Starke" gespielt, weil ich immer noch Hoffnungen hatte, oder ich habe meine Angst verdrängt. Manchmal konnte mein Mann das nicht verstehen, und sagte zu mir ich hätte "Zweckoptimismus". Ich habe schon immer positiv gedacht, mein Mann nicht, auch nicht als er gesund war. Bei ihm mußte immer alles klappen, was er wollte, und er hat es auch geschafft. Nur dieser Krankheit gegenüber war er machtlos ausgeliefert, das hat er nicht verkraftet und ist eines Nachts wenigstens noch in meinen Armen von uns gegangen. Total unverhofft und unvorbereitet. Und jetzt mache ich mir nun auch die Gedanken, hätte ich mich doch die letzte Zeit anders verhalten, aber ich habe ihm immer wieder Mut und Kraft zugesprochen, obwohl ich selbst fast am Verzweifeln war. Wie gesagt, er konnte meinen sogenannten Optimismus nicht verstehen. Ich habe aber damit die Krankheit von mir ganz weit weg schieben wollen, ich habe sie einfach verdrängt und immer gedacht, dass der Tag X noch weit, weit entfernt liegt. Aber darüber habe ich mit meinem Mann nie gesprochen, ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass uns diese Krankheit so jung trennen soll.

Meine Trauer nimmt kein Ende. Ich denke, je länger er von mir weg ist, wird es immer schlimmer. So ungefähr wie "Jetzt warst Du lange genug fort, wird Zeit, dass Du wiederkommst". Ich gehe auch jeden Tag, auch jetzt gleich noch, an sein Grab. Deshalb grüße ich Euch erst mal alle ganz lieb und danke für´s Zuhören.
Laßt alle Eure Tränen laufen, wann sie kommen, das befreit, die Erfahrung habe ich gemacht, aber es tut alles so verdammt weh.

Tschüß und liebe Grüße Steffi
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  #2  
Alt 11.05.2005, 21:50
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard Trauernde Männer?

Liebe Steffi,

du hast die Gefühle unglaublich gut beschrieben, die in einem brodeln. Dies Zweifel und die Frage, ob man dies oder jenes hätte besser tun können.

Mir ging es ähnlich. Auch ich habe während der Krankheit meines Mannes keinen Augenblick ernsthaft in Erwägung gezogen, dass wir den Kampf verlieren könnten. Bis zum Schluss nicht, so dass mich sein Tod - obwohl uns der Arzt vorbereitet hatte, dennoch überrascht hat. Ich habe in allem etwas Positives reingedeutet - obwohl ich eigentlich nicht unbedingt der Optimist im Leben bin - habe während der 8 Monate, die uns ab Diagnose noch blieben nur nach dem Motto gelebt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.Mein Mann machte sich diesbezüglich Sorgen, weil er wusste, dass ich sehr tief stürzen würde, wenn ich um die Realität nicht mehr herumkommen könnte....

Und selbst heute, 7 Monate nach seinem Tod habe ich es noch nicht in jeder Konzequenz akzeptiert. Du hast es sehr gut beschrieben, irgendwie ganz tief drin warte auch ich heute noch, weil er jetzt wirklich schon lang genug von uns getrennt ist...

Ein Gespräch mit einem Freund hat mich getröstet, als bei mir die Selbstzweifel sehr stark waren. Ich meinte, dass ich "dumm" war und nicht gemerkt habe, was passiert und dass ich mehr hätte tun sollen und und und... Er meinte: Du hast alles getan, was du konntest, und du hast es gut gemacht. Und als ich meinte: Claus hätte es im umgekehrten Fall bestimmt besser gemacht, er hat immer gewusst, was zu tun ist, meinte er: DU bist aber nicht Claus und DU hast es so gut gemacht, wie DU konntest. Mehr und besser ging es nicht. Über diesen Satz musste ich lange nachdenken, und er hat mir viel von meinen Selbstzweifeln und Vorwürfen genommen, denn es stimmt. Wir haben es so gut gemacht, wie wir konnten und ich denke, unsere Männer wussten es.

Liebe Steffi, ich wünsche Dir und uns allen weiterhin die Kraft, unser Leben wieder in den Griff zu bekommen.

LG
Andrea
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  #3  
Alt 12.05.2005, 15:48
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Standard Trauernde Männer?

Liebe Andrea,
ja, ich sehe das ganz genauso, wir haben für unsere Männer zum richtigen Zeitpunkt das richtige getan, und das wissen sie. Auch wir Frauen mußten uns mit der schrecklichsten aller Diagnosen ja auseinanersetzen, war man doch nach jahrelangem Zusammensein zu einem Teil verschmolzen. Und so hat jeder Teil die Diagnose anders ertragen müssen, unsere Männer hatten Angst davor uns verlassen zu müssen und wir hatten Angst davor sie zu verlieren. Und da in uns die Krankheit nicht steckte, waren wir eigentlich diejenigen, die trotz allem verzweifelt Mut zugesprochen haben, die die Hoffnung auf ein gutes Ende rüberbringen wollten oder auch mußten, sonst wären wir vielleicht an unserem eigenen Kummer, der tief in uns steckte und verdrängt war, kaputt gegangen. Dann hätten wir ihnen gegenüber nicht so stark sein können. Jetzt sind wir allein, und bei mir z.B. kommt jetzt die ganze Erschöpfung raus, ich bin sehr müde. Ich habe schon gedacht, dass es an der Antidepressiva liegt, die ich seitdem nehme, aber meine Hausärztin sagte, dass die auf pflanzlicher Basis sind und ich kann sie ohne Bedenken weiternehmen, wäre halt das ganze angestaute der letzten 1 1/4 Jahre.

Übrigens Du sprichst Grönemeyer mit seiner CD "Mensch" an ....."´s ist schon okay, es tut gleichmäßig weh". Grönemeyer hat ja seine Frau auch an Brustkrebs verloren. Erst 2 Jahre später ist er wieder in die Öffentlichkeit gegangen. Ich finde seine Texte total aus dem Leben gegriffen. Wir waren im Sommer 2003, vor der Diagnosestellung im Dezember, noch in seinem Konzert. Zur Beerdigung hatte ich auch 2 Songs von ihm "Der 7. Sinn" und "Der Weg", weil ich uns darin wiedersehe, ist so zutreffend, jetzt läuft es mir gleich eiskalt den Rücken herunter. Diese Songs kann ich mir täglich anhören (gehört mit zu meiner Trauerverarbeitung), aber den Song Mensch kann ich zur Zeit einfach nicht hören, obwohl er ganz genau auf die Jahreszeit passen würde, aber nicht zu meiner Stimmung.

Hallo, lieber Guido,
das mit dem Weinen kenne ich zu Genüge, egal wo ich bin, wenn mir die Tränen kommen, kann ich sie einfach nicht zurückhalten. Ich kann mich noch erinnern, 7 Tage nach dem Tod meines Mannes, mußte ich, ob ich wollte oder nicht, einkaufen gehen, denn bis dahin habe ich seit dem Tod meines Mannes noch keine alltäglichen Aufgaben erledigen müssen. Mein Schwiegersohn war extra mit, weil ich einfach noch nicht fähig war, Auto zu fahren. Als ich den Einkaufskorb ins Auto packte, liefen mir unerhörte Tränen. Ich sah all die unbekümmerten Menschen im Supermarkt, sie sahen nichts von meinen großen Schmerzen, die in mir waren, und vor genau einer Woche war ich auch dort einkaufen, aber da hatte mein Mann noch gelebt und ist in der darauffolgenden Nacht plötzlich und unverhofft von mir gegangen. Was kann in einer Woche alles passieren.....
Ich weine auch oft im Auto, manchmal sehe ich vor Tränen die Straße kaum, bin dann immer froh, wenn ich an einer Ampel stehen kann. Steht neben mir ein Auto, und der Fahrer sieht das, weißt Du wie sch....egal mir das ist?? Auch wenn ich ans Grab gehe, jeden Tag, wenn ich weinen muß, dann lasse ich meine Tränen fließen, auch auf dem Weg dahin. Habe auch schon vor dem Grab gehockt und sehr heftig schluchzen müssen, am Grab Stück weiter weg standen Leute, war mir aber egal, die haben auch irgendwann einen geliebten Menschen verloren. Ich denke einfach, auch das ist eine Art Trauerverarbeitung.Die Tränen müssen einfach heraus, haben irgendwie auch heilende Wirkung und erleichtern im Moment, habe ich auf jeden Fall in verschiedenen Büchern gelesen, und kann dem nur aus eigener Erfahrung beistimmen.

Übrigens finde ich es ganz toll, dass sich Männer zur Trauer bekennen. Frauen sind ja im allgemeinen "gesprächseifriger", aber die Trauer ist so etwas derartig menschliches, dass es da keine Unterschiede zwischen "dem Starken" und "dem Schwachen" Geschlecht gibt. In dem Punkt Trauer sind wir alle gleich schwach oder stark...und gemeinsam vereint.

Viele Liebe Grüße Steffi
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  #4  
Alt 03.10.2005, 19:32
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

ich schubse mal nach oben.

Lieber Guido, liest du noch mit? Wenn ja, wie geht es dir?

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #5  
Alt 10.12.2005, 17:13
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo,

auch ich grübel darüber nach, ob ich alles getan oder was ich noch hätte tun können. Meine liebe Frau hat alles ertragen und mitgemacht. Ich habe die Organisation total übernommen, Termine bei den Ärzten, Untersuchungstermine und Behandlungstermine abgemacht. Zwei Jahre war die Krankheit das einzige, was unseren Tagesablauf bestimmte.

Ich denke trotzdem, das ich ihr noch viel mehr besonderes Gutes hätte tun müssen.

Wir haben nicht über den Tod gesprochen, das wurde von uns Beiden verdrängt und meine liebe Frau war immer optimistisch und hat die Hoffnung nie aufgegeben. Auch ich habe diesen Zeitpunkt des davongehens als noch weit weg abgetan. Aus Angst vor dem was heute ist.

Der Schmerz ist so schlimm und unbeschreiblich.

Warum habe ich das Gefühl, dass ich mich entschuldigen muss, wenn ich als Mann weine.

Jeder der Verwandten sagt: Du brauchst jetzt viel Kraft.
Ich habe die Kraft aber nicht.

Ich muss jetzt wieder aufhören, es wird wieder zu schwer.

Grüße
Gerhard
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  #6  
Alt 15.12.2005, 16:52
guxli
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo GEP

Glaube mir, dass Du in Deiner Situation alles für Deine liebe Frau getan hast, was in diesem Moment möglich war und dies hat Sie sicherlich 100% geschätzt.
Es sind einfach Schuldgefühle da, welche man als Hinterbliebener hat. Man hätte dies und dass ändern oder tun können und Sie wäre wohl möglich auch dann gestorben. Dann hätte man wieder dieselben Schuldgefühle gehabt. Durch diese Art möchte unsere Psyche das Schicksal umkehren.
Leider und so traurig es auch ist, muss man schlussendlich annehmen, wie es geschehen ist. Ansonsten kann man seine tiefe Trauer nie überwinden. Ich bin auch noch weit davon entfernt.
Ich habe mit meiner Freundin auch nie über den Tod gesprochen. Ich zweifle auch oftmals und mir kommen dabei Schuldgefühle auf, warum ich (wir) den Tod nie angesprochen haben. Meine Freundin starb am 28. Oktober 2005 in Ihrem 29 Lebensjahr und Sie wollte einfach nur leben und Sie (wir) hatten bis zuletzt die Hoffnung nicht aufgegeben. Hätten wir über Ihren Tod gesprochen, wäre Sie, und davon bin ich überzeugt, viel früher gestorben, weil man dadurch Ihren unglaublichen Lebenswillen genommen hätte.
Es ist wohl für jeden Menschen unterschiedlich, ob und wie er über seinen Tod reden möchte oder eben nicht.
Meine Schmerzen zereisen mich manchmal auch fast, dann muss ich mich irgendwie ablenken.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die kommende schwierige Weihnachtszeit.
Starke Männer können weinen, Schwache nicht.

Gruss
Dani
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  #7  
Alt 16.12.2005, 11:44
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo dani,


du hast recht , es gehört viel stärke dazu , sich seiner trauer zu stellen und sich ihrer nicht zu schämen. leider ist es so , das man selber viel zu oft denkt, man müßte auf das umfeld rücksicht nehmen, weil von dort , vor allem je länger das ereigniss zurückliegt , immer oft unverständnis kommt.
es gibt keine zeit , wie lange man trauern darf.
mit unserem sohn haben wir auch nie über den tod gesprochen, es gab dieses ereigniss auch für ihn und meine frau garnicht. ich denke auch , das ihn dieser unbändige wille, dieses jahr im august wieder in die schule gehen zu wollen , geholfen hat , den zeitpunkt , wo ihn der krebs besiegte , "herauszuschieben".
alledings habe ich keine schuldgefühle deswegen , sondern eher kommt mal der gedanke, warum wir nicht schon eher mal den arzt gewechselt haben , er hatte ein 3/4 jahr sehr starke schmerzen im linke oberschenkel, bis wir endlich in der uni klinik gelandet sind, den 11.00 uhr ein rötgenbild gereicht hat um uns 14.00 zu sagen , das ist ein sehr schwerer knochenkrebs, warum wurde hier nicht schon eher mal gerötgnt.
dann kommt jetzt auch immer wieder mal der gedanke, wieso er ? ich halt mich an atomistischen weltbildern fest, das nichts änderbar ist, nicht weil es eine vorbestimmung gibt , sondern weil es halt so ist.

gestern war ich ein paar blumen kaufen, weil es am grab mittlerweile (bis auf die gestecke) doch etwas trostlos aussieht. ich fragte die floristein nur , was sich jetzt draussen hält, da wußte die sofort bescheid und meinte , ist es für den friedhof und für wen ? ich konnte dann garnicht fertig erzählen , weil mir die stimme wegblieb und ich erstmal weinen mußte.

das schlimme daran ist , das ICH mich dafür noch entschuldigt habe ! das fiel mir dann erst später auf, als ich aus dem laden raus war.
wieso muß ich mich für meine trauer entschuldigen ? so "blöd" ist man schon.

man wird halt immer angeschaut wie ein auto, wenn so was passiert und schämt sich dann. Blödsinn.
als ob man seine umgebung fragen müßte , ich möchte jetzt mal kurz weinen, darf ich das ?

ich glaube , diese "stärke" sollte man sich irgendwie aneignen, seinen gefühlen freien lauf lassen zu können. dann ist es auch möglich , diese selber besser kontrollieren zu können , und in das "normale leben" oder den "normalen zustand" zurückzukehren, nicht auf druck der "dummen unwissenden" die um einen herumstehen, sondern weil man sich selber sagt, so kurz geheult und jetzt zurück ins leben.
denn den platz im leben , den wir vorher hatten ,den müssen wir auch weiterhin einnehmen. es besteht verantwortung gegenüber denen , die zu einem gehören. und der , der gegangen ist , ist bestimmt jedesmal traurig , wenn er sieht , was er durch sein weggehen für ein durcheinander angerichtet hat. den DAS ist bestimmt das letzte , was er wollte.

in diesem sinne

lg gaertner
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Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

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  #8  
Alt 01.04.2006, 20:24
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

hallo

bin gerade sehr unsanft an den 3.4. erinnert worden. am 2.4. starb der pabst.

die nachrichten sind nun wieder voll davon. robert hat das noch gesehen.

damals , als er in der klinik einen film schauen wollte und dieser dann lange unterbrochen wurde.

auch robert hat spuren hinterlassen in seinem leben.

doch wie es in einem lied heisst , nach ihm wird nie eine stadt benannt werden.

alle die ihn gekannt haben , werden ihn dennoch nie vergessen.

lg
gaertner
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  #9  
Alt 02.04.2006, 01:56
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

hallo ,

es drängt im moment nach aussen. ich erinnere mich , voriges jahr gedacht zu haben , robert ist nicht der einzige der geht. plötzlich waren es viel , die im kk das selbe problem hatten. ich fühlte mich nicht allein und habe über die teilung meines schmerzes mit andern linderung erfahren.

heut fällt mir auf, das ich im laufe des jahres den kontakt mit den "anderen" verloren habe .
liegt es daran , wie shalom geschriebn hat "Frische Trauer wird in diesem Forum wohl akzeptiert, Erfahrungen mit der langen Zeit und der harten Arbeit einer notwendigen Neugestaltung des eigenen Lebens nach dem Tod des geliebten Menschen wohl eher nicht" ?

ich denke nein .
statt wirklich nach vorn zu schauen bin ich innerlich nicht in der lage gewesen , meinem selbstmitleid zu entfliehen.

die wolken verdecken die sonne , doch sie scheint trotzdem . dahinter. und immer.

danke , freundin , du weisst ,wer gemeint ist.

es wird zeit aufzubrechen und wirklich nach vorn zu schauen.

schliesslich gibt es genug , denen es wirklich schlecht geht , nicht nur im geiste , sondern auch im körper.

wo steh ich da , mit meinen vergleichbaren kleinen problemen ?

lg gaertner
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  #10  
Alt 02.04.2006, 10:38
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Lieber Gaertner,
ich habe mir auch schon gedacht, worann liegt das, dass ich ausgerechnet, wenn es mir richtig schlecht geht ich nicht schreibe? Vielleicht weil ich selbst schon die Erwartungen der Außenwelt an mich verinnerlicht habe : "es" ist nun schon über er Jahr her - der Abschied, du müsstest...d.h. ich sage mir damit praktisch selbst, wenn ich "richtig" an mir gearbeitet hätte wäre ich jetzt schon weiter???! Aber was ist weiter, wo will ich hin? Werde ich "es" jemals "verarbeitet" haben (was immer das bedeutet) ? Leben müssen wir ohne unsere Liebsten und nach Außen gelingt es mir ein Bild aufrecht zu erhalten, als käme ich klar. Naja, muss man ja auch irgendwie auf Arbeit...Aber welche Alternative haben wir denn? Und es stimmt schon, wenn ich dann im Forum lese mit welchen Schwierigkeiten andere zu kämpfen haben, dann werde ich still und denke mir ich sollte dankbarer sein für das was ich hatte und noch HABE! Doch es gibt Situationen, Zeiten dann bricht von dem Haben auch noch etwas weg und dann noch die Kraft zu aufzubringen Oberwasser zu behalten ist sehr schwer. Nicht immer habe ich die Kraft, dann auch noch den Mut (auch nicht hier im Forum) zu sagen: ja mir geht es schlecht - auch jetzt noch immer mal wieder schlimm! Zu groß ist die Angst, dass mir gezeigt wird ich betreibe Selbstmitleid, ich arbeite nicht "richtig" an mir und ich könnte schon viel weiter sein, wenn ich nur wollte...und da bin ich wieder bei Schritt eins angelangt "will ich?". Nein, ich kann nicht sagen, dass ich das Schiksal vollkommen "angenommen" habe, für meinen Mann nicht und für uns nicht - aber ich will mich auch nicht immer erklären müssen, warum mir das so schwer fällt und dann bin ich still und versuche an die zu denken, denen es schlechter geht als mir...aber sie sind da die Taruernden, die auch nach über einem Jahr noch Tiefs haben, die manchmal nicht enden wollen und alles in Frage stellen - du bist auch jetzt nicht allein, aber wir werden stiller?!

Ganz liebe Grüße und einen erholsamen Sonntag! Petra
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  #11  
Alt 02.04.2006, 16:25
Briele Briele ist offline
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Beiträge: 192
Standard AW: Trauernde Männer?

Lieber Gärtner,

Roberts lieber Papa und verlässlicher Fahrer, vielleicht setzt Du morgen Deine Chauffeurmütze auf, fährst ein paar Strecken von „damals“ ab und erzählst Robert wie es Dir so geht.

Deine letzten Beiträge habe ich gelesen, mir meine Gedanken gemacht und die möchte ich Dir schreiben. Wenn „nichts“ dabei ist, wirst Du es mir auch nicht übel nehmen, das weiß ich.

DIE MITTE HALTEN, IM AB UND AUF DER GEFÜHLE, das ist nicht leicht, ich denke aber man ist schon einmal auf einem guten Weg, wenn man es versucht, immer wieder innehält, sich selbst und seinen Weg betrachtet. Manchmal scheint es, als würde sich nie etwas verändern, man fühlt sich wie einbetoniert, es ist schier zum Verzweifeln. Aber dann, ist etwas, ein Gedanke, ein Gespräch, eine Begegnung und man sagt, aber Hallo, da ist nun doch eine Veränderung.

DEN GEMÜTSZUSTAND ERREICHEN, DEN MAN MIT „RUHE“ BEZEICHNET – mein Lieber, sei barmherzig mit Dir, wie soll das gehen? Nach einem Jahr? Nach dem Verlust Deines Kindes? Da beschäftigen sich Menschen Jahrzehnte mit nichts anderem als mit dieser Frage und selbst denen gelingt es nicht immer.

Aber auch hier: wenn die Gedanken ganz toll galoppieren, ich vom hundertsten ins tausendste komme, gebetmühlenartig dieselben wiederhole, dann ruf ich mir das zu, was Du schreibst und manchmal sag ich sogar laut: Schluß jetzt.

Und so pendle ich auch hin und her, geb mir manchmal nach und dann wieder nicht und dieses Ausloten tut mir gut und ist für mich richtig. Vielleicht für Dich auch.

Ich weiß, es ist wichtig im Hier und Jetzt zu sein und beschäftige mich doch oft mehr mit der Vergangenheit, denke mehr an die Zukunft. Dabei weiß ich, all meine Ängste sind Gedanken die Zukunft betreffend, all meine Trauer, meine Wut, mein Hass sind in der Vergangenheit beheimatet. Gegenwart wäre durchaus eine Alternative.

Nun hab ich auch nachgedacht ob „frische Trauer eher akzeptiert wird, Erfahrungen mit der langen Zeit der Trauer, des Schmerzes, nicht.“
Da wird wohl jeder seine Erfahrungen haben. „In der Welt draußen“ geht das schon ziemlich schnell, daß einem gesagt wird, nun ist aber gut, keiner will es mehr hören und was noch schrecklicher ist, keiner redet mehr von dem Verstorbenen.

Aber hier? Hier doch nicht, oder? Du weißt, ich eiere nun wirklich als „Späte“ herum. Ein altes Waisenkind, mein Gott, die Eltern waren alt. Vielleicht hab ich eine dicke Haut, aber es hat mir hier nie jemand das Gefühl gegeben, was willst du eigentlich, wir können es nicht mehr hören.

Es hat mir, meiner Trauer gut getan, dieses letzte Jahr. Ich hatte die Möglichkeit etwas aufzuholen, was mir die Jahre vorher gefehlt hat, man hat mir zugehört, mehr hatte ich nicht erhofft, und doch ist mehr daraus geworden.

Ich habe die Trauer von Menschen kennen gelernt, die ihren Partner verloren haben. Ich habe die Unterschiede in dieser Trauer begreifen gelernt.
Ich habe Dich kennengelernt, der sein Kind verloren hat und andere, die ein erkranktes Kind haben.

Das ist nun ein Verlust, ein Schrecken, ein Entsetzen, dafür habe ich in Wirklichkeit keine Worte, auch wenn ich jetzt lange schreibe.

Ich habe zwei kleine Neffen, die hab ich von Herzen gerne. Wenn man Liebe messen kann, dann sag ich, meinen Mann hab ich aber schon viel lieber. Wenn ich das Leben eines Neffen retten könnte indem ich sterbe, ich würde es tun. Ich würde aber nicht für meinen Mann sterben wollen. Ich weiß nicht, ob nun das rüber kommt, was ich sagen will: es ist alles ganz anders, wenn es sich um ein Kind handelt.

Nach Robert wird keine Straße benannt werden. Das stimmt. Aber ich sag Dir was:
Ich habe heute Roberts Sterbedatum in „mein Büchlein“ eingetragen. Bei mir brennt ohnehin immer eine Kerze, ich seh jeden Tag in mein kleines Buch das bei „meinem Altar“ steht und da sind die Geburts- Sterbedaten eingetragen.
Der 3. April ist Roberts Todestag und sollte ich je an den Todestag vom letzten Papst denken, dann nur wegen Robert. Weil Robert einen Tag später gestorben ist.

Ja, man möchte Straßen, Städte nach den Verstorbenen benennen, Bauten errichten. Es soll immer daran erinnert werden.
Ich denke morgen brennen etliche Kerzen für Robert, denken viele Menschen an ihn und auch an Dich, lieber Gärtner. Du bewirkst hier etwas: Robert hinterlässt Spuren in unseren Herzen.

Es ist ein paar Wochen her, da schrieb ich Dir eine p.N. weil ich durch eine Verwechslung dachte Du bist in Gefahr. Ich bin damals richtig erschrocken und dann erleichtert. Ich wollte Dir sagen, auch wenn es traurig ist, schwer ist, Das Leben will gelebt werden, Dein Leben. Von Dir. Ich wünsche Dir viel Glück dazu.

Briele
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  #12  
Alt 03.04.2006, 08:38
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Und nun?

Nun ist der Tag da, vor dem du dich so sehr gefürchtet hast lieber Steffen. Seltsam, das erstemal heut morgen bin ich tatsächlich wach geworden und so ziemlich mein erster Gedanke galt dir bzw. deinem Robert.

Ich weiß nicht, was ich dir sagen kann, um dir den Tag heute etwas erträglicher zu machen. Ich weiß es wirklich nicht, finde die Worte nicht so gut wie Briele, ausgerechnet, wo sie immer daran zweifelt bei bestimmten Themen nicht mitreden zu können. Vielleicht fehlt mir die Unbefangenheit, diesmal quasi auf der anderen Seite, ich kann ahnen, wie es dir geht, wirklich wissen kann ich es nicht.

Dennoch gehen mir einige Dinge nicht aus dem Kopf. Auch das hat Briele gestern bereits angesprochen. Der Papst. Wer war der Papst, was weiß ich von ihm? Ehrlich gesagt, nichts, bzw. nur das, woran ich durch das Medienspektakel nicht drum herum komme. Ich werde also quasi „gezwungen“ zu wissen, wann er gestorben ist. Hab keine Chance, es nicht zu registrieren.

Und Robert? Robert, den ich leider persönlich nie kennen gelernt habe. Was weiß ich von ihm?

Ich weiß, wie Robert aussieht, nicht, weil es die Medien wollten, sondern ich. Und du hast ihn mir gezeigt. Ich weiß, dass er einen Bruder hat, der nun alleine ist, dein anderer Sohn. Hat der Papst Geschwister? Keine Ahnung! Ich weiß, dass Robert leidenschaftlich gerne Fußball gespielt hat. Hat der Papst jemals Fußball gespielt, hoffentlich, aber wissen tue ich es nicht. Ich weiß, dass Robert und sein Bruder ihre eigene Bude hatten, wohl behütet im Elternhaus, aber für sich, alleine, um in Ruhe erwachsen werden zu können. Das haben ihre Eltern möglich gemacht. Ein Traum, der nicht vielen Jugendlichen erfüllt wird.

Und ich weiß noch etwas von Robert. Dass er einen wunderbaren Vater hat, der ihn sehr vermisst, der seine Jungs, seine Familie über alles liebt und der nun jeden Tag aufs Neue versucht, nicht an dem Schmerz zu zerbrechen. Der versucht, den Rest Leben zu erhalten, zu funktionieren, den Sinn wiederzuerkennen und Frieden zu finden. Ich weiß, dass der tolle Vater von Robert trotzt seinem Kummer versucht, auf die Liebe im Herzen zu hören, die ihm bleibt, dass er versucht, aus dieser Liebe wieder Kraft zu schöpfen. Ich weiß, dass der tolle Papa von Robert ganz oft die richtigen Worte findet, um andere an der Hand zu nehmen und zu sagen: Komm, spring auf. Wir schaffen das.

Ja, das alles weiß ich von Robert. Und ich hoffe, noch viel mehr von ihm zu erfahren, ihn noch lebendiger werden zu lassen in meinem Herzen.

Dein Robert hat Spuren hinterlassen Steffen, bei mir und vielen anderen hier.

Ja Robert, du hast einen tollen Vater und ich weiß, dass du sehr stolz bist, sein Sohn zu sein. Hilf ihm ein wenig, pass auf ihn auf, dass er sich nicht verirrt in seinem Schmerz!

Und nachher stoßen wir auf dich an. Möge es dir gut gehen, dort wo du jetzt bist!

Ich umarme dich, lieber Steffen, und hoffe, dass du gut durch diesen schweren Tag kommst

LG
Andrea
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